Kevin Korona überraschte mit einem Weitsprungsatz auf 7,44 Meter. Foto: Kiefner

17.05.2010 13:05 // Von: Reinhard Köchl

Rolf-Watter-Meeting: Klasse Sprints bei Eisschrank-Temperaturen

Meeting-Direktor Kurt Ring flüchtete sich angesichts der äußeren Umstände in Galgenhumor, als er das traditionelle Rolf-Watter-Sportfest gleich als zu „Winterspielen am Regensburger Eisbuckel“ umtaufte. Was Wunder: Temperaturen um die zehn Grad, ein kalter Wind von Nordost und ein dunkler, wolkenverhangener Himmel lieferten Rahmenbedingungen, die kaum als leistungsfördernd bezeichnet werden können. Dennoch sorgten vor allem die Sprinter für die Höhepunkte des Bayern-Top-Meetings.

Die schnellen Männer und Frauen wurden zumindest – wie fast immer in Regensburg – mit einer freundlichen Prise Rückenwind versöhnt. Diese nützte Anja Wurm (LG Stadtwerke München), die schnellste Frau im Freistaat, für einen passablen Saisoneinstieg über 100 Meter in 12,05 Sekunden vor Rebecca Eberle (TV 1860 Gunzenhausen) in 12,13 Sekunden und WM-Teilnehmerin Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr), die einen Tag vor ihrem Doppelsieg in Pliezhausen 12,44 Sekunden sprintete. Eberle wiederum hielt sich über 200 Meter schadlos, die sie vor den Riedl-Zwillingen Martina (24,46 Sekunden) und Julia (24,57 Sekunden) vom SC Vöhringen, Kohlmann (24,74 Sekunden) und Wurm (24,98 Sekunden) gewann. Aufhorchen ließ die B-Jugendliche Alexandra Burghardt (LAZ Inn) als Siegerin ihrer Alterklasse über 100 Meter in 12,14 Sekunden. Christian Rasp (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) zog bei seiner neuen persönlichen Bestleistung von 21,69 Sekunden mit dem Hofer Jonas Schubert (21,77 Sekunden) und dem noch der A-Jugend angehörenden Alexander Janetscheck (MTV 1881 Ingolstadt; 21,93 Sekunden) zwei weitere Kollegen unter die 22 Sekunden-Marke. Die B-Jugendlichen Philipp Hackner (MTV 1881 Ingolstadt) und Alexandra Burghardt (LAZ Inn) ließen erfreuliche 22,87 Sekunden über 200 Meter beziehungsweise 12,14 Sekunden über 100 Meter folgen, während der 16-jährige Fabian Mittler (LG Donau-Ries) über die gleiche Distanz in 11,39 Sekunden ein erfolgreiches Comeback nach langer Verletzungspause feierte. Die gerade erst der Schülerklasse entwachsene Laura Weiß düpierte mit feinen 14,16 Sekunden die höher eingeschätzte Amelie-Sophie Lederer (LG Kreis Ansbach) über 100 Meter Hürden. Mit persönlichen Bestleistungen wussten die Nachwuchssprinter Philipp Gun und Tobias Schneider (beide LAC Quelle Fürth) zu überzeugen. Mit 11,11 und 11,22 Sekunden feierte das Duo einen Doppelsieg über die 100 Meter in der Männlichen Jugend A.

Für die Highlights aus Sicht des Veranstalters sorgte 3000-Meter-Sieger Sebastian Zundler (LG Telis Finanz Regensburg) mit seinem überlegenen Sieg in 8:28,01 Minuten sowie Teamkollegin Michelle Weitzel im Hochsprung mit 1,65 Meter. 800-Meter-Watter-Pokal-Titelverteidiger Felix Plinke (Zweiter in 1:55,46 Minuten) ließ sich auf der Zielgeraden von Benedikt Huber (TSV Palling; 1:55,13 Minuten) überraschen. Wenn auch viele der Telis-Hoffnungsträger den Saisoneinstieg noch verschoben hatten und dick eingepackt in der Organisation tätig waren, konnten doch einige Jungtalente mit erreichten Qualifikationen für die Deutschen Jugendmeisterschaften in Ulm überzeugen. Der B-Jugendliche Jonas Koller stürzte zwar im 3000-Meter-Lauf auf der Hälfte der Strecke und verlor dabei bis zu zehn Sekunden, konnte aber dennoch die Norm mit immer noch guten 8:58,35 Minuten sicher einsacken. Gleiches gelang seinen Mannschaftskollegen Lukas Kellner und Johannes Liedl mit 6:09,22 und 6:12,76 Minuten über 2000 Meter-Hindernis eine Klasse höher. Die neu formierte Telis-Jugendstaffel über 4 x 100 Meter mit Amelie Garatva, Julia Liedl, Leonie Wagner und Luka Krampert hatte mit 48,60 Sekunden ebenfalls keine Probleme mit der Qualifikationshürde. Einen Dreier-Erfolg schafften die 3000 Meter-Läufer der LG Telis mit Sebastian Zundler sowie den beiden Junioren Jonas Zweck (8:39,71 Minuten) und Jonathan Schaible (8:44,32 Minuten).

Mit 9:54,40 durchbrach Anja Schneider (DJK Weiden) als klare Gewinnerin der 3000 Meter erstmals die Zehn-Minuten-Grenze und die beiden noch der B-Jugend angehörenden Stabartisten Simon Ziegler (LG Telis Finanz) und Christian Mokross (SWC Regensburg) reüssierten erstmals bei vier Metern, wenn auch hier Sieger Daniel Jeske (Bad Sooden Allendorf) mit 4,50 Meter noch eine ganze Etage höher sprang. Außergewöhnlich bei dieser Kälte war auch der Weitsprungsatz von Kevin Korona (LAC Quelle Fürth) auf 7,44 Meter. Fabian Fleischmann (1. FC Passau) ließ im Hochsprung mit 2,04 Meter ähnliche Qualitäten aufblitzen. In ungewohnter Umgebung präsentierte sich 400 Meter-Hürden-Europameister Tobias Giehl (LG Würm Athletik), der sein 800-Meter-Debüt gab (1:57,52 Minuten), beherzt den Schlussspurt im Hauptlauf anzog, aber am Ende seiner mangelnden Erfahrung auf dieser Strecke Tribut zollen musste. Weitere bemerkenswerte Leistungen lieferten 400 Meter-Hürden-Sieger Michael Hofmeister (TSV Plattling) mit seinen 55,66 Sekunden sowie Sebastian Barth (LG Würm Athletik) über 110 Meter Hürden ab. Letzterer durfte eine Woche vor der kontinentalen Ausscheidung für die Jugend-Olympiade in Moskau in Regensburg den Hürdenwald nach internationalen Bedingungen (Männer-Abstände und Jugendhöhe) durchqueren. Seine Zeit: 14,42 Sekunden.

Die 400 Meter bei den Frauen wurden eine sichere Beute von Hallenmeisterin Corina Pape (MTV 1881 Ingolstadt; 57,33 Sekunden), während über 800 Meter bei der Weiblichen Jugend A Stefanie Müller (TSV Inningen) in 2:15,62 Minuten die Konkurrenz klar beherrschte. Eine feine Leistung über 400 Meter Hürden bot die A-Jugendliche Lisa Hofmann (TSV Bad Kissingen) in 61,16 Sekunden, während Gabi Kutscherauer (LG Team Isartal) als Weitsprungsieger 5,77 Meter in die Grube setzte und Sarah Leidl (1. FC Passau) den Speer auf 45,44 Meter schleuderte, gefolgt von A-Jugendsiegerin Raffaela Wiesbeck (LAZ Inn; 43,59 Meter) und Siebenkämpferin Sabrina Thomas (MTV 1881 Ingolstadt), die sich als beste B-Jugendliche auf 38,83 Meter verbesserte. Mit Regina Probst und Julia Schlegl (beide TSV Ochenbruck) dominierten zwei Schülerinnen des Berthold-Brecht-Sportgymnasiums in Nürnberg die Weitsprungkonkurrenz der Weiblichen Jugend B (5,42 und 5,37 Meter).

Einmal mehr gab es für den Ablauf des Watter-Sportfestes Lob von allen Seiten. Trotzdem hatte das Regensburger Vorzeige-Meeting am Ende der Veranstaltung einige Längen, weil einige Disziplinen wie die 400 Meter der Männer mit Debütant Michael Fischer (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) in 48,40 Sekunden und Lokalmatador Johannes Graf (LG Telis Finanz Regensburg) in 49,84 Klasse zwar durchaus Klasse, aber absolut zu wenig Masse auf die Bahn brachten. „Zudem hat die neue Null-Toleranz-Fehlstartregelung die Sprintwettbewerbe in der Zeitabfolge stark verkürzt“ stellte ein zufriedener Meeting-Direktor Ring letztendlich fest. Denn für das miserable Wetter konnte er nun wirklich nichts.