Paula Benstetter steht 2012 zwei Mal an der Spitze der DLV-Bestenliste.

Im Dreisprung Nummer eins bei der U 16 in Deutschland: Stefanie Aeschlimann. Fotos: Theo Kiefner

09.11.2012 10:22 // Von: Reinhard Köchl

DLV-Bestenliste U 16 weiblich 2012: Weniger Masse, mehr Klasse

War das „goldene Schülerjahr“ 2011 eine Ausnahme oder ist 2012 nur ein Delle in einer erfolgreichen Bilanz? Fakt ist, dass in der aktuellen Deutschen Bestenliste der weiblichen U 16 weniger 14- und 15-jährige Mädchen den Sprung unter die Top Ten des DLV schafften, als noch in der vergangenen Saison. Dennoch gab es wieder vier weißblaue Spitzenplatzierungen durch Paula Benstetter (TSV Bad Endorf), Stefanie Aeschlimann (MTV 1881 Ingolstadt) und Jessyka Schneider (TV Hindelang).

Auf einen bestimmten Disziplinblock lässt sich der „Durchhänger“ in diesem Jahr kaum eingrenzen. Es geht womöglich generell darum, dass bei den Jahrgängen 1997 und 1998 die Masse an Sandkörnern fehlte, aus der sich entsprechende Goldstücke herausfiltern lassen. Ob dies ein strukturelles Problem ist, bei dem die Leichtathletik gegenüber Trendsportarten sowie Fußball, Golf, Triathlon, Schach oder Tennis immer mehr bei den Jugendlichen an Kredit verliert, wird sich in naher Zukunft zeigen. Momentan gibt es jedenfalls durchaus noch den einen oder anderen Hoffnungsschimmer, der die Fantasien von einer großen Karriere beflügelt.

In erster Linie wäre hier 2012 Paula Benstetter zu nennen. Der hoch aufgeschossene Rohdiamant aus dem südlichen Oberbayern brachte heuer das Kunststück fertig, in gleich zwei Disziplinen als das Maß aller Dinge bei der W 15 in Deutschland zu gelten. Über 80 Meter Hürden führt die 15-Jährige mit 11,49 Sekunden die Rangliste an, während ihr im Bockwettkampf Spring/Sprung mit 2964 Zählern neben dem DM-Titel in Wesel auch ein neuer Bayerischer Rekord gelang. Über 100 Meter flach rangiert Paula Benstetter obendrein auf einem guten sechsten Platz (12,35 Sekunden), im Hochsprung schaffte sie mit 1,70 Meter noch den elften Rang. Wichtig dürfte nun sein, wie behutsam man mit Benstetters Talent weiter im Training umgeht. Denn die Statistik besagt, dass es gerade mal jeder/jede Zehnte der U 16-Ranglisten und –Meisterschaften in den vergangenen Jahre geschafft hat, sich auch im Jugend- und Erwachsenenbereich ganz vorne in Deutschland zu etablieren.

Ein anderer Name, der 2012 schlagartig in den Fokus rückte, ist Stefanie Aeschlimann (MTV 1881 Ingolstadt). Die vielseitig begabte Leichtathletin schaffte es, gleich mehrmals den Bayerischen Rekord im Dreisprung auf letztendlich 11,96 Meter in die Höhe zu schrauben. Damit belegt sie auch unangefochten Rang eins in der DLV-Rangliste. Obendrein gelang es der Bayerischen U 16-Siebenkampfmeisterin, sich im Speerwerfen auf Platz 14 mit 40,01 Meter vorzuschieben. Hier gibt es in Gestalt von Veronika Klimek (VfL Waldkraiburg) auf dem dritten Rang (42,87 Meter) nach einigen Jahren wieder eine echte Hoffnungsträgerin im Wurfbereich, gefolgt von Maria Rieger (SpVgg Auerbach-Streitheim), die 41,26 Meter auf Position zehn rangiert.

Beinahe schon traditionell stark präsentiert sich im Nachwuchsbereich der Hammerwurf, wobei das Gros der erfolgreichen Werferinnen in diesem Jahr aus der Talentschmiede des TV Hindelang kommt. Judith Scholl steht jedenfalls mit 45,33 Meter auf Platz drei der W 15-Liste des DLV, Hannah Kraft (42,24 Meter) folgt auf den Rang sieben, während Rebecca Zimmer (LG Bamberg) als Zehnte mit 41,11 Meter die fränkischen Fahnen hochhält. Nach Katharina Winkler (LAC Quelle Fürth) im vergangenen Jahr gibt es heuer gleich mehrere bayerische Mädchen in der Klasse W 15, die im wahrsten Sinn des Wortes hoch hinaus wollen. Nach Paula Benstetter schafften auch die beiden LG Stadtwerke München-Springerinnen Paulina Huber (16.) und Sophie Beck (18.) mit jeweils 1,68 Meter vorzeigenswerte Resultate.

Über einen tollen fünften Platz in der Jahres-Endabrechung freuen darf sich Luisa Miorin (DJK Memmingen) über 300 Meter Hürden (45,58 Sekunden), während Maja Betz (TSV Ostheim von der Rhön) im Fünf-Kilometer-Straßenlauf auf Ranglistenplatz sechs landete (18:35 Minuten). Erneut Sprinttalent aus der Vöhringer Schule wächst mit Celina Kränzle (SC Vöhringen) heran. Ihre Bilanz für 2012 kann sich in der Tat sehen lassen: Platz sieben über 300 Meter (41,11 Sekunden) und Rang zwölf über 100 Meter (12,44 Sekunden). Ebenfalls als Siebte mit 2786 Zählern steht Michelle Schneider (LG Stadtwerke München) im Blockwettkampf Wurf zu Buche. Im Kugelstoßen erzielte sie die elfbeste Weite mit 13,37 Meter, während ihr im Diskuswerfen Rebecca Zimmer die Bayernkrone mit 36,87 Meter (Platz elf) zu 36,81 Meter (Platz zwölf) wegschnappte. Auch bei den Läufer-Mädchen gibt es in einem insgesamt schwachen Jahrgang wenigsten eine, die eine Top-Ten-Platzierung schaffte: Theresa Hackl (LG Wolfstein) belegte über 2000 Meter Rang neun.

Zum siebten Platz langte es für die 3 x 800-Meter-Staffel der LAC Quelle Fürth, Achte wurde die Siebkampfmannschaft der LG Stadtwerke München und Rang neun belegte das Blockwettkampf-Team des TSV Bad Endorf.

Überschaubare W 14-Elite

Relativ überschaubar gestaltet sich ein Blick durch die weißblaue Brille auf die DLV-Bestenliste der W 14-Mädchen. Natürlich im Hammerwerfen und – ebenfalls mit dem Zusatz „natürlich“ – vom TV Hindelang kommt die einzige Top-Platzierte aus Bayern. Jessyka Schneiders 42,73 Meter waren 2012 das Maß aller Dinge, während ihre Vereinskameradin Katharina Maugg mit 39,83 Meter als gute Siebte die herausragende Bedeutung der Hammerwurf-Basisarbeit von Trainer Josef Zillibiller unter Beweis stellt.

Ins Auge fielen überdies zwei andere Talente. Im Hochsprung setzte Laura Gröll (LG Eckenthal) mit 1,72 Meter und Platz zwei ein deutliches Ausrufezeichnen für ihre Sportart und nicht zuletzt für sich selbst, wobei auch die 1,66 Meter von Alisa Böhm (TSV Bad Endorf) und ihr siebter Rang hervorzuheben sind. Und im Kugelstoßen sowie im Diskuswerfen überraschte ein erst 13-jähriges Mädchen, das eigentlich noch der Klasse U 14 angehört: Amelie Döbler (LG Stadtwerke München) schaffte das Kunststück, mit 13,31 Meter bis auf den zweiten Rang der DLV-Bestenliste vorzustoßen. Im Diskuswerfen wurde sie Dritte mit 34,05 Meter. Die Entwicklung dieses Talents bleibt eines der spannendsten Dinge, die es in Bayern in den kommenden Jahren zu beobachten geben wird. Im Kugelstoßen gelang es mit Lindsay Jonker, der Tochter des ehemaligen Bayern München-Trainer Andris Jonker, einer weiteren Sportlerin der LG Stadtwerke München der Sprung unter die ersten Zehn (12,29 Meter). Schade nur, dass sie wegen des Jobwechsels ihres Vaters (Co-Trainer beim VfL Wolfsburg) nach zur LG Braunschweig geht.

Ebenfalls eine interessante Athletin im Nachwuchsbereich ist Larissa Knörl (Post SV Bayreuth). Gleich vier Mal schob sich die 14-Jährige unter die besten elf deutschen Mädchen. Am Besten schnitt Knörl im Siebenkampf als Vierte mit 3700 Punkten ab, im Speerwerfen (34,44 Meter) und im Blockwettkampf Sprint/Sprung (2645) wurde sie Neunte und im Diskuswurf Elfte (31,12 Meter). Im Block Sprint/Sprung rangiert das Hochsprungtalent Alisa Böhm als Achte mit 2649 Zählern sogar noch vor ihr.

Auf dem achten Platz landete Sprinterin Assunta Kienzler (LG Würm Athletik) über 100 Meter in 12,62 Sekunden.Ansonsten herrscht im läuferischen Bereich in Bayern Flaute, ganz zu schweigen vom Bahngehen, wo nur noch wenige Vereine wie zum Beispiel die SpVgg Niederaichbach hin und wieder ein Talent hervorbringen. In diesem Jahr hielt Katharina Wax im 3000 Meter Bahngehen in 18:26,16 Minuten als Achte das kleine Fähnlein hoch.