Der Jüngere nimmt den Älteren auf den Arm: Dimitri Antonov gewann den Dreisprungtitel vor seinem Bruder Ivane, aber der Abstand zwischen beiden wird immer kleiner.

Zum dritten Mal in Folge deutschen Jugendmeisterin über 60 Meter: Alexandra Burghardt.

Das Siegerpodest im Hammerwerfen der U 20 gehörte den Bayern: Gold ging an Simon Lang (links), Bronze an Sebastian Staudacher.

Ein klasse Vorstellung bot in Halle/Saale erneut Hochspringer Tobias Potye.

Ein Lächeln auf den Lippen hatte 800-Meter-Vizemeisterin Christina Hering beim Überqueren der Ziellinie.

Katharina Trost schnappte sich im gleichen Rennen die Bronzemedaille. Alle Fotos: Theo Kiefner

17.02.2013 21:54 // Von: Reinhard Köchl

Deutsche Jugend-Hallen-MS Halle/Saale, Tag 2: Drei Mal erwartetes Gold und eine Überraschung

Es war einer dieser Tage, an denen die meisten Bayern in Halle/Saale mit einem breiten Grinsen im Gesicht herumliefen. Das kleine, aber feine Aufgebot aus dem Freistaat hatte es tatsächlich geschafft, vier Mal bei den Deutschen Jugend-Hallen-und Winterwurfmeisterschaften ganz oben auf dem Podest zu stehen. Während das Gold von Alexandra Burghardt, Simon Lang und Dimitri Antonov insgeheim auf der Rechnung stand, kam der Sieg von Diskuswerfer Markus Schwertfeger einer kleinen Sensation gleich.

Völlig überrascht zeigte sich Markus Schwerdtfeger (LAZ Kreis Würzburg) von seinem Titelgewinn bei der männlichen U 20. „Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet.“ Mit seiner Weite ebenso wenig. Er schleuderte den Diskus auf eine neue Bestleistung von 55,35 Metern. Auf den Rängen zwei und drei folgten Patrick Müller (SC Neubrandenburg; 54,00 Meter) und Patrick Genssle (MTG Mannheim; 52,72 Meter).

Der Würzburger eröffnete den Wettkampf bereits mit einem Wurf auf 55,13 Meter und wusste sich im dritten Durchgang auf sein Siegerweite steigern. Ebenfalls allen Grund zur Freude hatte Schwertfegers bayerischer Konkurrent Christian Zimmermann (Kirchheimer SC). Obwohl er die Medaillenränge als Vierter nur um 75 Zentimeter verpasste, gelang ihm 51,97 Meter ebenfalls eine neue persönloche Bestleistung. Auch ein weiterer Versuch landete mit 50,40 Meter jenseits der 50-Meter-Marke. Im Kugelstoßen in der Halle kam er mit einer Weite von 16,39 Meter auf den sechsten Rang.

Titel Nummer zwei entsprach dagegen durchaus den zumindest geheimen bayerischen Hoffnungen und ging im Hammerwerfen der männlichen U 20 auf das Konto von Favorit Simon Lang (LG Stadtwerke München). Mit 67,81 Metern legte er mehr als vier Meter zwischen sich und die Konkurrenz und zog am Ende ein zufriedenes Fazit: „Für den Winter ist die Weite voll okay“, sagte er. Den Umzug von Kulmbach nach München und die ersten Ausbildungsmonate bei der bayerischen Polizei habe er gut überstanden, die Zusammenarbeit mit U 20-Bundestrainer und BLV-Wurf-Teamleiter Joachim Lipske laufe gut, erklärte der U 20-WM-Teilnehmer.

So deutlich der Sieg ausfiel, so knapp ging es auf den Plätzen zwei und drei zu: Sebastian Staudacher junior (SV Achenmühle) legte im zweiten Durchgang 63,48 Meter vor, Corsin Wörner (LAG Obere Murg) konnte ihn im fünften Versuch mit 63,72 Metern um 24 Zentimeter übertrumpfen. Dennoch freute sich Staudacher am Schluss über Bronze.

So etwas sucht man in der deutschen Jugend-Leichtathletik in der Tat selten: Zum dritten Mal hintereinander holte sich Alexandra Burghardt (LG Stadtwerke München) den DM-Titel über 60 Meter, und das wohlgemerkt in der Klasse U 20. Schon im Zwischenlauf ließ die Titelverteidigerin keinen Zweifel daran, dass der Sieg nur über sie gehen würde. Nach 50 Metern trudelte sie aus und kam trotzdem in 7,57 Sekunden ins Ziel. Im Finale sprintete sie in 7,43 Sekunden ins Ziel – eine Hundertstel über Hausrekord. „Ich hätte schon gerne meine Bestleistung unterboten, zumal die ja noch aus 2011 ist“, erklärte sie, strahlte aber dennoch über Gold bei ihrer letzten Jugend-Hallen-DM. Dann richtete Burghardt schon den Blick voraus auf die Hallen-DM der Aktiven, bei der sie über 60 Meter oder 60 Meter Hürden antreten will.

Titel und Vizemeisterschaft in einer Familie

Ebenfalls eine absolute Seltenheit gab es im Dreisprung zu bestaunen: Gold und Silber für ein Brüderpaar. Dimitri und Ivane Antonov (beide LAC Quelle Fürth) dominierten wie erwartet den Dreisprung-Wettbewerb. Nachdem ihm im Vorjahr noch zwei Zentimeter zum Hallentitel gefehlt hatten, gelang Dimitri in diesem Jahr der weiteste Satz. 15,52 Meter im zweiten Versuch bedeuteten deutsche Jahresbestleistung in der U 20 und einen neuen bayerischen U 18-Hallenrekord. Die Freude über den Sieg fiel dennoch eher bescheiden aus. „Der Wettkampf war nicht gut. Ich habe beim Absprung viel verschenkt. Im vierten Versuch bin ich dann auch noch umgeknickt“, so der Goldmedaillen-Gewinner. Zittern musste er nur einmal, als sein Bruder Ivane im letzten Versuch noch einmal einen weiten Satz in die Grube bracht. 15,48 Meter waren allerdings vier Zentimeter zu wenig für Gold.

Der beste bayerische Hochspringer heißt in diesem Jahr ohne Zweifel Tobias Potye (FC Aschheim). Doch gegen den überragenden Falk Wendrich (TV Wattenscheid 01) war an diesem Tag kein Kraut gewachsen. Mit 2,18 Metern setzte sich der U 20-Vize-Weltmeister in Halle durch. „Dass ich den Titel verteidigen würde, daran habe ich nicht gezweifelt.“ Tobias Poyte wusste dennoch über alle Maßen zu überzeugen. Vor allem in seinem ersten Versuch über 2,14 Meter fiel die Latte erste nach wenigen Sekunden. Am Ende holt der 17-jährige Bayer mit 2,12 Metern Silber. „Es war in diesem Jahr schon deutlich schwieriger zu gewinnen als im Vorjahr“, lobte der Goldmedaillengewinner Wendrich seinen Herausforderer dennoch anerkennend.

Es hätte ein Endlauf über 800 Meter der weiblichen U 20 werden können, in dem die kühnsten bayerischen Träume in Erfüllung gegangen wären. Nachdem Maria Dietz (LAC Quelle Fürth) noch am Samstag ihren Vorlauf von der Spitze weg gewann und mit der schnellsten Zeit von 2:10,00 Minuten in das Finale einzog, machte ihr ein Magen-Darm Virus über Nacht alle Hoffnungen zunichte. So ruhten die weißblauen Hoffnungen im Endlauf auf Katharina Trost (LG Festina Rupertiwinkel) und Christina Hering (LG Stadtwerke München). Beide liefen couragiert in der Spitze mit, konnten jedoch gegen Christine Gess (TSG Balingen) wenig ausrichten. Hering gelang es immerhin, mit einem beherzten Antritt, sich auf den Silberrang in 2:10,96 Minuten vor Trost (2:11,39 Minuten) zu schieben, die noch Bronze ergatterte.

Hammerwerferin Anna Rinderle (LG Stadtwerke München) konnte es zwar nicht ihrer 800-Meter-Kollegen gleich tun und lag in der weiblichen U 20 fast vier Meter vom Podest entfernt (49,89 Meter). Ihr vierter Rang ist dennoch ein Erfolg, der im Rahmen ihrer Möglichkeiten liegt. In den Endkampf schafft es auch die vorjährige Deutschen U 18-Winterwurfmeisterin Anja Weiss (TuS Alztal Garching) als Achte (44,14 Meter). Mit der selben Platzierung kehrte Michael Pritzl (TSV 1860 Rosenheim) über 3000 Meter (9:02,40 Minuten) nach Hause zurück.

Die Männer suchten in Halle/Saale über 3 x 1000 Meter ihre Deutschen Meister. Hinter der Gold-Staffel vom VfB LC Friedrichshafen (7:11,06 Minuten) kam das Trio des TSV Höchstadt/Aisch auf den sechsten Rang (7:18,93 Minuten).