Meet IN: Karsten Dillas Außenseitersieg und Alexandra Burghardts Comeback
Die Superstars 2014 kamen wie in den Jahren zuvor aus dem Bereich des Stabhochsprung, wobei dem MTV am Mittwochabend kurzfristig sogar noch ein echter Coup gelungen war: Weil der amtierende Weltmeister Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) mit seinem Ergebnis bei einem Wettkampf in Ostrava (Tschechische Republik) überhaupt nicht zufrieden war, entschloss er sich spontan, zwei Tage später gleich noch in Ingolstadt anzutreten, um nach dem Wegfall der Hallensaison eventuell doch noch die Norm für die Europameisterschaften in Zürich (12. Bis 17. August) zu springen. Schließlich gilt die Anlage im MTV-Stadion als eine der besten Deutschlands. Da mit dem Hallen-Vizeweltmeister Malte Mohr (TV Wattenscheid 01) der Seriensieger der vergangenen beiden Jahre ebenfalls seine Zusage gegeben hatte, schienen die Voraussetzungen für eine weitere Stabhochsprung-Gala mehr als günstig, schließlich leben und trainieren beide bekanntlich in München.
Doch die übergroßen Erwartungen, die das Ingolstädter Publikum nach einem Deutschen Rekord durch Tim Lobinger 1997 sowie einer Weltjahresbestleistung durch Mohr 2012 mitbrachte, erfüllten sich nur teilweise. Die mit Spannung erwarteten Favoriten zeigten eher enttäuschende Leistungen, was zum einen Teil an den böigen, ständig drehenden Winden im MTV-Stadion lag. So scheiterte Mohr gleich drei Mal an seiner Einstiegshöhe von 5,60 Meter, während Holzdeppe aus verkürztem Anlauf lediglich 5,35 Meter übersprang.
Insider überraschte deshalb kaum der Name des Meet-IN-Siegers: Karsten Dilla (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) ist einer aus der bisherigen zweiten Garde, der sich anschickt, im Zirkus der Weltklasseathleten ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Der 25-Jährige überwand heuer bereits die geforderte EM-Norm von 5,70 Meter – allerdings in den USA. Seine diesmal gesprungene Höhe von 5,65 Meter entspricht dem bislang besten Stabhochsprung-Ergebnis, das 2014 auf deutschem Boden erreicht wurde.
Auch bei den weiteren Wettbewerben, an denen rund 400 Athleten aus Schweden, England Afrika oder den Vereinigten Staaten teilnahmen, gibt es einige vorzügliche Ergebnisse zu vermelden. So trug sich zum Beispiel Dreispringer Matthias Uhrig (VfL Sindelfingen) mit seiner Siegesweite von 16,17 Uhr in die illustre Liste der MTV-Stadionrekorde ein, und das auf den Tag genau 32 Jahre nach Wolfgang Kolmsee (LAC Quelle Fürth), dessen Satz damals auf 16,08 Meter ging. Ein Quelle-Springer der aktuellen Generation konnte sich dahinter über eine neue persönliche Bestleistung freuen. Ivane Antonov betrieb erfolgreich Rehabilitation für seine Vorstellung bei den Deutschen U 23-Meisterschaften in Wesel und schraubte seinen Hausrekord auf starke 15,80 Meter. Sein jüngerer Bruder Dimitri blieben dagegen nach einem Zehenbruch im Frühjahr nur 14,50 Meter.
Neue Hausrekorde gab es auch für die beiden besten bayerischen Nachwuchs-Dreispringerinnen. Laura Keilhofer (TV Zwiesel) zeigte sich in der weiblichen U 20 hinter Isabella Marten (Stuttgarter Kickers; 12,89 Meter) erstaunlich konstant und bot gleich fünf Versuche über zwölf Meter an, wobei der beste mit 12,24 Meter gemessen wurde. Ebenfalls verbessert zeigte sich Stefanie Aeschlimann (MTV 1881 Ingolstadt) in der weiblichen U 18 mit einer Steigerung auf 12,11 Meter.
Völlig überraschend war Deutschlands Sprint-Nachwuchshoffnung Alexandra Burghardt (LG Stadtwerke München) zu ihrem ersten Wettkampf seit gut einem Jahr in Ingolstadt aufgetaucht. Nach ihrem Umzug von München nach Mannheim, wo sie seither mit Verena Sailer in der Trainingsgruppe von Valerij Bauer arbeitet, feierte die 20-Jährige eine erfolgreiches Comeback nach einjähriger Verletzungspause mit einem Sieg im A-Finale in 11,85 Sekunden vor Amelie-Sophie Lederer (LAC Quelle Fürth; 11,91 Sekunden). „Mir geht es gut, ich fühle mich wohl“, gab sich Burkhardt zuversichtlich. Auch ein Vereinswechsel zur MTG Mannheim steht für die Oberbayerin nach eigener Aussage derzeit nicht zur Diskussion.
Einen Einzeltagessieg gab es auch für Amelie-Sophie Lederer, und zwar über 100 Meter Hürden mit neuem Hausrekord von 13,72 Sekunden vor Elisabeth Glonegger (MTV 1881 Ingolstadt; 13,84 Sekunden). So stark besetzt wie selten waren beim diesjährigen Meet-IN die Weitsprünge. Bei den Frauen siegte die dritte der schwedischen Meisterschaften, Sandra Törnros, mit 6,02 Meter, vor der verbesserten Jugendlichen Katharina Winkler (LAC Quelle Fürth; 5,83 Meter und ihrer Vereinskameradin Verena Hirschmann (5,76 Meter). Bei den Männern scheiterte Daniel Troßmann (LG Stadtwerke München) hinter drei Sieben-Meter-Springern aus Baden-Württemberg mit 6,99 Meter knapp an der Sieben-Meter-Marke. Dies übertraf nach dem Länderkampf in Brixen erneut sein jüngerer Trainingspartner David Faltenbacher (LG Stadtwerke München) als Sieger in der U 18 mit 7,08 Meter vor dem etatmäßigen Sprinter Felix Straub (TV 1909 Dietenhofen) mit 7,02 Meter und Paul Walschburger (LAZ Kreis Günzburg) mit 6,94 Meter. Die Konkurrenz der weiblichen U 18 entschied Katharina Sasse (TSV Schleißheim) mit 5,46 Meter für sich.
Bei den Sprints gab es Siege durch den in München lebenden Marius Broening (LAV Stadtwerke Tübingen; 10,69 Sekunden) über 100 und Stefan Gorol (TSV Friedberg; 21,77 Sekunden) über 200 Meter. In einem starken 400-Meter-Feld wurde Michael Pflüger (LG Stadtwerke München) Vierter (48,74 Sekunden). Über 800 Meter musste Gabriel Genck (LG Donau-Ries; 1:54,06 Minuten) an diesem Tag die Überlegenheit von Enrico Dietrich (Harz-Gebirgslauf Wernigerode; 1:53,51 Minuten) anerkennen, während sich die U 20-Jugendliche Elisabeth Plötz (TV Bad Kötzting) über die gleiche Distanz auf 2:13,19 Minuten verbessern konnte.
Karl und Wiertz neue Jugendmeister über die Hindernisse
Meisterschaftsmedaillen wurden in Ingolstadt ebenfalls vergeben. Die Jugendlichen suchten ihre neuen bayerischen Titelträger über die Hindernisse. Ann Kathrin Wiertz (LAC Quelle Fürth) ließ mit einem Start-Ziel-Sieg nichts anbrennen und schnappte sich über 2000 Meter Hindernis der weiblichen U 20 schon ihr viertes Einzel-Gold in diesem Jahr (7:11,58 Minuten). Bernhard Weinländer stand dem in nichts nach. 2012 schon einmal DM-Dritter über die Böcke, musste der 19-jährige Fürther als neuer Bayerischer Vizemeister der U 20 (6:04,60 Minuten) über 2000 Meter Hindernis nur Deutschlands-Nachwuchsläufer Nummer eins über die Hindernisse, Patrick Karl (TV Ochsenfurt), knapp den Vortritt lassen (6:02,31 Minuten).
Eine Klasse tiefer in der U 18 gingen Gold über 2000 Meter ganz souverän an Brian Weisheit (LG Augsburg; 6:23,96 Minuten) und über 1500 Meter an Lisa-Marie Hering (LG Würm Athletik; 5:25,47 Minuten).