Ihre Dominanz in der U 23 überstrahlte 2013 alles: Corinna Harrer.

Im Sog der Überläuferin Corinna Harrer (Mitte) arbeiten sich langsam Christina Hering (links) und Katharina Trost (rechts) nach vorne.

Martin Grau beherrschte seine Spezialdiszpilin 3000 Meter Hindernis im vergangenen Jahr nach Belieben.

Ein Siegertyp, auch in der U 23: Dimitri Antonov.

Führt das zweite bayerische Triple über 400 Meter an: Johannes Trefz.

Allgäuer Hammerwurf-Hoffnung für Deutschland: Tristan Schwandke.

Unter den stärksten deutschen U 23-Hürdensprintern: Sebastian Barth. Alle Fotos: Theo Kiefner

07.01.2014 13:41 // Von: Reinhard Köchl

DLV-Bestenliste U 23: „Coco“ Harrer rockt das Junioren-Ranking fast im Alleingang

Eines steht schon jetzt fest: Die Bilanz der Bayern in der deutschen U 23-Rangliste wird 2014 schlechter ausfallen. Denn es ist das Jahr eins nach Corinna Harrer. Die Regensburger Vorzeigeläuferin räumte zu ihrem Abschied aus der Juniorenklasse alles ab, was sich ihr in den Weg stellte. Gleich sechs Spitzenpositionen gehen auf das Konto der 22-Jährigen. Für die restlichen U 23-Athleten aus dem Freistaat blieben – immerhin – noch drei erste Plätze sowie zwei außergewöhnliches „Triples“.

Obwohl im Lager der LG Telis Finanz Regensburg häufig das Wort „verkorkst“ im Zusammenhang mit der durch einige Verletzungen, Krankheiten und andere Begleiterscheinungen geprägten Saison 2013 fiel, liest sich die Bilanz der Corinna Harrer so eindrucksvoll wie noch nie zuvor. Auf welcher Strecke „Coco“ auch immer antrat – sie tat es mit der ihr eigenen Konsequenz und Leidenschaft, was letztlich in einer gerade sensationellen Bilanz mündete. Über 800 (2:03,03 Minuten), 1500 (4:06,60 Minuten), 3000 (9:03,55 Minuten) und 10 000 Meter (32:30,41 Minuten), über zehn Kilometer auf der Straße (34:32 Minuten) und sogar über die Halbmarathondistanz (1:14:03 Stunden) stellte sie bei den U 23-Juniorinnen im Bundesgebiet das Maß aller Dinge dar. In Europa belegt Harrer damit (in oben genannten Reihenfolge der Disziplinen) die Ränge  15, sechs, drei, zwei und vier. Im Halbmarathon nimmt die U 23-Vize-Europameisterin über 1500 Meter und Vize-Hallen-Europameisterin über 3000 Meter bei den Frauen sogar den ersten Rang ein. Eine Erfolgsgarantin und Punktesammlerin par excellence, die auf allen Laufdistanzen ebenso wie ihr Trainer Kurt Ring erstaunlicherweise noch Luft nach oben sieht.

800-Meter-Frauen liefern Triple Nummer eins

Allerdings kann sich auch die weißblaue Bilanz hinter der ungekrönten „U 23-Königin“ durchaus sehen lassen. Über 800 Meter gelang den Bayern-Läuferinnen sogar noch ein weiteres Novum: Sie schafften wie ihre großen Kollegen vom Fußball das „Triple“ in Form der ersten drei Ranglistenplätze. Hinter Corinna Harrer landeten knapp dahinter die U 20 EM-Doppel-Bronze-Gewinnerin Christina Hering (LG Stadtwerke München; 2:03,11 Minuten) und Katharina Trost (LG Festina Rupertiwinkel; 2:03,59 Minuten) als Zweite und Dritte. Wenn man berücksichtigt, dass die Neu-Münchnerin Christine Gess (TSG Balingen; 2:04,22 Minuten) den vierten Platz belegt und mit Thea Heim (LG Telis Finanz Regensburg; 2:05,54 Minuten) sowie der erst 17-jährigen Maria Dietz (LAC Quelle Fürth; 2:06,86 Minuten) noch zwei weitere Läuferinnen aus bayerischen Vereinen die Ränge neun und zwölf belegen, so wirkt die Dominanz des Freistaat in diesem Bereich beinahe schon erdrückend.

Stichwort Thea Heim: Still, leise und heimlich hat sich die 21-Jährige nach ihrem Wechsel zur LG Telis Finanz Regensburg als starke wie auch vielseitige Läuferin im bundesrepublikanischen Kanon der Nachwuchskräfte etabliert. Die deutsche U 23-Meisterin über 1500 Meter belegt in ihrer Spezialdisziplin (4:15,67 Minuten) ebenso wie über 10 000 Meter (35:38,71 Minuten) und taucht im 10-Kilometer-Straßenlauf noch als Achte auf (35:29 Minuten). Im Ranking findet sich auch „Lauffloh“ Regina Högl (LG Region Landshut), und zwar als sehr gute Vierte über 10 000 Meter, wo den Bayern ein weiterer Sweep (Harrer-Heim-Högl) nur durch die Zweitplatzierte Nina Stöcker (LG Ratio Münster) zunichte gemacht, wurde sowie als Achte über die Halbmarathondistanz (1:23:09 Minuten).

Auf Tuchfühlung zur absoluten Spitze befinden sich hier Michelle Meier (PTSV Rosenheim) im Halbmarathon (Zwölfte in 1:25:06 Minuten), Simone Perfler (LG Telis Finanz Regenburg) und Elisabeth Weinfurtner (LAC Quelle Fürth) über 10 000 Meter als Achte (37:08,39 Minuten) beziehungsweise Zwölfte (38:31,62 Minuten) sowie die blutjunge Nada Balcarczyk (LG Würm Athletik) als 14. im 10-Kilometer-Straßenlauf (36:36 Minuten). Ebenfalls noch als U 18-Jugendliche konnte sich Maria Dietz (LAC Quelle Fürth) zwei Mal bei den Juniorinnen einreihen, und zwar gleich als Vierte über 3000 Meter (9:20,40 Minuten) und als Fünfte über 1500 Meter (4:18,03 Minuten).

Eine, die 2013 auch die die  U 23 EM-Norm schaffte und über 3000 Hindernis Hindernis lange Zeit nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa auf Platz drei der Bestenliste lag, ist Jannika John (LAC Quelle Fürth). Im strömenden Regen von Rehlingen gelang ihr schon im Mai dieses Kunststück, das sie letztlich auf Rang drei des U 23-Jahresrankings brachte (10:05,48 Minuten). Über die flachen 3000 Meter gelangen ihr Ende April 9:39,06 Minuten, was in der Jahresrechnung des DLV Platz acht bedeutete. Eine hartnäckige Kniereizung verhinderte für Jannika John ein gelungenes Saisonfinale. Auf Platz fünf über 3000 Meter Hindernis findet sich mit Cornelia Griesche (DJK Ingolstadt) die amtierende deutsche U 23-Meisterin in dieser Disziplin.

Fast zum ersten Rang gereicht hätte es über 400 Meter für die Noch-Jugendliche Christina Hering (LG Stadtwerke München). Ebenso wie über 800 Meter belegt das hoch aufgeschossene Langsprint-Mittelstreckentalent den zweiten Rang in 53,60 Sekunden, gelaufen bei ihrem DLV-U 23-Titelgewinn in Göttingen. Dicht auf den Fersen ist ihr als Sechste Corinna Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr; 54,55 Sekunden). Beide gewannen zusammen mit der Staffel in Rieti U 20-EM-Bronze.

Triple Nummer zwei für die 400-Meter-Männer

Selten, und gerade deshalb umso schöner ist es, wenn bei den männlichen U 23-Junioren ebenfalls auf der Stadionrunde das zweite weißblaue Triple zu feiern ist. Johannes Trefz (LG Würm Athletik; 46,66 Sekunden), Benedikt Wiesend (LG Stadtwerke München; 46,78 Sekunden und der deutsche U 23-Meister Stefan Gorol (DJK Friedberg; 46,83 Sekunden) nehmen hier wie ihre weiblichen Kolleginnen über 800 Meter die ersten drei Ranglistenplätze ein. Ein durchschlagender Beweis für die Dominanz der bayerischen Langsprinterin in Deutschland. Wiesend belegt außerdem noch über 200 Meter einen exzellenten dritten Rang (21,27 Sekunden)

Die zweite Top-Position bei den Männern nimmt Martin Grau (TSV Höchstadt/Aisch) mit seiner 3000-Meter-Hindernis-Leistung von 8:42,60 Minuten ein. Bei dem 21-Jährigen handelt es sich um einen Läufer, der voll auf die Karte „Sport“ setzt. Martin Grau hat sich nicht nur am speziell für Spitzensportler eingerichteten Studiengang in Ansbach eingeschrieben, sondern dient auch als Sportsoldat bei der Sportförderkompanie der Bundeswehr. Als Belohnung für seinen Einsatz gab`s den Platz an der Sonne im deutschlandweiten Ranking. Über 3000 Meter Hindernis betrug sein Vorsprung gleich satte zehn Sekunden zum Zweitplatzierten Valentin Unterholzner (LG Telis Finanz Regensburg; 8:52,49 Minuten), über 1000 Meter konnte er sich überdies auf dem sechsten Rang einnisten (2:26,91 Minuten). Der Bronzemedaillengewinner der U 20-EM von 2011 würde dieses Jahr gerne bei den „großen“ Europameisterschaften in Zürich dabei sein.

Die 3000 Meter Hindernis scheinen sich sowieso zu einer weißblauen Paradedisziplin zu entwickeln. Hinter Martin Grau und Valentin Unterholzner tauchen die nächsten Bayern bereits auf den Positionen fünf (Konstantin Wedel; TSV Höchstadt/Aisch; 9:04,66 Minuten), neun (Lukas Kellner; LG Telis Finanz Regensburg; 9:16,94 Minuten), zwölf (Julian Zenke; VfL Murnau; 9:27:56 Minuten) und 14. (Dominik Karl; TSV Ochsenfurt; 9:29,08 Minuten) auf. Ähnliches gilt für die 1000 Meter, die einer Vereinsbestenliste des TSV Höchstadt/Aisch gleicht. Dritter wurde hier Marco Kürzdörfer (2:25,90 Minuten) und Elfter Tobias Budde (2:29,00 Minuten).

Erdrückende Regensburger Lauf-Dominanz

Ansonsten gilt es einmal mehr, sich tief vor der Dominanz der LG Telis Finanz Regensburg  vor allem im männlichen U 23-Bereich zu verneigen. Bis zu fünf Mal taucht der Vereinsname auf den Strecken zwischen 5000 Meter und Halbmarathon unter den besten 15 auf. Über 3000 (8:14,30 Minuten) und über 5000 Meter (14:19,44 Minuten) konnte sich Fabian Alraun jeweils auf die Ränge fünf und vier schieben, über 5000 Meter folgen ihm Moritz Steininger (14:22,42 Minuten) als Sechster, Jonas Koller (14:34,02 Minuten) als Zwölfter und Valentin Unterholzner (14:39,19 Minuten) als Nummer 15. Noch eindrucksvoller liest die die 10 000 Meter-Bilanz. Hier wurde Steininiger in der Endabrechnung Vierter (29:58,11 Minuten), Koller Sechster (30:14,39 Minuten), Unterholzner Siebter (30:27,50 Minuten), Alraun Siebter (30:37,72 Minuten) und Jonas Fischer 15. (32:14,57 Minuten). Gleich den zweiten Rang belegt Jonas Koller über die Halbmarathonstrecke (1:06:59 Stunden) vor Valentin Unterholzner als Drittem (1:07:21 Stunden), Fabian Alraun als Siebtem (1:10:22 Stunden) und Jonas Fischer als Zehntem (1:11:34 Stunden). Zu erwähnen wäre auch der neunte Platz von Koller im 10-Kilometer-Straßenlauf (30:42 Minuten).

Drei Mal mit ein und derselben Leistung die Spitzenposition in der DLV-Rangliste einzunehmen – dieses Kunststück brachte 2013 nur Dreisprung-Shootingstar Dimitri Antonov junior (LAC Quelle Fürth) fertig. Seine 16,02 Meter von Donetsk, mit denen er die WM-Bronzemedaille gewann, katapultierten ihn sowohl in seiner angestammten Altersklasse wie auch in der U 20 und letztlich bei den U 23-Junioren auf Platz eins. Auf Rang sieben reiht sich sein Bruder Ivane Antonov (LAC Quelle Fürth), der sich nach einer von kleineren Wehwehchen geprägten Saison „nur“ auf 15,22 Meter steigern konnte, aber allemal das Potenzial besitzt, es dem jüngeren Antonov gleichzutun.

Fast den Platz an der Sonne ergattern konnten U 20-Hochsprung-Europameister Tobias Potye (FC Aschheim), dessen 2,20 Meter bei den Junioren nur von dem drei Jahre älteren Mateusz Przybylko (TSV Bayer Leverkusen; 2,24 Meter) übertroffen wurden, Hammerwerfer Tristan Schwandke (TV Hindelang) mit 67,88 Meter sowie die 3 x 1000-Meter-Staffel des TSV Höchstadt/Aisch (Wedel-Grau-Kürzdörfer) mit 7:21,45 Minuten. Alle stehen sie in der Rangliste auf Position zwei. Bei den Hammerwerfern schafften es immerhin noch Simon Lang (LG Stadtwerke München) mit 61,47 Metern auf Rang fünf und sein Vereinskamerad Sebastian Schramm mit 59,49 Meter auf Platz neun. Bei den Langstaffel wurde die LG Telis Finanz Regensburg mit 7:32,10 Minuten Zehnter und die LAC Quelle Fürth mit 7:35,09 Minuten Zwölfter.

Hürdensprinter ganz weit vorne

Gut abschneiden konnten auch zwei Hürdensprinter. Sebastian Barth (LG Würm Athletik) belegt über 110 Meter Hürden Position drei mit 13,84 Sekunden, dicht gefolgt von Fabian Fleischmann (1. FC Passau) als Viertem mit 14,11 Sekunden. Langhürdler Tobias Giehl (LG Würm Athletik) rangiert nach einem ebenfalls von Verletzungen geprägten Jahr mit 50,49 Sekunden auf Rang drei über 400 Meter Hürden. Einen entscheidenden Schritt nach vorne gearbeitet hat sich im Speerwerfen Kim-Dominik Seyfried (LG Augsburg) mit seinem Gewaltwurf von 76,89 Metern bei den Süddeutschen Meisterschaften in Forst. Unter Deutschlands bärenstarken Junioren wie die WM-Starter Thomas Röhler und Bernhard Seifert sowie Till Wöschler befindet er sich nun als Fünfter in Lauerstellung. Elfter wurde hier Markus Kosok (LG Donau-Ries) mit 69,84 Metern, auf Rang 13 folgt Jonas Bonewit (LG Stadtwerke München) mit 67,79 Metern.

Für Bayerns Sprint-Queen Alexandra Burghardt erfüllte das erste Jahr im Trikot der LG Stadtwerke München trotz einiger guter Leistungen nicht ganz die eigenen Erwartungen. Zwar belegt sie mit 13,78 Sekunden über 100 Meter Hürden Rang acht und mit 11,64 Sekunden über 100 Meter den neunten Platz. Doch eine Verletzung bei der U 20-EM in Rieti machte die eigentlichen Saisonziele zunichte. Ansonsten repräsentieren die Riedl-Zwillinge (LG Stadtwerke München) einmal mehr Bayern in der weiblichen Sprintszene über 200 Meter als Neunte (Martina mit 24,11 Sekunden) beziehungsweise Elfte (Julia mit 24,20 Sekunden).

Nur mehr einen siebten Platz gibt es für die weißblaue Geher-Familie in Gestalt von Stefan Gerstl (SpVgg Niederaichbach) über 20 Kilometer auf der Straße (2:01:29 Stunden). Im Kugelstoßen landeten Johanna Höcketstaller (TSV Wasserburg) auf dem neunten (15,01 Meter) und Martin Schynoll (LG Landkreis Roth) auf dem zehnten Platz (16,02 Meter). Auf Position elf rangiert im Hammerwerfen Anna Arlt (LG Stadtwerke München; 55,03 Meter), Zwölfte wurde hier ihre Vereinskameradin Anna Rinderle mit 53,34 Meter. Kontakt zu den Top Ten-Dreispringerinnen der U 23-Klasse hält Julia Hennemann (TSV Ebensfeld) als Elfte mit 12,58 Meter.

Erwähnenswert auch noch einige bayerische Staffelplatzierung. So belegt das weibliche U 20-Quartett der LAC Quelle Fürth über 4 x 100 Meter mit 46,45 Sekunden den achten Platz, während die männlichen Altersgenossen der LG Stadtwerke München Neunte über die Stadionrunde wurden (41,53 Sekunden), dicht gefolgt von der LG Würm Athletik als Zwölfte mit 41,82 Sekunden. Über 4 x 400 Meter bei den Männern haben es gleich zwei weißblaue Staffeln unter die besten Zehn geschafft, und zwar die TG Würzburg als Fünfte mit 3:19,36 Minuten und die DJK Friedberg als Neunte mit 3:20,84 Minuten. Drei Teams aus dem Freistaat gelang es, sich unter die Besten Deutschlands über 3 x 800 Meter zu schieben: Die LG Donau-Ries wurde Siebte in 6:51,75 Minuten, die LG Karlstadt-Gambach-Lohr Neunte in 6:56,39 Minuten und der TV Bad Kötzting Elfter in 6:59,94 Minuten.