
Guido Müller, Guido Müller mit Ingrid Maier; Mit dem Olympiazweiten Karl Friedrich Haas; Bilder Theo Kiefner






Guido Müller (1938-2025): Vom Württembergischen Jugendmeister zum dreimaligen Weltsportler der Masters
Die Geschichte von Guido Müller ist eine der glücklichsten von etlichen glücklichen Geschichten im Sport. So schrieb Mirko Weber im Jahr 2014 in der „Stuttgarter Zeitung”. Der 1938 in Stuttgart geborene Guido Müller war als junger Leichtathlet für Salamander Kornwestheim an den Start gegangen. Er hatte schon früh Erfolge auf Landesebene. Mit 18 Jahren wurde er württembergischer Jugendmeister über 400 Meter in 51,6 Sekunden. Nach etlichen Erfolgen reizten ihn die 400 Meter Hürden, obwohl ihm alle davon abrieten. Das stachelte ihn nur noch mehr an, sodass er sich 1964 mit 51,3 Sekunden für die deutsch-deutsche Olympiaausscheidung in Berlin qualifizierte. Als fünfter verpasste er mit Einstellung seiner Bestzeit knapp die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio.
Zu dieser Zeit hatte er seine Arbeitslehre bei der Schuhfabrik Salamander bereits abgeschlossen und arbeitete von 6:40 Uhr bis 16:30 Uhr. Danach ging er zweimal pro Woche zum Training. Müller ging für die Firma für zwei Jahre nach New York. Auf der Rückreise lernte er seine spätere Ehefrau Helga, eine Münchnerin, kennen. Nach einer gemeinsamen Station in Italien ließen sie sich in München nieder, bauten ein Haus und machten sich selbstständig.
Der Sport hat zunächst Pause, außer ein bisschen Alibi-Joggen. Aufgrund seines zunehmenden Gewichts – er hatte zehn Kilo zugenommen – beschloss er, etwas dagegen zu unternehmen. In Vaterstetten hatte sich zu dieser Zeit, Anfang 1982, eine Senioren-Leichtathletikgruppe zusammengefunden. Müller wechselte mit Anfang vierzig zurück zum Sport. Einmal wöchentlich mit Gleichgesinnten und Altersgenossen ein altersangepasstes Training absolvieren, das etwa dem Niveau des Sportabzeichens entspricht. Das war seine Zielsetzung, die sich jedoch relativ schnell änderte.
Das war spätesten 1983 der Fall als Müller frisch in die M45 aufgerückt in Schriesheim seine ersten beiden deutschen Meistertitel mit Altersklassenrekord gewinnt. Eine Meisterschaft jagte die nächste und ein Erfolg den nächsten. Nach den deutschen Meisterschaften folgten die Erfolge auf europäischer und weltweiter Ebene. Und das alle ohne einen Trainer.
In den USA würde man einen Masters-Athleten mit den Erfolgen von Guido Müller mit dem Ehrentitel „GOAT“ (Greatest of all time) bezeichnen. Bei seinem Abschied vom Wettkampfsport im Jahr 2019 blickte er auf 38 Jahre Seniorensport zurück. In dieser Zeit wurde er dreimal Weltsportler der Masters, zweimal Europas Seniorensportler des Jahres, gewann 48 Weltmeistertitel, 103 Europameistertitel und 156 deutsche Meistertitel.
Mit seiner Einstellung zum Training hatte Guido Müller nicht nur bei den Masters-Athleten Eindruck hinterlassen. Im Winter trainierte Müller in der Werner-von-Linde-Halle, oft zu den Zeiten, zu denen auch die Gruppe um Christian Blum (2006 Deutscher Meister über 60 Meter) trainierte. „Es war schon beeindruckend, mit welcher Akribie und Intensität er trainierte“, erinnerte sich Blum. „Er erkundigte sich auch immer wieder, was er noch verbessern könnte.“
Guido Müller fasste 2019 seine Einstellung zum Leistungssport wie folgt zusammen: „Wichtig ist mir, dass ich mein auf die Wettkämpfe bezogenes Training nicht als Last oder gar als Frust empfunden habe, sondern überwiegend als Freude mit einer sehr positiven inneren Einstellung. Auch ein optimales Training garantiert aber nicht ein dem Leistungsvermögen entsprechendes Abschneiden bei den Wettkämpfen. Die mentale Einstellung zum Wettkampf ist für das Abschneiden ein wichtiges Kriterium. Bei übermäßigem Training ist die Verletzungsgefahr groß. Oft werden auch die wichtigen Pausen zur mentalen und körperlichen Regeneration unterschätzt. Es versteht sich von selbst, dass eine gesunde Lebensweise unbedingt erforderlich ist.“
In den Jahren nach seinem Rücktritt war er weiterhin sportlich aktiv, allerdings eher joggend als sprintend. Seine Krankheit (Morbus Parkinson) behinderte ihn zunehmend, sodass er nur noch selten im Stadion zu sehen war und die Kontakte sich auf private Besuche beschränkten.
- Links:
- www.leichtathletik-vaterstetten.de/news/das-war-meine-karriere
- www.tsv-vaterstetten.de/news/guido-mueller-beendet-seine-beeindruckende-karriere-in-der-leichtathletik
- www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.der-weltsportler-der-senioren-guido-muellers-lebenslauf.4ef6135b-30eb-42cb-b53f-daed72174d4a.html