Ausnahmen gibt es nur für König Fußball
REGENSBURG (HEINZ GLÄSER, Mittelbayerische Zeitung 29.01.2011).
Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) macht weiterhin mobil gegen die Absicht von ARD und ZDF, die WM in Daegu/Südkorea (27. August bis 4. September) nicht live zu übertragen. Allerdings sind diese Welttitelkämpfe nicht das einzige Feld der Medienpolitik, auf dem der DLV Fehlentscheidungen sieht. Auch das kürzlich beschlossene Verbot des sogenannten Programmsponsorings im öffentlich-rechtlichen Fernsehen hält Verbandschef Clemens Prokop (Saal/Donau) für "höchst problematisch und in sich nicht schlüssig".
Das Programmsponsoring über den Satz "Diese Sendung wird Ihnen präsentiert von..." ist für die Werbewirtschaft hochinteressant. Und die übertragenden Sender refinanzierten bislang über diese Trailer in hohem Maße ihre Produktionskosten. Damit soll bald Schluss sein: Der neue Rundfunkstaatsvertrag sieht vor, dass ab 1. Januar 2013 nach 20 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen dieses Programmsponsoring in ARD und ZDF untersagt sein wird - mit den Ausnahmen Fußball-Länderspiele und Olympische Spiele.
Zweijährige "Evaluierung"
Prokop macht seine Kritik an der Entscheidung an einem Beispiel fest: "Ein abendliches Pokal-Halbfinale Bayern München - Borussia Dortmund darf also nicht beworben werden, ein relativ bedeutungsloses Fußball-Freundschaftsspiel Deutschland - Schweden aber schon. "Für gravierend hält er die Auswirkungen auf andere, weniger publikumsträchtige Sportarten: "Sie könnten künftig noch weniger Sendezeit bekommen, weil sie sich nicht refinanzieren können", klagt der Kelheimer Amtsgerichtsdirektor. Außerdem halte er die Bewertung, dass Fußball-Länderspiele ein höherwertiges Gut als Leichtathletik-, Schwimm- oder Ski-Weltmeisterschaften sind, für "äußerst fragwürdig".
Die Ministerpräsidenten haben sich jedoch ein Hintertürchen offengelassen. Im neuen Staatsvertrag ist eine zweijährige "Evaluierung" vorgesehen. Man will beobachten, ob die Neuregelung dazu führt, dass kleine Sportarten weniger übertragen werden als vorher. "Diese Klausel kann ich überhaupt nicht vollziehen", sagt Prokop und fügt hinzu: "Die Ministerpräsidenten gehen offenbar davon aus, dass ARD und ZDF ihrer Verpflichtung nachkommen und die anderen Sportarten weiterhin übertragen. Allerdings wird irgendwann eine Gebührenerhöhung zwingend sein, wenn die Politik das Werbeeinkommen der Öffentlich-Rechtlichen konsequent wegstreicht. Zumindest dann, wenn ich die gleichen Sendeinhalte wie zuvor haben möchte. Oder ich dünne das Programm von ARD und ZDF aus."
Auf taube Ohren gestoßen
Der DLV hatte im Vorfeld Widerstand gegen die Einschränkung des Programmsponsorings aufgebaut. Im Sportausschuss des Bundestages und in der Sportministerkonferenz hatten die Argumente des Verbandes durchaus Gehör gefunden. "Wir hatten breite Unterstützung für unseren Vorschlag, alle bedeutenden nationalen oder internationalen Sportereignisse aus dem Verbot des Programmsponsorings herauszunehmen. Aber bei den Ministerpräsidenten sind wir auf taube Ohren gestoßen", bedauert Prokop. Vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) als Dachverband hätte sich Prokop in dieser Frage eine bessere Lobbyarbeit erhofft. "Es gab leider Gottes kein geschlossenes Vorgehen. Das hat mich überrascht. Von anderen Sportverbänden und vom DOSB kam relativ wenig Unterstützung. Ich hatte den Eindruck, dass die Dramatik der Entwicklung nicht jedem klar war", sagt der 53-Jährige.