Das Duell der Trainingspartnerinnen: Über 400 Meter musste sich Christina Hering (links) noch Fabienne Kohlmann beugen, über 400 Meter drehte sie den Spieß um.

Hatte auch diesmal wieder alles im Griff: Tobias Potye überquerte trotz Problemen mit dem Oberschenkel 2,13 Meter.

Ein Wimpernschlagfinale gab es auch zwischen Stefanie Müller (links) und Jannika John (rechts) über 1500 Meter.

Starke Vorstellung im Dreikampf der Dreispringer: Manuel Ziegler.

Sabine Hoja sprang in München zum ersten Mal über sechs Meter.

An Clemens Bleistein (rechts) bissen sich am Wochenende alle Kontrahenten die Zähne aus.

Für frischen Wind in der Weitsprunggrube sorgt derzeit Maximilian Entholzner. Alle Fotos: Theo Kiefner

19.01.2014 21:05 // Von: Reinhard Köchl

Bayerische Hallen-MS München: Potye, Gollnow, John, Bleistein und Hering setzen die Ausrufezeichen

Im vergangenen Jahr war er noch der Shootingstar, diesmal lag das Hauptaugenmerk der Bayerischen Hallenmeisterschaften in der Münchner Werner-von-Linde von vorne herein auf Tobias Potye (FC Aschheim). Der U 20-Hochsprung-Europameister überwand trotz Oberschenkelbeschwerden 2,13 Meter und brachte abermals die beste Leistung der beiden Tage. In seinem Sog konnten sich auch David Gollnow, Jannika John, Clemens Bleistein, Christina Hering, Christian Rasp und Manuel Ziegler in Szene setzen.

Obwohl 2014 einige der prominentesten bayerischen Leichtathleten wie Corinna Harrer, Florian Orth, Michelle Weitzel und Alexandra Burghardt beim Indoor-Aufgalopp der weißblauen Elite fehlten, weil sie entweder die Hallensaison ganz auslassen, verletzt sind oder aber im Winter andere Schwerpunkte setzen, konnten sich die Titelkämpfe nicht über einen Mangel an bekannten Namen sowie ansprechenden Leistungen beklagen. David Gollnow, Jonas Plass und Laurin Walter (alle LG Stadtwerke München) waren nur drei davon. Normalerweise gehören sie alle zur megastarken Münchner Viertelmeilerriege, diesmal bestritt lediglich Gollnow die zwei Runden unter dem Hallendach. Und wie! In 47,37 Sekunden siegte der 24-Jährige vor dem deutschen U 23-Meister Stefan Gorol (DJK Friedberg; 48,44 Sekunden). Dabei blieb Gollnow nur 17 Hundertstel über der deutschen Jahresbestleistung von 2013, die er selbst aufgestellt hatte. „Das war so geplant“, freute sich der Deutsche 400-Meter-Meister über den gelungen Auftakt der Hallensaison. Nach einem Wettkampf-Block über Düsseldorf (30. Januar) und Luxemburg (1. Februar) geht der Weg zu den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig (22./23. Februar).

Gollnows Staffelpartner Jonas Plass versuchte sich diesmal über die ungewohnt kurze Sprintdistanz von 60 Metern, wo er einen guten zweiten Platz im Finale ergatterte (7,03 Sekunden). Die 6,89 Sekunden von Christian Rasp (LG Stadtwerke München) waren jedoch an diesem Tag das Maß aller (schnellen) Dinge. Rasp hatte auch über 200 Meter in der Endabrechnung die schnellste Zeit mit 21,74 Sekunden aufzuweisen, wobei Plass nach 21,82 Sekunden im Vorlauf auf eine Finalteilnahme verzichtet hatte. Statt seiner ließ sich Laurin Walter (22,00 Sekunden) die Silbermedaille umhängen.

Amelie Sophie Lederer schnellste Frau Bayerns

Bei den Frauen gelang es lediglich einer Sprinterin, auf die schwarze Münchner Siegerliste einen blauen Farbtupfer zu träufeln. Amelie Sophie Lederer (LAC Quelle Fürth) dominierte das Feld über 60 Meter haushoch und gewann mit über drei Zehntelsekunden Vorsprung neuer persönlicher Bestzeit von 7,61 Sekunden vor Laura Stronk (LG Stadtwerke München; 7,92 Sekunden) und Franziska Nößner (TSV 1880 Schwandorf; 7,93 Sekunden). Über 200 Meter bot sich mit dem Münchner Dreifacherfolg von Martina Riedl (24,64 Sekunden), Christina Hering (24,94 Sekunden) und Lisa Marie Petkov (25,19 Sekunden) wieder das gewohnte Bild.

Apropos Christina Hering: Die 19-Jährige Zweifach-Bronzemedaillen bei der U 20-EM in Rieti hatte ich für München ein fürwahr sportliches Programm auferlegt: Neben den 200 Metern trat sie sowohl über 400 wie auch über 800 Meter an. Dabei gab zwischen ihr und ihrer neuen Trainingspartnerinnen Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) am ersten Tag über 400 Meter einen packenden Zweikampf. In 55,66 Sekunden setzte sich Kohlmann knapp vor Hering (55,67 Sekunden) durch. Wenig später drehte Christina Hering den Spieß um und entschied die 800 Meter in Hallen-Bestzeit von 2:07,88 Minuten für sich. Fabienne Kohlmann blieb diesmal nur Platz zwei (2:09,48 Minuten).

Dass auch die 4 x 200-Meter-Sprintstaffeln bei den Männern und Frauen wie in all den Jahren zuvor fest in Händen der LG Stadtwerke München blieben, versteht sich beinahe von selbst. Die Männer (Benedikt Wiesend, Marcus Mikulla, David Gollnow, Jonas Plass) schafften mit 1:26,33 Minuten einen Zeit, die sie auf Platz zwei der DLV-Bestenliste katapultierte, die Frauen mit Martina Riedl, Laura Stronk, Lisa Marie Petkov und Louisa Rieger kamen mit 1:39,67 Minuten immerhin noch unter die 1:40er-Marke.

Manuel Ziegler überzeugt bei Hallendebüt

Von Widerstand kann man beim Bayerischen Meistertitel von Tobias Potye zwar nicht unbedingt sprechen. Aber der Zweitplatzierte Manuel Marko (LAC Quelle Fürth) kam ihm mit übersprungenen 2,10 Meter – was gleichzeitig neue persönliche Bestleistung bedeutete – bis auf drei Zentimeter nah. Spannend verlief auch die Entscheidung im Stabhochsprung, wo sich Matthias Küsters (SWC Regensburg) mit 4,70 Meter vor dem höhengleichen Simon Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) durchsetzen konnte. Sein Bruder Manuel Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) entschied dafür den mit Spannung erwarteten Dreikampf mit den Antonov-Brüder (beide LAC Quelle Fürth) für sich und holte so wenigstens ein Mal Gold ins Haus. Das Ergebnis von 15,85 Meter für Ziegler, 15,35 Meter für Ivane Antonov als Zeitplatziertem und 15,01 Meter für Dimitri Antonov junior als Drittem (der leicht verletzt den Wettkampf beenden musste) könnte man sich auch gut bei den Deutschen Hallenmeisterschaften vorstellen.

Zwei Läufer drückten bei den Frauen und Männern den Wettbewerben über 1500 und 3000 Meter jeweils mit Doppelsiegen ihren Stempel auf. Jannika John (LAC Quelle Fürth) und Clemens Bleistein (LG Stadtwerke München) zeigte sich bereits prächtig in Form und dominierten das jeweilige Tempo nach Belieben. John und ihre neue Vereinskameradin Stefanie Müller nahmen das Heft in beiden Rennen gleich vom Start weg in die Hand und setzten sich weit von ihren Verfolgerinnen ab. Jannika John schaffte es dann, sich über 1500 Meter knapp in 4;25,04 gegenüber 4:25,32 Minuten (Müller) und über 3000 Meter deutlich in deutscher Jahresbestzeit von 9:33,72 Minuten gegenüber 9:37,73 Minuten (Müller) durchzusetzen.

Auch gegen die Trommelschritte eines Clemens Bleistein war an den beiden Tagen von München einfach kein Kraut gewachsen. Seine Zeiten über 3000 Meter (8:11,81 Minuten; vor Tobias Gröbl, LG Zusam, 8:25,44 Minuten, und Moritz Steininger LG Telis Finanz Regensburg, 8:29,10 Minuten) und 1500 Meter (3:51,49 Minuten; vor Benedikt Huber, SV Palling, 3:53,97 Minuten, und Eshetu Zewudie, LAC Quelle Fürth, 3:55,42 Minuten) heben ihn in den Kreis der Mitfavoriten für die Hallen-DM. Huber gewann am ersten Tag die 800 Meter in 1:52,44 Sekunden vor Zewudie (1:53,63 Minuten) und Marco Kürzdörfer (LSC Höchstadt/Aisch; 1:54,00 Minuten).

Sabine Hojas erster Sechs-Meter-Sprung

Der Weitsprung sah sowohl bei den Frauen wie auch bei den Männern strahlende Sieger. Sabine Hoja (SWC Regensburg) gelang ihr erster Sprung über die Sechs-Meter-Marke (6,03 Meter), womit sie die starken Fürther Damen Katharina Winkler (5,91 Meter) und Tina Pröger (5,88 Meter) in Schach hielt. Bei den Männern steigerte sich Maximilian Entholzner (1. FC Passau) auf 7,27 Meter. Mit einem ausgezeichneten Saisoneinstieg von 18,51 Meter kündigte Altmeister Robert Dippl (LAC Quelle Fürth) an, dass er noch längst nicht dem Nachwuchs in Gestalt von Christian Zimmermann (Kirchheimer SC; 16:37 Meter) kampflos das Feld überlassen möchte. Die Bayerische Meisterin bei den Frauen hieß Sabrina Zeug (LG Oberland), die sich den Titel im allerletzten Versuch mit einem Stoß auf 13,12 Meter schnappen konnte.

Der Dreisprung bei den Damen ging an Julia Hennemann (TSV Ebensfeld; 12,25 Meter), der Hochsprung an Nadine Niemann (LAZ Obernburg-Miltenberg; 1,68 Meter) und der Stabhochsprung an Salome Schlemmer (TSV Gräfelfing), die sich ebenso wie bei den Männern nur durch die geringere Anzahl an Fehlversuchen Gold vor Karen Ettinger (LAZ Kreis Würzburg) angeln konnte.

Auch die Bahngeher konnten sich in der Lindehalle wieder einmal in Szene setzen. Bei den Männern führte über die 5000-Meter-Distanz kein Weg an Andreas Janker (LG Röthenbach/Pegnitz) vorbei (21.36,76 Minuten), bei den Frauen gewann Sabine Schmidt (SpVgg Niederaichbach) über 3000 Meter in 16:15,12 Minuten.

Nicht unerwähnt bleiben darf bei dieser Bilanz auch das erschreckend dünne Starterfeld im Hürdensprint. Sechs Damen in zwei Vorläufen über 60 Meter Hürden, die allesamt das Finale erreichten (Siegerin: Marlies Ehring, TSV Vaterstetten, in 8,81 Sekunden) und sage und schreibe nur deren zwei bei den Männern (neben einem österreichischen Gaststarter). Als dann auch noch der erklärte Favorit Fabian Fleischmann (1. FC Passau) durch einen Fehlstart ausschied, war das Feld für Timo Kaufmair (TS Herzogenaurach) frei. Er steht in der offiziellen Siegerliste als einziger Teilnehmer und Bayerischer Meister in 8,74 Sekunden. Wo liegen die Ursachen für diesen Tiefpunkt?

Über die Bayerischen U 18-Hallenmeisterschaften folgt noch ein eigener Bericht.