Geprägt von spannenden Positionskämpfen war die Entscheidung der Männer bei den Bayerischen Halbmarathonmeisterschaften in Geiselhöring.

Packte ihre Chance beim Schopf und holte sich zum ersten Mal Gold bei den Bayerischen: Christine Fiedler.

Eine Tempoverschärfung zur rechten Zeit brachte Ralf Preißl den Titel.

Lief bei den Männer lange Zeit in der Spitzengruppe mit und gewann später den Titel in der M 50. Alle Fotos: Theo Kiefner

24.09.2012 19:33 // Von: Dieter Claus

Ralf Preißl und Christine Fiedler holen sich erstmals die Bayerischen Halbmarathontitel

Ralf Preißl (LLC Marathon Regensburg) und Christine Fiedler (Lauffeuer Chiemgau) heißen die diesjährigen Bayerischen Meister auf der Halbmarathondistanz. Für beide war es der erste Landestitel. Auch in der Mannschaftswertung bestiegen Neulinge das Podest: Das Trio Patrick Weiler, Sebastian Jost und Dominik Mages von der LAC Quelle Fürth brachte das Gefüge auf der Langstrecke unerwartet durcheinander. Bei den Frauen siegten Rita Brand, Marlies Kandel und Michaela Danner vom SV Kasing.

Eine Meisterleistung bot auch der Veranstalter TV 1862 Geiselhöring. Der Wettbewerb wurde auf einem Rundkurs über zirka 3,5 Kilometer abgewickelt. Die knapp 180 Teilnehmer verteilten sich damit auf eine kurze Distanz, und für die Zuschauer gab es kaum Leerzeiten. Das Problem der Überrundungen und damit verbundenen Fehlleistungen bewältigte das Team des TV Geiselhöring in jeder Hinsicht. Darüber hinaus informierte und motivierte ein überdurchschnittlich kompetentes Moderatorenteam Zuschauer und Läufer.

Schon in der ersten Runde setzten sich Ralf Preißl und Thomas Freimuth (SVG Ruhstorf/Rott) vom Feld ab. Eine achtköpfige Verfolgergruppe lauerte auf  Schwächephasen der Ausreißer. Schon etwas abgeschlagen folgte Reinmund Hobmaier (PTSV Rosenheim). Nach drei Runden konnte sich Thomas Freimuth etwas von Ralf Preißl lösen, der mit einer Zeitplanung von zirka 1:09 Stunden ins Rennen ging. „Ich merkte, dass es in einem Schlussspurt schwierig werden könnte, so entschloss ich mich bei Kilometer Zwölf zu einer Attacke, lief drei Kilometer ein hohes Tempo und dann war mein Gegner abgehängt“, berichtete Ralf Preißl, als er nach 1:10:41 Stunden im Ziel war.

Der 36-jährige Läufer des LLC Marathon Regensburg hatte in der Vergangenheit immer wieder in den Siegerteams des LLC am Berg Meisterschaftsmeriten erlangt. Geiselhöring brachte ihm die erste Meisterschaft in der Einzelwertung. Thomas Freimuth holte sich in seinem ersten Halbmarathon mit 1:12:04 Stunden gleich eine bayerische Vizemeisterschaft. Der Skilanglaufspezialist macht derzeit seine ersten Schritte bei Straßenläufen. In den letzten Runden reduzierte sich das Verfolgerfeld auf Dominik Mages, Sebastian Jost, Patrick Weiler (alle LAC Quelle Fürth), Marco Benz (LLC Marathon Regensburg) und Oliver Weingarth (SV Bergdorf-Höhn).

Für vier dieser Läufer brachte der Zieleinlauf sodann erstmals einen Bayerischen Meistertitel. Als Newcomer rannte Oliver Weingart mit einer Zeit von 1:12:26 Stunden als Meister in der M 40 über die Ziellinie. Er betrieb zwar als Jugendlicher Leichtathletik, startet aber erst seit sechs Jahren bei Laufveranstaltungen. „Dieser Titel ist für mich ein Anlass, mich mehr auf Meisterschaften zu konzentrieren“, kündigte der 41-jährige Oberfranke an. „Wir haben nun seit einigen Jahren endlich wieder bei den Männern eine Mannschaftsmeisterschaft geholt“, freute sich Coach Theo Kiefner über die hervorragende Leistung seiner Athleten von der LAC Quelle Fürth. In der Einzelwertung belegten die drei LAC Quelle Fürth-Läufer den dritten bis fünften Platz bei den Aktiven.

Sichtlich enttäuscht gab sich im Ziel Reinmund Hobmaier. Der mehrfache deutsche Meister in der M 50 war mit einer geplanten Zeit von 1:13 Stunden ins Rennen gegangen. „Es fiel mir einfach schwer mich nochmals zu motivieren“, berichtete er nach dem Rennen. Mit 1:15:14 Stunden holte er sich gleichwohl zum wiederholten Male einen Bayerischen Meistertitel über eine Langstreckendistanz, und dies mit deutlichem Vorsprung.

Der Wettbewerb der Frauen war ebenso wie bei den Männern davon gekennzeichnet, dass einige bayerische Spitzenathletinnen diese „Bayerischen“ nicht annahmen. Vielleicht war die Sättigung mit Meisterschaften in der laufenden Saison einfach zu hoch. Von Anfang an lief Christine Fiedler deutlich vor ihren Konkurrentinnen, teilweise in einer Läufergruppe, dann wieder alleine. Den Vorsprung auf Eva-Maria Ferstl (LG Telis Finanz Regensburg) baute die 30-Jährige kontinuierlich aus und wurde schließlich mit einer Zeit von 1:21:29 Stunden Bayerische Halbmarathonmeisterin 2012.

„Ich schaue eigentlich nie vor dem Rennen, wer startet. Und drei Wochen vor den Marathonmeisterschaften in München habe ich mit den Telis-Läuferinnen gerechnet und die schnellen Mädels aus München erwartet. Als ich aber dann heute am Start die Konkurrenz sah, habe ich schon mir Chancen ausgerechnet“, berichtete Christine Fiedler, die nun auch erstmals eine Urkunde über eine Bayerische Meisterschaft in Empfang nehmen durfte. Ganz anders dagegen bei Geiselhörings großer erfolgreicher Dame Christine Sachs. Die 55-jährige mehrfache Meisterin lief mit 1:28:08 Stunden ein sehr schnelles Rennen, ihre Zwischenzeit über 10 Kilometer war besser als die erzielte Zeit bei den Meisterschaften in Nagold. „Ich kenne die Strecke, liebe sie aber nicht. Aber wenn ich meine Zeit anschaue, muss sie schnell gewesen sein, ich bin sehr zufrieden“, meinte Christine Sachs nach dem Zieleinlauf. In den kommenden Wochen will sie noch bei den Deutschen Berglaufmeisterschaften in Zell starten und mit einem Marathon bei den „Deutschen“ in München die Saison abschließen.

Diese bayerischen Halbmarathonmeisterschaften haben die Leistungsstärke bekannter bayerischer Vereine widergespiegelt, aber auch Newcomer und neue Teams wurden sichtbar. So holten sich die erfolgsgewohnten Rosenheimer neben Reinmund Hobmaiers Meisterschaft noch mit Erwin Müller und Kuno Penner-Lochschmidt den Titel in den Wertungen M 55 und M 60. Eher überraschend waren dagegen die Leistung der LAC Quelle Fürth-Läufer, die Erfolge von Michaela Danner und Rita Brand vom SV Kasing sowie die Teamleistung des SV Ruhstorf/Rott mit dem Trio Thomas Freimuth, Maximilian Krammer und Andreas Schober.