Markus Kosok sorgte in Halle für einen "Kracher". Sein erster 70-Meter-Wurf bedeutet gleich die U 20-WM-Norm. Foto: Kiefner

Auch Jonathan Herbst (links) und Simon Lang dürfen sich berechtige Hoffnungen auf einen Start in Barcelona machen.

Knüpft wieder an alte Zeiten und Weiten an: Ulrike Giesa. Foto: Kiefner

21.05.2012 20:52 // Von: Reinhard Köchl

Drei junge Bayern erfüllen bei Werfertagen in Halle gleich die U 20-WM-Norm

Die einen packten den Hammer aus, der andere seinen Speer. Was danach folgte, war von Simon Lang (UAC Kulmbach) durchaus zu erwarten, von Jonathan Herbst (ATS Kulmbach) und Markus Kosok (LG Donau-Ries) jedoch kaum. Dennoch reisten die drei Nachwuchswerfer am Wochenende von den Halpus Werfertagen in Halle/Saale (Sachsen-Anhalt) jeweils mit der U 20-WM-Norm in der Tasche zurück nach Bayern. Das Tüpfelchen auf dem i, das den spürbaren Aufwärtstrend der weißblauen Werfer untermauert.

„Erfreulich viele haben sich diesmal der Herausforderung in Halle gestellt und ebenso erfreulich war die Zahl derer, die sie auch bestanden haben.“ BLV-Wurfteamleiter Joachim Lipske war nach den beiden Tagen in Sachsen-Anhalt deutlich anzumerken, dass ihn die bayerische Bilanz des größten bundesdeutschen Werfermeetings in diesem Jahr über alle Maßen zufriedenstellte. Dass sich zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison schon drei Aspiranten aus dem Freistaat für die U 20-Weltmeisterschaften in Barcelona (Spanien; 10. bis 15. Juli) ausgerechnet bei den Werfern in Szene setzen, wertete Lipske als Beleg für die gute Trainingsarbeit in den Stützpunkten und Wurfnestern.

Vor allem in der Handhabung des lange Zeit etwas ins Abseits geratenen Speeres hat sich eine Menge getan. Neben dem etablierten Disziplintrainer Korbinian Mayr arbeiten inzwischen mit Josef Schaffarzik und Stephan Seeck gleich drei erfahrene Coaches an der Entwicklung der bayerischen Talente. Mit sichtbarem Erfolg: Der 18-jährige Markus Kosok schob sich in der U 20-Konkurrenz trotz guter Ergebnisse mit dem leichteren 700-Gramm-Gerät im vergangenen Jahr völlig unerwartet mit seinem letzten Versuch in den Kreis der potenziellen Barcelona-Fahrer. 70,79 Meter lautete die neue Bestmarke des Harburgers, der sich damit um gleich acht Meter verbesserte und nur von Bernhard Seifert (LC Jena, 72,70 Meter) übertrumpft werden konnte.

Auch die anderen nach Halle angereisten Speerwerfer aus dem Freistaat behaupteten sich inmitten der hochkarätigen Konkurrenz, selbst wenn Kim-Dominik Seyfried (LG Augsburg) mit seinem vierten Rang in der U 23 mit 66,50 Meter nicht ganz zufrieden war. Den Namen Jonas Bonewit (LG Stadtwerke München) wird man sich dagegen für die Zukunft merken müssen. Dem 17-Jährigen gelang in der Kategorie U 18 mit 63,14 Meter ein Riesenwurf, der ihn nicht minder überraschend auf Platz drei hievte. Fünfter wurde hier Tobias Gierschick (LG Festina Rupertiwinkel), der mit 59,92 Meter nur knapp unter der 60-Meter-Marke blieb. Ein Erfolgserlebnis der besonderen Art brachte die Reise nach Halle für zwei junge Damen im Trikot der LG Stadtwerke München. Neuzugang Raffaela Wiesbeck steigerte ihre Bestleistung abermals auf 47,87 Meter, was ihr hinter der Dänin Marie Vestergaard sogar den Silberrang bei den U 23-Frauen einbrachte. Ihr dicht auf den Fersen ist nach langer verletzjgsbedingter Leidenszeit Simone Meier, die sich ebenfalls auf 46,92 Meter steigern konnte und damit Fünfte wurde.

Zu einem schönen achten Rang reichte es für die mehrfache Bayerische Siebenkampfmeisterin Sabrina Thomas (MTV 1881 Ingolstadt), die sich nun auf den Speerwurf konzentrieren will, in der weiblichen U 20. Auch sie erzielte mit 44,40 Meter neuen Hausrekord. Doch damit nicht genug. Eva Herrmann (LG Reischenau-Zusamtal) wurde in de U 18-Klasse Fünfte mit 42,87 Meter, gefolgt von ihrer schwäbischen Kontrahentin Julia Satzger (TSV Friedberg), die als Sechste auf 41,55 Meter kam. Beinahe logisch, dass auch sie persönliche Bestleistungen erzielten. Bei den Jüngsten in der weiblichen U 16 kam Veronika Klimek (VfL Waldkraiburg) als Zweite zum ersten Mal über 40 Meter (42,09 Meter), während Tamara Koncar (LG 90 Ebersberg-Grafing) mit 34,69 Meter als Sechste zu Buche stand.

Lang und Herbst bewerben sich um Barcelona-Ticket

Beinahe schon traditionsgemäß dominieren die bayerischen Nachwuchs-Hammerwerfer in bundesdeutsche Wurflandschaft. Nun scheint auch der vorjährige B-Jugendmeister Simon Lang endgültig in der U 20-Klasse angekommen zu sein. Gleich im ersten Versuch flog das sechs Kilo schwere gerät auf die Tagesbestweite von 70,40 Meter und gleich darauf noch einmal über 70 Meter (70,09 Meter). Insgesamt übertraf der blonde Oberfranke mit fünf seiner sechs Würfe die erforderliche Quali-Weite für Barcelona. Maßarbeit war die Normerfüllung freilich für Jonathan Herbst, der im letzten Durchgang mit 68,63 Meter die Türe in die katalanische Hauptstadt um genau 13 Zentimeter öffnete. In den Endkampf drang noch Sebastian Staudacher junior (SV Achenmühle) vor, der als Achter 64,14 Meter warf.

Ein spannendes Duell hinter dem überragenden Norweger Eivind Henriksen (75,56 Meter) lieferten sich in der männlichen U 23 Johannes Bichler (LG Stadtwerke München) und Tristan Schwandke (TV Hindelang). Bichler verpasste als Zweiter mit 68,82 Meter nur hauchdünn eine neue Bestleistung, während Schwandke sich als Dritter auf 66,05 Meter nach vorne arbeiten konnte. Einen schönen bayerischen Erfolg gab es durch Dominik Maaß (LAV 02 Neustadt), der sich bei den U 16ern mit 55,83 Meter durchsetzen konnte.

In der männlichen U 18 belegten die Bayern wie an der Perlenkette aufgereiht die Ränge fünf bis sieben, und zwar in folgender Reihenfolge: Marinus Brunner (SV Achenmühle; 52,82 Meter), Niklas Brönneke (51,39 Meter) und Niklas Wermbter (beide ATS Kulmbach; 48,10 Meter). Bei den jungen Damen der Klasse U 20 behauptete sich Anna Rinderle (DJK Memmingen) trotz ihrer derzeit laufenden Abiturprüfungen mit guten 52,95 Meter (Sechste). Bei den ehemaligen Schülerinnen U 16 landete Judith Scholl (TV Hindelang) mit 41,88 Meter noch auf dem Treppchen (Dritte), während Anna Haslauer (TB Jahn Wiesau) mit 31,75 Meter den siebten Platz belegte.

Ulrike Giese kratzt wieder an den 60 Metern

So weit wie schon seit Jahren nicht mehr, nämlich 59,09 Meter, flog der Ein-Kilo-Diskus im Sportzentrum Brandberge aus der Hand von Ulrike Giesa (LAC Quelle Fürth). Auch der zweitbeste Versuch der 27-Jährigen landete noch jenseits der 59 Meter (59,04 Meter). Nach ihrem dritten Platz in der B-Riege hinter der Chinesin Xuejun Ma (62,60 Meter) und der Portugiesin Irina Rodrigues (59,37 Meter) hegt Uli Giesa nun berechtigte Hoffnungen, dass noch in diesem Jahr wieder die 60-Meter-Marke fällt, zumal ihr dies laut Joachim Lipske im Einwerfen bereits gelang. Mitten in die deutsche U 18-Spitze hat sich derweil Evi Weber (TSV 1862 Erding) hineingeworfen. Sie sei „sehr stabil“ in ihren Würfen geworden, lobte der BLV-Wurf-Cheftrainer die neuerliche Bestleistung der 17-Jährigen von 44,56 Meter, die ihr den vierten Rang einbrachte. Als großes Talent entpuppte sich auch Rebecca Zimmer (LG Bamberg), die sich in der weiblichen U 16 auf 34,49 Meter verbesserte (Platz vier).

Bayerns bester männlicher Diskuswerfer heißt Joschua Deckert (LAZ Kreis Würzburg). Als Siebter der U 23-Konkurrenz untermauerte der 22-Jährige seine aufsteigende Form, die er vor allem auf die Trainingsbedingungen an seinem Studienort Chemnitz zurückführt, mit einer neuen Bestleistung von 53,26 Meter, was ihm bei den U 23ern Rang sieben einbrachte. Mit der Kugel kam er auf 15,41 Meter (Neunter).

Nicht ganz an die Weite beim Werfermeeting in Türkheim anknüpfen konnte Robert Dippl (LAC Quelle Fürth). Als Vierter der B-Riege blieb seine Kugel diesmal vor der 19-Meter-Linie liegen (18,58 Meter). Eine wertvolle Erfahrung war die Reise zu einem richtig großen Werfermeeting für das gerade mal 13-jährige „Kugelstoß-Küken“ Amelie Döbler (LG Stadtwerke München). Gegen die zum Teil zwei Jahre ältere Konkurrenz kam das Talent tatsächlich in den Endkampf (Siebte) und bestand mit 11,67 Meter ihre Feuertaufe mit Bravour.