Prädestiniert die den Mehrkampf: Tina Pröger (links) und Katharina Winkler (rechts). Foto: Kiefner

28.02.2013 00:32 // Von: Reinhard Köchl

Bayerische Hallen-Mehrkampf-MS: Pröger und Winkler wecken Zukunftshoffnungen

Auch wenn mit Tom Bechert (USA-Aufenthalt) sowie Liane Weber die besten bayerischen Mehrkämpfer nicht am Start waren und die parallel stattfindenden Deutschen Meisterschaften in Dortmund eine veritable Konkurrenz darstellten, machten die diesjährigen Bayerischen Mehrkampf-Hallenmeisterschaften in Fürth Mut für die Zukunft. Dies lag vor allem an zwei jungen Frauen von der LAC Quelle Fürth, die der zweitägigen Veranstaltung Glanzlichter aufsetzten: Tina Pröger und Katharina Winkler.

Die Titelkämpfe waren gleichzeitig das offizielle Debüt des neuen Mehrkampf-Trainergespanns im Bayerischen Leichtathletik-Verbandes, Andreas Streng und Helmuth Kammerer. Sie sollen das Sorgenkind der weißblauen Leichtathletik langsam wieder an jene Zeiten heranführen, in denen Karin Ertl, Birgit Clarius, Florian Schönbeck, Peter Hargasser, Sabine Krieger, Andrea Tittmann, Stefan Matulla und Johannes Hock kräftig in der deutschen und internationalen Szene mitmischten. In Fürth, wo auch der der Jahrgang U 16 wieder seine Besten suchte, sahen die Coaches durchaus einige Talente, die in der Lage wären, der Vielseitigkeitsszene in Bayern wieder neues Leben einzuhauchen.

Für Katharina Winkler und Tina Pröger, beide überlegene Siegerinnen in der Weiblichen U 18 und U 20, war sogar ein Team des Bayerischen Fernsehens eigens in die Halle am Finkenschlag gekommen, um sie als potenzielle Olympiahoffnung vorteilhaft ins Bild zu setzen. Beide lieferten vielleicht gerade deswegen eine Galashow.

Winkler, die erst in der Vorwoche bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften in Halle/Saale Dritte im Hochsprung geworden war, gewann mit fast 200 Punkten Vorsprung ihren Fünfkampf. Danei bestach die 16-Jährige vor allem mit einer exzellenten Hürdenzeit von 8,86 Sekunden und einer neuen Weitsprung-Bestleistung von 5,75 Meter. Mit ihrer Punktzahl von 3712 lag Winkler nicht weit vom Bayerischen Hallenrekord der ehemaligen LAC-Athletin Melanie Skotnik aus dem Jahr 1998 (3717 Punkte) entfernt, der nun schon im zweiten Jahr in Folge dem Angriff des aufstrebenden LAC Nachwuchses standhielt. So verfehlte im Vorjahr Tina Pröger diese Marke ebenso denkbar knapp um vier Zähler (3713 Punkte). Zweite wurde Anna-Lena Obermeier (LG Sempt) mit 3580 Punkten und einen starken Hochsprung-Ergebnis (1,72 Meter) vor Lea Rieger (LG Stadtwerke München; 3339).

Pröger selbst verteidigte ihre Mehrkampf-Krone unterm Hallendach souverän eine Altersklasse höher. Mit ihren 3436 Zählern legte sie fast 400 Punkte Abstand zwischen sich und der Zweitplatzierten Vittoria Davoli (LG Oberland; 3062) und beinahe 600 zur Drittplatzierten Magdalena Jäger (TSV Bad Endorf; 2849). Zu Buche standen für Pröger solide Leistungen in allen fünf Disziplinen, aus denen erneut ihr Weitsprung mit sehr guten 5,72 Meter hervorstach.

Wenig Spannung boten dagegen die Wettbewerbe der Aktiven. Bei den Männern sorgte Simon Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) dafür, dass der Titel trotz der Abwesenheit seines Vereinskameraden Tom Bechert in der Oberpfalz blieb. Der 20-Jährige, der bereits die Hallen-Siebenkampf- und Zehnkampf-Bayerntitel in der Jugend gewann, legte mit 4868 Punkten ebenfalls mehr als 300 Punkte zwischen sich und dem Zweitplatzierten Alexander Gilch (LG Oberland; 4564 Punkte). Seine beste Leistung bot Ziegler natürlich auch in seiner Schokoladendisziplin, dem Stabhochsprung, und brachte ihm mit 4,60 Meter immerhin die Einstellung seines Hausrekords. Dritter wurde Daniel Hoseues (TS Herzogenaurach) mit 4362 Zählern.

Stefanie Weiler (TSV Katzwang) hieß die Bayerische Meisterin bei den Frauen. Wie in den anderen Konkurrenzen gewann sie ebenfalls mit großem Vorsprung mit 3350 Punkten. In einem ausgeglichenen Fünfkampf hielt sie die beiden Schwabmünchnerinnen Andrea Klett (3191) und Anna Kutter (2828) deutliche auf Distanz.

Flo Fichtner flopt über 1,94 Meter

Richtig Stimmung kam vor allem am Sonntag in die Halle, als die männliche U 18 im Rahmen ihres Siebenkampfes ihren Hochsprung absolvierte. Dabei sprang sich Florian Fichtner (LG Landkreis Roth), 2011 Deutscher Achtkampf-Mannschaftsmeister der damaligen Schülerklasse A, in einen regelrechten Rausch. Immer wieder vom rhythmischen Klatschen der plötzlich ziemlich großen Zuschauerschar angetrieben, schraubte er seine persönliche Bestleistung immer weiter nach oben und überquerte schließlich tolle 1,94 Meter. Dass der 16-Jährige obendrein auch noch den Mehrkampf mit sehr guten 4826 Punkten souverän für sich entscheid, setzte dem Ganzen noch die Krone auf. Ebenfalls eine bemerkenswerte Vorstellung bot der Zweitplatzierte Daniel Troßmann (LG Stadtwerke München) mit 4656 Zählern, wobei seine besten Resultate im Weitsprung (6,97 Meter) und über 60 Meter Hürden (8,27 Sekunden) lagen. Dritter wurde Ruben Mayer (LG Sempt) mit 4620 Punkten, einem Stabhochsprung von 4,10 Meter sowie einem Kugelstoß von 13,71 Meter.

Bei der männlichen U 20 ging der Bayerntitel an Sam Leiblein (TS Herzogenaurach). Er kam auf 4597 Punkte und erwies sich mit 7,27 Sekunden über 60 Meter als schneller Sprinter. Direkt neben ihm auf dem Podest durfte sein Vereinskamerad André Zahl Aufstellung nehmen. Er machte es Leiblein mit 4505 Zählern sowie einem exzellenten Stabhochsprung von 4,30 Meter schwer. Dritter wurde Joshua Edelmann (LG Kreis Ansbach; 4165, darunter ein Kugelstoß von 13,10 Meter).

Echte Mehrkampf-Hoffnungsträger traten in den Konkurrenzen der männlichen und weiblichen Alterklasse 15 hervor. Bei den Buben dominierte Paul Walschburger (LAZ Kreis Günzburg) mit einer wirklich erstaunlichen Ausgeglichenheit zwischen Hürdensprint, Weit- und Hochsprung, Kugelstoß sowie 1000-Meter-Lauf. Mit 2984 kratzte er sogar an der 3000er-Marke. Zweiter wurde seine Vereinskamerad Yannick Bals mit 2823 Punkten und einem herausragenden Hochsprung (1,82 Meter), während mit Maximilian Holzmüller (TSV Bobingen) noch ein weiterer Schwabe auf den Bronzerang kam (2821). Die 15-jährigen Mädchen fanden in Larissa Knörl (Post-SV Bayreuth) ihre herausragende Athletin. In ihrem Fünfkampf, den sie mit 2774 Zählern gewann, gab es so gut wie keine Schwachstelle. Knörl stieß unter anderem 11,99 Meter mit der Kugel, sprang 5,20 Meter weit und 1,64 Meter hoch und legte mit 9,04 die mit Abstand schnellste Hürdenzeit vor. Silber ging an Katharina Sassa (TSV Schleißheim; 2651) vor Laura Gröll (LG Eckenthal; 2623).

Für die Jüngsten der Alterklasse M und W 14 hieß es vor allem, bei ihrer ersten größeren Meisterschaft Erfahrungen sammeln. Ohne Probleme holte sich bei den Jungs Yannick Bastian (LAZ Kreis Würzburg) Gold mit 2651 Punkten vor Luis Haimerl (LG Team Isartal; 2430) und Jonas Scheungrab (Sportverein Schöllnach; 2335) ab. Knapp, aber letztlich verdient holt sich bei den Mädchen Hannah Gasser (FC Aschheim) mit 2356 Punkten den Titel vor Lea Clemens (2348) und Katja Wadlinger (beide LG Eckental; 2257).

Bayerische Meister in der Mannschaftswertung wurden: LG Eckental (weiblich U 16), LG Stadtwerke München (weiblich U 18), LG ESV Augsburg-Neusäss (weiblich U 20), TSV Schabmünchen (Frauen), LAZ Kreis Würzburg (männlich U 16), LG Landkreis Roth (männlich U 18), FC Aschheim (männlich U 20), TS Herzogenaurach (Männer).