Tina Pröger holte sich souverän den Bayerischen Fünfkampf-Titel in der Halle bei den Frauen. Foto: Kiefner

26.02.2014 20:27 // Von: Reinhard Köchl

Bayerische Hallen-Mehrkampf-MS: Hohe Meldezahlen bei den jüngeren Jahrgängen

In welche Richtung bewegt sich der Mehrkampf in Bayern? Nach der ernüchternden Resonanz auf die Deutschen Hallen-Mehrkampfmeisterschaften (nur drei weißblaue Athleten) blickte BLV-Teamleiter Andreas Streng gespannt auf die Bayerischen Hallen-Mehrkampfmeisterschaften in Fürth. Auch diesmal litten die Meldezahlen unter der parallel stattfindenden Hallen-DM in Leipzig. Die Leistungen der neuen Titelträger Simon Ziegler, Tina Pröger und Anna-Lena Obermaier konnten sich jedoch durchaus sehen lassen.

Keine Frage: Bei den jüngeren Altersklassen boomt der Mehrkampf in Bayern. 69 Teilnehmer in der Altersklasse U 16 und so manch interessante qualitative Aneinanderreihung von Leistungen im Sieben- beziehungsweise Fünfkampf lassen durchaus auf eine bestimmte Zahl von vielseitig veranlagten Sportlern schließen. Auch in der weiblichen und männlichen U 18 gab es in Fürth erfreulich starke Teilnehmerfelder. Allerdings: Wer von diesen Sportlern sieht tatsächlich im Mehrkampf seine Zukunft und wer betrachtet ihn lediglich als multiple Wettkampfmöglichkeit oder gar nur als Chance, durch einige starke Einzelleistungen „im Vorbeigehen“ eine Medaille mitzunehmen?

Nachdem Liane Weber (SWC Regensburg) vor kurzem ihre Karriere aus Verletzungsgründen beendete und der „bayerische Zehnkampfkönig“ Tom Bechert (LG Telis Finanz Regensburg) nach wie vor in den USA weilt, gibt es nur mehr wenige Galionsfiguren, die dem Nachwuchs aufzeigen können, dass auch eine Karriere im Mehrkampf durchaus ihre Reize besitzen kann. Simon Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) und Tina Pröger (LAC Quelle Fürth) haben durchaus das Zeug, in diese Fußstapfen zu treten, vor allem aber die unangefochtene U 20-Sieger Anna-Lena Obermaier (LG Sempt), die trotz ihrer unbestrittenen Qualitäten im Hochsprung, wo sie mit 1,78 Meter aktuell sogar auf Rang drei der deutschen Hallenbestenliste liegt, konsequent auf die Schiene Mehrkampf setzt. Ob dies bei Tina Pröger in Zukunft ebenfalls der Fall ist, scheint dagegen eher ungewiss, weil die 19-Jährige zuletzt deutlich Gefallen am Weitsprung fand, wo sie sich anschickt, die sechs Meter zu knacken. Und ihre Mannschaftskameradin Katharina Winkler, im Vorjahr noch eine absolute Hoffnungsträgerin im Siebenkampf, bereitet sich gerade auf ihren ersten Länderkampfeinsatz in Halle/Saale am 1. März vor – im Hürdensprint, wo sie auch dem DLV-C-Kader angehört.

Simon Ziegler dominiert

Mit seinen 5009 Zählern der beiden Tage von Fürth rangiert Simon Ziegler aktuell auf Rang 13 in der deutschen Siebenkampf-Bestenliste. Fast 300 Punkte lagen zwischen ihm und dem Zweitplatzierten Florian Obst (TV Emmering; 4730), der durch einen gewohnt starken Kugelstoß auffiel (13,27 Meter). Der 20-jährige Ziegler, der in der Halle zum ersten Mal die 5000er-Grenze überwand und seinen vierten bayerischen Mehrkampftitel in Folge gewann, ging gleich nach dem 60-Meter-Sprint (7,21 Sekunden) in Führung und setzte kurz darauf mit 6,67 Meter die Tagesmarke im Weitsprung. Über 60 Meter Hürden gelang ihm ein neuer Hausrekord (8,79 Sekunden), in seiner „Schokoladen-Disziplin“ Stabhochsprung überwand er sehr gute 4,60 Meter. Auf Platz drei kam Alexander Gilch (LG Oberland; 4401). In die Wertung kamen allerdings nur zehn Teilnehmer.

Tina Pröger überzeugt

Ähnlich souverän ging Tina Pröger, Zieglers Pendant bei den Frauen, im Fünfkampf zu Werke. Ihre 3543 Punkte schufen ein komfortables Polster zur Zweitplatzierten Julia Schneider (LG Stadtwerke München; 3341) und hievten sie in Deutschland auf Ranglistenplatz 15. Natürlich stach aus Prögers Mehrkampf einmal mehr der Weitsprung heraus (5,83 Meter). Im Hochsprung (1,66 Meter) und über 60 Meter Hürden (9,11 Sekunden) lieferte sie konstant gute Leistungen ab. Dritte wurde hier Franziska Halbritter (MTV 1881 Ingolstadt) mit 2934 Zählern. Insgesamt beendeten neun Damen den Fünfkampf.

Anna-Lena Obermaier überragt

Nur deren sechs waren es dann noch in der weiblichen U 20, wo allerdings der Titelgewinn von Anna-Lena Obermaier alles überragte. Weil sie diesmal im Gegensatz zu den Deutschen Hallen-Mehrkampfmeisterschaften Anfang Februar in Frankfurt-Kalbach in keiner Phase ernsthaft gefordert wurde, blieb die 17-Jährige mit 3491 Zählern deutlich hinter ihrer damals erzielten Bestleistung von 3750 zurück. Überragend bei der DM-Vierten waren erneut der Hochsprung (1,72 Meter) sowie der Hürdensprint (9,03 Sekunden), wo sie ebenso wie im Kugelstoßen (9,29 Meter) die Tagesbestwerte ablieferte. Hinter ihr kamen Sina Heubel (LG Stadtwerke München; 3100) und Antonia Ellenrieder (LG ESV Augsburg-TSV Neusäß; 2970) zu Silber und Bronze.

In der männlichen U 20 schält sich mit Noah Kollhuber (LG Sempt) ein weiterer Hoffnungsträger heraus. Mit 4694 Punkten und dem Gewinn des Siebenkampf-Titels klopft der 18-Jährige damit an die Tür zur deutschen Spitze. Im Prinzip bringt Kollhuber alles mit, was einen guten Zehnkämpfer ausmacht: respektable Sprintleistungen (7,46 Sekunden über 60 Meter), ansprechende Sprung-Fähigkeiten (6,51 Meter Weit, 1,82 Meter Hoch und 4,10 Meter mit dem Stab), eine gute Hürdentechnik (8,88 Sekunden) und den nötigen Biss. Hinter ihm kam sein Vereinskamerad Ruben Mayer auf Rang zwei (4495; ebenfalls 4,10 Meter Stabhoch), Dritter wurde Marvin Bauer (LAZ Obernburg-Miltenberg; 4373).

Interessanter U 18-Jahrgang

Siebtbester U 18-Siebenkämpfer in der Halle in Deutschland ist nach den Titelkämpfen in Fürth Felix Wolter (LG Stadtwerke München). Seinen Trainingspartner David Faltenbacher ließ er um über 100 Punkte hinter sich (4688 zu 4585). Bei Wolter fällt die schon erwähnte Ausgeglichenheit seiner Leistungen ins Auge, wobei der Kugelstoß (13,59 Meter), der Weitsprung (6,41 Meter) und der Stabhochsprung (4,10 Meter) die herausragenden Resultate darstellten. Faltenbacher seinerseits brillierte mit 6,44 Meter im Weitsprung, 8,28 Sekunden über 60 Meter Hürden und 1,91 Meter im Hochsprung. Bronze ging an Bayerns schnellsten U 18-Sprinter Felix Straub (TV Dietenhofen), der folglich auch über 60 Meter (7,14 Meter) und über die Hürden (8,20 Sekunden) die beste Leistungen ablieferte und vielleicht sogar vor Wolter gelandet wäre, wenn er nicht im Stabhochsprung einen „Salto Nullo“ abgeliefert hätte. Gerade deshalb: auch ein Mehrkampftalent?

Die gleiche Frage könnte man bei Johanna Windmaier (TSV 1880 Wasserburg) stellen, die sich bislang eher als Weitspringerin in Szene setzen konnte. Diesmal gelang ihr in der weiblichen U 18 ein ungefährdeter Fünfkampfsieg mit 3529 Zählern, darunter 5,43 Meter im Weitsprung und 8,98 Sekunden über 60 Meter Hürden. Silber ging an Sophie Beck (LG Stadtwerke München; 3419, darunter 11,13 Meter mit der Kugel und 1,66 Meter im Hochsprung), die Bronzemedaille schnappte sich Kerstin Schellenberger (LAC Quelle Fürth; 3416, darunter 5,42 Meter Weitsprung).

Wer von den Bayerischen Hallen-Mehrkampfmeistern 2014 der Klasse U 16 steht auch in zwei oder vier Jahren noch ganz vorne in der Ergebnisliste der besten weißblauen Vielseitigkeitsathleten? Bei M 15-Sieger Yannick Bastian (LAZ Kreis Würzburg; 2842, darunter 8,83 Sekunden über 60 Meter Hürden, 5,91 Meter im Weitsprung und 13,78 Meter im Kugelstoßen) wäre es ebenso wünschenswert, wie bei der W 15-Meisterin Lea Clemens (LG Eckental; 2594, unter anderem 1,58 Meter im Hochsprung). Beim 14er-Jahrgang sind dagegen allzu frühe Festlegungen eher kontraproduktiv. Hier ließen bei den Buben Nick Samuel Braune (LG Sempt; 2539) und bei den Mädchen Emily Haupt (LAC Quelle Fürth; 2460) als neue Bayernmeister ihr Talent aufblitzen.

Die Mannschaftstitel gingen zwei Mal an die LG Stadtwerke München (weiblich U 18 in 9651 und männlich U 18 in 12 557), die LG Eckental (weiblich U 16 in 7695), die LG ESV Augsburg-TSV Neusäß (weiblich U 20 in 7930), die LG Bamberg (Frauen in 6537), die LG Sempt (männlich U 20 in 13 454), die TS Herzogenaurach (Männer in 12 113) sowie das LAZ Kreis Würzburg (männlich U 16 in 7715).