Große Felder und spannende Rennen, wie hier die Mittelstrecke der Männer, die der Hindernisspezialist Martin Grau (ganz rechts) klar für sich entschied, bestimmten die diesjährigen Bayerischen Crosslauf-Meisterschaften in Kemmern.

Nicht minder souverän gewann Gesa Bohn die hochkarätig besetzte Frauienkonkurrenz. Klar, dass die Freude darüber am Schluss groß war.

Zuvor hatte Bohn alle ihre Konkurreninnen wie hier Cornelia Griesche klar in Schach gehalten.

Starke Vorstellung: Simon Bochs Rezept, die Konkurrenz mit einem langen Antritt in der letzten Runde der Langstrecke auf Distanz zu halten, ging auf.

Auch die Mädchen der U 20 und der U 18 waren überaus flott unterwegs. In der Mitte (Startnummer 522) die spätere Siegerin Eva Schien.

Gabriel Allgeier war bei der männlichen U 20 nicht zu schlagen - auch zur Freude eines Fans.

Kemmerner Impressionen: Die diesjährigen bayerischen Titelkämpfe hatten alles, was die Freunde des Crosslaufes von dieser Disziplin der Leichtathletik erwarten. Alle Fotos: Christian Göstl

20.02.2017 22:37 // Von: Dieter Claus

Kemmern erlebt hochklassige Bayerische Crosslauf-Meisterschaften mit Spannung und schnellen Rennen

Martin Grau (SC Höchstadt/Aisch) und Gesa Bohn (LAC Quelle Fürth) waren die herausragenden Athleten bei den diesjährigen Bayerischen Crosslauf-Meisterschaften im oberfränkischen Kemmern. In einem hochkarätigen Teilnehmerfeld gewannen Bohn in der Frauenkonkurrenz und Grau auf der Mittelstrecke. Beide kamen mit elf Sekunden Vorsprung ins Ziel. Die Langstrecke ging nach spannendem Verlauf an Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg).

Auf einer bestens präparierten Strecke und bei perfekter Organisation erlebten die Zuschauer durchwegs hochklassige und spannende Strecke. Einen besonderen Leckerbissen stellte auch in Kemmern einmal mehr der Mittelstreckenlauf der Männer dar. Übersichtlich, kompakt, schnell: Nach drei Runden ist die Entscheidung gefallen. Als die Läuferschar zum ersten Mal die Zuschauer im Startbereich passierte, war eine Führungsgruppe um Martin Grau, Tim Ramdane Cherif (LG Telis Finanz Regensburg), Tobias Gröbl, Johannes Estner (beide LG Zusam) und Maximilian Zeus (DJK Weiden) zu sehen.

"Nach einer Runde habe ich mal geprüft, ob ich wegkomme, und es hat geklappt", berichtete der Hindernisspezialist Grau. Tim Ramdane Cheruf musste Martin Graus Überlegenheit anerkennen und kam auf den Silberrang. Die Entscheidung um den dritten Platz fiel kurz vor dem Ziel. Mit einem beherzten Schlussspurt überraschte Estner seinen Vereinskameraden Gröbl. Maximilian Zeus gewann die Juniorenwertung vor Bernhard Weinländer (LAC Quelle Fürth). In der Mannschaftswertung siegte die LG Telis Finanz Regensburg vor der LG Zusam und der LAC Quelle Fürth.

Gesa Bohn beherrscht die Frauenkonkurrenz

Im Wettbewerb der Frauen und Juniorinnen dominierte die LAC Quelle Fürth in der Einzel- und Mannschaftswertung. Gesa Bohn lief sich einen Start-Ziel-Sieg heraus, empfand den Lauf aber dennoch als anstrengend. Immerhin hingen ihr so bekannte und erfolgreiche Läuferinnen wie Julia Kick, Cornelia Griesche (beide LG Telis Finanz Regensburg), Anne Kesselring (LAC Quelle Fürth) und Regina Högl (LG Legion Landshut)  an den Fersen. Für Bohn bedeutete der Sieg in Kemmern den ersten bayerischen Titel im Crosslauf. Sie wird wie die meisten Spitzenplatzierten in Kemmern auch bei den deutschen Crosslaufmeisterschaften in Löningen (Niedersachsen) an den Start gehen.

31 Athleten standen beim Lauf der Männer über die Langstrecke an der Startlinie. Vor allem die Regensburger hatten schon am Mittelstreckenlauf teilgenommen. Im Verlauf des Rennens setzte sich ein Läuferquartett ab. Es bestand aus Simon Boch, Tim Ramdane Cherif (beide LG Telis Finanz Regensburg), Tobias Schreindl (LG Passau) und Addisu Tulua Wodajo (TV 1848 Coburg). Auch in diesem Lauf wurde der Ausreißversuch Bochs mit dem Sieg belohnt. Ganz spannend wurde es im Kampf um den dritten Platz. Tobias Schreindl sprintete im Zielkanal an Tim Ramdane Cherif vorbei und verwehrte ihm so die zweite Silbermedaille. Seine Leistung kam dann auch dem Team der LG Passau zugute. In der Mannschaftswertung verwiesen die Passauer die LAC Quelle Fürth mit einem Punkt Vorsprung auf den dritten Platz. Den Titel errang sich mit großem Abstand die LG Telis Finanz Regensburg.

„Schön, cool und kurzweilig“

Kühl und neblig zeigte sich Kemmern, als um 10.45 Uhr die Seniorinnen um die Titel kämpften. Die ersten drei Läuferinnen wurde mit einer Meisterschaft in ihrer Altersklasse belohnt: Christiane Adriaanse (TV 1848 Coburg) in der W 40, Anita Weber (FTSV Straubing) in der W 45 und Eva Scheu (TV 1848 Coburg) in der W 35. Die Siegerin in der W 50, Barbara Stich (PTSV Rosenheim), hat, wenn sie auch den Skilanglauf dazuzählt, bei insgesamt rund 2000 Wettbewerben teilgenommen. "Die Strecke in Kemmern war schön, cool und kurzweilig", bewertete sie rund 1200 Meter lange Runde.

Im Lauf der Senioren holten sich unangefochten Klaus Mannweiler (TSV Wolfratshausen), Hans-Joachim Herrmann (LG Erlangen), Siegfried Haas (RSC Neukirchen) und Wolfgang Huber (SVG Ruhstorf/Rott) in der M 50, M 55, M 60 und M 70 den Titel. Spannend verlief der Kampf um die Meisterschaft in der M 65 und M 75. Manfred Dormann (TSV Bad Brückenau) klebte bis in die letzte Runde an seinem Vereinskameraden Reinhard Vogler. "Wir liefen eine sehr schnelle erste Runde, dann merkte ich, dass Reinhard langsamer wurde, habe in der letzten Runde angegriffen und konnte mich absetzen", berichtete Dormann.

Ein Duell über Jahre hinweg liefern sich Georg Groß (SVO Germaringen) und Albert Walter (MTV 1881 Ingolstadt). Seit 2004 holte sich Groß neun Mal den Titel. Walter gewann in diesem Zeitraum vier Mal die Meisterschaft. Matthias Högg, der die Germaringer betreut, erkannte am vergangenen Sonntagmorgen, dass es dieses Mal für Georg Groß schwer werden würde. Die beiden Senioren belauerten sich über mehrere Runden. Am Ende verließen Groß die Kräfte, Walter setze sich deutlich ab. Groß wurde sogar noch auf den dritten Platz verwiesen.

Überraschungen bei den Senioren

Zwei Überraschungen prägten den Wettbewerb der M 35 bis M 45. Eine anfänglich führende Neunergruppe zerlegte sich von Runde zu Runde. Die Entscheidung fiel schließlich zwischen dem Favoriten Markus Brennauer (TSV Penzberg) und dem Klassenneuling Edwin Singer (LG Allgäu/Kempten). 400 Meter vor dem Ziel lag Brennauer schon fast fünf Meter vorne. Für Singer wäre ein zweiter Platz schon eine Überraschung gewesen, aber der Allgäuer gab nicht auf: "Ich habe bemerkt, dass er nun auch langsam wird, und habe mich auf meinen Spurt verlassen." Am Ende stürmte er mit sieben Sekunden Vorsprung als bayerischer Meister in der M 35 ins Ziel.

Die zweite Überraschung erlebte Andreas Hecht (DJK Weiden). Er erkannte nicht den Zielkanal, schwenkte in eine weitere Runde ein und verlor damit eine sichere Bronzemedaille in der M 35. In der M 40 heißt der bayerische Meister Markus Unsleber (TV DJK Hammelburg), in der M 45 Jan Lettenmaier (LG Stadtwerke München).

Schnelle Fahrt bei den Mädchen

Auf eine schnelle Fahrt gingen die Mädchen der W 18 und W 20 über 3150 Meter. Nach einer Reihe von Tempoverschärfungen blieb am Schluss nur mehr eine Handvoll Läuferinnen übrig, die die Medaillen unter sich ausmachten. Bei den älteren Jugendlichen gewann Eva Schien (LG Telis Finanz Regensburg), die sich auf der letzten Runde als diejenigen erwies, die ihre Kraftreserven am besten eingeteilt hatte, vor Katharina Schmidt und Michelle Braun (beide LAC Quelle Fürth). In der U 18 hatte Titelverteidigerin Jana Vollert (TG 48 Schweinfurt) die Nase vor ihrer Dauerrivalin Lisa Basener (MTV 1881 Ingolstadt) vor, während Triathletin Sophie Rohr (LAC Quelle Fürth) auf dem Bronzeplatz landete.

Zwei Runden liefen die Jugendlichen U 16. Im Lauf der Mädchen lag nach der Hälfte Franca Henseleit (TSV Schongau) bereits 20 Sekunden vor ihren Verfolgerinnen. Der Meistertitel war ihr damit nicht mehr zu nehmen. Ihr Bruder Simon Henseleit (LAC Quelle Fürth) machte es kurze Zeit später der Schwester nach und setzte sich im Wettbewerb der U 18 gegen Florian Bremm (TV Leutershausen) durch. Spannend bis zum Schluss ging es im Lauf der männlichen U 16 zu. Zunächst lag Luk Jäger (TSV Penzberg) an der Spitze. Im Schlussfinish musste er sich nur knapp Quentin Uzmann (DJK Weiden) geschlagen geben.

Eine Gruppe von acht Läufern ging in der männlichen U 18  und U 20 in die letzte Runde, und alle lagen sie Minuten später völlig erschöpft im Zielbereich. Durchgesetzt hatte sich Gabriel Allgayer (LG Stadtwerke München). "Als es am kleinen Berg bergab ging, konnte ich wegziehen", erklärte der Triathlet nach dem Rennen.

Hochklassige Titelkämpfe

Landestrainer Jörg Stäcker zog ein positives Fazit aus den Meisterschaften im Oberfränkischen: "Es gab die erwarteten spannenden Rennen, wo sich unsere Leistungsträger gut in Szene setzen konnten. Bei den Mädchen und Jungen U 20 und U 18 stürmten jeweils zehn Läufer quasi im Sekundentakt die letzten Meter in Richtung Ziel. Selten gab es so kompakte Felder, wo unsere Etablierten von aufstrebenden Talenten gefordert wurden. Und das auf einem Kurs, der alles hatte und sich durchaus für höhere Weihen empfahl."

BLV-Vizepräsident Breitsport Willi Wahl und BLV-Laufwart Hans-Peter Schneider betreuten und begleiteten die Veranstaltung. "Es ist schade, dass die von Klaus Geuß und seinem Team so ausgezeichnet organisierte Meisterschaft nicht mehr Zuschauer angelockt hat", resümierte Schneider und lobte zugleich Kemmern. Die Bayerischen Crossmeisterschaften 2018 werden in Ruhstorf stattfinden.

Weitere Meistertitel: W U 23: Babinja Wirth (TV Ebermannstadt), M 14: Lukas Bilato (TSV Ismaning), W 14: Lina Maana (TSV Gersthofen), W 55: Irmgard Leibl (TSV Geiselhöring), W 60: Gerlinde Kolesa (MTV 1881 Ingolstadt), W 65: Edeltraud Dörr (TSG 08 Roth), W 70: Sibylle Vogler (SC Kemmern).