Alles, was das Cross-Herz begehrt, lieferten die Bayrischen Meisterschaften in Markt Indersdorf: Ein selektiver Rundkurs mit Steigungen, spannende Rennen und nahezu perfektes Wetter.

Zwei Mal Gold und ein Mal Silber gab es für Steffi Volke. Damit war sie die erfolgreichste Teilnehmerin der Titelkämpfe.

Martin Grau (links) dominierte auf der Mittelstrecke. In Sachen Tempo erfuhr er prächtige Unterstützung von Gastläufer Timo Benitz (rechts).

Joseph Katib konnte sich kein schöneres Comeback auf der Bühne der Bayrischen Meisterschaften vorstellen. In Markt Indersdorf siegte er auf der Langstrecke.

2013 noch Gastläuferin, heuer als offizielle Starterin auf Anhieb Bayerische Meisterin: Domenica Weiß. Alle Fotos: Theo Kiefner

02.03.2014 16:39 // Von: Dieter Claus

Bayerische Cross-Meisterschaften Markt Indersdorf: Favoritensiege und deutliche Überraschungen

Steffi Volke hieß die erfolgreichste Läuferin der einmal mehr mustergültig organisierten Bayerischen Crosslaufmeisterschaften in Markt Indersdorf. Auf der Mittelstrecke drängten die Junioren an die Spitze, allen voran der neue Titelträger Martin Grau. Mit deutlichem Abstand setzte sich in der M 50 Hans-Joachim Herrmann gegen Reinmund Hobmaier durch. Die größte Überraschung auf der attraktiven wie selektiven Strecke gelang freilich Joseph Katib mit seinem Sieg auf der Langstrecke.

Rund 700 Leichtathleten zog es am Samstag zum zweiten Mal in Folge ins oberbayerische Markt Indersdorf im Landkreis Dachau - ein fürwahr bemerkenswertes Meldeergebnis! Für die Spitzenläufer stellten die Titelkämpfe zugleich einen Test für die bevorstehenden Deutschen Crosslaufmeisterschaften am kommenden Wochenende in Löningen dar. Der nahe Termin veranlasste allerdings mehrere Spitzenathleten auch, Markt Indersdorf auszulassen.

Als spannendster Wettbewerb stand der Mittelstreckenlauf der Männer und Junioren über drei Runden auf dem Wettkampfprogramm. "Dieses Mal will ich Tobias Gröbl schlagen", zeigte sich Martin Grau (LSC Höchstadt/Aisch) schon vor dem Rennen kampfeslustig. Doch der Vorjahresmeister von der LG Zusam setzte sich sofort an die Spitze des Feldes, die Titelverteidigung war Gröbl offenbar viel wert. Martin Grau und Moritz Steininger (LG Telis Finanz Regensburg) ließen sich jedoch nicht abschütteln. Nach der ersten Runde fiel Gröbl auf den dritten Platz zurück und schonte anschließend seine Kräfte für Löningen. Mit dem Gastläufer Timo Benitz aus Baden-Württemberg setzte sich Martin Grau von den vier Verfolgern im blauen Trikot der LG Telis Finanz Regensburg immer mehr ab und konnte im Schlussspurt mit zwei Sekunden Vorsprung auf Benitz den Titel auf der Mittelstrecke erkämpfen.

30 Läufer standen an der Startlinie zur Meisterschaft über die Langstrecke. Es fehlten allerdings mehrere Spitzenläufer, so zum Beispiel jene der LG Telis Finanz Regensburg. Mit Tobias Schreindl, Stefan Paternoster (beide LG Passau) und Johann Hillebrand (LG Stadtwerke München) beteiligten sich freilich routinierte Langstreckenläufer, die allesamt schon diverse Meistertitel errungen hatten. Zwei Jahre lang beteiligte sich Joseph Katib (TSG 08 Roth) nicht mehr an Meisterschaften. Am Samstag setzte sich der zierliche Läufer sofort an die Spitze, die weiteren Verfolger Schreindl und Paternoster ließen ihm sogar einen Vorsprung. In der Vergangenheit musste Katib schließlich am Ende eines Laufes schon einige Male für seine Führungsarbeit büßen.

Als Paternoster den Vorjahresmeister Schreindl abschütteln konnte, erschien die Meisterschaft für kurze Zeit nochmals als offen. Doch Josef Katib behielt seinen flüssigen Laufrhythmus, beobachtete auf dem Rundkurs immer wieder die Konkurrenz und rannte nach 26:04 Minuten freudestrahlend und mit erhobenen Händen als Meister 2014 ins Ziel. "Das war mein Wiedereinstieg, und in Löningen bin ich auch dabei", sagte der 32-Jährige, der ab sofort wieder zu den bayerischen Spitzenläufern gehört.

Zwei Goldmedaillen und eine Silbermedaille lagen am Samstag in der Trainingstasche von Steffi Volke. Um 11.20 Uhr war in Indersdorf klar, dass derzeit keine bayerischen Seniorenläuferinnen schneller als die 37-jährige Diplomsportwissenschaftlerin laufen kann. Um 14 Uhr startete Volke bei den Frauen und den Juniorinnen aus der Mittelstrecke ein weiteres Mal. Wieder übernahm sie die Führung, knapp hinter ihr lief Domenica Weiß (Skivereinigung Amberg). Ausgangs der vorletzten Stadionrunde griff die 23-Jährige beherzt Steffi Volke an und konnte sofort einen Vorsprung erkämpfen. Die Doppelstarterin hatte offenbar nicht mehr „genügend Körner“, um zu kontern, lief dann aber immerhin mit Vorsprung gegenüber Stefanie Müller (LAC Quelle Fürth) ins Ziel. Die 21-jährige Psychologiestudentin und Mittelstreckenspezialistin aus Bobingen wurde mit deutlichem Abstand vor Ramona März (TSV Penzberg) Bayerische Meisterin der Juniorinnen.

Das erste Rennen mit wirklich spannendem Verlauf war der Wettbewerb der Senioren M 50 bis M 75. Die ewige Frage dabei: Reinmund Hobmaier (PTSV Rosenheim) oder Hans-Joachim Herrmann (LG Erlangen)? Beide duellieren sich seit zwei Jahren um die Meisterschaft in der M 50. Hobmaier ging sofort couragiert an die Spitze und hat zunächst einige Meter Vorsprung. Seine Entschlossenheit zur Titelverteidigung war deutlich. Hermann ließ sich allerdings nicht abschütteln und übernahm die Führung nach drei Runden. Zur Erinnerung: Im Endspurt hatte Herrmann vor fünf Monaten bei den Deutschen Meisterschaften über zehn Kilometer in Bobingen gegen Hobmaier verloren. Daher baute er sofort seine Führung aus und ging schon mit 20 Sekunden Vorsprung in die letzte Runde. Mit 37 Sekunden Rückstand musste sich schließlich Hobmaier geschlagen geben. „Ich bin aktuell sehr gut in Form, um so mehr muss ich den deutlichen Sieg von Hans-Joachim würdigen“, gab sich Hobmaier als sportlicher Verlierer.

In den Klassen M 55, M 60 und M 75 siegten mit Hans Hörmann (PTSV Rosenheim), Manfred Dormann (TV Bad Brückenau) und Georg Groß (SVO Leichtathletik Germaringen) die Favoriten. Manfred Dormann gewann in Indersdorf seinen 51. Titel. Ein Comeback gelang in der M 65 Franz Herzgsell (LG Reischenau-Zusamtal). Dormann und Herzgsell werden in Löningen die bayerischen Farben bei den Senioren vertreten.

Im Wettbewerb der Mastersklassen M 40 und M 45 sah zunächst alles nach einem Rennen für Kai Reißinger (dessen Verein tatsächlich "Mannschaft ohne Namen" heißt) aus. Mit Abstand führte er vor einer Verfolgergruppe, in der Thomas Langer (TV Jahn Kempten), Frank Schouren (LG Passau), Miguel Lenz (MTV 1881 Ingolstadt) und Jan Lettenmaier (LG Stadtwerke München) liefen. In der dritten Runde versuchte Lenz mit einem Zwischenspurt die Gruppe zu sprengen, aber die Konkurrenten ließen sich nicht abschütteln. Mehr Erfolg hatte mit einer Tempoverschärfung Frank Schouren. Zugleich verringerte sich der Abstand zum führenden Reißinger. Am Ende wurde es ein Sieg von Frank Schouren vor Jan Lettenmaier in der M 40. In der M 45 setzte Thomas Langer seine Meisterschaftsserie in Markt Indersdorf fort. Vizemeister wurde Carl Hierl (SWC Regensburg).

Die Läuferinnen der U 16 mussten 2250 Meter rennen, bis die Bayerische Meisterschaft in den Alterklasse 15 und 14 entschieden war. Eva Schien (LG Telis Finanz Regensburg) lag von Anfang an der Spitze. Letztlich konnten ihr nur Lisa Basener (MTV 1881 Ingolstadt) und Felipa Uepelhack (TuS Bad Aibling) gefährlich werden. Und Uebelhack setzte im Abschnitt auf der Tartanbahn zum Angriff an, doch Schien konnte souverän kontern und gewann mit sechs Sekunden Vorsprung.

Die Spitzenläufer gingen in Markt Indersdorf natürlich mit einer Taktik ins Rennen. Von Anfang an vorne weg laufen, lautete offenbar die Marschroute von Valentino Masi (LG Hof) im Wettbewerb der U 16 männlich. Doch Nick Jaeger (TV Penzberg) setzte in der Abwärtspassage zur Aufholjagd an. Die Titelvergabe schien nochmals interessant zu werden. Aber Masi spurtete mit raumgreifenden Schritten schließlich doch noch mit einer Sekunde Vorsprung in Ziel.

Sehr klar war der Ausgang der Meisterschaftsvergabe in der U 20  und U 18 weiblich. Franziska Reng (LG Telis Finanz Regensburg) als spätere Meisterin in der U 20 lag stets mit großem Abstand vor Charlotta Zeiler (TSV 1880 Wasserburg) und Marina Rappold (LG Sempt). Rappold ging als Zweite ins Ziel, was die Meisterschaft in der U 18 bedeutete.    

Patrick Karl (TSV Ochsenfurt) ist eine der deutschen Nachwuchshoffnungen auf der Hindernisstrecke. Mit raumgreifenden Schritten lief er mit einer Zeit von 10:02 Minuten als Erster in der Klasse U 20 über die Linie. Hinter ihm zeichnete sich die Qualität der Kaderschmiede der LAC Quelle Fürth mit ihren Nachwuchsläufern Bernhard und Martin Weinländer sowie Jamie Williamson als Meister in der U 18 ab.

Jörg Stäcker, Lauf-Teamleiter des BLV, zeigte sich mit den Meisterschaften im Oberbayerischen überaus zufrieden: "Erneut hat die SG Markt Indersdorf für eine vorbildlicher Veranstaltung mit einem anspruchsvollen Kurs gesorgt. Die Läufer und Läuferinnen dankten es ihnen mit starken Leistungen. Nun hoffen wir, dass alle gesund bleiben und bei der Deutschen Cross-Meisterschaften in Löningen ähnlich gut aufgelegt sind."

Die Teamwertung spiegelt die Rangliste der besten bayerischen Leichtathletikvereine im Langstreckenlauf wider. Bei der LG Telis Finanz Regensburg und der LAC Quelle Fürth finden sich die meisten Medaillen. Die vielfältige Landschaft bayerischen Langstreckenlaufs verdeutlichen unter anderem die Mannschaftstitel in den unterschiedlichsten Altersklassen: TV Geiselhöring, PTSV Rosenheim, LG Passau, LG Bamberg. Nachfolgend weitere bayerische Meister ausgewählter Klassen. M 40: Monika Heiß (LG Telis Finanz Regensburg); W 45: Birgit Schulz (SWC Regensburg); W 50: Irmgard Leibl; W 55: Christine Sachs (beide TV Geiselhöring); W 60: Gerlinde Kolesa (MTV 1881 Ingolstadt); M 70: Helmut Müller (LG Erlangen); U 14: Florian Bremm (TV Leutershausen).