Ludwig-Jall-Sportfest: Jonas Bonewit löst das Ticket zur U 20-WM in Eugene
Spätestens als die Karateka des veranstaltenden Post SV München ihre viel beklatschte Demonstration neben der Stabhochsprunganlage abgewickelt hatten, veränderte sich die Stimmung im Dantestadion schlagartig. Aus einem „normalen“ Frühlingssportfest, das allerdings durchaus noch den einen oder anderen Sportler mehr vertragen hätte können, entwickelte sich eine rasante Show mit nahezu allen faszinierenden Facetten der Leichtathletik, die nicht zuletzt auch bayerische Hoffnungsträger ins rechte Licht rückte. Einer von ihnen schaffte zwar in der hochkarätigen Speerwurfkonkurrenz der Männer „nur“ Platz drei hinter dem Tschechen Jakub Vadlejch (76,85 Meter) und dem Esten Risto Mätas (75,14 Meter). Aber weil Jonas Bonewit gerade mal 19 Jahre alt ist und noch der Altersklasse U 20 angehört, war bei ihm und seinem Trainer Stephan Seeck die Freude schon nach dem ersten Versuch riesengroß. 69,25 Meter lautete das Ergebnis für den amtierenden Deutschen Winterwurfmeister – die Qualifikationsnorm für die U 20-WM in Eugene liegt bei 69,00 Meter. Um ganz auf Nummer sicher zu gehen, ließ Bonewit im dritten Durchgang sogar seinen ersten 70-Meter-Wurf mit dem 800-Gramm-Speer folgen (70,37 Meter). Damit schlug er auch den Süddeutschen Meister Kim-Dominik Seyfried (LG Augsburg), der auf 67,85 Meter kam.
Normerfüllung Nummer zwei ging auf das Konto von Felix Franz, der dies schon vor dem 400-Meter-Hürden-Rennen angekündigt hatte. Im ersten von zwei Läufen über die gewann er in 49,96 Sekunden vor dem eigentlichen Favoriten Georg Fleischhauer (Dresdner SC; 50,65 Sekunden). Im zweiten Lauf stellte der Ex-Weltmeister aus den USA, Bershawn Jackson, in 49,11 Sekunden einen neuen Meeting-Rekord auf. Als Zweiter kam der Este Rasmus Mägi (49,67 Sekunden) ins Ziel. Tobias Giehl, seit diesem Jahr für die LG Stadtwerke München startberechtigt, wurde mit 50,33 Sekunden Dritter, sein Vereinskamerad David Gollnow kam in 50,68 Sekunden als Vierter an.
Bestleistung für Johannes Trefz
Über die flache Stadionrunde stoppte die Uhr für den ehemaligen Deutschen U 23-Meister Johannes Trefz, der ebenfalls wie Tobias Giehl von der LG Würm Athletik zur LG Stadtwerke München gekommen war, bei 46,50 Sekunden. Für die EM-Norm, die vom Deutschen Leichtathletik-Verband auf 45,85 Sekunden festgelegt wurde, reichte es zwar noch nicht, für unmöglich hält Trefz die Erfüllung aber nicht: „Ich bin optimistisch, dass es ein, zwei deutsche Läufer schaffen. Und sonst stellen wir halt eine starke Staffel auf die Beine.“
Einen weiteren neuen Meeting-Rekord markierte Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr). Wieder einmal im Duell mit ihrer Trainingskollegin Christina Hering (LG Stadtwerke München), dieses Mal über die 400 Meter. In 53,37 Sekunden zog sie auf den letzten 150 Metern an der stark aufkommenden Christina Hering (53,89 Sekunden) vorbei. Dritte wurde die Slowakin Lucia Slanickova (54,22 Sekunden).
Kamghe Gaba über die „halbe Distanz“
Eigentlich zählt Kamghe Gaba zu den starken 400 Meter-Läufern. Am Samstag im Dantestadion absolvierte der Frankfurter im Trikot der LG Stadtwerke München nur die Hälfte der Distanz. Über die 200 Meter kam Gaba in 21,21 Sekunden vor seinen Vereinskollegen Benedikt Wiesend (21,61 Sekunden), Marcus Mikulla (21,71 Sekunden) und Christian Rasp (21,81 Sekunden) ins Ziel. Noch ein Meeting-Rekord fiel durch einen Mann aus der Tschechischen Republik: Jan Veleba kam über die 100 Meter nach 10,33 Sekunden ins Ziel, gefolgt von Adam Zavacky (Slowakei; 10,55 Sekunden) und Christian Rasp (LG Stadtwerke München; 10,74 Sekunden).
Starke Leistungen gab es auch über 1500 Meter, wo Benedikt Huber (TSV Palling) in 3:51,67 Minuten vor den Langstreckenspezialisten Tobias Gröbl (LG Zusam; 3:52,55 Minuten) und Tobias Schreindl (LG Passau; 3:58,57 Minuten) gewann. Das Kugelstoßen ging an Dauerbrenner Robert Dippl (LAC Quelle Fürth), der diesmal auf 18,66 Meter ging, während im Diskuswerfen der Südafrikaner Murray Ruan mit 52,08 Meter nicht zu schlagen war. Zum ersten Mal die 18-Meter-Marke übertraf im Kugelstoßen der Männlichen Jugend U 20 Valentin Döbler (LG Stadtwerke München). Von seiner neuen Bestleistung 18,16 Meter fehlen ihm jetzt noch 24 Zentimeter zur Eugene-Norm. Die hat auch sein Vereinskamerad Laurin Walter über 400 Meter im Visier. Beim Ludwig-Jall-Sportfest trommelte er die Stadionrunde in sehr guten 47,75 Sekunden, für die Reise in die USA muss er in den nächsten Wochen allerdings noch eine 47,15 Sekunden anbieten.
Sarah Leidl erstmals über 55 Meter
Erfreuliches gibt es von den starken bayerischen Frauen zu berichten. Bei Diskuswerferin Ulrike Giesa (LAC Quelle Fürth) zeigt das Formbarometer nach ihrem überlegenden Sieg mit 53,83 Meter aufwärts. Außerdem rüttelte Sarah Leidl (1. FC Passau) zum ersten Mal am Thron der bislang uneingeschränkt herrschenden bayerischen Speerwurf-Königin Susanne Siebert, vormals Rosenbauer (LG Augsburg). Gleich drei Mal verbesserte die 27-jährige Passauerin ihre Bestleistung, um schließlich mit bärenstarken 55,78 Meter zum ersten Mal Siebert (53,23 Meter), die nur schwer in den Wettkampf fand, hinter sich zu lassen.
Nur knapp an der Rückkehr in die 23er-Regionen scheiterte Martina Riedl (LG Stadtwerke München) mit ihrem couragierten 200-Meter-Lauf (24,01 Sekunden). Über 100 Meter legte sie trotz der böigen und ständig wechselnden Winde 11,96 Sekunden vor. Dass die Hammerwerfen Platz in einem großen Meeting finden, passiert in Deutschland relativ selten. Beim Ludwig-Jall-Sportfest bekamen die starken, schnellen Männer allerdings ihre Bühne. Johannes Bichler und Simon Lang (LG Stadtwerke München) nutzen sie, wobei der 24-jährige Bichler den 19-jährigen Lang mit 68,39 zu 66,50 Meter in die Schranken wies.