Zum ersten Mal seit langem wieder unter 46 Sekunden über 400 Meter: Kamghe Gaba lief von Regensburg aus direkt nach Zürich.

Arbeitet sich langsam an die EM-Norm über 800 Meter heran: Fabienne Kohlmann.

Souveräner Gala-Sieger über 1500 Meter: Florian Orth.

Darf sich nach der Regensburger Sparkassen-Gala berechtigte Hoffnungen machen, mit zur U 20-WM nach Eugene zu fahren: Patrick Karl.

Die dritte WM-Normerfüllung innerhalb von acht Tagen: Tobias Potye sprang in Regensburg wieder über 2,22 Meter.

Das Highlight der Sparkassen-Gala kam in diesem Jahr von Malaika Mihambo. Die Weitspringerin erzielte mit 6,88 Meter Weltjahresbestleistung.

Vom Ziel zum Start: In umgekehrter Laufrichtung nützte Julian Reus in Regensburg den Wind und sprintete 10,12 Sekunden.

09.06.2014 09:51 // Von: Reinhard Köchl

Sparkassen-Gala Regensburg: Ein Meeting, das neue Maßstäbe setzt

2014 bot Regensburg in vielerlei Hinsicht Einzigartiges. Zum einen gab es bei der neunten Auflage der Sparkassen-Gala eine Weltpremiere, indem die 100-Meter-Sprinter in die andere Richtung liefen. Zum anderen wurde die bisher eintägige Mammutveranstaltung in eine Laufnacht am Freitag und ein Hauptprogramm am Samstag unterteilt. Und darüber hinaus erwies es sich erneut, dass es in Bayern nirgendwo anders derart hochklassige Leichtathletik mit zahlreichen Normerfüllungen zu bestaunen gibt.

Dass die rührigen Organisatoren um Meeting-Chef Kurt Ring und Veranstaltungsleiter Jochen Schweitzer obendrein auch noch mit traumhaftem Wetter aufwarten konnten, machte den zweitägigen Event perfekt. Das Glück gebührt schließlich auch dem Tüchtigen, und hier hatten die Macher der LG Telis Finanz Regensburg wirklich alle Hausaufgaben erledigt und wurden deshalb reichlich beschenkt. Schon bei der Laufnacht, die trotz einiger Anfahrtsprobleme – bedingt durch die beginnenden Pfingstferien – erstaunlicherweise nahezu reibungslos über die Bühne ging.

Die Krönung aus bayerischer Sicht stellte natürlich das Ticket für Patrick Karl (TSV Ochsenfurt) zur U 20-WM in Eugene (USA) dar, das der 18-Jährige über 3000 Meter Hindernis löste. In einem ebenso klugen wie leidenschaftlichen Rennen unterbot Karl als Zweiter im Männerlauf, gezogen von Lokalmatador Valentin Unterholzner (LG Telis Finanz Regensburg; 8:50,62 Minuten), die geforderte Norm von 9:01,00 Minuten mit 8:57,22 Minuten doch recht deutlich und freute sich hinterher riesig über seine wahrscheinlich zweite WM-Teilnahme nach Donetsk (Ukraine) im vergangenen Jahr, wo er bereits unter die zehn besten Hindernisläufer der Welt gekommen war. Unterholzner durfte sich immerhin auch über den bayerischen Meistertitel der U 23 freuen, der in Regensburg ausgelaufen wurde. Bei den Männern holte sich Platz eins sowie den Titel bei den Landesmeisterschaften sein Vereinskamerad Lukas Kellner (9:20,44 Minuten), bei den Frauen Ann-Kathrin Wiertz (LAC Quelle Fürth) in 11:19,66 Minuten Meisterin.

Eine beherzte Vorstellung bot über 1500 Meter außerdem Marco Kürzdörfer (LSC Höchstadt/Aisch), bei dem kein Geringerer als Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) die Rolle des Tempomachers übernahm. Knapp hinter Sebastian Schenk (VfV Spandau) belegte der 22-jährige Mittelfranke in persönlicher Bestzeit von 3:49,77 Minuten Rang zwei. Die Telis-Lauf-Armada mit Moritz Steininger (3:55,36 Minuten), Jonas Koller (3:55,82 Minuten), Jonas Beck (3:58,02 Minuten) und dem „sprintenden Marathon-Mann“ Julian Flügel (3:59,42 Minuten) blieb komplett unter der Vier-Minuten-Marke.

Auch der weißblaue Nachwuchs machte bei der Laufnacht positiv auf sich aufmerksam. So gelang Tim Engelbrecht (LG Telis Finanz Regensburg) in der männlichen U 18 über 1500 Meter mit 4:04,50 Minuten eine ebenso feine Zeit wie den U 20-Athletinnen Felicia Körner (TSV Gräfelfing; 4:45,90 Minuten) und Charlotta Zeiler (TSV 1880 Wasserburg; 4:47,90 Minuten) sowie in der weiblichen U 18 Marina Rappold (LG Sempt; 4:43,81 Minuten) und der erst 15-jährigen Renee Havenga (LAC Quelle Fürth; 4:47,60 Minuten). Genauso alt ist Barbara Plötz (TV Bad Kötzing). Sie verbesserte sich über 800 Meter als Dritte des U 18-Laufes auf starke 2:16,52 Minuten, knapp vor der 15-jährigen Alica Schmidt (MTV 1881 Ingolstadt), die nach 2:16,85 Minuten ins Ziel kam. Ihre ältere Schwester Elisabeth Plötz (TV Bad Kötzting) gewann die U 20-Konkurrenz souverän mit 2:15,15 Minuten. Bei den U 16-Jungs fiel die Zeit von Martin Pfeffer (TSV Regen; 2:03,62 Minuten) auf.

Tobias Potye zum zweiten Mal über 2,22 Meter

Die zweite U 20-WM-Norm für einen bayerischen Athleten gab es tags darauf im Hochsprung durch Europameister Tobias Potye (FC Aschheim). Damit wartete der 19-Jährige mit der dritten Normerfüllung innerhalb von nur acht Tagen (nach Erding am 30. Mai mit 2,16 Meter und Sinn am 1. Juni mit 2,22 Meter) auf. Wichtiger Nebenaspekt des Regensburger Wettkampfes: Keiner aus der versammelten deutschen Elite sprang an diesem Tag höher, weder Potyes direkter nationaler Konkurrent Falk Wendrich (TV Wattenscheid; 2,19 Meter) noch Männer-Sieger Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen; 2,19 Meter).

Noch einen kleinen Tick wichtiger, weil vielleicht auch unerwarteter, war die rasante Vorstellung von Kamghe Gaba (LG Stadtwerke München) über 400 Meter, die ihn allem Anschein nach direkt zu den Europameisterschaften nach Zürich katapultiert. Mit 45,79 Sekunden blieb der 30-jährige Langsprinter zum ersten Mal seit langem wieder unter der 46-Sekunden-Grenze für die Stadionrunde. Möglicherweise auch ein Effekt eines Trainerwechsels: Der Wahl-Münchner wird aktuell von Bundestrainer Volker Beck trainiert. Auf den Rängen drei bis fünf landeten mit David Gollnow (46,45 Sekunden), Johannes Trefz (46,53 Sekunden) und Jonas Plass (46,78 Sekunden) drei weitere starke Münchner Viertelmeiler. Nachwuchsmann Laurin Walter (LG Stadtwerke München) konnte zwar als Zweiter des U 20-Wettbewerbs im Vergleich zum Ludwig-Jall-Sportfest über die 400 Meter eine kleine Schippe drauflegen (47,72 Meter). Zur erhofften WM-Norm für Eugene fehlen ihm aber noch gut sechs Zehntelsekunden.

1:20 Minuten bis nach Zürich sind es dagegen noch für Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) über 800 Meter, die in Regensburg mit 2:01,70 Minuten souverän die Konkurrenz, unter anderem auch Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg; 2:02,50 Minuten) beherrschte und eine neue deutsche Jahresbestzeit aufstellte. Dass sie schneller laufen wolle und auch könne, bekannte Kohlmann nach dem Rennen. Auf Rang drei kam mit Maren Kock (LG Telis Finanz Regensburg; 2:03,24 Minuten) ebenfalls eine Läuferin, die wie Harrer auf den längeren Strecken zuhause ist, und eine weitere in einem bayerischen Trikot.

Malaika Mihambo „adelt“ Regensburger Weitsprunganlage

Ansonsten überstrahlte natürlich die Einstellung der Weltjahresbestleistung im Weitsprung mit 6,88 Meter durch Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) die gesamte Veranstaltung. Im letzten Versuch hatte die 20-Jährige ihre erst eine Woche alte Bestleistung von Weinheim noch einmal um sieben Zentimeter verbessert. Lena Malkus (SC Preußen Münster), die dort ebenfalls 6,88 Meter und damit Weltjahresbestleistung gesprungen war, landete mit 6,66 Meter auf Rang zwei, Michelle Weitzel (SWC Regensburg) zeigte mit 6,38 Meter als Vierte aufsteigende Form.

Durch die kurzfristige Absage des Springermeetings in Wesel hatte es den Regensburgern eine ganze Armada von hochklassigen Weitspringern ins Uni-Stadion gespült. Einer von ihnen, nämlich Hallen-Europarekordler Sebastian Beyer (Hamburger SV) nutzte die Gunst der Stunden und landete ebenfalls im letzten Durchgang mit 8,05 Meter eine Punktlandung für die Erfüllung der EM-Norm für Zürich.

Über 100 Meter bei den Männern gab es gleich in den Vorläufen einige echte Paukenschläge und eine Weltneuheit, die durch eine Änderung im Regelwerk der IAAF zum 1. Januar möglich wurde. Demnach muss der Innenraum bei Läufen auf der Gerade nicht mehr zwingend links liegen, was den Veranstaltern künftig erlaubt, bei entsprechender Windunterstützung vom bisherigen Ziel in Richtung Start zu sprinten. Nichts anders hatten die Regensburger getan und auf diese Weise auch die in der Ankündigung versprochenen Topzeiten geliefert. 10,12 Sekunden standen zum Beispiel für den Deutschen Meister Julian Reus (TV Wattenscheid 01) zu Buche, die drittschnellste Zeit seiner Karriere und natürlich ebenfalls Erfüllung der EM-Norm. 10,20 Sekunden erreichte „Oldie“ Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid 01), allerdings mit etwa zu viel Rückenwind. Im Finale, auf das Reus verzichtete, legte Ramon Gitten (Barbados) als Sieger eine blitzsaubere 10,06 auf die Kunststoffbahn. Langsam wieder zu seiner alten Form findet der frühere deutschen Junioren-Doppelmeister Christian Rasp (LG Stadtwerke München) zurück. Mit guten 10,66 Sekunden kam er im B-Endlauf auf Rang sechs.

Florian Orth nähert sich der EM-Norm

Seine Heimstärke spielte Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) als ungefährdeter Sieger auf den 1500 Metern (3:38,63 Minuten) gegenüber Arbe Gabius (LAV Stadtwerke Tübingen; 3:41,17 Minuten) aus. Die EM-Norm (3:37,70 Minuten) liegt für den Zahnmedizin-Studenten weniger als eine Sekunde entfernt.

Weitere erwähnenswerte Leistungen aus der Perspektive des Bayerischen Leichtathletik-Verbandes waren die 10,80 Sekunden von Maximilian Entholzner (1, FC Passau) als Sieger des 100-Meter-Vorsprogrammes, die 10,61 Sekunden (Vorlauf: 10,60 Sekunden) des Deutschen 60-Meter-Hallenmeisters der Klasse U 20, Lucien Aubry (LG Erlangen) als Zweiter des Kurzsprints seiner Altersklasse sowie die 7,16 Meter von Daniel Troßmann (LG Stadtwerke München) als Dritter des Weitsprungs der männlichen U 20. In einem bärenstarken 400-Meter-Feld kam Christina Hering (LG Stadtwerke München) als Siebte nach 53,76 Sekunden durchs Ziel.