Schenkten sich nichts über 800 Meter: Gabriel Genck und Marco Kürzdörfer.

Nach dem 100-Meter-Titel bei den Aktiven holte sich Martina Riedl in Hösbach den U 23-Titel über 200 Meter.

Immer noch in ausgezeichneter Form: Tobias Giehl knackte als Meister über 400 Meter seine Bestzeit.

Verteidigte erfolgreich ihren Dreisprungtitel: Julia Hennemann.

Zentimeter entschieden zugunsten von Thomas Schiller (links) gegenüber Fabian Turcinov.

Lisa Schollbach (Mitte) gewann die 100 Meter. Alle Fotos: Theo Kiefner

18.07.2012 18:36 // Von: Gerd Raithel

Bayerische Meisterschaften U 23 Hösbach: Trotz Wetterkapriolen sehr ansprechende Leistungen

Sehr unterschiedliche, zeitweise außergewöhnlich ungünstige Witterungsverhältnisse (Sturmböen am ersten Tag, heftige Regengüsse am zweiten Tag, die sogar zwei Mal Unterbrechungen der Veranstaltung notwendig machten), beeinträchtigten den Ablauf der Bayerischen U 23- und U 16-Meisterschaften (früher Junioren und Schüler) in Hösbach.

Trotz des Aprilwetters im Juli und trotz des in der Klasse U 23 von vornherein zu erwartenden Fehlens einiger Spitzenkräfte konnte man doch teilweise recht gute Leistungen verzeichnen, und auch an Spannung fehlte es in manchen Disziplinen nicht. Aus verschiedenen, in den meisten Fällen nachvollziehbaren Gründen waren zahlreiche potenzielle Medaillenanwärter nicht zu den Titelkämpfen in die äußerste Nordwestecke Bayerns gekommen. Vor allem Sprint- und auch etliche Laufwettbewerbe waren zahlenmäßig noch einigermaßen zufriedenstellend besetzt, doch ließ – wie in den vergangenen Jahren fast immer – die Beteiligung in vielen technischen Disziplinen sehr zu wünschen übrig.

Als erfolgreichste Truppe präsentierten sich die Sprinterinnen der LG Stadtwerke München, die fast alle Medaillen abräumten, die es in ihrem Bereich zu gewinnen gab. Total war ihr Triumph über 100 und 200 Meter mit den jeweils ersten drei Plätzen. Auf der kürzeren Strecke siegte Lisa Schollbach in 12,29 Sekunden ganz knapp vor Julia Riedl (12,30 Sekunden) und Christina Muckenthaler (12,36 Sekunden), über 200 Meter feierte Martina Riedl in 24,27 Sekunden einen deutlicheren Erfolg vor ihrer Zwillingsschwester Julia (24,90 Sekunden) und Laura Stronk (25,01 Sekunden). Zu den besten Leistungen bei den Juniorinnen zählten die 46,15 Sekunden, mit denen das Stadtwerke-Quartett Lisa Schollbach, Martina und Julia Riedl sowie Christina Muckenthaler die 4 x 100 Meter souverän vor der SG Frankensprint gewann. Schließlich gab es eine weitere Goldmedaille für Christina Muckenthaler als überlegene Siegerin über 100 Meter Hürden in 14,39 Sekunden.

Als eifrige Medaillensammlerin erwies sich auch Stefanie Müller (TSV Bobingen) in ihrem ersten Jahr bei den Juniorinnen. Sie entschied die 800 Meter in 2:21,82 Minuten vor ihrer starken Konkurrentin Regina Högl (LG Region Landshut/2:21,92 Minuten) für sich, war über 1500 Meter in 5:02,53 Minuten die Beste vor Jelena Tancic (LAC Quelle Fürth/5:06,99 Minuten) und wurde zudem über 400 Meter Hürden Zweite mit 62,82 Sekunden hinter der in 61,05 Sekunden klar dominierenden Favoritin Isabell Hergenröther (LAC Quelle Fürth).

Über 400 Meter flach wurde Regina Straub (57,21 Sekunden (SG Nürnberg/Fürth) als Meisterin geehrt, über 3000 Meter kam Stefanie Perfler (LG Telis Finanz Regensburg) nach 10:05,47 Minuten als Erste in Ziel, doch blieb ihr ein Meistertitel verwehrt, weil nur zwei Läuferinnen am Start waren.

Die noch zur Altersklasse U 20 zählende Nadine Niemann (LAZ Obernburg-Miltenberg) gewann den Hochsprung überlegen mit 1,72 Metern, ebenfalls dem jüngeren U 20-Jahrgang 1994 gehört Julia Schlegl (TSV Ochenbruck) an, die sich den Sieg im Weitsprung mit 5,50 Metern sicherte. Erfolgreiche Titelverteidigerinnen gab es im Stabhochsprung mit Julia Ott (Jahrgang 93/TV Gunzenhausen), die ihrer Favoritenrolle mit 3,70 Metern gerecht wurde, danach gleich 4,00 Meter auflegen ließ, aber an dieser Höhe scheiterte, sowie im Dreisprung mit Julia Hennemann (TSV Ebensfeld/12,01 Meter).

Johanna Höcketstaller (TSV 1880 Wasserburg) kam nach einem mehrmonatigen USA-Aufenthalt zwei Mal aufs Siegerpodest - als Titelverteidigerin und überlegene Erste im Kugelstoßen mit sehr guten 14,25 Metern und als Zweite mit dem Diskus mit 42,46 Metern; im Diskuswurf hatte sie Melanie Dörr (TV Ochenbruck/43,92 Meter) den Vortritt lassen müssen. Zwei Vertreterinnen der LG Stadtwerke München machten die Entscheidung im Speerwurf unter sich aus, dabei behielt Raffaela Wiesbeck mit 47,38 Metern die Oberhand, Simone Meier erreichte 46,56 Meter. Ohne Konkurrentin blieb Hammerwerferin Chiara Reiter (TB Jahn Wiesau).

Für die wohl beste Leistung bei den Junioren zeichnete Tobias Giehl (LG Würm Athletik), EM-Teilnehmer über 400 Meter Hürden, verantwortlich. In Hösbach verzichtete er auf einen Start über seine Spezialstrecke, gewann dafür die 400 Meter flach in persönlicher Bestzeit von 47,25 Sekunden vor Titelverteidiger Stefan Gorol (DJK Friedberg/48,20 Sekunden) und Benedikt Wiesend (LG Stadtwerke München/48,59 Sekuinden). Zudem war Giehl über 200 Meter in den Vorläufen mit 21,60 Sekunden der mit Abstand Schnellste gewesen, doch zum Finale nicht mehr angetreten.

Sprinter Thomas Schiller (LG Regon Landshut) mag offensichtlich Wimpernschlag-Entscheidungen. Vor einer Woche bei den Bayerischen Meisterschaften der Männer in Erding hatte über 100 Meter das Zielfoto den Ausschlag dafür gegeben, dass er sich mit 10,93 Sekunden dem zeitgleichen Münchner Fabian Turcinov geschlagen geben musste. Bei den Junioren siegte er nun in 10,97 Sekunden vor Philipp Gretz (LG Stadtwerke München) mit der gleichen Zeit. Und über 200 Meter lag er im Ziel mit 21,91 Sekunden nur um eine Hunderstelsekunde hinter dem siegreichen Maximilian Bayer (LG Stadtwerke München/21,90 Sekunden). Bayer entschädigte sich mit diesem Erfolg dafür, dass auf seiner Spezialstrecke 110 Meter Hürden mangels Teilnehmern kein Lauf zustande kam.

Über 400 Meter Hürden brachten 57,92 Sekunden Andreas Kölbl (TSV Pentzberg) zwar den Sieg, aber keinen Meistertitel ein, weil nur zwei Teilnehmer angetreten waren. Einen Favoritensieg gab es in der 4 x 100-Meter-Staffel für die LG Stadtwerke München. Maximilian Bayer, Philipp Gretz, Benedikt Wiesend und Tobias Schneider gewannen in 41,62 Sekunden mit deutlichem Vorsprung vor der LG Region Landshut (42,69 Sekunden).

Die Mittelstrecken der Junioren waren eine Domäne der starken, auch schon auf nationaler Ebene erfolgreichen Nachwuchsläufer des TSV Höchstadt/Aisch. Marco Kürzdörfer entschied die 800 Meter in 1:53,55 Minuten für sich, Gabriel Genck (LG Donau-Ries) wurde Zweiter in 1:53,74 Minuten vor Martin Grau, einem weiteren Höchstadter (1:54,59 Minuten). Dieser Martin Grau wiederum holte sich über 1500 Meter die Goldmedaille in 3:58,04 Minuten vor seinem Zwillingsbruder Bastian Grau (4:00,38 Minuten) und Dominik Karl (TV Ochsenfurt/4:03,00 Minuten).

Mit Dreispringer Manuel Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) war in den Sprungwettbewerben wenigstens ein Athlet der deutschen Spitzenklasse vertreten. Der deutsche Vizemeister ging im Dreisprung bei weitem nicht an seine Leistungsgrenze, um seine Spezialdisziplin mit 15,30 Metern zu gewinnen. Außerdem holte er sich noch einen Titel im Weitsprung mit 6,95 Metern. Sein jüngerer Bruder Simon Ziegler musste sich im Stabhochsprung mit 4,30 Meter und Rang zwei hinter dem U 20-Nachwuchsmann Artur Wollert (LAZ Kreis Würzburg/4,40 Meter) begnügen. Ebenfalls noch zur U 20 zählt Fabian Jaschik (LG Bamberg), dem 1,88 Meter zum ersten Platz im Hochsprung reichten.

Werfer Joschua Deckert (LAZ Kreis Würzburg) wurde zwei Mal zur Siegerehrung aufgerufen. Mit dem Diskus hatte er als Vorjahresmeister auch diesmal mit 52,23 Metern den weitesten aller Würfe aufzuweisen, mit der Kugel musste er sich in diesem Jahr mit 15,92 Metern dem zwei Jahre jüngeren Martin Schynoll (LG Landkreis Roth/16,01 Meter) knapp geschlagen geben. Einen eindeutigen Sieger gab es im Speerwurf mit Kim-Dominik Seyfried (LG Augsburg/66,27 Meter), der eine Woche vorher auch schon bei den Männern Bayerischer Meister geworden war. Bei den Hammerwerfern fehlten die in ihrer Altersklasse zu den besten deutschen Nachwuchsathleten gehörenden Johannes Bichler, Tristan Schwandke und Simon Lang. So genügten Patrick Frey (DJK Aschaffenburg) 49,77 Meter zum Erfolg, der noch dadurch entwertet wurde, weil er nur einen Widersacher hatte.

Die Ausrichter von der LG Landkreis Aschaffenburg überzeugten mit einer tadellosen Organisation. Dass ihnen das Wetter mehr als einen Strich durch die Rechnung machte, war ihnen schließlich nicht anzulasten.