Olympische Spiele 2016: Für Christina Hering beginnt am Mittwoch das Abenteuer Rio
Christina, Rio und die Olympischen Spiele warten. Was wird abgehen?
Christina Hering: Zunächst mal möchte ich das olympische Feeling genießen. Und auch sportlich habe ich mir Einiges vorgenommen. Doch das wird kein Zuckerschlecken. Ich weiß noch von der WM in Peking, wie hochklassig besetzt das Startfeld sein wird. Meine Zielsetzung ist, zumindest das Halbfinale zu erreichen und innerhalb von zwei Tagen zwei gleichstarke, konkurrenzfähige Läufe hinzulegen. Was dann noch kommt, wird sich zeigen.
Wie kamst Du überhaupt zur Leichtathletik? Viele würden Dich beim Hinsehen schon aufgrund der Größe eher als Basketballspielerin einstufen?
Hering: Meine Mutter hat mich, als ich in der vierten Klasse war, mal beim PSV München vorbeigebracht. Das hat mir dort gut gefallen. Zwischen meinem zwölften und 14. Lebensjahr hab ich auch noch zusätzlich dort Handball gespielt. Ich komme ja aus einer sportlichen Familie. Mein Vater war Bundesliga-Basketballer und ist 1988 als Mittelstreckenläufer die 800 Meter in 1:56,65 Minuten gelaufen.
Andreas Knauer und Daniel Stoll sind seit Jahren deine Trainer. Wie oft schicken sie dich denn in der Woche zum Laufen?
Hering: Das schwankt. Im Schnitt sind es wohl sechs Einheiten. Im Winter im Grundlagentraining können es aber auch bis zu neun sein mit Umfängen von insgesamt mehr als 100 Kilometern pro Woche. Im Sommer habe ich weniger Einheiten, um erholt bei den Wettkämpfen zu starten.
Wie beschreibt sich die Person Christina Hering in Adjektiven selbst?
Hering: Ich bin zielstrebig, unkompliziert, diszipliniert und gerechtigkeitsliebend. Auf der anderen Seite passen auch die Attribute tollpatschig und ungeduldig.
Russlands Leichtathletik-Team wird in Rio fehlen. Deine Meinung?
Hering: Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wer erwischt worden ist, muss bestraft werden. Doch es bleibt ein Grundproblem: solange es um Geld geht, wird Doping nicht zu vermeiden sein.
Speziell über 800 Meter gibt es aber noch ein anderes Reizthema. Caster Semenya wird ja wohl als Favoritin in Rio antreten, obwohl weiterhin nicht endgültig geklärt ist, ob sie biologisch wirklich in der Frauenklasse startberechtigt ist.
Hering: Ich möchte definitiv nicht mit ihr tauschen. Allerdings finde ich es doch ungerecht, dass ich eventuell gegen sie im direkten Vergleich laufen muss, solange hier Unklarheit herrscht. Mehr möchte ich zu diesem Thema nicht sagen.
Womit beschäftigst du dich abseits der Laufbahn?
Hering: Tennis, Skifahren und dann koche ich auch gerne. Ich bin schon stolz, dass ich es neben Training und Studium schaffe, mir selbst täglich zwei warme Mahlzeiten zuzubereiten.
Ernährt sich eine Hochleistungssportlerin nach einem festgesetzten Plan?
Hering: Ich esse sehr gerne und verzichte auf wenig. Natürlich gibt es aber bestimmte Lebensmittel, mit denen ich schlechte Erfahrungen vor dem Training oder Wettkampf gemacht habe, die ich dann einfach weglasse. Aber es gibt auch schon mal einen Biergartenbesuch, bei dem ich mir Spareribs oder eine Schweinshaxe gönne.
Du hast ja von der Größe und der Figur her alle Voraussetzungen, als Model tätig zu sein. Gab es diesbezüglich schon Gedanken?
Hering: Ich durfte schon einige Fotoshootings für meinen Ausrüster machen. Das hat mir immer sehr großen Spaß gemacht.
Bleiben wir bei der privaten Christina Hering. Wie siehst bei Dir im Kleiderschrank aus?
Hering: Da hängen schon sehr viele Sportklamotten. Das hat auch mit dem Wohlfühlgedanken zu tun. Aber ich brezel mich schon gerne auch mal auf. Das ist auch bei Wettkämpfen so. So laufe ich grundsätzlich immer geschminkt und mit lackierten Fingernägeln. High-Heels habe ich meinem Leben aber nur ein einiges Paar gehabt – und da bin ich prompt die Treppe heruntergefallen. Soviel zum Thema Tollpatschigkeit.
Wenn Du als junger Mensch mal einem Politiker eine Frage stellen könntest. Wem und wie lautet die?
Hering: Ich würde gerne Barack Obama fragen, ob er der Meinung ist, dass der Nahost-Konflikt in naher Zukunft friedlich gelöst werden kann.
Zeitplan 800 Meter der Frauen
Vorläufe: Mi., 17. August, ab 15:55 Uhr (MESZ)
Halbfinals: Fr., 19. August, ab 2:15 Uhr (MESZ)
Finale: So., 21. August, 2:15 Uhr (MESZ)