Mehr als einmal durfte Tobias Potye im abgelaufenen Jahr die geballte Siegerfaust zeigen.

Auch mit etwas Abstand kann Christina Hering immer noch nicht ganz fassen, was 2013 alles passiert ist.

Die erfolgreichsten Jugend-Leichtathleten Bayerns im abgelaufenen Jahr: Christina Hering und Tobias Potye holten bei der U 20-EM in Rieti gleich drei Medaillen. Foto: Theresa Köchl

Der souveräne Dominator des deutschen U 20-Hammerwurfs: Simon Lang.

Das sprunggewaltigste Brüderpaar der Republik: Dimitri und Ivane Antonv.

Die Kleinste war auch in der U 20 die Größte über 1500 Meter. Maria Dietz.

Über die Kurzhürden wie im Weitsprung auch national inzwischen eine fest Größe: Maximilian Entholzner.

Trotz Verletzung die Nummer zwei im bundesdeutschen Speerwurf: Markus Kosok. Alle Fotos: Theo Kiefner

02.01.2014 18:46 // Von: Jörg Stäcker

DLV-Bestenliste U 20: Potye, Hering und U 18-"Goldhamster" setzen die weißblauen Akzente

Fünf bayerischen Athleten ist es dieses Jahr vergönnt, in der U 20-Bestenliste des DLV ganz vorne zu liegen. Die schon im U 18-Ranking führenden Maria Dietz (1500 Meter) und Dimitri Antonov (Dreisprung, beide LAC Quelle Fürth) sind auch bei den Älteren top. U 20-Europameister Tobias Potye (FC Aschheim) ist die absolute Nummer eins im Hochsprung, Christina Hering (800 Meter) und Simon Lang (Hammerwurf, beide LG Stadtwerke München) sind ebenfalls unangefochten die Besten in ihren Disziplinen.

Dass die international erfolgreichen Asse auch in den bundesrepublikanischen Bestenlisten vorne liegen, muss nicht zwangsweise so sein. Umso schöner ist es, wenn es geklappt hat. Mit den Fürthern Maria Dietz und Dimitri Antonov brachten zwei bayerische Nachwuchshoffnungen sogar das Kunststück fertig, nicht nur bei der U 18-WM erfolgreich zu sein und den Deutschen Jugendmeistertitel in der Halle oder im Freien zu holen, sondern neben der U 18-Bestenliste auch das U 20-Ranking anzuführen – und dies in beiden Fällen mit Bayerischem U 18-Rekord. Maria Dietz legte die 1500 Meter in 4:18,03 Minuten zurück, während Dimitri Antonov es auf 16,02 Meter im Dreisprung brachte und sein Bruder Ivane in 15,22 Meter Platz sechs erreichte.

Auch die zweite Mittelstrecke wurde dieses Jahr von bayerischen Läuferinnen beherrscht, und dies gleich doppelt. Denn Christina Hering und Katharina Trost (LG Rupertiwinkel) beeindruckten nicht nur bei der Junioren-EM in Rieti sensationell mit Bronze und Platz fünf über 800 Meter, sondern führen mit ihren Zeiten aus Italien in 2:03,11 und 2:03,59 Minuten auch die Deutsche Rangliste überlegen an. Katharina Trost ist auch im nächsten Jahr noch in der U 20 startberechtigt und wird dann direkt auf Maria Dietz treffen, die in dieser Disziplin in 2:06.86 Minuten auf Ranglistenplatz sechs liegt. Trost kann wiederum auch die 1500 Meter, ist hier sogar Deutsche Jugendvizemeisterin und in der Bestenlisten Zehnte, während Dietz sich in ihren einzigen Rennen über 3000 Meter sofort national auf Bestenlistenplatz drei in 9:20,40 Minuten katapultierte. Tina Eckert (TSV Gräfelfing) ist hier Zehnte (9:49,37 Minuten) und Franziska Reng Elfte (LG Telis Finanz Regensburg, 9:51,53 Minuten). Beide gehören ebenfalls noch der U 18 an.

Nachdem das Mittelstrecken-Top-Talent Christina Hering auch noch auf Platz zwei über 400 Meter liegt (53,60 Sekunden) und mit Corinne Kohlmann (LG Karlstadt/Gambach/Lohr) als 400-Meter-Vierte (54,55 Sekunden) und 800-Meter-Zwölfte (2:09,25 Minuten) schon das nächste schnelle Läufertalent heranwächst, sieht es auf den 400/800 Metern im kommenden Jahr – dann allerdings in der U 23-Klasse- durchaus rosarot aus. Wie schnell Christina Hering auch bei den Juniorinnen Fuß fassen kann, hat sie quasi im Vorbeigehen mit dem Deutschen U 23-Titel über 400 Meter schon gezeigt. Eine Goldmedaille, die im Jubel um ihren Rostocker Titel in der U 20 fast schon ein bisschen unterging. Gemeinsam mit Corinne Kohlmann gewann sie darüberhinaus Bronze mit der DLV-Staffel über 4 x 400 bei der U 20-EM.

Hindernisläufer Karl weckte Zukunftshoffnungen

Ein Klassiker in der bayerischen Läuferwelt ist stets die Hindernisstrecke. Patrick Karl (TV Ochsenfurt) könnte hier eine erfolgreiche Tradition fortsetzen. Der erst 17-jährige Deutsche Jugendmeister führt nicht nur die U 18-Bestenliste über 2000 Meter Hindernis überlegen an, seine Finalzeit von der U 18-WM katapultiert ihn auch geradewegs in 5:49,96 Minuten auf Platz zwei in der U 20. In knapp zwei Jahren stehen mit der U 20-EM wieder kontinentale Meisterschaften ohne die afrikanische Läuferübermacht an. Wer weiß, wohin die Reise dann führen könnte. Zur Erinnerung: Die letzte internationale Hindernismedaille aus Bayern holte Martin Grau (TSV Höchstadt/Aisch) 2011 als Dritter der U 20-EM in Tallinn, während der Silber- und Bronze-Coup bei der U 23-EM durch Julia Hiller (LAC Quelle Fürth) und Susanne Lutz (LG Bamberg, damals LG Telis Finanz Regensburg) schon vier Jahre zurückliegt.

Hier halten sich auf der weiblichen Seite die neuen Hoffnungsträger noch zurück, während bei den Buben mit Dario Tippmann als Achter (LAC Quelle Fürth, 6:03,42 Minuten) und den direkt hintereinander auf Platz elf bis 14 geführten Bernhard Weinländer (LAC Quelle Fürth, 6:04,43 Minuten), Kilian Stich (Tus Bad Aibling, 6:07,00 Minuten), Quirin Kappelmeier (LG Kreis Dachau, 6:07,29 Minuten) und Alexander Bauer (TV Hauzenberg, 6:08,88 Minuten) das Potenzial für die Zukunft schon jetzt Hoffnung macht – vorausgesetzt das Gleis für die später zu laufenden 3000 Meter Hindernis wird rechtzeitig gelegt.

Als schnellste Läuferstaffel im männlichen Nachwuchs entpuppte sich das vom zweimaligen Bestenlisten-Achten Martin Weinländer (800 Meter 1:52,81 Minuten; 1500 Meter 3:53,14 Minuten) angeführte Trio des LAC Quelle Fürth. In der Besetzung Bernhard Weinländer, Dario Tippmann, Martin Weinländer sprang in 7:35,09 Minuten sowohl bei der „Deutschen“ als auch in der Bestenliste der vierte Platz heraus. Der „doppelte Vierer“ gelang auch für dem Überraschungstrio der LG Donaus-Ries (Schuster, Humburger, Genck) über 3 x 800 Meter in 6:51,74 Minuten. Über 4 x 400 Meter kam das Quartett der TG Würzburg (Aßmann, Amrehn, Müller, Schramm) in 3:22,04 Minuten auf Platz sechs.

Bei den Mädchen kamen die schnellsten Bayern über 4 x 400 Meter in 4:00,46 Minuten von der LAC Quelle Fürth (Kirchner, Ebert, Kurz, Kurz), was Platz elf bedeutet. Ebenfalls als Elfte an die Top-Ten klopfte das Fürther Buben-Quartett (Zenger, Uca, Tippmann, Weinländer) in 3:25,46 Minuten an. Weitere Top-Ten-Platzierungen im Laufbereich sind vermerkt für: Nada Balcarczyk (fünfter Platz über zehn Kilometer, LG Würm Athletik, 36:36 Minuten), Maximilian Weigand (achter Platz über 3000 Meter, TSV Penzberg, 8:32,97 Minuten), Julia Lettl (neunter Platz über zehn Kilometer , SC Spiegelau, 37:36 Minuten) und Franziska Reng (neunter Platz über 5000 Meter, LG Telis Finanz Regensburg, 17:51,51 Minuten).

Der bayerische Nachwuchsathlet des Jahres 2013: Tobias Potye

Tobias Potye (FC Aschheim) ist dieses Jahr unangefochten der erfolgreichste Bayerische Nachwuchsathlet. Stets zurückhaltend und bescheiden in seinem Auftreten macht ihn dies umso gefährlicher für seine Konkurrenten. Für den 18-jährigen Hochspringer wurde bei der U 20-EM in Rieti nicht nur die Nationalhymne gespielt, seine Siegerleistung von 2,20 Meter bedeutet auch am Jahresende Platz eins in der Deutschen Jugendbestenliste. Mit Gold bei der Deutschen Jugendmeisterschaft in Rostock behielt er seine blütenweiße Weste. Und wer seine Bayerischen Rekordversuche an der Ostseeküste trotz Müdigkeit einer langen Saison gesehen hat, weiß welcher Rohdiamant hier in Bayern heranwächst. Verdient wurden er und sein Trainer Manfred Knopp vom BLV als Nachwuchsgespann des Jahres ausgezeichnet und auch der viel beachtete Plenarvortrag von Manfred Knopp im Rahmen der BLV-Trainertagung erntete großen Applaus und viel Sympathie. Gerade die unspektakuläre aber trotzdem mit viel Raffinesse gestaltete Trainings- und Wettkampfplanung des neuen Europameisters überzeugte in seiner besonnenen Art.

Hinter dem Studenten des Umweltingenieurwesens machen der Jugend-DM-Vierte Manuel Marko (LAZ Kreis Würzburg, 2,07 Meter) auf dem geteilten neunten Ranking-Platz sowie Elias Enache (LG Augsburg, 2,05 Meter) mobil.

Dass der Wurf in Bayern von seinen Wurfnestern lebt, ist hinlänglich bekannt. Der aus Langenbach im Frankenwald stammende Simon Lang (LG Stadtwerke München) führt mit über fünf Metern Vorsprung (!) die Deutsche Bestenliste im Hammerwurf an. Mit 72,86 Meter ist er unangefochten Erster, bei der Jugend-DM holte er mit 71,01 Metern und sieben Metern (!) Vorsprung den Titel. Mit 72,81 Meter bestätigte er als Vierter bei der U 20-EM seine Top-Form. Sein ewiger Bayerischer Mitstreiter Sebastian Staudacher junior (SV Achenmühle) liegt dieses Jahr mit 63,48 Metern auf Platz vier im Deutschland-Ranking, während im Kugelstoßen Dennis Edelmann als Sechster (LG Augsburg, 17,70 Meter), Christian Zimmermann als Achter (Kirchheimer SC, 17,14 Meter) sowie im Diskuswurf Markus Schwertfeger als Vierter (LAZ Kreis Würzburg, 55,58 Metern) und erneut Christian Zimmermann (7. Platz, 54,33 Metern) in geballter Macht überzeugten.

Im Speerwurf warf sich Rieti-Starter Markus Kosok (LG Donau Ries) Anfang Mai in München mit 69,84 Metern bis auf Platz zwei in der Bestenliste vor. Direkt dahinter schon Jonas Bonewit (LG Stadtwerke München, 67,79 Metern) auf dem dritten Rang, während Vereinskamerad Benedikt Humpert mit 60.15 Metern als Elfter und jahrgangsjüngerer Athlet ebenfalls schon nach vorne schielt. Beim weiblichen Werfernachwuchs heimsten Anna Rinderle im Hammerwurf (sechster Platz, LG Stadtwerke München, 53,34 Meter) und Evi Weber im Diskuswurf (siebter Platz, TSV Erding, 45,68 Meter) weitere vordere Ränge ein.

Und wie sieht es in der Kerndisziplin der Leichtathletik aus? Alexandra Burghardt (LG Stadtwerke München) wird zwar über 100 Meter (11,64 Sekunden) auf Platz vier notiert, auch über die 100 Meter Hürden (13,78 Sekunden) belegt sie diesen Rang, doch aufgrund von Verletzungen war dem Shooting-Star der vergangenen Jahre nach dem Wettkämpfen in Weinheim und Regensburg keine komplette Saison mehr vergönnt. In die Bresche über 100 Meter sprang Amelie-Sophie Lederer (LAC Quelle Fürth), die als Final-Fünfte bei der Jugend DM in Rostock auftrumpfte und mit ihren Fürther Staffelkameradinnen Jessica Bernado, Sinead Ebert und Katharina Winkler nicht nur an der Ostseeküste fast schon sensationell den dritten Rang belegte, sondern auch in der 4 x 100 Meter Bestenliste in 46,45 Sekunden diesen Platz inne hat.

Lucien Aubry: Endlaufteilnahme im Sprint als Motivation

Bei den Buben liegen mit Florian Bauer (LG Stadtwerke München) und Lucien Aubry (LG Erlangen) die beiden schnellsten bayerischen Nachwuchssprinter einträchtig in 10,86 Sekunden auf Platz 21 im nationalen Ranking. Der Mittelfranke erzielte diese Zeit allerdings punktgenau auf der nicht gerade schnellen Bahn in Rostock, was dem Nürnberger Sportschulenschüler im Endlauf nicht nur einen starken sechsten Platz einbrachte, sondern fürs kommende Jahr Träume in Richtung DLV-Staffel wachsen lässt. Das schnellstes Jungen-Quartett kam von der LG Stadtwerke München (Troßmann, Walter, Salassidis, Bauer) in 41,53 Sekunden und landete auf Bestenlistenrang vier. Laurin Walter (LG Stadtwerke München) ist als U 18-Athlet bei der älteren U 20 über 200 Meter in 21,86 Sekunden Neunter und mit seiner im Habfinale bei der U 18-Weltmeisterschaft erzielten 400 Meter Zeit von 47,69 Sekunden beeindruckender Fünfter.

Im Weitsprung und über die Kurzhürden ging dieses Jahr in Bayern kein Weg vorbei an Maximilian Entholzner (1. FC Passau). Er flog Ende Mai in Weinheim nicht nur auf starke 7,43 Meter, was Listenplatz vier bedeutet, sondern lief die Kurzhürden in 14,14 Sekunden, welches bundesweit Platz sechs nach sich zieht. Exakt die gleichen Ränge belegte der Niederbayer in beiden Disziplinen auch bei der „Deutschen“ in Rostock. Direkt hinter ihm im Hürden-Finale schon Julian Hoffmann (ATS Kulmbach), der als Siebter positiv überraschte und in 14,48 Sekunden als Zwölfter nur knapp die Bestenlisten-Top-Ten verfehlte. Als Elfte über die 100 Meter Hürden (14,27 Sekunden) einen Platz besser in der Bestenliste platziert war die Jugend DM-Fünfte Laura Weiß (LG Stadtwerke München). Elisa Hoheisel (TSV Schongau, 14,26 Sekunden) verfehlte zwar knapp das Finale in Rostock, kann sich aber mit Platz zehn im nationalen Ranking trösten.

Im Hochsprung landete Nadine Niemann (siebter Platz, LAZ Obernburg/Miltenberg, 1,78 Meter) ebenso in den Top Ten wie die noch der U 18 angehörige Katharina Winkler (neunter Platz, LAC Quelle Fürth, 1,76 Meter). Im Stabhochsprung heißt die Siebte Salome Schlemmer (TSV Bad Endorf, 3,85 Meter) und im Dreisprung ist Laura Keilhofer (TV Zwiesel) Neunte mit 12,03 Metern. Beste bayerische U 20-Mehrkämpferin in der Bestenliste dieses Jahr Tina Pröger (17. Platz, LAC Quelle Fürth, 4580 Punkte) knapp vor Jana Peter vom MTV Ingolstadt (18. Platz, 4576 Punkte). Bei den Buben wurde Andre Zahl (TS Herzogenaurach, 6329) auf Platz 26 punktbester Bayer. Die Zehnkampfmannschaft des MTV 1881 Ingolstadt (Altenbuchner, Bade, Pegelhoff) kam auf Rang sechs (16 473), das Siebenkampfteam des TSV Schongau (Hoheisel, Kieweg, Haberstock) wurde Siebte (12 208), das der LG Sempt (V. Strixner, C. Strixner, Mayer) Zehnte (10 717).