Starkes Team, großer Mannschaftsgeist: Bayerns herausragende U 20-Leichtathleten präsentierten sich beim Länderkampf im tschechischen Kolin von ihrer besten Seite.

Markus Schwertfeger war der uneingeschränkte Herrscher im Koliner Diskusring.

Um die Wette mit der Sonne strahlten die bayerischen Medaillengewinner beim Länderkampf.

Beste 200-Meter-Läuferin: Magdalena Weiß.

Ihre Zwillingsschwester Laura Weiß (Mitte) gewann über 100 Meter Hürden und wurde über 100 Meter Zweite. Rechts Stefanie Segerer, die über 100 Meter Hürden Platz drei belegte.

Eine Bank im Speerwerfen: Sabrina Thomas.

Corinne Kohlmann (Mitte) lieferte in Kolin eine Klasseleistung nach der anderen ab. Rechts freut sich auch Christina Hering.

Katrin Geiger war über 1500 Meter nicht zu schlagen.

Die Jüngste war im Stabhochsprung die Größte: Salome Schlemmer holte in Kolin ebenfalls Gold. Alle Fotos: Iris Urban

19.09.2012 10:34 // Von: Iris Urban

Trotz Pannen: BLV-U 20-Auswahl besteht Feuertaufe in Tschechien mit Bravour

Zum ersten Mal nahm eine U 20-Auswahlmannschaft des Bayerischen Leichtathletik-Verbandes am Internationalen Visegrad Match of Athletes in Kolin in der Tschechischen Republik teil. Dabei gingen an das Bayernteam eine ganze Reihe von Einzelmedaillen. Die guten Leistungen und der tolle Teamgeist wurden am Ende mit dem dritten Platz in der Gesamtwertung belohnt - obwohl es bei der Vorbereitung des Länderkampfes einige unvorhergesehene Pannen gab.

In Kolin, etwa 60 Kilometer östlich von Prag gelegen, galt es, sich beim Internationalen Visegrad Match of Athletes gegen die Mannschaften aus Polen, Ungarn und dem Gastgeber Tschechien zu behaupten. Dass dies schwerer als gedacht werden würde, war vor allen Dingen auf die Tatsache zurückzuführen, dass der Modus, in dem die Athleten gewertet wurden, aufgrund mangelnder Information im Vorfeld nicht klar war. So waren in den meisten Disziplinen nur jeweils ein Athlet für Bayern am Start, obwohl jeweils zwei in die Wertung gekommen wären. Dazu kamen noch einige unvorhergesehene Verletzungen.

Doch davon ließen sich die angetretenen Sportler/innen nicht abschrecken. Im Gegenteil: mit einer guten Portion Selbstbewusstsein und der richtigen „Jetzt-erst-recht-Einstellung“ wurde bis zum Ende um jeden Punkt gekämpft. So mancher Sportler kam kurzfristig noch zu einem zusätzlichen Einsatz in einer nicht geplanten Disziplin.

Corinne Kohlmann drei Mal auf dem Treppchen

Dass das Team Bayern durchaus Chancen auf den Sieg gehabt hätte, zeigen die vielen Podestplatzierungen. Allen voran stand Corinne Kohlmann. Die Athletin der LG Karlstadt-Gambach-Lohr war mit zwei Gold- und einer Silbermedaille am Ende die Athletin des Tages. Gleich zu Beginn gewann sie die 800 Meter in 2:16,93 Minuten. In einem taktischen Rennen setzte sie sich erst am Ende an die Spitzenposition und gab diese auch nicht mehr ab. Über den dritten Platz freute sich in diesem Rennen Christina Hering (LG Stadtwerke München). Trotz Magenproblemen erkämpfte sie sich in 2:17,40 Minuten die Bronzemedaille.

Beide Athletinnen gingen auch über die 400 Meter an den Start. Hier spielte Kohlmann ihre Steherqualitäten aus und überholte auf der Zielgeraden alle Konkurrentinnen. 55,97 Sekunden bedeuteten wieder Gold für Bayern und Corinne Kohlmann. Für Hering blieb nach einem beherzten Rennen diesmal nur der vierte Platz. Die dritte Medaille sicherte sich Kohlmann am Ende mit der 4 x 100-Meter-Staffel. Gemeinsam mit Stefanie Segerer (LG Würm Athletik) sowie Magdalena und Laura Weiß (TV Bad Kötzting) sprintete sie in 48,01 Sekunden auf einen tollen zweiten Platz.

Über eine weitere Silbermedaille konnte sich Laura Weiß im 100-Meter-Sprint freuen. In 12,17 Sekunden musste sie sich nur knapp geschlagen geben. Dafür ließ Weiß über die 100 Meter Hürden ihren Konkurrentinnen keine Chance und gewann das Finale in 14,75 Sekunden. Ihre Staffelkollegin Stefanie Segerer konnte in diesem Finale ebenfalls eine Medaille gewinnen. 15,60 Sekunden bedeuteten am Ende den dritten Platz und damit Bronze. Die vierte im Bunde der Staffelmädels stand den anderen in nichts nach. Ein souveräner Lauf in 25,17 Sekunden über 200 Meter brachte auch Magdalena Weiß eine Goldmedaille ein.

Ebenfalls ganz oben auf dem Podest stand Kathrin Geiger (SV Steinheim) nach ihrem 1500-Meter-Lauf. Von Beginn an kontrollierte Geiger von vorne weg das Feld und konnte sich in der letzten Runde absetzen. 4:45,62 Minuten reichten aus, um mit der Goldmedaille belohnt zu werden.

Eine weitere Goldmedaille fügte Salome Schlemer (TSV Bad Endorf) dem Konto des BLV hinzu. Die Athletin, die eigentlich noch der jüngeren Altersklasse U 18 angehört, zeigte keine Nerven und konnte den Stabhochsprungwettkampf mit 3,60 Metern und damit ganzen 30 Zentimetern Vorsprung gewinnen.

Gold gab es auch für Sabrina Thomas (MTV 1881 Ingolstadt) im Speerwurf. Mit 44,13 Metern zeigte Thomas einen tollen Wettkampf und lag am Ende über vier Meter vor der Konkurrenz. Starke Nerven brauchte Nadine Niemann (LAZ Obernburg-Miltenberg). Kurzfristig beim Speerwurf eingesprungen, konnte sie sich nur kurz auf ihre Spezialdisziplin Hochsprung vorbereiten. Bei einem Sprung verletzte sie sich dann auch noch mit den eigenen Spikes. Trotzdem fand sie gut in Ihren Wettkampf und wurde mit 1,70 Metern und der Bronzemedaille belohnt.

Viele weitere gute Platzierungen und persönliche Bestleistungen, wie zum Beispiel der vierte Platz von Kassandra Große (TSV Plattling) im Diskuswurf mit 38,42 Metern, konnten bei der Weiblichen Jugend verbucht werden. Am Ende erreichten die bayerischen Mädels insgesamt 123 Punkte und konnten sich hinter Polen auf dem zweiten Rang platzieren.

Bayerische Burschen auf Rang vier

Die Männliche Jugend stand am Ende mit 94,5 Punkten zwar nur auf dem vierten Platz, diese Platzierung sagt aber nichts über die eigentlichen Leistungen aus. Denn auch bei der männlichen Jugend konnte das Team Bayern viele Einzelmedaillen erringen und am Ende auf viele gute Leistungen zurückblicken.

Gleich in der ersten Wurfentscheidung des Tages zeigte Markus Schwerdtfeger (LAZ Kreis Würzburg) schon beim Einwerfen, dass der Sieg beim Diskuswurf nur über ihn gehen würde. Und so war es dann auch: Schwerdtfeger machte gleich mit seinem ersten Versuch alles klar, und knackte mit 52,68 Metern als einziger Werfer die 50-Meter.Marke. Dies bedeutete die verdiente Goldmedaille. Noch zwei weitere Medaillen gingen auf das Konto der Werfer. Christian Zimmermann (Kirchheimer SC) konnte beim Kugelstoßen trotz einer Verletzung am Sprunggelenk, die er sich beim Auftakt am gleichen Tag zuzog, mit 15,84 Metern die Silbermedaille gewinnen. Ebenfalls Platz zwei sicherte sich Markus Kosok (LG Donau-Ries) im Speerwurf. Nachdem er sehr schlecht in den Wettkampf fand, konnte er am Ende mit 66,25 Metern durchaus zufrieden sein.

Florian Bauer (LAZ Inn) zeigte seine Sprintstärke und konnte sich sowohl beim 100 Meter Lauf als auch beim 200 Meter Lauf eine Medaille abholen. In zwei jeweils sehr engen Rennen erkämpfte sich Bauer beim 100-Meter-Lauf in 10,97 Sekunden die Silbermedaille. 22,26 Sekunden über 200 Meter bedeuteten Rang drei für ihn. Eine weitere Silbermedaille gab es beim 110-Meter-Hürdenlauf zu feiern. In 14,92 Sekunden musste sich Timo Kaufmair (TS Herzogenaurch) nur ganz knapp geschlagen geben.

Auch das Läufer-Lager konnte sich über Einzelmedaillen freuen. Über 1500 Meter kam Michael Pritzl (TSV 1860 Rosenheim) in 4:08,55 Minuten auf den dritten Platz. Ebenfalls stark präsentierte sich Adrian König-Rannenberg (LAC Quelle Fürth) über die 800 Meter. In 1:55,42 Minuten erkämpfte auch er sich den dritten Platz und damit die ersehnte Einzelmedaille.

Auch bei den Jungs konnten zusätzlich viele gute Platzierungen erreicht werden. Christian Felderhoff (LG Stadtwerke München) schrammte beispielsweise mit 50,87 Sekunden über die 400 Meter nur um eine winzige Hundertstelsekunde an einer Medaille vorbei, Timo Kaufmair steigerte sich im 200 Meter Lauf auf 23,03 Sekunden und die beiden Hochspringer Emanuel Vogel (ESV München) und Patrick Lutzenberger (TSV Schwabmünchen) konnten sich ebenfalls über neue persönliche Bestleistungen von 1,97 Metern beziehungsweise 1,93 Metern freuen.

In der Endabrechnung konnte sich das Team Bayern schließlich hinter Polen und Tschechien auf dem dritten Rang platzieren

Diesen Länderkampf werden wohl alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen sicherlich nicht so schnell vergessen. Nicht nur die vorbildliche Organisation und Abwicklung des Wettkampfes seitens der Gastgeber und die guten Ergebnisse werden in Erinnerung bleiben. Auch die Unterkunft im Studentenwohnheim, die kurzfristigen Umstellungen am Wettkampftag, die größeren und kleineren Verletzungen (inklusive Glasscherben und Wespenstich) und vor allem die achtstündige Verspätung bei der Heimfahrt machen diesen Ausflug zu etwas ganz Besonderem und alle freuen sich schon auf das nächste Jahr, wenn es dann wieder heißt: "Six foot, seven foot, eight foot, Bunch!"