Alexandra Burghardt konnte ihren ersten DM-Sprinttitel kaum fassen.

Souveräner Hammerwurfsieger: Tristan Schwandke. Fotos: Dirk Gantenberg

21.02.2011 11:45 // Von: Reinhard Köchl

Jugend DM Leverkusen, Teil zwei: Sprint-Gold für Burghardt, Favoritensieg für Schwandke

Bayern hat wieder eine echte Sprint-Hoffnung. In einem packenden Finale holte sich am zweiten Tag der Deutschen Hallen-Jugendmeisterschaften in Leverkusen die erst 16-jährige Alexandra Burghardt (LAZ Inn) sensationell den Titel über 60 Meter. Mit ihrer Siegerzeit von 7,42 Sekunden lief sie gleich zwei Mal Bayerischen Rekord. Eine fast schon standesgemäße Goldmedaille gab es für Hammerwerfer Tristan Schwandke (TV Hindelang) bei der Jugend A. Seine Siegesweite: 66,20 Meter.

Wer die noch der B-Jugendklasse angehörende Athletin vom SV Teising bei den Südbayerischen und Bayerischen Meisterschaften in München erlebt hatte, der konnte vielleicht sogar erahnen, in welch glänzender Verfassung Alexandra Burghardt in Leverkusen auftreten würde. Der Konkurrenz fehlte diese Information, obwohl die junge Chiemgauerin bereits zum U 20-Länderkampf nach Osaka (Japan) eingeladen wurde – allerdings als Weitspringerin. Sonst hätten sich Stefanie Pähler (LG Olympia Dortmund) und Annika Drazek (TV Gladbeck) wohl nicht so sehr aufeinander konzentriert, sondern mehr die großgewachsene Bayerin ins Visier genommen. Die pirschte sich über 7,61 Sekunden im Vorlauf und 7,60 Sekunden nahezu unbemerkt mit der viertbesten Zeit in den Endlauf, wo sie dann einen perfekten Lauf hinlegte.

Schon nach 20 Metern hatte Burghardt einen klaren Vorsprung vor ihren beiden höher gewetteten Kontrahentinnen, den sie auch bis ins Ziel bravourös verteidigte. Nach der Deutschen Jahresbestzeit bei den Jugendlichen und der fünftschnellste Zeit in Deutschland bei den Frauen ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Obendrein stellen die 7,42 Sekunden der weißblauen Sprint-Königin auch noch zwei Bayerische Rekorde dar. Bei der Weiblichen Jugend B unterbot sie die 21 Jahre alte Marke von Katja Seidel (TV 1879 Hilpoltstein) von 7,47 Sekunden, während sie die Bestmarke der A-Jugend von Martha Koj (LG Nürnberg) aus dem Jahr 2005 einstellte. Zweite wurde Annika Drazek, die sich ebenfalls auf 7,45 Sekunden verbessern konnte. Einen schlechten Start erwischte Favoritin Stefanie Pähler. Sie war über ihren dritten Platz in 7,53 Sekunden enttäuscht.

„Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet“, gestand eine überglückliche Alexandra Burghardt. „Ich wollte ins Finale kommen und um eine Medaille laufen, aber die Goldene war für mich zu weit weg. Ich habe mich aber wirklich gut gefühlt und der Lauf war perfekt. Ich kann es noch gar nicht glauben. Mal schauen, ob ich jetzt in Hamburg laufe, weil ich damit gar nicht geplant habe. Im Sommer steht für mich die U18-WM in Lille auf dem Plan.“ Nur eine Randnotiz: Ihren 14. Platz im Weitsprung mit für sie enttäuschenden 5,45 Meter konnte Alexandra Burghardt angesichts ihres Sprint-Triumphs locker verkraften.

Bestweite im letzten Versuch für Tristan Schwandke

Mit einem Fehlversuch startete Tristan Schwandke in den Hammerwurfwettkampf der Deutschen A-Jugend-Winterwurfmeisterschaften – so wünscht sich das keiner. Aber bereits mit dem zweiten Versuch, einem „Sicherheitswurf“ auf 63,46 Meter, brachte er sich zurück ins Rennen. Nach zwischenzeitlichen technischen Problemen konnte sich der Allgäuer noch im letzten Durchgang auf 66,20 Meter steigern. „Eins bis zwei Meter besser wäre perfekt gewesen, aber so war es immerhin noch eine Steigerung um rund einen Meter im Vergleich zum Vorjahr“, sagte Schwandke. Silber gewann der Hallenser Bastian Abend, der seinen Hammer im fünften Versuch auf 64,03 Meter beförderte. Der Erfurter Nils Lindner bekam für 63,31 Meter Bronze.

„Ich hatte etwas Probleme, in den Wettkampf reinzukommen“, berichtete Tristan Schwanke nach der Siegerehrung. „Das Einwerfen war schon nicht das Beste, und dann war auch noch der erste Versuch ungültig. Der zweite hat dann zum Glück gesessen und im dritten konnte ich mich noch etwas steigern. Danach hatte ich etwas Probleme, technisch sauber zu arbeiten. Zum Glück ist es mir dann noch gelungen, mich im letzten Versuch etwas zu steigern. Und das obwohl bei uns im Allgäu tiefster Winter ist und mein Trainer Josef Zillibiller und ich immer Schnee schippen müssen. Da war das heute fast wie Frühling.“

Bronze für Martina Riedl

Eine Medaille, und zwar in der Farbe Bronze, gab es in Leverkusen auch für das „Zwei-Mäderl-Haus“ Riedl vom SC Vöhringen. Offenbar von der Begegnung mit Usain Bolt einige Tage zuvor in der Münchner Lindehalle beflügelt, stellte Martina ihre persönliche Hallenbestleistung von 24,36 Sekunden über 200 Meter ein. Vor zwei Jahren in Neubrandenburg hatte dies noch zum (damals völlig überraschenden) Sieg gereicht, diesmal blieb ihr hinter der neuen Meisterin Anna-Lena Freese (FTSV Jahn Brinkum; 23,96 SekundenI und Stefanie Pähler (24,11 Sekunden) Rang drei. Zwillingsschwester Martina kam nach ihr als undankbare Vierte (24,50 Sekunden) ins Ziel. Im B-Finale über 400 Meter lieferte Kristina Reßler (TSV Peiting) eine glänzende Vorstellung auf der nationalen Bühne ab. Mit 56,71 Sekunden lief sie die insgesamt viertbeste Zeit.

Eine durchaus ansehnliche Bilanz des DM-Schlusstages zogen die Läufer aus dem Freistaat. Nachdem alle bayerischen Läufer zum ersten Mal überhaupt ohne Ausfall die Vorläufe überstanden hatten, gab es in den Finals die erwarteten hart umkämpften Entscheidungen. Als herausragende Resultat stand dabei die Bronzemedaille von Martin Grau (TSV Höchstadt/Aisch) über 3000 Meter zu Buche. Der Hindernisläufer und U 20-WM-Teilnehmer machte dabei alles richtig und kam verdient in 8:36,37 Minuten auf den dritten Platz. Im selben Rennen verbesserte Konstantin Wedel (LAC Quelle Fürth) seine persönliche Bestzeit gleich um zehn Sekunden auf 8:42,66 Minuten und wurde dafür mit Rang sieben belohnt. Mit Moritz Steininger (1. FC Passau) war auf Platz zehn in 9:06,79 Minuten gar noch ein weiterer Bayer in den Top Ten.

John und Kurzdörfer knapp an den Medaillen vorbei

Bei den Mädchen ist die längste in der Halle ausgetragene Strecke die 1500 Meter. Mit Jannika John (LAC Quelle Fürth) und Cornelia Griesche (SG DJK Ingolstadt) standen hier zwei bayerische Endlaufteilnehmer. Die Fürtherin holte sich mit neuer persönlicher Bestzeit von 4:28,97 Minuten den vierten Platz, Griesche bestätigte mit 4:41,00 Minuten die am Vortag im Vorlauf erzielte Bestzeit und finishte als Zehnte. Auf derselben Strecke kamen Valentin Unterholzner (LG Region Landshut) und Tobias Budde (TSV Höchstadt/Aisch) nach jeweils Bestzeit am Vortag als Zehnter (4:04,92 Minuten) und Zwölfter (4:11,91 Minuten) ins Ziel. Über 800 Meter lief sich Marco Kürzdörfer (TSV Höchstadt/Aisch) nach unruhigem Rennen noch bis auf Platz vier in 1:56,85 Minuten vor, Stefanie Müller wurde in ihrem dritten Jugend-Hallen-DM Finale dieses Mal in 2:14,44 Minuten Achte.

Ihre Haut so teuer wie möglich verkauften am Niederrhein die Springer, obwohl sie allenfalls in Sichtweite zu den Medaillen kamen. Im Hochsprung schaffte Daniel Hofmann (TV Zeil) mit sehr guten 2,00 Meter Rang fünf, Dreispringer Felix Bär (LAC Quelle Fürth) wurde undankbarer Sechster mit 14,30 Meter bei gleicher Weite mit dem Fünfplatzierten und in einem erstklassigen Stabhochsprungfeld (der Sieger Carlo Paech, SV electronic Hohen Neuendorf, schwang sich über 5,40 Meter!) musste sich Artur Wollert (LAZ Kreis Würzburg) trotz vorzüglicher 4,55 Meter mit dem neunten Platz zufrieden geben.

Homepage von Dirk Gantenberg:

www.diga-media.com