Der 17-jährige Tobias Potye ist der mit Abstand beste Hochspringer Bayerns. In München steigerte er sich auf 2,11 Meter.

Michelle Weitzel in Rot springt auch ganz schön weit: In der Lindehalle waren es 6,25 Meter.

Der Kaiserin neue Kleider: Bei ihrem ersten Start im Stadtwerke-Trikot holte Alexandra Burghardt den 60-Meter-Titel.

Vom Marathonläufer zum Top-Geher: Andreas Janker.

Florian Orth setzte sich souverän über 800 Meter durch.

Keiner war im 60-Meter-Finale schneller als Christian Rasp.

Kevin Korona legte im Weitsprung einen viel versprechenden Saisoneinstand hin.

Clemens Bleistein behielt in einem spannenden Duell mit Felix Plinke (Hintergrund) über 3000 Meter die Oberhand.

Zweifacher Titelträger: Dimitri Antonov.

Die 400 Meter bleiben sein Reich: Laurin Walter. Alle Fotos: Theo Kiefner

19.01.2013 22:02 // Von: Reinhard Köchl

Bayerische Hallen-MS München, Tag 1: Ein junger Hochspringer sorgt für Furore

Die Namen, die in der bayerischen Leichtathletik für Schlagzeilen sorgen, lassen sich meist an zwei Händen abzählen. Auch die Disziplinen, die für Aufsehen sorgen, sind häufig dieselben: Mittelstrecke, Sprint, Langsprint. Dass am ersten Tag der Bayerischen Hallenmeisterschaften 2013 in der Münchner Werner-von-Linde-Halle ausgerechnet ein Hochsprunger die beste Leistung ablieferte, bedeutete nicht nur eine willkommene Abwechslung, sondern auch einen echten Hoffungsschimmer.

Nicht einmal das online-Portal leichtathletik.de hatte in seiner Tageszusammenfassung den 2,11-Meter-Sprung von Tobias Potye (FC Aschheim) erwähnt. Im Fokus standen einmal mehr die „üblichen Verdächtigen“ wie Florian Orth oder Alexandra Burghardt mit zugegebenermaßen richtig guten Leistungen zu Start in die Hallensaison. Die phänomenale Steigerung des erst 17-jährigen Talents, das gerade erst in die U 20-Klasse aufgerückt ist, 2,07 Meter sowie 2,11 Meter erst im dritten Versuch überwand und an 2,13 Meter nur hauchdünn scheiterte, kam wahrscheinlich genauso unerwartet, wie die Geher-Überraschung durch den bayerischen Marathonmeister Andreas Janker (LG Röthenbach/Pegnitz).

Mit 23:55,24 Minuten gewann Janker die 5000 Meter mit großem Vorsprung. Anfang Oktober war er beim Marathon in Chicago mit 2:27 Stunden persönliche Bestzeit gelaufen und suchte danach nach neuen Herausforderungen. „Mitte Oktober habe ich dann den ersten Versuch im Gehen unternommen“, blickte der 29-Jährige auf seine ersten Schritte zurück. Um nicht zu sehr aufzufallen, ging er morgens um fünf Uhr in die Arbeit einen Weg durch den Wald. Mit seiner Münchner Zeit hat Janker auch die Norm für die DM in Dortmund in der Tasche.

Alexandra Burghardt locker zum Sieg

Natürlich verbreiteten die großen Namen der weißblauen Leichtathletik nicht minder Glanz, wobei einige in neuen Trikots für Aufsehen sorgten. Für die 18-jährige Alexandra Burghardt war es der erste Wettkampf für die LG Stadtwerke München. Nach zwei sehr lockeren Vorläufen gewann sie das 60-Meter-Finale in 7,44 Sekunden mit klarem Vorsprung vor Amelie-Sophie Lederer (LAC Quelle Fürth; 7,69 Sekunden) sowie drei weiteren Stadtwerke-Sprinterinnen (Laura Weiß 7,76; Christina Muckenthaler 7,76; Nele Baade 7,78).

Mit ihrer Leistung war die Deutsche Jugendmeisterin zufrieden. „Ich wäre zwar gerne noch ein bisschen schneller gewesen, aber für den Auftakt ist das okay.“ Als Ziel hatte sie sich vorgenommen, „möglichst nahe an meine Bestleistung heran zu laufen.“ Und zu dieser fehlten ihr lediglich zwei Hundertstelsekunden. Ob der Sieg für sie Pflicht war? „Nein, eigentlich nicht, denn die Konkurrenz ist in diesem Jahr groß. Aber gewinnen wollte ich trotzdem.“ Und gewinnen würde sie auch gerne wieder bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften.

Eine andere „Grande Dame“ der bayerischen Leichtathletik präsentierte sich ebenfalls im noch ungewohnten Outfit: Michelle Weitzel zieht das Rot des SWC Regensburg fortan dem Blau der LG Telis Finanz Regensburg, in dem sie 2011 zwei Mal Deutsche Weitsprungmeisterin wurde, vor. In ihrem ersten Weitsprungwettkampf für ihren neuen Verein kam die 25-jährige Lehramts-Studentin auf zufriedenstellende 6,25 Meter mit fünf gültigen Sprüngen über der Sechs-Meter-Marke. Über einen bemerkenswerten zweiten Platz konnte sich die 17-jährige Tina Pröger (LAC Quelle Fürth) freuen, die sich mit 5,85 Meter um zwei Zentimeter vor Sabine Hoja (SWC Regensburg; 5,83 Meter) schob.

Mit einem Titelgewinn über die „Unterdistanz“ 800 Meter startete Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) in die Hallensaison. Seine Zeit: 1:50,74 Minuten. Schon nach 100 Metern setzte sich der EM-Teilnehmer an die Spitze, zog das Feld auseinander und gab die Führung nicht mehr ab. Ganz zufrieden war er trotzdem nicht: „Ich bin schwer ins Rennen reingekommen. Bei 100 Metern gab es einen Strauchler bei einigen Konkurrenten, das hat das Tempo etwas verschleppt.“ Dafür jedoch, bilanzierte er, „ist die Zeit gar nicht schlecht“. „Ich habe das Rennen einfach aus dem Training mitgenommen“, meinte Florian Orth. Der 1500 Meter-Spezialist legt sein Augenmerk auf den Einsatz beim Hallen-Länderkampf in einer Woche in Glasgow (Großbritannien). „Ich hoffe, dass es ein schnelles Rennen wird. Wenn alles perfekt läuft, könnte ich die Quali für die Hallen-EM in Göteborg knacken.“ Zweiter wurde Gabriel Genck (LG Donau-Ries) in 1:53,81 Minuten vor Arthur Voigt (LAC Quelle Fürth) in 1:54,23 Minuten.

Münchner Sprinter dominieren auf bei den Männern

Auch bei den Männern wurde das Siegerpodest über 60 Meter komplett von Athleten der LG Stadtwerke München belegt. Der ehemalige Deutsche Junioren-Sprintmeister Christian Rasp gewann in 6,88 Sekunden vor seinen Neu-Vereinskameraden Florian Bauer (6,97 Sekunden) und Tobias Schneider (7,03 Sekunden). Auch im 800-Meter-Lauf der Frauen holten die Münchner Athletinnen zwei Medaillen. Christina Hering gewann etwas überraschend in einem typischen Meisterschaftsrennen in 2:13,08 Minuten Gold und Karoline Pilawa (2:13,34 min) Bronze. Nur Katharina Trost (LG Festina Rupertiwinkel; 2:13,33 Minuten) konnte in die Phalanx der Münchner Läufer eindringen.

Während die Einzelwettbewerbe fast zu einer Vereinsmeisterschaft der Münchner Sprinter gerieten, gab es in den Staffelkonkurrenzen noch Nachholbedarf. Beide Quartette der LG Stadtwerke mussten disqualifiziert werden. Damit war bei den Frauen der Weg für das LAC Quelle Fürth (1:43,40 Minuten) frei, während bei den Männern die TS Herzogenaurach (1:32,30 Minuten) auf den Goldrang vorstieß.

LG Telis Finanz Regensburg-Neuzugang Carolin Aehling nahm im 3000-Meter-Lauf der Frauen von Anfang an das Zepter in die Hand und setzte sich beständig ab. Unangefochten gewann sie mit 9:20,43 Minuten. Auf die Plätze zwei und drei kamen mit Jannika John und Julia Hiller zwei Läuferinnen der LAC Quelle Fürth (9:31,99 und 9:59,17 Minuten). Etwas spannender gestaltete sich das Rennen bei den Männern. Clemens Bleistein (LG Stadtwerke München) konnte sich in 8:12,73 Minuten gegen Felix Plinke (LG Telis Finanz Regensburg; 8:17,77 Minuten) durchsetzen.

Durchaus im positiven Erwartungsbereich befand sich das Ergebnis von Weitspringer Kevin Christoph Korona (LAC Quelle Fürth), der sich mit vielversprechenden 7,36 Meter den Titel holte. Mit Alexander Krämer (asics Team Wendelstein) kam noch ein weiterer Springer über die Sieben-Meter-Marke (7,02 Meter). Im Stabhochsprung-Wettbewerb gab es eine „Zielfotoentscheidung“: Lucas Schwaiblmair (LG Telis Finanz Regensburg) sprang ebenso 4,60 Meter wie Patrick Seibold (TSV Gräfelfing), hatte jedoch die geringere Anzahl an Fehlversuchen. Für Artur Wollert (LAZ Kreis Würzburg) blieb mit 4,50 Meter der dritte Platz.

Laurin Walter und Dimitri Antonov trumpfen auf

In der U 18-Kategorie stachen besonders zwei amtierende Deutsche U 18-Meister ins Auge. Laurin Walter (LG Stadtwerke München) siegte über die 400 Meter unangefochten in 49,00 Sekunden. Gleich zwei Titel gewann Dimitri Antonov junior (LAC Quelle Fürth). Im Dreisprung reichten ihm 14,91 Meter zum Sieg. Über 60 Meter war er trotz seiner 7,01 Sekunden nicht ganz zufrieden – weil abermals keine Sechs vor dem Komma seiner Endzeit stand. Der dritte Münchner Sprinterfolg an diesem Tag ging in der U 18 an Lea Rieger (LG Stadtwerke München). Sie schob sich mit 7,87 Sekunden knapp vor Annabelle Hauck (LG Festina Rupertiwinkel; 7,89) und die U 16-Jugendliche Assunta Kienzler (LG Würm Athletik; 7,91). Eine klare Sache wurden die 800 Meter für Favoritin Maria Dietz (LAC Quelle Fürth), die klar in 2:09,92 Minuten Gold gewann.

Weitere U 18-Titelträger wurden:

Männlich

800 Meter Quirin Kappelmeier (LG Kreis Dachau) 2:00,81 Minuten; 3000 Meter Kilian Stich (TuS Bad Aibling) 9:24,29 Minuten; Hochsprung Sven Glück (TV Schierling) 1,84 Meter; Korbinian Suckfüll (TSV Gräfelfing) 4,10 Meter; 4 x 200 Meter LG Stadtwerke München 1:32,94 Minuten.

Weiblich

400 Meter Marina Baumann (LAC Quelle Fürth) 60,31 Sekunden; 3000 Meter Nada Balcarczyk (LG Würm Athletik) 10:24,05 Minuten; 3000 Meter Bahngehen Katharina Wax (SpVgg Niederaichbach) 18:10,90 Minuten; Dreisprung Jessica Bernardo (LAC Quelle Fürth) 11,16 Meter; 4 x 200 Meter LG Stadtwerke München 1:44,96 Minuten.

U 20-Titelträger wurden:

Männlich

800 Meter Cagiri Uca (LAC Quelle Fürth) 2:00,54 Minuten; 3000 Meter Martin Weinländer (LAC Quelle Fürth) 8:54,51 Minuten.

Weiblich

800 Meter Judith Genck (LG Donau-Ries) 2:16,80 Minuten; 3000 Meter Michelle Lieb (LAC Quelle Fürth) 10:37,06 Minuten.