Bayerische MS München, Teil 1: Rundum gelungene Titelkämpfe mit einigen starken Leistungen
Dies hängt selbstredend ganz wesentlich von den stärksten Vereine im Freistaat ab, die es sich aus den unterschiedlichsten Gründen nicht nehmen ließen, ihr bestes Aufgebot zu den Titelkämpfen zu entsenden. Die LG Stadtwerke München zum Beispiel hatte – analog zu ihrem Einzel-Prämiensystem von Plattling 2013 – diesmal einen Jackpot in Höhe von 10 000 Euro für ihre Athleten ausgelobt, der freilich erst ausgeschüttet werden sollte, wenn mindestens zehn Athleten in der Aktivenklasse zu Meisterehren kommen sollten. Auf diese Weise versuchen die München, die mitunter nicht immer populären Landestitelkämpfe auch für ihre Besten ein Stück Attraktivität zu verleihen. Aufgrund geschickter Planungen kamen schlussendlich sogar deren elf Titel auf dem Stadtwerke-Konto zusammen, so dass die frischgebackenen Meister den Geldbetrag nun unter sich aufteilen dürfen.
Den mithin größten Anteil am großen Prämienkuchen steuerte LG-Langsprinterin und -Mittelstrecklerin Christina Hering mit zwei Einzelsiegen am Samstag über 400 und 800 Meter bei. Nachdem sie sich am vergangenen Wochenende mit starken 2:01,88 Minuten in Oordegem/Belgien auf Platz zwei der deutschen Bestenliste gesetzt hatte, betrachtete die 20-Jährige die beiden Rennen als Durchgangsstation zu den Deutschen Meisterschaften in zwei Wochen in Ulm, wo sie über 800 Meter mindestens ein Platz auf dem Treppchen im Auge hat. Ihre Zeiten waren – quasi im Alleingang erzielt – dennoch aller Ehren wert: 54,82 Sekunden über die Stadionrunde vor Regina Straub (LAC Quelle Fürth; 56,77 Sekunden) und Marleen Eberle (TV 1880 Gunzenhausen; 58.50 Sekunden) sowie 2:06,51 Minuten über die doppelte Distanz vor Stefanie Müller (LAC Quelle Fürth; 2:09,59 Minuten) und Anne Wallebohr (LAG Mittlere Isar; 2:14,91 Minuten).
Stadtwerke-Sprinter Christian Rasp (10,71 Sekunden) lief über 100 Meter vor Trainingspartner und Vereinskamerad Tobias Schneider (11,04 Sekunden) zum Titel. Bisher war Rasp in dieser Saison noch nicht vom Windglück verfolgt. Auch im Dantestadion bremsten ihn am Samstag wieder 1,3 Meter pro Sekunde. Platz drei ging im Finale an den frischgebackenen deutschen U 23-Vizemeister im Weitsprung Maximilian Entholzner (1. FC Passau) in 11,08 Sekunden. Entholzner setzte sich in seiner Spezialdisziplin erwartungsgemäß mit 7,29 Meter bei allerdings nur einem gültigen Versuch durch. Urs Bügger (DJK Weiden) kam als Zweiter mit 7,00 Meter ebenfalls noch über die magische Grenze, Dritter wurde Tobias Blaha (LG Landkreis Kelheim) mit 6,84 Metern. Schon ein Abonnement scheinen die Sprinter der LG Stadtwerke München auf Staffelgold bei den Bayerischen Meisterschaften über 4 x 100 Meter zu haben. Mit 41,03 Sekunden hielten Daniel Troßmann, Tobias Schneider, Christian Rasp und David Gollnow die LG Region Landshut (42,77 Sekunden) und die TS Herzogenaurach (43,69 Sekunden) deutlich in Schach.
Zu viel Rückenwind für David Gollnow
Genau das andere Extrem erlebte David Gollnow (LG Stadtwerke München) über die 200 Meter. Der 400-Meter-Spezialist hatte bei seinem ungefährdeten Sieg in 21,12 Sekunden in der inoffiziellen LG-Vereinsmeisterschaft vor Tobias Giehl (21,50 Sekunden) und Benedikt Wiesend (21,65 Sekunden) zu starken Rückenwind (+ 2,5 Sekunden). Doch Gollnow wird dies verschmerzen können. Für ihn geht es vor den Deutschen Meisterschaften noch ein paar Tage ins Trainingslager nach Südtirol, bevor er in Ulm um die Staffel-Tickets über 4 x 400 Meter für die EM in Zürich kämpfen will.
Die LG Stadtwerke München beherrschte selbstredend auch ohne Gollnow die 400 Meter. Johannes Trefz, bei der Team-EM vor wenigen Wochen nicht für einen Staffeleinsatz berücksichtigt, ließ mit seiner Siegerzeit von 47,79 Sekunden der starken Konkurrenz um seine Vereinskameraden Jonas Plass (46,81 Sekunden) und Benedikt Wiesend (47,45 Sekunden) keine Chance. Der Ex-U 20-Europameister Tobias Giehl ließ es sich freilich nicht nehmen, über seine Lieblingsdisziplin 400 Meter Hürden erfolgreich ins Titelrennen einzusteigen. Mit 51,06 Sekunden gewann er vor Mario Saur (LAC Quelle Fürth; 53,78 Sekunden) und Christian Kolb (SC Vöhringen; 55,27 Sekunden).
Johannes Bichler mit Hammer-Bestleistung
Die Titelsammlung der LG Stadtwerke München beschränkte sich jedoch nicht nur auf die schnellen Kurz- und Langsprinter. Mindestens genauso schnell, wenn auch in einer vierfachen Rotation im Hammerwurfring, war am Samstag Johannes Bichler. Mit 70,39 Metern knackte er wieder die 70-Meter-Grenze, schraubte sogar seine persönliche Bestleistung um einen Zentimeter nach oben und sicherte sich damit den Sieg vor Tristan Schwandke (TV Hindelang), der sich mit 66,84 Meter hauchdünn vor Simon Lang (LG Stadtwerke München; 66,75 Meter) setzen konnte. Im Hammerwerfen der Frauen behielt Anna Arlt (LG Stadtwerke München) mit 48,64 Meter die Oberhand vor Speerwerferin Susanne Siebert (LG Augsburg; 37,24 Meter). Siebert rückte nach ihrer Niederlage vom Ludwig-Jall-Sportfest gegen Sarah Leidl (1. FC Passau) die Verhältnisse in ihrer Spezialdisziplin im Freistaat wieder zurecht und obsiegte mit 55,94 Meter gegenüber 53,39 Meter. Dritte wurde hier Nicola Leidl (1. FC Passau) mit 46,34 Meter.
Nur ein Wurf, Meistertitel bei den Männern eingesackt und am Montag ab zum Trainingslager der U 20-Nationalmannschaft nach Salem (USA), wo es darum geht, für die WM in Eugene (22. bis 27. Juli) in absolute Topform zu kommen: Jonas Bonewit (LG Stadtwerke München) beteiligte sich überaus effektiv und erfolgreich am kollektiven Jackpot-Spiel. Seine 69,27 Meter waren für Florian Prechtl (LG Festina Rupertiwinkel; 63,23 Meter) und Alexander Loy (LG Landkreis Roth; 59,88 Meter) an diesem Tag einfach zu stark.
Den Münchner Jackpot-Clou perfekt machte schließlich Martina Riedl mit ihrem Titel über 200 Meter und einer durchaus beeindruckenden Siegerzeit von 24,32 Sekunden. Nur Platz zwei blieb hier Rebekka Eberle (TV 1860 Gunzenhausen; 24,81 Sekunden) vor Regina Straub (LAC Quelle Fürth; 24,83 Sekunden).
Gerne hätte sich auch Alexandra Burghardt (LG Stadtwerke München) nach langer Verletzungspause über 100 Meter in die Phalanx der Jackpot-Nutznießer eingereiht. Am Samstag musste die inzwischen in Mannheim bei Valerij Bauer trainierende Sprinthoffnung allerdings die Überlegenheit der neuen Nummer Eins über 100 Meter in Bayern, Amelie-Sophie Lederer (LAC Quelle Fürth), anerkennen. Mit 11,88 Sekunden lag die 20-jährige Mittelfränkin klar vor ihrer gleichaltrigen Konkurrentin (11,95 Sekunden). Platz drei ging an Martina Riedl (LG Stadtwerke München; 12,21 Sekunden). Gemeinsam mit Verena Hirschmann, Sinéad Ebert und Regina Straub sprang wenig später über 4 x 100m das zweite Gold für die Ansbacherin im Fürther Trikot heraus. Ihre Zeit: 47,78 Sekunden vor dem SWC Regensburg (49,21 Sekunden) und dem TSV Friedberg (52,40 Sekunden).
Verena Hirschmann zum ersten Mal über sechs Meter
Das LAC Quelle Fürth freute sich generell über die beste Bilanz bei Bayerischen Meisterschaften seit mehreren Jahren. Zusammen mit den Jugendklassen U 18 und U 20 kamen 2014 15 Mal Gold, 13 Mal Silber und sechs Mal Bronze auf das Konto des mittelfränkischen Traditionsvereins. Mit Verena Hirschmann haben die Fürther seit Sonntag sogar eine neue Sechs-Meter-Weitspringerin in ihren Reihen. Der Schützling von Lutz Franke katapultierte sich in Abwesenheit der Top-Favoritin Michelle Weitzel (SWC Regensburg) zu Gold und 6,01 Meter. Dem hatte diesmal auch Sabine Hoja (SWC Regensburg), die in der Vorwoche bei den Süddeutschen Meisterschaften ebenfalls die Sechs-Meter-Marke überwand, mit 5,81 Meter nichts entgegenzusetzen. Platz drei blieb für Michaela Mädler (LG Gendorf Wacker Burghausen; 5,58 Meter).
Mit den souveränen Erfolgen von Ivane Antonov im Dreisprung (14,80 Meter) vor Patrick Lutzenberger (LG Stadtwerke München; 14,32 Meter) und Sebastian Ratzinger (SWC Regensburg; 14,20 Meter) sowie Manuel Marko im Hochsprung (1,99 Meter) vor Andreas Plößl (SWC Regensburg; 1,95 Meter) und Urs Buegger (DJK Weiden; 1,90 Meter) bei den Männern kamen zwei weitere Titel hinzu. Bei den Damen setzte Jannika John über 5000 Meter die Fürther Siegesserie (17:24,61 Minuten) auf dieser Strecke fort. Sie lag klar vor Susanne Ölhorn (LG Passau; 17:46,29 Minuten) und Anna Hösl (LAG Mittlere Isar; 17:56,75 Minuten). Eine weiteres, fast schon standesgemäßes Gold gab es für Diskuswerferin Ulrike Giesa (LAC Quelle Fürth), die mit ihren 53,44 Meter über neun Meter vor der Zweitplatzierten Johanna Höcketstaller (SWC Regensburg; 44,30 Meter) und zehn Meter vor der Dritten Sabrina Zeug (LG Oberland; 43,69 Meter) lag. Die beiden Damen hatten zuvor freilich das Kugelstoßen dominiert, in dem Höcketstaller mit 13,86 Meter den Titel vor Zeug mit 13,40 Meter gewann. Bronze ging hier an Karoline Krämer (asics Team Wendelstein; 12,54 Meter).
Auch die dritte „Hausmacht“ im weißblauen Leichtathletik-Land, die LG Telis Finanz Regensburg, listete nicht ohne Stolz auf ihrer Homepage die im Dantestadion hinzugewonnen Bayerntitel auf, die ihre imposante Erfolgsbilanz weiter vergrößern. Besonders freute die Laufhochburg offenbar das Gold von Zehnkämpfer Simon Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) im 110-Meter-Hürden-Sprint. In Abwesenheit von Sebastian Barth (LG Stadtwerke München) und Fabian Fleischmann (1. FC Passau) nutzte Ziegler die Gunst der Stunden und schlug den Spezialisten mit 15,43 Sekunden ein (Gold-) Schnippchen. Die weiteren Plätze gingen an Athleten des SC Vöhringen: Fabian Eska (15,66 Sekunden) wurde Zweiter und Christian Kolb (16,26 Sekunden) Dritter.
Zwei Titel für starken Benedikt Huber
In den Laufwettbewerben bei den Aktiven gab es für die Regensburger überraschenderweise keine Medaillen, auch weil die Asse im Telis-Trikot die Landesmeisterschaften nur teilweise annahmen. So durfte sich Benedikt Huber (SV Palling) gleich über zwei Goldmedaillen freuen. Im 1500-Meter-Lauf gewann der 25-Jährige in 3:56,22 Minuten vor Tobias Gröbl (LG Zusam; 3:57,56 Minuten) und Sebastian Reinwand (TSG 08 Roth; 3:58,20 Minuten). Über 800 Meter, wo Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) zwar gemeldet war, aber nicht antrat, wurde Huber seiner Favoritenrolle in 1:50,48 Minuten gegen Marco Kürzdörfer (LSC Höchstadt/Aisch; 1:51,63 Minuten) und Gabriel Genck (LG Donau-Ries; 1:52,18 Minuten) gerecht. Über 5000 Meter trug sich mit dem für die TS Lichtenfels startenden äthiopischen Asylbewerber Mitku Tulu Seboka (14:28,24 Minuten) ein neuer Name in die Meisterliste ein. Der 26-Jährige hielt Tobias Schreindl (LG Passau; 14:33,81 Minuten) und Lukas Becht (LG Stadtwerke München; 14:49,73 Minuten) auf Abstand.
In Abwesenheit von Robert Dippl (LAC Quelle Fürth) ging der Kugelstoßtitel an Youngster Christian Zimmermann (Kirchheimer SC), der auf 16,15 Meter vor Martin Schynoll (LG Landkreis Roth; 15,74 Meter) und Christian Schlüter (LG Stadtwerke München; 14,02 Meter) kam. Richtig gut drauf waren am Sonntag die Diskuswerfer, wo BLV-Jugendsprecher Markus Schwerdtfeger (LAZ Kreis Würzburg) gleich drei Mal die 50-Meter-Marke übertraf und seinen Hausrekord auf 51,53 Meter verbessern konnte. Ähnliches gelang Christian Zimmermann mit einer Steigerung auf 49,66 Meter und „Oldie“ Helmut Maryniak (1. FC Passau) als Drittem mit 47,06 Meter.
Im Stabhochsprung bei den Männern ging ein weiteres Mal Gold nach Regensburg. Lucas Schwaiblmair (SWC Regensburg) überwand als einziger Athlet 5,00 Meter. Zweiter wurde hier Steffen Kahlert (TSV Gräfelfing) mit 4,90 Meter vor Schwaiblmairs Vereinskamerad Matthias Küsters (4,80 Meter). Die neue Bayernmeisterin bei den Frauen hieß Karen Ettinger (LAZ Kreis Würzburg), die sich gegen die frühere Deutsche U 18-Meisterin Julia Ott (TV 1860 Gunzenhausen; 3,60 Meter) durchsetzen konnte. Bronze gab es für Eva Rossow (LAZ Kreis Würzburg; 3,30 Meter). Im Hochsprung reichten der Favoritin Carina Dörr (Athletik- und Sprintteam München) 1,66 Meter zum Titel vor Isabel Mayer (SWC Regensburg; 1,61 Meter) und Bernadette Suiter (TSV Mindelheim; ebenfalls 1,61 Meter). Der SWC Regensburg räumte auch über 400 Meter Hürden bei den Frauen Gold ab, und zwar in Gestalt von Julia Liedl (62,90 Sekunden). Sie landete vor Tamara Stüllein (LAC Quelle Fürth; 63,87 Sekunden) und Christina Schlee (TSV Burghaslach; 66,29 Sekunden).
Cornelia Griesche Spurtsiegerin
Nach Ingolstadt diesmal zwei Bayerntitel. Für die DJK Ingolstadt holte Amerika-Rückkehrerin Cornelia Griesche in einem spannenden Rennen mit neuer persönlicher Bestzeit von 4:28,03 Minuten Gold vor Stefanie Müller (LAC Quelle Fürth), die mit 4:29,37 Minuten ebenfalls noch unter 4:30 Minuten kam. Die vorjährige Deutsche U 23-Meisterin über 3000 Meter Hindernis hatte lange das Tempo gemacht, bis Stefanie Müller in der letzten Runde an ihr vorbeizog. Griesche jedoch konterte noch einmal und rang Müller auf der Zielgeraden nieder. Anne Wallebohr (LAG Mittlere Isar) kam wie über 800 Meter auch hier auf Rang drei (4:32,82 Minuten).
Für Elisabeth Glonegger (MTV 1881 Ingolstadt) schloss sich in München ein Kreis. Als 15-jährige Schülerin war sie 1997 im Münchner Dantestadion für ihren damaligen Verein SV Gendorf erstmals Bayerische Meisterin über 100 Meter Hürden der Klasse U 18 geworden. Nun, mit 32 Jahren, gelang ihr dieses Kunststück unangefochten mit 14,07 Sekunden in der Frauenklasse vor Marlies Ehring (TSV Vaterstetten; 14,66 Sekunden) und Stefanie Weiler (TSV Katzwang 05; 14,77 Sekunden).
Immer besser in mehr an Boden gewinnt der Dreisprung in Bayern. Überraschend starke Meldefelder und ein Frauenwettbewerb, dessen drei Erstplatzierte sich auch auf nationaler Ebene nicht verstecken müssen, sorgten für zufriedene Mienen beim BLV-Sprungteam. Erfreulich war auch, dass Katharina Schreck (TS Herzogenaurach) als Meisterin 2014 nach langer Zeit einmal wieder die 13-Meter-Marke übersprang (13,02 Meter). Silber ging an Julia Hennemann (TSV Ebensfeld) mit 12,53 Meter, Bronze an Sabine Hoja mit 12,20 Meter.
Von den Entscheidungen der Jugend U 20 und U 18 folgt noch ein eigener Artikel.