Bayerische Hallen-MS München, Tag 2: Alexandra Burghardt zieht über die Hürden durch
Auf der anderen Seite sollte aber auch nicht übersehen werden, dass bei den Titelkämpfen auch heuer in manchen Wettbewerbe sowohl die Teilnehmerzahl als auch die Leistungen einer Landesmeisterschaft nicht gerecht wurden.
Zu den positivsten Erscheinungen der beiden Wettkampftage in München gehört zweifellos die 18-jährige Alexandra Burghardt (zuletzt LAZ Inn, jetzt LG Stadtwerke München). Nach ihrem souveränen Sieg am Samstag im 60-Meter-Sprint in 7,44 Sekunden, womit sie ihre persönliche Bestleistung (und den von ihr gehaltenen bayerischen U 20-Hallenrekord) nur um zwei Hundertstelsekunden verfehlt hatte, gewann sie am Sonntag ebenso sicher die 60 Meter Hürden, diesmal in neuer persönlicher Bestzeit von 8,35 Sekunden (bisher 8,40 Sekunden). Dabei hatte die dreifache deutsche Jugendmeisterin im Vorlauf „schlimm gepatzt“, wie sie selbstkritisch feststellte, und nur mit der siebtbesten Zeit das Finale erreicht. Nach ihrem zweiten Bayern-Meistertitel bei den Frauen war sie verständlicherweise mit ihrer Leistung zufrieden, ebenso ihr Heimtrainer Franz Wandinger, den sie auch nach ihrem Vereinswechsel behalten hat. Er stellte kurz und prägnant fest: „Des passt scho. Alles ist voll im Plan.“
Den zweiten Platz im Hürden-Finale belegte Christina Muckenthaler (LG Stadtwerke München), die in diesem Winter in der Halle so schnell ist wie nie zuvor, aber trotz ihrer neuen persönlichen Bestzeit (8,52 Sekunden) eben doch Alexandra Burghardt den Vortritt lassen musste.
Die Siegesserie der Stadtwerke-Sprinterinnen setzte sich im 200-Meter-Lauf fort: Sechs von ihnen qualifizierten sich für die beiden Finals und drei standen danach auf dem Siegerpodest. Meisterin wurde die 20-jährige Julia Riedl, deren leicht angeschlagene Zwillingsschwester.Martina auf die Teilnahme verzichtet hatte, in 24,75 Sekunden vor Stadtwerke-Neuzugang Tamara Seer (24,89) und Lisa Schollbach (25,11). Zum Schluss der Veranstaltung gab es auch für Tamara Seer eine Goldmedaille, nachdem sie die 400 Meter in recht guten 56,17 Sekunden vor Nicole Klasna (TuS Bad Aibling/57,22 Sekunden) gewonnen hatte.
Corinna Harrer trainiert nur
Deutschlands beste 1500-Meter-Läuferin Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg) war zwar nach München gekommen, aber sie nahm nicht an dem Meisterschaftslauf in ihrer Paradestrecke teil, sondern absolvierte nur nach den Wettkämpfen eine Trainingseinheit in der Linde-Halle – auch im Hinblick auf ihren Start am kommenden Wochenende beim Hallen-Länderkampf in Glasgow. Sie wurde gut vertreten von ihrer Vereinskollegin Christiane Danner, die vom Start weg den Ton angab und sich den Titel in 4:23,19 Minuten vor der am Tag zuvor über 3000 Meter siegreichen Carolin Aehling (ebenfalls LG Telis Finanz Regensburg/4:26,85 Minuten) sicherte. Dritte wurde die frühere deutsche Hindernis-Meisterin Julia Hiller (LAC Quelle Fürth/4:31,38 Minuten in dem Lauf, in dem acht von elf Teilnehmerinnen aus Regensburg kamen.
Den Hochsprung gewann die U 20-Jugendliche Nadine Niemann (LAZ Obernburg-Miltenberg) mit 1,74 Metern, im Stabhochsprung setzte sich die auch erst aus der U 20 in die U 23 aufgestiegene Favoritin Julia Ott (TV 1860 Gunzenhausen) mit 4,01 Metern durch; sie stieg erst in den Wettkampf ein, als drei Mitbewerberinnen schon ausgeschieden waren. Katharina Schreck (TS Herzogenaurach) hat ein Abonnement auf den bayerischen Meistertitel im Dreisprung, das sie auch diesmal in deutlicher Überlegenheit mit 12,78 Metern in Anspruch nahm. Knapper ging es bei den Kugelstoßerinnen zu: Caroline Krämer (asics Team Wendelstein) setzte sich mit 12,73 Metern vor Melanie Dörr (TSV Ochenbruck/12,62 Meter) durch.
Drei der Viertelmeiler, die in diesem Jahr zusammen mit dem am Wochenende nicht anwesenden Kamghe Gaba eine der Papierform nach in Deutschland kaum schlagbare 4 x 400-Meter-Staffel der LG Stadtwerke München bilden sollen, beteiligten sich am 200-Meter-Sprint – und sie belegten die ersten drei Plätze: David Gollnow war der Schnellste in 21,52 Sekunden vor Benedikt Wiesend (21,89 Sekunden) und Jonas Plass (21,97 Sekunden). Neuzugang Plass, mehrfacher Olympia-, WM- und EM-Teilnehmer mit der deutschen 4 x 400-Meter-Staffel, hatte im 400-Meter-Einzelwettbewerb als Vorlaufbester (48,33 Sekunden) auf die Endlaufteilnahme verzichtet und damit den Weg für Stefan Gorol (DJK Friedberg) freigemacht. Der 21-jährige Schwabe nahm diese Chance gerne wahr und siegte mit großem Vorsprung in respektablen 48,86 Sekunden.
Einziger Doppelsieger bei den Männern war Clemens Bleistein (LG Stadtwerke München), der nach seinem Samstags-Erfolg über 3000 Meter auch den 1500-Meter-Lauf für sich entschied. Der 22-Jährige, der zwar schon seit drei Jahren in München studiert, aber erst jetzt von Tübingen aus zur LG Stadtwerke wechselte, musste mehr kämpfen als 24 Stunden vorher, um in 3:51,01 Minuten als Erster mit geringem Vorsprung vor Felix Plinke (3:51,71 Minuten - einer von fünf Regensburgern im 1500-Meter-Lauf) ins Ziel zu kommen.
Lediglich fünf Hürdensprinter stellten sich dem Starter, in 8,31 Sekunden siegte Timo Kaufmair (TS Herzogenaurach) knapp vor Florian Geyer (Athletik- und Sprintteam München/8,34 Sekunden). Bayerns bester Dreispringer in den vergangenen Jahren, Manuel Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg), studiert derzeit in den USA. Sein Nachfolger als bayerischer Meister ist der erst 18-jährige Ivane Antonov, der mit 15,24 Metern keineswegs enttäuschte. Enttäuschend allerdings die Beteiligung, von sechs Teilnehmern waren drei Gäste aus der Schweiz, die also nicht in die Wertung kamen.
In Abwesenheit des vielfachen bayerischen Meisters Robert Dippl (LAC Quelle Fürth) reichten im Kugelstoß Alexander Brosche (LG Hof) 14,93 Meter zum Sieg vor Tobias Schäpe (14,26 Meter).