Deutsche Crosslaufmeisterschaften in Markt Indersdorf: Titel- und Medaillenregen für die bayerischen Läufer
"Ich habe mich auf die Strecke gefreut, aber nicht gedacht, dass es so hart werden würde", gestand Manuel Stöckert (SC Ostheim/Rhön) nach seinem letztlich doch überlegenen Sieg in 35:07 Minuten auf der 10 400 Meter langen Distanz zum Abschluss der Titelkämpfe. "In den ersten beiden Runden hat mich Marcin Blacinski mit seinem schnellen Tempo geschockt. Ich hatte aber immer Sichtkontakt zu ihm und habe, als ich in der dritten Runde aufschließen konnte, das Tempo hochgehalten. Das war letztlich auch ausschlaggebend für den Sieg heute!"
Dem in Würzburg stationierten Polizisten schien allerdings die höchst anspruchsvolle Strecke auf den Leib geschnitten, denn der frühere U 20-Berglauf-EM-Dritte war mit seinem kraftvollen Schritt sicherlich im Vorteil gegenüber den schnellen Bahn- und Straßenläufern.
Hinter dem gebürtigen Polen Marcin Blanzinski (LG farbtex Nordschwarzwald; 35:30 Minuten) holte sich überraschend der Deutsche Berglauf-Meister Stefan Hubert (SV Sömmerda), der ähnlich wie Manuel Stöckert über exzellente Kraftausdauerwerte verfügt, in 35:52 Minuten die Bronzemedaille. Julian Flügel (TSG 08 Roth), der offensichtlich mit der Strecke seine Probleme hatte, landete auf dem zwölften Rang. Die neu gebildete Langstreckengruppe aus Roth verpasste mit 34 Punkten (Straßner, Flügel, Katib) um einen Zähler den Mannschaftssieg, der einmal mehr an die SG Wenden ging. Tobias Schreindl (LG Passau) als Sechster und Mario Wernsdörfer (LG Bamberg) als Siebter waren die weiteren bayerischen Protagonisten auf der Männer-Langstrecke.
Erstes Aktiven-Gold für Corinna Harrer
Einen überraschenden Verlauf nahm das Frauenrennen über 6000 Meter. Offensichtlich kam die favorisierte Simret Restle-Apel aus Kassel mit der selektiven Strecke nicht zurecht, denn sie überließ von Beginn an Maya Rehberg (SG TSV Kronshagen/ Kieler TB) und Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg) das Tempo. In der zunächst sechsköpfigen Spitzengruppe liefen noch Fabienne Amrhein (MTG Mannheim), Tabea Themann (SV Molbergen) und zunächst noch Melina Tränkle (LG Region Karlsruhe) mit. "Ich habe im Februar mit Sabrina Mockenhaupt in Monte Gordo gut trainieren können, das hat es gebracht heute", freute sich Corinna Harrer nach 23:00 Minuten über den Titelgewinn. "Die Goldmedaille bei den Frauen hat mir nämlich noch gefehlt!"
Gemeinsam mit den Damen und Juniorinnen gingen auch die "Jungseniorinnen" auf die Strecke. Steffi Volke (LG Telis Finanz Regensburg, W 35) und Bettina Sattler (LG Zusam, W 40) liefen überlegen zu Gold und ließen dabei eine ganze Reihe von jüngeren Läuferinnen hinter sich.
Einen Doppelerfolg gab es für die LG Telis Finanz Regensburg in der Mannschaftswertung, die gleich mit insgesamt acht Läuferinnen in der breiten Spitze vertreten war. Fürs erste Domstädter Team gingen Corinna Harrer, Anja Schneider und Franziska Reng ins Punktebuch ein, die zweite Mannschaft landete mit Monika Rausch, Julia Kick und Steffi Volke auf dem Silbertreppchen. Die auf Rang acht einlaufende Gesa Bohn führte das LAC Quelle Fürth mit Domenika Weiss und Julia Hiller auf Platz drei. Wie schon im Vorjahr gingen alle drei Teammedaillen damit nach Bayern. Bei den Juniorinnen kam die noch in der U 20 startberechtigte Regensburgerin Franziska Reng bestens mit dem schwierigen Kurs zurecht und gewann Silber. Regina Högl (LG Region Landshut) sicherte sich Platz fünf. Für die Fürtherinnen (Michelle Lieb, Ann-Kathrin Wiertz, Lena Göstl) sprang in der U 23 mit Silber die nächste Teamwertung heraus.
Aufregung bei der Mittelstrecke der Männer
Mit vielen Emotionen ging das Mittelstreckenrennen der Männer über die Runden. Der mit einem hohen Tempo das Rennen bestimmende Martin Grau (LSC Höchstadt/Aisch) wurde eingangs der Schlussrunde von einem Kampfrichter fehlgeleitet und war schon in die Zielgasse eingebogen, sodass die Verfolger mit Benedikt Karus (LG farbtex Nordschwarzwald) und Tobias Gröbl (LG Zusam) aufschließen konnten.
Mit einem mächtigen Satz über die Absperrungen schloss Martin Grau sofort wieder auf, ging erneut in Führung, stürzte und wurde letztlich von einem taktisch geschickt agierenden Benedikt Karus und dem spurtstarken Yannik Arbogast (LG Region Karlsruhe) noch auf Rang drei verdrängt. "Ich hatte eigentlich alles im Blick und mich auf die Medaillenränge konzentriert. Mit Martin ist natürlich Pech, aber als Athlet muss man auch die Runden immer mitzählen!" Auf Platz vier und fünf kamen mit Tobias Gröbl und Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) schon die nächsten Bayern.
Und Martin Grau nahm es mit einem kleinen Abstand auch gelassener als direkt im Zieleinlauf: "Es war meine eigene Dummheit. Ich gönne natürlich Benedikt den Sieg!" Ein kleinen Trostpreis hatte BLV-Vizepräsident Willi Wahl dann doch noch für Martin Grau: Er erhielt den Preis des Ministerpräsidenten in Form eines Porzellanlöwen.
Tim Ramdane Cherif und Tobias Wedel mit Silber und Bronze
Mit einer Galavorstellung gewann Amanal Petros (TSVE Bielefeld) die U23-Klasse (8.400 m) vor den starken Bayern Tim Ramdane Cherif (LG Telis Finanz Regensburg) und Konstantin Wedel (LAC Quelle Fürth). Jonas Koller als Fünfter und Simon Boch als Achter sicherten den Regensburgern den Mannschaftstitel. Auf Rang drei bei den Teams landete das LAC Quelle Fürth mit Wedel, Bernhard Weinländer und Björn Rudolph.
Zuvor hatte sich der kurzfristig nachgemeldete Taher Belkorchi (TSV Bayer 04 Leverkusen) den U 20-Titel geholt. Direkt dahinter kam Patrick Karl (TV Ochsenfurt) als Vizemeister ins Ziel. Der Hindernisläufer, der dieses Jahr gerne bei der U 20-EM gut abschneiden möchte, lief mit geschickter Renneinteilung souverän auf Rang zwei. Für den Deutschen U 18-800-Meister Jamie Williamson (LAC Quelle Fürth) war die Strecke zu lang. Nach 6000 Meter kam er als Elfter ins Ziel.
In überlegener Manier sicherte sich Alina Reh (TSV Erbach) den U 20-Wettbewerb vor Sarah Kistner (MTV Kronberg) und Anna Gehring (SC Itzehoe) und verabschiedete sich wie viele andere der älteren Jugendlichen in die heiße Abiturphase. Pech hatte Nada Balcarczyk (LG Würm Athletik). Die bayerische Mitfavoritin auf eine Medaille musste seit Donnerstag krank das Bett hütten. „Da wäre richtig was gegangen“, ärgerte sich ihr Trainer Peter Rabenseifner. Marina Rappold (LG Sempt) als starke Vierte war somit die beste weißblaue U 20-Läuferin und führte ihren Verein mit Felicia Körner und Alena Bluhme zum Teamtitel. Ähnliches gelang Renee Havenga (LAC Quelle Fürth) in der U 18. Als Sechste sorgte sie im Verbund mit Anja Bertleff und Michelle Braun für den nächsten bayerischen Teamsieg. Auf Rang drei verteidigte die LG Wolfstein ihre Bronzemedaille aus dem Vorjahr.
Die Senioren standen den Aktiven in nichts nach. Gleich im ersten Meisterschaftsrennen der Veranstaltung hagelte es förmlich Medaillen. Anita Weber (FTSV Straubing) in der W 45 und Gerlinde Kolesa (MTV 1881 Ingolstadt) in der W65 liefen überlegen zu Gold. Mit Susanne Schmidt (SWC Regensburg, W 45), Brigitte Rupp (TSG 08 Roth, W 55), Regina Graf (SWC Regenburg, W 60) und Anita Caspari (TV Planegg-Krailling, W 65) auf Drei wurde der medaillenträchtige Tag für die Läufer aus dem Freistaat eingeläutet.
In der W 70 gab`s, angeführt von Leni Baur (LC Aichach), sogar ein bayerisches Triple. Identisches Bild in der M 60 und M 65: Alle drei Podiumsplätze blieben im Lande. Neue Meister dürfen sich Elmar Fries (TV Geiselhöring) und Manfred Dormann (TV Bad Brückenau) nennen. Auch die M 70 durch Dr. Wolfgang Huber (SVG Ruhstorf/Rott) und die M 75 mit Georg Groß (SVO Leichtathletik Germaringen) gingen überlegen nach Bayern.
Ihren Favoritenrollen wurden Reinmund Hobmaier (Post-Telekom-SV Rosenheim, M 50) und Winfried Huber (Post-Telekom-SV Rosenheim, M 55) gerecht. Sie liefen souverän zu Gold und Meisterehren. In der M 40 hatte Frank Schouren (LG Passau) als neuer Titelträger fast eine Minute Vorsprung auf seine Verfolger.
Viel Lob gab es für die SG Indersdorf für eine mustergültige Organisation und eine hervorragend präparierte Strecke, die alles beinhaltete, was Crosslaufen ausmacht.