Jugend DM Ulm, 1: Hammerwerfer-Trio und Julia Ott setzen bayerische Glanzpunkte
Fast schien es, als hätten die Bayern den Regen, der sich den ganzen Tag über zwischen Donau, Isar und Inn ausbreitete, als Gastgeschenk mit ins benachbarte „Ländle“ gebracht. Nachdem die Titelkämpfe 2009 in Rhede noch zur regelrechten Hitzeschlacht gerieten, beherrschten diesmal nasse Laufbahnen und Wurf- sowie Stoßringe mit Temperaturen von maximal 15 Grad die Szenerie. Doch die meisten Athleten schienen diese misslichen äußeren Umstände völlig ausblenden zu können. Gerade um den Hammerwurfring scharten sich am Nachmittag jede Menge zufriedene, ja überglücklicher bayerische Gesichter. Denn ein Endresultat wie dieses bei einer Deutschen Meisterschaft hatte es so wahrscheinlich noch nie gegeben. Der komplette Medaillensatz von Gold, Silber und Bronze ging in den Freistaat. Und spannend war es obendrein.
Denn Jonathan Herbst (ATS Kulmbach) stand bereits kurz vor dem Aus. Nach Durchgang eins zierte ein X seinen Namen. Nach dem zweiten Durchgang zeigte die Anzeigetafel zwar eine Weite, mit 52,86 Meter war sie jedoch für den Kulmbacher, der in diesem Jahr schon über 71 Meter geworfen hat, alles andere als zufriedenstellend. Um nicht schon nach dem Vorkampf auszuscheiden, brauchte der Jahresbeste im dritten Durchgang eine Steigerung und die kam auch. Auf 66,87 Meter schleuderte der 17-Jährige den fünf Kilogramm schweren Hammer und katapultierte sich an die Spitze des Feldes. Der Knoten war geplatzt. Beim vierten Wurf verbesserte sich Herbst nochmals auf 69,41 Meter und gewann somit letztendlich doch noch souverän den Titel. Nach dem Sieg bei den Deutschen Jugend Winterwurfmeisterschaften im Februar musste sich Simon Lang (LG Frankenwald) dieses Mal mit Rang zwei zufrieden geben, wusste mit 67,81 Metern aber dennoch zu überzeugen. Dritter wurde, wie im Februar, Sebastian Staudacher junior (SV Achenmühle; 63,51 Meter). Auf Rang sechs komplettierte Sebastian Schramm (ATS Kulmbach) mit 58,80 Meter die fantastische bayerische Bilanz.
„Bei diesen Bedingungen war sicherlich kaum mehr drin“, urteilte denn auch der frischgebackene Deutsche Meister Jonathan Herbst unmittelbar nach dem Wettkampf. „Für einen Wurf über 70 Meter hat es daher leider nicht gereicht. Aber ich war als Führender gemeldet und habe diese Position verteidigt, das war wichtig. Technisch war das auch ganz gut. Nun ist der oberfränkische Rekord noch mein Ziel für diese Saison, dieser liegt bei 73,20 Meter.“
Einen echten Hammer – im übertragenen Sinn – lieferte nach drei Stunden im Stabhochsprungwettbewerb der Weiblichen Jugend B auch Julia Ott. Satte 28 Teilnehmer umfasste das Feld, und so war es nicht verwunderlich, dass es über Gebühr lange dauerte, bis eine Entscheidung gefallen war. Doch nachdem sich das Feld gelichtet hatte, kam es bei der Höhe von 3,90 Meter zum Showdown zwischen Titelverteidigerin Michaela Donie und Julia Ott. Doch die Teilnehmerin der Olympischen Jugendspiele, Michaela Donie, die nach übersprungenen 3,80 Meter 3,85 Meter ausgelassen hatte, biss sich an 3,90 Meter die Zähne aus. Davon profitierte Ott, die als einzige Athletin 3,85 Meter übersprungen hatte, und somit den Titel gewann.
Drei heiße Hürden-Eisen im Feuer
Drei heiße Eisen im Feuer hatte der BLV bei den Kurzhürden-Finals der B-Jugend in Gestalt von Sebastian Barth (LG Würm Athletik), Amelie-Sophie Lederer (LG Kreis Ansbach) und Laura Weiß (TV Bad Kötzting). Barth, der mit der schnellsten Zeit aller B-Jugendlichen angereist war, musste sich dabei im Endlauf René Mählmann (SC Potsdam) beugen, der schon im Zwischenlauf als Schnellster in 13,90 Sekunden seine Möglichkeiten angedeutet hatte. Am Schluss sprintete der 17-Jährige noch einmal in 13,90 Sekunden über die Hürden. Dahinter lief Barth, der sich erst 2009 entschieden hatte sich ganz auf den Hürdenlauf zu konzentrieren, in 14,06 Sekunden auf den Silberrang.
Besonders tragisch verlief das 100 Meter-Hürden-Finale für Laura Weiß. Lange Zeit lag die Kötztingerin klar auf Bronze-Kurs und bedrängte sogar noch die spätere Zweite Franziska Hofmann (LAC Erdgas Chemnitz). Doch ausgerechnet die allerletzte Hürde touchierte Laura Weiß, verlor das Gleichgewicht und musste ihre bayerische Kontrahentin Amelie-Sophie Lederer vorbeiziehen lassen, die sich noch Rang drei sichern konnte (13,78 Sekunden). Nach den Zwischenläufen hatte zunächst alles auf einen spannenden Zweikampf zwischen Lederer und Monika Zapalska (TuS 08 Lintorf) hingedeutet. Beide siegten in ihren Läufen in 13,72 Sekunden und 13,70 Sekunden, während Laura Weiß im Zwischenlauf auf 13.95 Sekunden kam.
Bronze für Regina Högl
Ebenfalls eine unerwartete Bronzemedaille gab es am Abend über 3000 Meter bei der Weiblichen Jugend B für Regina Högl (LG Region Landshut), die hinter Maya Rehberg (SC Rönnau 74) und Christin Liedke (LG Wedel-Pinneberg) in 10:10,21 Minuten ins Ziel kam. Sehr gute Fünfte wurde hier Elisabeth Weinfurtner (TV Zwiesel) in 10:28,08 Minuten, während Katrin Geiger (SV Steinheim) mit ihren 10:33,17 Minuten Rang acht belegte.
Bei den Riedl-Zwillingen, die für den knapp 20 Kilometer südlich von Ulm gelegenen SC Vöhringen starten, scheint sich 2010 eine Wachablösung anzudeuten. Stand in den zurückliegenden Jahren stets Martina etwas mehr im Vordergrund, setzt heuer eindeutig Julia die Akzente. Sie erreichte nach 12,05 Sekunden im Zwischenlauf das Finale, auf das Martina trotz ihrer 12,14 Sekunden verzichtete. Julia belegte schließlich im Endklassement in 12,14 Sekunden den fünften Platz.
Zwei junge Weitspringer schoben sich bei der Männlichen Jugend B unter die Besten ihres Jahrgangs. Lukas Aufinger (TSV Ottobrunn) verfehlte dabei als Vierter nur hauchdünn eine Medaille (6,82 Meter). Auch Bryan Simon (LAG München 1860-Garmisch Partenkirchen) überzeugte nur knapp dahinter mit Platz sechs und 6,78 Meter. Ebenfalls Platz sechs gab es für die B-Jugendliche Hammerwerferin Anna-Maria Büchner (LAV Neustadt; 43,67 Meter) sowie die 4x 100 Meter-Staffel der U 18-Jungs der LG Region Landshut (43,83 Sekunden). Über 3000 Meter bei der Männlichen Jugend B verkauften Konstantin Wedel (LAC Quelle Fürth; Siebter in 8:52,80 Minuten) sowie Jonas Koller (LG Telis Finanz Regensburg; Neunter in 8:54,92 Minuten) ihre Haut so teuer wie möglich. 1,92 Meter reichten für Daniel Hofmann (TV Zeil) schließlich zum achten Rang im Hochsprung der MJB.