Punktlandung: Mit 16,02 Meter sprang Dimitri Antonov in Donetsk so weit wie noch nie zuvor und holte WM-Bronze.

Das Mittelstreckentalent: Maria Dietz lief zwei neue bayerische Rekorde und wurde obendrein starke WM-Fünfte.

Zum ersten Mal unter 48 Sekunden über 400 Meter: Laurin Walter drang bei der WM bis ins Halbfinale vor.

Dominator: Über 2000 Meter Hindernis war 2013 gegen Patrick Karl kein Kraut gewachsen.

Langhürdenhoffnung: Michael Adolf beherrschte souverän die 400 Meter Hürden-Szene der Altersklasse U 18 in Deutschland.

Vielseitig und flink: Katharina Winker schwang sich zur zweitbesten U 18-Hürdensprinterin der Republik auf.

Speerwurfhoffnung: Veronika Klimek kratzte an der magischen 50-Meter-Grenze. Alle Fotos: Theo Kiefner

27.12.2013 19:27 // Von: Reinhard Köchl

DLV-Bestenliste U 18: Jahrgänge 96 und 97 entpuppen sich als das Tafelsilber des BLV

Es gehört zu den erfreulichen Tatsachen des Jahres 2013: Der aktuelle U 18-Jahrgang verkörpert nichts anderes als das Tafelsilber des Bayerischen Leichtathletik-Verbandes. Die Jahrgänge 1996 und 1997 steuerten im abgelaufenen Jahr den Löwenanteil zum zweiten Platz des Freistaates im Ranking der Bundesländerwertung bei. Gleich sechs Mal belegten sie durch Dimitri Antonov junior, Laurin Walter, Michael Adolf, Patrick Karl, Maria Dietz und Nada Balcarczyk die Pole Position in der DLV-Rangliste.

Eine Bronzemedaille bei den U 18-Weltmeisterschaften in Donetsk: Das hatte seit vielen Jahren kein deutscher Dreispringer mehr geschafft. Dimitri Antonov junior (LAC Quelle Fürth) gelang in der Ukraine das Kunststück, zum Saisonhöhepunkt seine beste Leistung abzurufen und ausgerechnet im Finale der Dreisprung-Konkurrenz seinen ersten 16-Meter-Sprung zu präsentieren (16,02 Meter). Ein Beweis für die herausragende Trainingsarbeit, die der 17-Jährige mit seinem Vater Dimitri Antonov senior im heimischen Bad Kissingen sowie im Bundesstützpunkt Fürth leistet.

Dass der WM-Dritte bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Rostock ohne Medaille blieb, lag an einer leichten Verletzung, die eine Teilnahme nicht ratsam erscheinen ließ. Zuvor war der Junior noch im Weitsprung angetreten, wo er im Vorjahr DM Silber gewann. Diesmal reichte es nur zu 6,99 Meter (DLV-Ranglistenplatz zwölf). Vor ihm landeten das Weitsprung-Talent Daniel Troßmann (LG Stadtwerke München), das als Sechster der Rangliste mit 7,08 Meter in den DLV-C-Kader aufgenommen wurde, sowie Marcel Fleischer (1. FC Passau) als Zehnter mit ebenfalls 6,99 Meter. Mit 13,71 Meter war Jacob Conrad (FC Aschheim) elftbester deutscher Dreispringer.

Maria Dietz (LAC Quelle Fürth) gehört ohne Zweifel zu den Shootingsstars der deutschen Laufszene. Zwischen 800 und 3000 Meter steigerte sie nahezu pausenlos ihre Bestzeiten und mischt damit ganz vorne in der bundesdeutschen Rangliste mit. Über 800 Meter (2:06,86 Minuten) sowie über 3000 Meter (9:20,40 Minuten) waren es jeweils Platz zwei, über 1500 Meter sogar Rang eins (4:18,03 Minuten), was für die letzten beiden Distanzen sogar jeweils einen neuen bayerischen Rekord bedeutete. Auf ihrer Paradestrecke holte sich Dietz als Krönung einer fantastischen Saison bei der U 18-WM in Donetsk einen glänzenden fünften Rang und wurde eine Woche später in Rostock sehr zur Freude ihres Heimtrainers Erik Laub und von BLV-Lauftrainer Jörg Stäcker souverän Deutsche Meisterin.

Die 17-jährige Aschaffenburgerin bildet freilich nur die Speerspitze einer ganzen Armada talentierter Mittel- und Langstrecklerinnen in dieser Altersklasse, die Bayern als fruchtbares Läuferland ausweisen. Allein über 3000 Meter schafften es neben Dietz mit Tina Eckert (TSV Gräfelfing; Siebte in 9:49,37 Minuten), Franziska Reng (LG Telis Finanz Regensburg; Achte in 9:51,53 Minuten), Nada Balcarczyk (LG Würm Athletik; Zwölfte in 10:10,45 Minuten) und Marina Rappold (LG Sempt; 17. In 10:11,72 Minuten) fünf Mädchen unter die besten 20. Über 1500 Meter waren es mit Maria Dietz, Marina Rappold (Neunte in 4:36,46 Minuten) und Tina Eckert (4:39,37 Minuten) immerhin noch deren drei.

Die Jüngste war über 10 Kilometer die Beste

Besagter Nada Balcarczyk gelang obendrein das Kunststück, im 10-Kilometer-Straßenlauf die deutsche U 18-Bestmarke des Jahres 2013 mit 36:36 Minuten zu setzen. Die Leistung der 1997erin ist umso höher einzuschätzen, da sie erst ganz spät im Jahr geboren ist und zum Zeitpunkt des Wettkampfes gar noch 15 Jahre alt war. „Trotz ihren jungen Alters ist Nada schon erstaunlich professionell und hat zum Beispiel ihren Ausbildungsplatz nochmal kurzfristig optimiert, um Sport und Beruf ideal miteinander zu verbinden“, äußerte sich Landestrainer Stäcker voll des Lobes über die talentierte Langstrecklerin.

Eine glänzende Saison liegt auch hinter Laurin Walter (LG Stadtwerke München), der über die Stadionrunde einmal mehr das Maß aller Dinge in Deutschland darstellte, auch wenn er seinen Deutschen Meistertitel aus dem Vorjahr aufgrund der strapaziösen Saison nicht verteidigen konnte. Mit dem neuen bayerischen U 18-Rekord von 47,69 Sekunden lief er über 400 Meter bei der U 18-WM in Donetsk bis ins Halbfinale und außerdem zum ersten Mal unter 48 Sekunden. Keine Frage, dass in Deutschland im abgelaufenen Jahr niemand schneller war als er. Auch über 200 Meter war Laurin Walter flott unterwegs. Mit 21,86 Meter ist er hier auf Rang zwei gelistet. Mit Felix Mittermeier (SWC Regensburg; 13. in 22,32 Sekunden) und Lars Ott (LG Allgäu/Kempten; 15. in 22,34 Sekunden) tauchen zwei weitere Bayern im vorderen Drittel der Rangliste auf.

Dass über 400 Meter mit Michael Adolf (DJK Ingolstadt) auf einem glänzenden vierten Rang (48,70 Sekunden) noch ein schneller Viertelmeiler aus dem Freistaat gelistet ist, untermauert eindrucksvoll die Vormachtstellung der weißblauen Langsprinter in deutschen Landen. Doch diese Leistung erzielte der 17-jährige Ingolstädter quasi im Vorbeigehen. Denn in seiner Paradedisziplin, den 400 Meter Hürden, langte es für ihn 2013 sogar zur absoluten Spitzenposition. Nachdem Adolf durch einen Sturz bei der DLV-Gala in Schweinfurt die Teilnahme an der U 18-WM verpasst hatte, wollte er bei den Deutschen Meisterschaften in Rostock allen beweisen, dass auch er ein Ticket für Donetsk verdient gehabt hätte. Mit seinen 52,88 Sekunden stapfte der Rotschopf der Konkurrenz auf und davon und war nur knapp sechs Zehntelsekunden langsamer als David Gollnow 2006 im gleichen Alter.

Bayerische Lauf-Musterknaben

Als wahre Musterknaben erwiesen sich 2013 die weißblauen 2000-Meter-Hindernisläufer. Angeführt von ihrem Primus, dem Deutschen Meister Patrick Karl (TSV Ochsenfurt), der mit 5:49,96 Minuten fast neun Sekunden Vorsprung zum Zweitplatzierten Falko Spindler (LAC Erfurt) aufzuweisen hatte, kamen gleich vier von ihnen unter die besten Elf in Deutschland. Auf dem vierten Platz landete mit Kilian Stich (TuS Bad Aibling; 6:07,00 Minuten) schon der zweite Bayer, auf Platz fünf mit Quirin Kappelmeier (LG Kreis Dachau; 6:07,29 Minuten) der dritte und auch der elfte Rang von Alexander Endres (TuS Bad Aibling; 6:13,42 Minuten) kann sich allemal sehen lassen. Patrick Karl bewies auch über 1500 Meter als Fünfter in 3:58,80 Minuten sowie als Zwölfter über 800 Meter in 1:56,01 Meter seine große läuferische Begabung, während Kappelmeier über 800 Meter sogar auf Rang neun (1:55,56 Minuten) steht.

Über die Vielseitigkeit einer Katharina Winkler (LAC Quelle Fürth) ist in den vergangenen Jahren an dieser Stelle schon so manches Loblied gesungen worden. Dass die 17-jährige Mehrkämpferin neben ihrer Paradedisziplin Hochsprung – in dem sie auf einem sehr achtbaren fünften Rang mit 1,76 Meter landete – allerdings auch über 100 Meter Hürden eine heiße Medaillenkandidatin sein kann, überraschte außer ihrem Trainerteam bei der DM in Rostock doch eine ganze Menge Fachleute. An der Ostseeküste stürmte die Mittelfränkin in 13,68 Sekunden hinter der überragenden Chantal Butzel (LC Paderborn; 13,40 Sekunden) ins Ziel und belegt in der Endabrechnung auch verdient den zweiten Platz. Sehr ansprechend schlug sich überdies die bayerische Konkurrenz: Im Hürdensprint schaffte es Bayernmeisterin Jessica Schottdorf (TSV Bad Kissingen) in 14,01 Sekunden bis auf Platz neun, während Catiana Rettenberger (LG Stadtwerke München) in 14,06 Sekunden auf Rang zwölf gelistet steht. Im Hochsprung stieß die noch der Schülerklasse angehörende Laura Gröll (LG Eckenthal) bis auf Position zehn vor.

Auch im Siebenkampf gelang es Katharina Winkler 2013, sich in der deutschen Spitze zu etablieren. Mit der Mannschaft des LAC Quelle Fürth mit Kerstin Schellenberger und Sarah Wimmer (14 087) war nur der SSC Koblenz-Karthause mit der U 18-Weltmeisterin Celina Leffler besser (Sechste wurde hier die LG Stadtwerke München mit 13 449 Punkten). Und in der Siebenkampf-Einzelwertung kam „Katha“ mit 5195 Zählern als Siebte in die Jahresendwertung. Ein Platz vor ihr, nämlich auf Rang sechs, steht jedoch die beste bayerische Siebenkämpferin Anna-Lena Obermeier (LG Sempt), die starke 5273 Punkte ergattern konnte.

Hoffnungsvolle bayerische Speerwerferinnen

Hoffnung gibt es auch bei den bayerischen Nachwuchswerferinnen. Mit Veronika Klimek (VfL Waldkraiburg; Fünfte mit 49,96 Metern) und Julia Satzger (TSV Friedberg; Neunte mit 47,71 Metern) schoben sich auch zwei U 18-Speerwerferinnen unter die DLV-Top-Ten. Über starke sechste Ränge dürfen sich Diskuswerferin Rebecca Zimmer (LG Bamberg; 42,58 Meter) und Kugelstoßerin Laura Renner (TV Altötting; 15,23 Meter) freuen. Die gleiche Platzierung steht für Katharina Wax (SpVgg Niederaichbach) im 3000 Meter Bahngehen (16:30,99 Minuten) zu Buche. Über fünf Kilometer auf der Straße findet man Wax auf Position neun (30:59 Minuten). Die bayerische Sprintfahne bei den U 18-Mädchen hält Celina Kränzle (SC Vöhringen; Neunte über 200 Meter in 24,58 Sekunden) hoch, während Luisa Miorin (DJK Memmingen) mit ihren 62,80 Sekunden über 400 Meter Hürden Platz acht in Deutschland belegt. Ebenfalls noch unter die besten zehn 3 x 800-Meter-Staffeln Deutschlands kamen die LAC Quelle Fürth (Vierte mit 7:04,76 Minuten) und die LG Stadtwerke München (7:15,51 Minuten).

Das männlichen Pendent bei den weißblauen Langstaffeln bilden der TuS Bad Aibling als Sechster (7:59,85 Minuten) und die LG Telis Finanz Regensburg als Siebter (8:00.06 Minuten) über 3 x 1000 Meter. Dass sich in der nächsten Altersstufe hinter U 20-Hochsprung-Europameister Tobias Potye ebenfalls aussichtsreiche Talente in Bayern entwickeln, belegen die Platzierungen von Sven Glück (TV Schierling), der mit 2,04 Metern siebtbester Deutscher des abgelaufenen Jahres war, sowie von Stefan Krumm (TV Marktoberdorf; Elfter mit 1,97 Meter). Da will der Stabhochsprung in Gestalt von Korbinian Suckfüll (TSV Gräfelfing; Achter mit 4,40 Meter) und David Rentz (TuS Bad Aibling; 13. mit 4,30 Meter) nicht nachstehen.

Stark auch zwei junge bayerische Werfer, die sich bei den Süddeutschen Meisterschaften in Regensburg gegenseitig zu neuen Bestleistungen trieben. Dabei übertraf Lukas Koller (TSV 1880 Wasserburg) mit 56,26 Meter sogar die Norm für die U 18-WM in Donetsk – wenn auch eine Woche zu spät. Es mag dem 17-Jährigen sicherlich ein Trost sein, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit auch dann nicht für die WM nominiert worden wäre, wenn er diese Leistung früher gebracht hätte. Denn Koller belegt im „Diskusland“ Deutschland mit dieser Leistung „nur“ Rang sieben in der Rangliste. Hinter ihm steigerte sich auch sein ewiger Kontrahent Valentin Döbler (LG Stadtwerke München) als Achter auf hervorragende 55,72 Meter.

Die gleiche Platzierung nimmt Döbler im Kugelstoßen (17,67 Meter) ein. In der bayerischen Traditionsdisziplin Hammerwerfen belegen Dominik Maaß (AV Neustadt; 57,35 Meter), der noch der Schülerklasse angehörende Pius Ueth (TV Hindelang; 57,01 Meter) und Alexander Attila Gleixner (LG Landkreis Aschaffenburg; 56,94 Meter) die Ränge acht, neun und elf. Im Zehnkampf halten Sebastian Pfahler (LG Landkreis Roth) als Zehnter in der Einzelwertung (6689) und der FC Aschheim als Sechster mit der Mannschaft (15 802) die weißblaue Fahne hoch.

Nicht unerwähnt bleiben soll auch das schwache Abschneiden der bayerischen Sprinter, deren Beste (Dimitri Antonov und Laurin Walter mit jeweils 11,04 Sekunden auf den Plätzen 17 und 18) in anderen Disziplinen ihre Erfolge feierten. Über 110 Meter Hürden kommt der erste Bayer (David Faltenbacher; LG Stadtwerke München; 14,80 Sekunden) erst auf Rang 23.