Groß war der Jubel bei Malte Mohr nach seiner Weltjahresbestleistung von 5,91 Meter in Ingolstadt.

Internationales Flair auf der Ingolstädter Bahn: Tjipekapora Herunga aus Namibia gewann die 400 Meter klar . . .

. . . vor der Münchnerin Karolin Pilawa.

Jonas Koller ließ in Ingolstadt mit einer neuen 3000-Meter-Bestzeit aufhorchen.

Beherrschte das Titelrennen über 2000 Meter Hindernis nach Belieben: Cornelia Griesche.

Holte sich Gold über die "Böcke": Patrick Karl.

Erst auf den letzten Metern setzte sic h Babinja Wirth (rechts) gegen Julia Neiswirth (links) durch. Alle Fotos: Theo Kiefner

25.06.2012 10:31 // Von: Reinhard Köchl

Meet IN: Höheflüge mit dem Stab, mehrere Olympiastarter und schnelle Hindernisläufe

Den besten Stabhochsprung der Welt im Olympiajahr bekamen die 1200 Zuschauer, Betreuer und Sportler am Freitagabend im Ingolstädter MTV-Stadion zu sehen. Im zweiten Versuch meisterte Malte Mohr (TV Wattenscheid 01) 5,91 Meter, sehr zur Freude von Bundestrainer Jörn Elberding und den Verantwortlichen des MTV 1881 Ingolstadt, die wie jedes Jahr trotz geringer finanzieller Mittel eine der wenigen sportlichen Weltklasseveranstaltungen in Ingolstadt auf die Beine stellen konnten.

An der neuen deutschen Rekordhöhe von 6,01 m scheiterte der Wahlmünchner zwar noch, was der tollen Stimmung  im MTV-Stadion aber nichts anhaben konnte. Selbst alt gediente Begleiter des Leichtathletik-Geschehens in der Region mussten lange zurückdenken, um sich an eine ähnliche Szene erinnern zu können. Als gegen 20 Uhr rund 3000 Hände unisono im Rhythmus klatschten, um Mohr zur neuen Weltjahresbestleistung zu treiben, da fühlten sich einige an die grandiosen Meetings in den 1990er Jahren mit Top-Stars der Leichtathletik wie Carl Lewis oder Heike Drechsler erinnert.

Dass es jetzt, über 15 Jahre später, wieder zu ähnlichen Gänsehautszenen kommen konnte, lag zum einem am hervorragenden Ruf des Meet-IN, das der MTV 1881 Ingolstadt zum mittlerweile elften Mal ausrichtete, sowie an dem einmal mehr exzellent besetzten Feld der Stabhochspringer, die das Publikum in ihren Bann zogen. Malte Mohr, der nach seinen 5,91 Meter von Ingolstadt als Favorit zur EM nach Helsinki und zu Olympia nach London fährt,  musste sich dabei gegen hochkarätige Konkurrenz durchsetzen. Erst nachdem Karsten Dilla (Uerdingen), der trotz erfüllter Norm als deutsche Nummer vier (bislang) nicht zu Olympia darf, dreimal knapp an 5,73 Meter gescheitert war, stand der Sieg des frischgebackenen Deutschen Meisters fest.

Auf den Rängen hinter Dilla, der mit klar übersprungenen 5,53 Meter Zweiter wurde, lagen drei Starter aus drei verschiedenen Ländern zusammen auf dem dritten Platz: Der schon für London qualifizierte Yoo Kim Suk (Korea), Rasmus Jörgensen (Dänemark) und Youngster Florian Gaul (Sindelfingen) mit neuem Hausrekord meisterten jeweils 5,43 Meter. Der zweite Däne Mikkel Nielsen übersprang mit persönlicher Bestleistung  ebenfalls 5,43 m, musste sich aber wegen der höheren Zahl von Fehlversuchen mit Platz sechs zufrieden geben. Die lange Zeit verletzten Tobias Scherbath (Bayer 04 Leverkusen) und Alexander Straub (LG Filstal), der in Ingolstadt seinen Saisoneinstieg absolvierte, waren zwar mit ihren Höhen nicht zufrieden, konnten dem Publikum aber gelungene Sprünge zeigen, die einen deutlichen Aufwärtstrend versprechen.

Olympiastarter aus Namibia zu Gast

Doch nicht nur Malte Mohr und Yoo Kim Suk werden die begeisterten Zuschauer beim MTV-Meet-IN in London wiedersehen. Auch die 400-Meter-Siegerin Herunga Tjipekapora (Namibia) hat bereits das Olympia-Ticket in der Tasche. Die Langsprinter aus dem südlichen Afrika, die beim Ingolstädter Leichtathletik-Meeting die 200 und 400 Meter beherrschten, setzten die Glanzlichter in den Laufwettbewerben. Die beiden 200-Meter-Rennen wurden in sehr schnellen Zeiten von den afrikanischen Gästen beherrscht: Kaanjuka Hitjivure siegte bei den Männern in 21,27 Sekunden, Majova Globine bei den Frauen in 24,30  Sekunden. International noch wertvoller waren aber die 400-Meter-Ergebnisse. Olympiastarterin Tjipekapora ließ in 53,25 zu 55,98 Sekunden der frischgebackenen deutschen Vizemeisterin über 800 Meter, Carolin Pilawa (LG Stadtwerke München) wenig Chancen, ebenso bei den Männern Frank Puriza in 47,43 zu 48,31 Sekunden dem ehemaligen Deutschen Jugend-Hallenmeister Stefan Gorol (DJK Friedberg).

Starke Zeiten gab es auch über die Mittelstrecken. Die 800 Meter der Frauen dominierte in einer Art Comeback nach langer Verletzungspause Julia Hiller (LAC Quelle Fürth) in 2:12,41 Minuten, das Männerrennen ging an den starken Jonas Zweck (LG Telis Finanz Regensburg) in 1:52,29 Minuten. Die Langstreckenspezialisten profitierten von den optimalen Bedingungen gegen Ende der Veranstaltung. Tobias Gröbl (LG Zusam) beherrschte die 3000 Meter in 8:16,30 Minuten. Über 5000 Meter siegte in flotten 14:50,01 Minuten Philip Champignon aus dem niedersächsischen Kirchdorf. Für eine der besten U 20-Leistung sorgte der für die Junioren-Weltmeisterschaften vorgeschlagene Langstreckler Jonas Koller (LG Telis Finanz Regensburg) mit seiner 3000-Meter-Bestzeit von 8:29,00 Minuten.

Spannende Bayerische Hindernis-Titelkämpfe

Die jugendlichen Hindernisläufer hatten die Chance, bei den geradezu optimalen Bedingungen ihre Bayerischen Meisterschaften austragen zu können. Bei der weiblichen U 20 wurden die 2000 Meter Hindernis eine klare Angelegenheit für Cornelia Griesche (DJK Ingolstadt). Quasi vor der Haustüre holte sie sich überlegen Gold mit 18 Sekunden Vorsprung (6:46,18 Minuten) vor Katrin Geiger (SV Steinheim), die 7:04,59 Minuten benötigte, und Anna-Lena Stich (TuS Bad Aibling) in 7:12,30 Minuten. Bei der weiblichen U 18 ging der Titel über 1500 Meter in einem wesentlich spannenderen Lauf an Babinja Wirth (TSV Ebermannstadt) in 5:17,11 Minuten, die sich knapp vor Julia Neiswirth (SG Siemens Amberg; 5:17,16 Minuten) und Valerie Griesche (DJK Ingolstadt; 5:21,52 Minuten) durchsetzen konnte.

Auch bei den jungen Männern entschied erst der Schlussspurt über die Vergabe der Medaillen. In der männlichen U 18 über 2000 Meter Hindernis setzte sich Patrick Karl (TV Ochsenfurt) in 6:07,71 Minuten vor Bernhard Weinländer (LAC Quelle Fürth; 6:08,36 Minuten) und Quirin Kappelmeier (LG Kreis Dachau; 6:21,51 Minuten) durch, während sich in der männlichen U 20 zwei ein heißes Duell lieferten. Schlussendlich gewann Michael Pritzl (TSV 1860 Rosenheim) in 6:12,88 Minuten vor Dario Tippmann (LAC Quelle Fürth) in 6:13,74 Minuten. Dritter wurde hier Christian Amon (SG Siemens Amberg) in 6:28,50 Minuten.