Über die Hürden, aber auch im Mehrkampf ein Riesentalent: Paula Benstetter (Mitte) holte in Wesel ihren ersten deutschen Meistertitel. Foto: Kiefner

Bringt Bewegung in die bayerische Mehrkampfszene: Philipp Singer holte sich in Wesel Gold im Block Wurf. Foto: Stuffer

Sprintete und warf sich auf Platz drei bei der U 16.DM: Michelle Schneider. Foto: Kiefner

20.08.2012 18:48 // Von: Reinhard Köchl

Deutsche U 16-Mehrkampf Wesel: Benstetter und Singer bringen Gold mit nach Bayern

Das bayerische Aufgebot bei den deutschen U 16-Mehrkampfmeisterschaften in Wesel war zwar klein, der Erfolg dafür umso erfreulicher. Gleich zwei Nachwuchsathleten kamen mit einer Goldmedaille zurück in den Freistaat. Den Vogel schoss Paula Benstetter mit ihrem neuen bayerischen Rekord im Blockwettkampf Sprint/Sprung der Klasse W 15 ab. In einem rein bayerischen M 14er-Duell im Block Wurf holte sich Philipp Singer den DM-Titel vor Paul Walschburger. Für Michelle Schneider (Block Wurf) gab es Bronze.

Fast genau ein Jahr hatte der bayerische Rekord von Katharina Winkler (LAC Quelle Fürth) mit 2930 Punkten, erzielt bei den vorjährigen Deutschen Schülermehrkampfmeisterschaften in Cottbus, Bestand. In Wesel schraubte Paula Benstetter (TSV Bad Endorf) diese Marke um 34 Zähler auf 2964 nach oben und gewann problemlos ihren ersten DM-Titel mit einem komfortablen Vorsprung vor Simone Zimny (LG Ortenau Nord; 2901). Wenn es überhaupt so etwas wie eine kleine Schwäche bei der 15-jährigen Oberbayerin gab, dann war dies der Speerwurf. Hier streifte sie mit 29,92 Meter nur äußerst knapp die 30-Meter-Marke. In den verbleibenden vier Disziplinen steht sie zumindest in Bayern jeweils einsam an der Spitze.

Über 100 Meter stellte Paula Benstetter ihre persönliche Bestzeit von 12,35 Sekunden ein, im Weitsprung gelang ihr mit 5,51 Meter gar ein neuer Hausrekord, im Hochsprung hätte sie um ein Haar einen weiteren geschafft, blieb jedoch auch mit übersprungenen 1,68 Meter voll im Soll, während es in ihrer Paradedisziplin, dem 80-Meter-Hürdenlauf, mit 11,53 Sekunden wieder ein grandiose Zeit gab. Angesichts der offenkundigen Sprint- und Sprungstärke Benstetters wird es spannend zu beobachten sein, in welche Richtung der Spezialisierungszug in der nahen Zukunft fährt und ob auch für den Siebenkampf eine Tür geöffnet bleibt.

Beinahe wie eine Bayerische Meisterschaft mutete die Entscheidung in der M 14-Konkurrenz des Blockwettkampfes Wurf an. Hier standen sich mit Philipp Singer (TuS Bad Aibling) und Paul Walschburger (LAZ Kreis Günzburg) zwei nahezu gleichwertige Konkurrenten gegenüber. Mit einem phänomenalen Weitsprung von 6,32 Metern sowie einer vortrefflichen Hürdenzeit von 11,50 Meter setzte der Schwabe Walschburger den Oberbayern Singer gehörig unter Druck. Der jedoch entschied den Kampf um Gold und Silber letztlich durch exzellente Leistungen im Diskuswerfen (43,92 Meter), Kugelstoßen (13,62 Meter) sowie über 100 Meter (11,82 Sekunden) für sich. Dabei schrammte Singer mit 2995 Zählern nur haarscharf an der 3000er-Marke vorbei, während Walschburger mit 2942 Punkten noch ein absolutes Spitzenergebnis erzielen konnte.

Mit einem beherzten Blockwettkampf Wurf schnappte sich Michelle Schneider (LG Stadtwerke München) in der Klasse W 15 mit ebenfalls neuer Bestleistung von 2786 Punkten verdient die Bronzemedaille. Im Schatten der überragenden Siegerin Stella Clemens (LC Rehlingen), die mit 3024 Zählern einen neuen Deutschen Rekord aufstellte, verbesserte sich die 15-jährige Münchnerin vor allem über 80 Meter Hürden (12,49 Sekunden), während sie in ihren Spezialdisziplinen Kugelstoßen (13,37 Meter) und Diskuswurf (35,25 Meter) das Fundament für ihren Treppchenplatz schuf.

Diesen verpassten zwei andere bayerische Talente nur denkbar knapp. Nach zwei schweißtreibenden Tagen bei Temperaturen bis zu 38 Grad fehlten Larissa Knörl (Post-SV Bayreuth) im Siebenkampf der Alterklasse W 14 nur lächerliche 15 Zähler auf den Bronzerang. Dennoch kann die 14-Jährige auf ihren vierten Rang mit genau 3700 Punkten überaus stolz sein, wobei sie über eine ganz erstaunliche Ausgeglichenheit verfügt und eigentlich keinen richtigen Durchhänger im Sprint, Sprung, Wurf oder Lauf aufweisen kann. Die meisten Punkte gab es für sie über 80 Meter Hürden, wo sie 12,21 Sekunden lief.

Felix Straub (LG Kreis Ansbach) fehlten am Schluss in einem spannenden Blockwettkampf Sprint/Sprung der Klasse M 15 30 Punkte zu Bronze, 47 zu Silber und 51 zum Titel. Wer allerdings mit 3030 Punkten „nur“ Vierter wird, dem gebührt in der Tat Hochachtung. Besonders stark präsentierte sich der Mittelfranke auf der schnellen Weseler Bahn über 100 Meter (11,42 Sekunden), 80 Meter Hürden (11,25 Sekunden) und im Weitsprung (6,19 Meter). Ebenfalls ein mehr als achtbares Ergebnis gelang Robin Meyer (TG Kitzingen) als Zehntem mit 2958 (darunter 11,17 Sekunden im Hürdensprint und 6,25 Meter im Weitsprung).

Weitere Top Ten-Platzierungen gab es im Neunkampf der M 14 für Matthias Holleis (LG Stadtwerke München; Sechster mit 4865) und Maximilian Holzmüller (TSV Bobingen; Achter mit 4773), im Neunkampf der M 15 durch Felix Wolter (LG Stadtwerke München; Neunter mit 5136) sowie im Blockwettkampf Lauf der M 14 durch Robin Adelwarth (TV Erkheim; Achter mit 2406).

Allerdings muss auch konstatiert werden, dass ein Jahr nach der triumphalen Deutschen Mannschaftsmeisterschaft durch die LG Landkreis Roth vor der LG Sempt im damaligen Achtkampf der Jungen sowie der Blockmedaille der LG Stadtwerke München bei den Mädchen 2012 leider keine einzige Mannschaft aus dem Freistaat, weder im Sieben- oder Neunkampf noch im Blockwettbewerb, am Start war.

Wie sich überhaupt die Teilnehmerzahlen aus Bayern diesmal in argen Grenzen hielten. Über die Gründe, wie etwa der Termin mitten in den (bayerischen) Sommerferien, kann spekuliert werden. Aber während zum Beispiel ein Großaufgebot an Athleten, Trainern und Funktionären aus dem Freistaat die Deutschen Jugendmeisterschaften in Mönchengladbach vor gut vier Wochen wahrnahm, zog es diesmal kaum jemanden bei tropischer Sommerhitze an den Niederrhein. Dabei hatten sich die Organisatoren des TV Wesel wirklich alle Mühe gegeben, perfekt durchgeplante, kompetente, unaufgeregt, athletenfreundliche Titelkämpfe auf die Beine zu stellen, die sich wohltuend vom Chaos der vorjährigen Mehrkampf-Meisterschaften in Cottbus abhoben.