Eine Leben für die Leichtathletik: Hartmut Schweitzer.

Auf Hartmut Schweitzers Rat hören auch junge Athleten wie hier Florian Orth.

Die Schweitzers, eine echte Leichtathletik-Familie: (von links) Ute, Hartmut und Jochen. Alle Fotos: privat

19.02.2018 00:03 // Von: Kurt Ring

Langjähriger BLV-Präsident Hartmut Schweitzer feiert heute seinen 80. Geburtstag

Als Sportler war er ein erfolgreicher Sprinter. Keiner konnte besser um die engen Kurven der alten Schwandorfer FC-Bahn kurven. Als Spitzenfunktionär entwickelte er sich zum Marathonmann und kann nun auf ein prall gefülltes Lebenswerk in der Olympischen Kernsportart Nummer eins zurückblicken. Die Rede ist vom Oberpfälzer Leichtathletik-Urgestein Hartmut Schweitzer, der am heutigen Montag im Kreise seiner Familie seinen 80. Geburtstag feiert.

Vielleicht hat Schweitzer als Vorsitzender des erfolgreichsten Oberpfälzer Vereins aller Zeiten, dem
Förderverein der LG Regensburg, seine befriedigendsten, ja sogar erfolgreichsten Jahre als Macher in seiner Sportart erlebt. „Seine" Athletinnen und Athleten haben ihm in dieser Zeit seit 2006 vier Olympia- und zwölf Teilnahmen bei Europameisterschaften, sowie weit über 150 nationale Titel geschenkt.
 
Seine eigene sportliche Karriere begann Hartmut Schweitzer 1958 und brachte es auf damals hervorragende 10,7 Sekunden über die 100 Meter. Der Überbrückungsphase im Trainerwesen mit vielen Erfolgen seiner damaligen Schwandorfer Athleten auf Landes- und nationaler Ebene folgte eine außergewöhnliche Funktionärslaufbahn, die er 1970 als Bezirksvorsitzender begann und 1985 als langjähriger Präsident des Bayerischen Leichtathletik-Verbandes (BLV) fortsetzte. Als erster deutscher „Landesfürst“ nahm er unmittelbar nach der Wende Kontakt zu den neuen Bundesländern auf und trug damit viel zur leichtathletischen Wiedervereinigung bei.

Eigentlich drehte sich im Leben des Hartmut Schweitzer fast alles um den geliebten Sport. Als Flüchtlingskind nach dem Krieg war das Studium in München, wo er Sport und Chemie fürs Lehramt an Gymnasien belegte und dann auch erfolgreich abschloss, immer auch mit finanziellen Engpässen verbunden. Fleiß, große Ausdauer und ein stets wachsendes hohes Fachwissen prägten sein Tun in all den Jahren, die dann folgten, immer am Schwandorfer Gymnasium (ab 1963), zuletzt als Studiendirektor tätig.

1976 entdeckte das Geburtstagkind dann den Lauf als die kommende Breitensportbewegung. Schweitzer gründete mit Franz Huf in Schwandorf einen der ersten „Lauftreffs“, den er zwölf Jahre lang betreute und zur Saisoneröffnung im Frühjahr stets mit ganz besonderen Promis wie Emil Zatopek, dessen Frau Dana, Speerwurflegende Klaus Wolfermann oder dem damaligen Langstreckenweltrekordler Gaston Roelants garnierte. Seinem unermüdlichen Einsatz verdankt Schwandorf das schmucke Sepp-Simon-Stadion, in dem dann viele Jahre auch wieder Leichtathletik der nationalen Güte stattfand, immer angetrieben vom nimmermüden Hartmut Schweitzer.
 
Wer mit dem Namen „Schweitzer“ geboren wird, hat natürlich irgendwo immer etwas mit Leichtathletik zu tun. Seine Frau Ute war Sprinterin, seine beiden Töchter Anja und Claudia natürlich auch, wobei Claudia derzeit als Schulsportbeauftragte des BLV fungiert. Nesthäkchen Jochen, als jüngster Spross der Familie 1982 zur Welt gekommen, machte in jungen Jahren dasselbe, fast so schnell wie der Papa, aber nicht ganz so lange. Die „Schweitzer-Gene“ machten sich im organisatorischen Bereich einfach schon breit. Inzwischen ist der Filius über den Bezirksvorsitzenden von Oberbayern und Präsidenten der Süddeutschen Verbände zum DLV-Vizepräsidenten für Finanzen aufgestiegen.

Schweitzer senior und Schweitzer junior brachten und bringen sich noch immer intensiv in die erfolgreiche Arbeit der LG Telis Finanz Regensburg und dessen Förderverein mit ein. 2006 war Hartmut Gründermitglied des erfolgreichsten Vereins der Oberpfalz und übernahm auch gleich dort Verantwortung als erster Vorsitzender.

Hartmut Schweitzers neunjährige diffizile Hintergrundarbeit als BLV-Präsident wirkt sich für die deutsche Leichtathletik immer noch segensreich aus. Er war es, der 1988 Helmuth Meyer, den damaligen Direktor des Bundesausschusses Leistungssport im DSB, und Werner von Moltke, den ehemaligen Direktor von Adidas Deutschland zum DLV holte und damit den Startschuss für eine erfolgreiche finanzielle Verbandssanierung gab. Erstand damals Pate fürs erste bayerische Sportinternat am Münchner Isar-Gymnasium. Er hat die Initiative für die Einführung der U 23 gegeben und sich als erster für den Hammerwurf der Frauen stark gemacht.

Vielleicht hätte es auch nie einen späteren DLV-Präsidenten Dr. Clemens Prokop gegeben, wenn der Kelheimer Richter und Ex-Sprinter der LG Regensburg nicht von Hartmut Schweitzer zum BLV-Rechtswart vorgeschlagen worden wäre. Dass so ein honoriger Mann auch viele Ehrungen inzwischen genossen hat, versteht sich von selbst. Bundespräsident Karl Carstens zeichnete Schweitzer 1983 mit der Bundesverdienstmedaille aus, Bundespräsident Richard von Weizsäcker steckte ihm 1992 das Bundesverdienstkreuz ans Revers. Der Bayerische Leichtathletik-Verband ehrte ihn 1983 mit dem „Ritter von Halt Schild“ und als einzigem Oberpfälzer überhaupt überreichte ihm der DLV 1992 das „Carl Diem Schild“. Der BLV verlieh ihm außerdem den Ehrenring des Verbandes. Im lange Zeit geleiteten Leichtathletik-Bezirksausschuss Oberpfalz darf er sich „Ehrenvorsitzender“ auf Lebenszeit nennen.
 
So vollendet sich vorerst denn am 19. Februar 2018 ein 80-jähriger Kreis,den der Jubilar selbst mit zwei Fachveröffentlichungen „100 Jahre Oberpfälzer Leichtathletik“ und „Ein Jahrhundert Schwandorfer Leichtathletik“ publizistisch erschlossen hat. Alle Leichtathleten des kleinsten bayerischen Bezirks – und nicht nur die – verneigen sich vor Hartmut Schweitzers Lebenswerk und gratulieren ganz herzlich dem „ewig Junggebliebenen“.