Spannende Kämpfe um Sekunden und Punkte wie hier zwischen Moritz Steininger (links) und Valentin Unterholzner (rechts) über 800 Meter der Männer waren beim Bayerncup an der Tagesordnung.

Martina Riedl (links, im Hintergrund) konnte über 100 Meter Stephanie Bendrat in Schach halten.

War über 100 und 400 Meter nicht zu schlagen: Thomas Schiller.

Vielseitige Fürtherin: Diesmal zeigte Tina Pröger ihr Talent über 100 Meter Hürden.

Einsames Rennen unter 15 Minuten: Heiko Middelhoff.

Auch im Hürdenlauf eine Bank: Fabian Fleischmann.

Behielt im Hochsprung die Oberhand: Mara Feser.

Die Schnellste in der U 16: Paula Benstetter.

Höhenflug im Dauerregen: Axel Bräuninger.

Hürdentalent aus Herzogenaurach: Thomas Krome (links vorne). Alle Fotos: Theo Kiefner

14.05.2012 21:42 // Von: Reinhard Köchl

Der „Dante-Wolke“ zum Trotz: Bayerncup-Trend zeigt 2012 weiter nach oben

Dass der Mannschaftsgedanke in der Einzelsportart Leichtathletik ein oftmals stark unterschätzter Faktor sein kann, belegt jedes Jahr aufs Neue der Bayerncup. Allein 60 Teams hatten 2012 für die Bayerischen Mannschaftsmeisterschaften im Münchner Dantestadion gemeldet, auch wenn diese durch Dauerregen empfindlich beeinträchtigt waren. Angesichts dessen waren zwar Spitzenleistungen eher dünn gesät, aber die Stimmung prächtig. Die LG Stadtwerke München brachte gleich drei Teams auf den Goldrang.

Wer zum Aberglauben neigt, der könnte inzwischen fast schon orakeln, dass über dem Dantestadion ein böses Omen liegt. Nahezu keine Leichtathletikveranstaltung in der alterwürdigen Münchner Sportarena ging in den vergangenen Jahren trockenen Fußes vonstatten. Die obligatorische „Dante-Wolke“ ließ es natürlich auch zum Bayerncup 2012 aus allen Schleusen regnen, und das, obwohl das Thermometer tags zuvor noch Temperaturen über 30 Grad angezeigt hatte. Doch solche Wetterkapriolen scheinen für die Sportlerinnen und Sportler bei ihrem Besuch in der Landeshauptstadt beinahe schon Normalität zu sein. Schon eher gewöhnungsbedürftig war dagegen das Defizit an ausgebildeten Kampfrichtern, das die Organisatoren des Bayerischen Leichtathletik-Verbandes mit Iris Urban, Martin Kallmeyer sowie dem kompletten Landesausschuss Jugend an der Spitze mit einer improvisatorischen Meisterleistung auf wundersame Weise kompensieren konnten. So hatte man die seltene Chance, leibhaftige BLV-Vizepräsidenten (Gerhard Neubauer, Sandra Zacher-Schweigert) sowie den designierten BLV-Geschäftsführer Peter Kapustin junior beim Maßbandhalten bestaunen zu dürfen. Auch sprangen daneknswerterweise einige Trainer spontan an den Wettkampfstätten ein, wenn es zu personellen Engpässen kam. Dass dies freilich die absolute Ausnahme sein muss und keineswegs zum Regelfall werden darf, darüber waren sich am Schluss alle Beteiligten einig.

Die Athleten selbst hielten den Team-Spirit hoch und freuten sich leidenschaftlich über jede gute Leistung ihrer Mannschaftskameraden. Mit bestem Beispiel voran auch in diesem Jahr wieder der 1. FC Passau, der zumindest bei den Männern dank seiner ausgeglichenen Resultate einen relativ souveränen Erfolg mit 80 Punkten vor der LG Stadtwerke München (71) und der LG Region Landshut (62) bejubeln konnte. Die besten Einzelresultate gelangen freilich dem Landshuter Thomas Schiller, der über 100 Meter (11,04 Sekunden), über 400 Meter (49,81 Sekunden) und über 4 x 100 Meter (42,71 Sekunden) einen Dreifacherfolg einfahren konnte. BLV-Nachwuchstrainer Stephan Seeck (LG Stadtwerke München), der mittlerweile das Prädikat „Altmeister“ verdient, zeigte beim Speerwerfen mit einer bemerkenswerten Siegesweite von 63,21 Meter, dass es immer noch kann. Über 5000 Meter gelang es Heiko Middelhoff (MTV 1881 Ingolstadt) in einem Solorennen, unter der 15-Minuten-Marke zu bleiben (14:59,07 Minuten), während sich beim Weitsprung Kai Bauer (TS Herzogenaurach) nur aufgrund des besseren zweiten Versuches gegen den wieder erstarkten Bryan Simon (Athletik- und Sprintteam München) bei jeweils 6,85 Meter durchsetzen konnte.

Münchner Frauen beherrschen die Konkurrenz

Eine klare Angelegenheit wurde die Frauenkonkurrenz für die stark aufgestellte LG Stadtwerke München. 50 Gesamtzähler reichten den Damen aus der Landeshauptstadt zum obersten Podestplatz vor der LG Festina Rupertiwinkel (41) und der LG Region Landshut (36). Was Wunder, wenn zum Beispiel Martin Riedl über 100 Meter (12,33 Sekunden) antritt. Die 20-Jährige musste sich jedoch bei ihrem Erfolg über Stephanie Bendrat /LG Festina Rupertiwinkel; 12,35 Sekunden) mächtig strecken. Die 4 x 100-Meter-Staffel ging folglich ebenfalls an die LG Stadtwerke (47,62 Sekunden), während beim Speerwerfen erwartungsgemäß Nicola Leidl (1. FC Passau) mit 45,93 Metern die Nase vorne hatte. Ebenfalls keine Überraschung war, dass „Miss Kugelstoß“ Alexandra Raabe (LG Festina Rupertiwinkel) den Wettbewerb mit dem Vier Kilo schweren Gerät souverän dominierte (13,18 Meter).

Gerade im Nachwuchsbereich gab es ein starkes Übergewicht bei den weiblichen Teams im Vergleich zu den männlichen zu verzeichnen. Gründe? Vielleicht liegt es an den Verlockungen der Mannschaftssportart Fußball, die die Mädchen (zum Glück) noch nicht ganz erreicht hat. 14 Teams bei der weiblichen U 20 und gleich 15 bei der weiblichen U 16 standen lediglich jeweils acht bei der männlichen U 20 und U 16 entgegen. Bei den 16- bis 19-jährigen jungen Damen holte sich überraschend die junge Truppe der LAC Quelle Fürth den Bayerncup (113) vor der SpVgg Auerbach/Streitheim (100) und der LG Stadtwerke München (97,5). Als eifrigste Punktesammlerinnen bei den Fürtherinnen entpuppten sich Tina Pröger als Siegerin über 100 Meter (14,99 Sekunden), Hochspringerin Mara Feser (1,62 Meter) und Neuzugang Isabell Hergenröther über 400 Meter (58,52 Sekunden). Herausragend auch noch die 1500-Meter-Zeit von Regina Högl (LG Region Landshut; 4:52,72 Minuten) und die 100-Meter-Bestleistung von Lea Rieger (LG Stadtwerke München; 12,57 Sekunden).

Starker männlicher Nachwuchs aus Herzogenaurach

Als starke Jungen-Bastion entpuppte sich beim Bayerncup 2012 die TS Herzogenaurach. Ihr gelang es, sowohl in der männlichen U 20 wie auch in der U 16 ihre Nachwuchsathleten jeweils auf dem Treppchen zu platzieren. Bei den 16- bis 19-Jährigen fiel die Entscheidung freilich denkbar knapp zu Gunsten der LG Stadtwerke München aus, die den Franken mit 54,5 zu 49 Zählern Gold wegschnappte. Dritter wurde hier die LAG Mittlere Isar mit 40,5 Punkten. Großen Anteil am Münchner Erfolg hatte mit Alan Vizjak ein noch der U 18-Klasse angehörender Athlet. Er holte sowohl im Kugelstoßen (14,00 Meter) wie auch im Diskuswerfen (41,41 Meter) die volle Punktezahl. Dazu kam noch der Hochsprungerfolg von Axel Bräuninger (1,92 Meter) und die 400 Meter-Leistung von Christian Felderhoff (50,89 Sekunden), mit der sich die LG Stadtwerke schließlich ein Polster vor den Herzogenaurachern sicherte. Über 100 Meter stach überdies Stefan Schranner (LG Region Landshut) mit 11,34 Sekunden heraus.

Dafür drehte die TS Herzogenaurach bei der männlichen U 16 den Spieß um und behielt mit 60 zu 58 Punkten vor der LG Stadtwerke München die Oberhand. Auf dem Bronzerang landete hier der MTV 1881 Ingolstadt (52). Die herausragenden Leistungen kamen selbstredend von den beiden führen Teams. Thomas Krome (TS Herzogenaurach) war sowohl über 80 Meter Hürden (1131 Sekunden) wie auch im Weitsprung (5,97 Meter) das Maß aller Dinge, während Felix Wolter (LG Stadtwerke München) beim Kugelstoßen die Wettkampfgerät auf 13,01 Meter bewegte. Die 4 x 100 Meter-Staffel der SpVgg Auerbach/Streitheim kam mit einer Zeit von 48,38 Sekunden ins Ziel.

Großer Andrang in der weiblichen U 16

Der größte Andrang herrschte bei der weiblichen U 16, der früheren Schülerinnen A-Klasse, wo sich gleich 15 Teams um die Bayern-Krone bewarben. Sie ging letztendlich erneut an die LG Stadtwerke München (120) vor dem TSV Bad Endorf (104) und der LG Oberland (98). Zwei Mädchen stachen aus dem Pulk der weißblauen Leichtathletik-Talente heraus: Michelle Schneider (LG Stadtwerke München) gewährleistete sowohl im Diskuswerfen (33,63 Meter) wie auch im Kugelstoßen (12,62 Meter) die volle Punktzahl für ihre Mannschaft, während Paula Benstetter (TSV Bad Endorf) sowohl den Sprint (12,45 Sekunden) wie auch die 80 Meter Hürden trotz eines Problems im Startblock (12,33 Sekunden) für sich entschied.