15. Meet-IN beim MTV Ingolstadt: Hohe Sprünge, starke Läufe und schneller Hindernis-Nachwuchs
Lob gab es nach einem rundum gelungenen Freitagabend für die Veranstalter des MTV 1881 Ingolstadt von allen Seiten. „Nach der permanenten Normenjagd der vergangenen Wochen bot Ingolstadt endlich wieder Leichtathletik, wie sie sein sollte, unter idealen Bedingungen und bester Organisation und die Athleten, vor allem die aus der zweiten Reihe, wussten das bestens zu nutzen. Fast alle Regensburger konnten mit Jahresbestleistungen heimfahren“, fasste Telis-Teamchef Kurt Ring einen flotten Leichtathletikabend zusammen.
Was für die Läufer zutraf, galt auch zumindest für einen Teil der Stabhochspringer. Ein kleines aber feines internationales Feld nutzte die optimalen Bedingungen beim Temperaturen von bis zu 35 Grad im MTV-Stadion zu einem spannenden Wettbewerb, dem Vorjahressieger Florian Gaul (VfL Sindelfingen) vor zahlreichen begeisterten Zuschauern seinen Stempel aufdrückte. Etwas enttäuscht waren nur die beiden Gäste aus der Schweiz. Der frühere US-Boy Mitch Greeley, der eigentlich die Schweizer EM-Norm von 5,55 Metern angreifen wollte, produzierte bei 5,20 Metern einen "Salto nullo". Dominik Alberto, schon für Amsterdam qualifiziert, blieb trotz eines starken Eindrucks beim Einspringen mit übersprungenen 5,10 Metern hängen. Lamin Krubally (ASV Landau), mit 5,20 Metern Vierter, und Jakob Köhler-Baumann (LG Filstal), mit 5,30 Metern Dritter, scheiterten knapp an 5,40 Metern, was für beide neuen Hausrekord bedeutet hätte.
So kam es zum Showdown zwischen dem DM-Dritten Torben Laidig (WGL Schwäbisch Hall), der inklusive 5,50 Meter alle Höhen im ersten Versuch meisterte, und Florian Gaul, der für die 5,50 Meter drei Versuche benötigte. Die 5,65 Meter, die beide dann auflegen ließen, waren für Laidig noch etwas zu hoch. Gaul baute dagegen im dritten Versuch ein richtiges "Haus" über die Höhe: Die (zu späte) EM-Norm, aber immerhin die Qualifikationshöhe für den DLV-B-Kader. Drei sehr gute, nur hauchdünn gerissene Versuche über die Olympia-Norm von 5,70 Metern beendeten ein spannendes Springen, das Florian Gaul auf Platz zwei der DLV-Bestenliste katapultierte. Für die Olympia-Qualifikation bleiben ihm nun noch zwei Wochen.
Ein Starter in Ingolstadt hatte das EM-Ticket schon in der Tasche. Ob es für Olympia reichen wird, entscheidet sich erst in Amsterdam. Der DM-Dritte über 400 Meter, Patrick Schneider (LAC Quelle Fürth), der bei den Europameisterschaften im deutschen 4 x 400-Meter-Team stehen wird, sorgte auf den kurzen Sprintstrecken für flotte Zeiten. Als Sieger über 100 und 200 Meter in 10,73 und 21,12 Sekunden in jeweils neuer persönlicher Bestzeit zeigte er den zahlreichen Zuschauern, dass die Schnelligkeitswerte in Richtung Amsterdam auf jeden Fall stimmen.
Einen Doppelsieg für eine Athletin der LAC Quelle Fürth gab es auch bei den Frauen. Franziska Wahl gewann die 200 und 400 Meter in starken 24,18 und 54,77 Sekunden. Die vielleicht wertvollste Leistung bei den Frauen lieferte die erst 20 Jahre alte Slowenin Mateja Pokrivac über 800 Meter ab. Sie profitierte von der beim Meet-IN schon lange üblichen Praxis, die Läufe unabhängig vom Geschlecht nach Bestzeiten zu sortieren. Im zweitschnellsten Lauf der Männer steigerte sie sich auf 2:06,23 Minuten, eine Zeit, die sie, wie sie selbst nach dem Rennen sagte, mangels nationaler Konkurrenz in Slowenien kaum hätte laufen können. So wird sie im nächsten Jahr bei den U 23-Europameisterschaften wieder auf der Bildfläche erscheinen.
Eine Doppelbelastung nach klassischem "Regensburger Muster" gab es trotz der Bullenhitze für Tim Ramdane Cherif (LG Telis Finanz Regensburg). Zuerst gewann er den Spurt über 1500 Meter gegen den höher dotierten David Kucera (LG Stadtwerke München) in 3:55,95 zu 3:56,93 Minuten, dann entschied der Domstädter auch noch die 3000 Meter gegen Konstantin Wedel (LAC Quelle Fürth), seines Zeichens Sechster der Deutschen Meisterschaften über 3000 Meter Hindernis, mit 8:32,52 zu 8:36,82 Minuten für sich. Über 800 Meter schob sich Bastian Grau (LSC Höchstadt/Aisch; 1:52,27 Minuten) noch vor seinen Trainingspartner und Vereinskameraden Marco Kürzdörfer (1:52,78 Minuten).
Den längsten „Arbeitstag“ im MTV-Stadion hatte paradoxerweise die Schnellste des letzten Wettbewerbs. Lea Süß (LAC Quelle Fürth) absolvierte die 3000 Meter der Frauen in 10:17,81 Minuten als klare Siegerin. Bis sie aber die von der NADA geforderte Dopingprobe abgeben konnte, vergingen nochmals zweieinhalb Stunden.
Die parallel ausgetragenen Bayerischen Hindernismeisterschaften der männlichen und weiblichen Jugend brachten zum Großteil vielversprechende Leistungen. Bei den Buben profitierten die Jüngeren vom gemeinsamen Start mit den Älteren. Der vorjährige Deutsche U 18-Jugendmeister Niklas Buchholz (TSV Hemhofen) ließ mit einem Steigerungslauf nichts anbrennen und knackte bei seinem Debüt in der U 20 in 5:58.46 Minuten das erste Mal die Sechs-Minuten-Barriere. In der U 18 liefen sich Valentino Masi (LG Hof; 6:08,60 Minuten), Nick Jäger (TSV Penzberg; 6:09,16 Minuten) und Florian Bremm (TV Leutershausen; 6:14,92 Minuten) eindrucksvoll ins Rampenlicht. Sie belegen nun die ersten drei Plätze der aktuellen deutschen Bestenliste.
Eine Klassevorstellungen über 1500 Meter Hindernis bei den U 18-Mädchen boten auch Lisa Basener (MTV 1881 Ingolstadt) und Elisabeth Mayr (TSV Penzberg). Vom Start weg schlug vor allem Basener bei ihrem ersten Hindernisrennen ein hohes Tempo an und gewann auch souverän in 5:07,59 Minuten den Titel. Mayr, die als einzige Teilnehmerin folgen konnte, kam nach 5:08,58 Minuten als Zweite in Ziel. Beide belegen in der deutschen Bestenliste die Ränge fünf und sechs.
Leider hatte für die Bayerischen Meisterschaften der weiblichen U 20 über 2000 Meter Hindernis keine einzige Läuferin aus dieser Altersklasse gemeldet. So kam es, dass zwei U 20-Starterinnen aus Niedersachsen und Baden-Württemberg außer Konkurrenz gegen drei junge Damen der Altersklasse U 18, die die Gunst der Stunde nutzten und hochmeldeten, antraten. Der Titel ging an Leonie Ostler (LAG Garmisch-Partenkirchen; 7:37,72 Minuten).