Im strömenden Regen kämpfen sich am Samstagabend Tobias Giel (rechts) und Mario Saur durch den 400-Meter-Hürden-Wald. Witterungsbedingt blieb dies freilich die Ausnahme an einem sommerlichen Wochenende.

Seine augenblicklich starke Forum über die Stadionrunde unterstrich Dabid Gollnow.

Erneut über 16 Meter kam Lokalmatador Manuel Ziegler im Dreisprung und zeigte sich für die Deutschen Meisterschaften gut gerüstet.

Die schnellste Frau Süddeutschlands, zumindest an diesem Wochenende in Regensburg: Amelie-Sophie Lederer.

Konstantin Wedel lief über 3000 Meter Hindernis zu Gold.

Die nächste bayerische Sprinthoffnung: Felix Straub.

Eine der erfolgreichsten Athletinnen der Süddeutschen Meisterschaften 2014: Johanna Windmaier.

Sprang zum ersten Mal über sechs Meter: Jacqueline Sterk. Alle Fotos: Theo Kiefner

09.07.2014 23:16 // Von: Reinhard Köchl

Süddeutsche Meisterschaften Regensburg: 21 bayerische Titel beim „Heimspiel“

Es waren Meisterschaften, die die LG Telis Finanz Regensburg quasi in vier Wochen aus dem Boden gestampft hatte – als Ersatz für den ursprünglichen Standort Kaiserslautern, für die süddeutsche und vor allem für die bayerische Leichtathletik. Denn die nutzte ihr erneutes „Heimspiel“ weidlich. Gleich 21 Titel blieben bei Männern, Frauen und der Jugendklasse U 18 im Freistaat, gewürzt mit einem gehörigen Medaillenregen sowie einigen erstklassigen Leistungen.

Selbst das Wetter hatte es diesmal entgegen aller negativen Prognosen erstaunlich gut mit den Leichtathleten im Regensburger Uni-Stadion gemeint. Vor allem am vermeintlich ungünstigeren ersten Tag herrschten nahezu Traumbedingungen für die Sprinter und Springer, die sich in einer ganzen Reihe von erfüllten Quali-Normen für die Deutschen Aktiven- und Jugendmeisterschaften niederschlugen. Da konnte auch der einstündige Regenschauer am frühen Samstagabend wenig an der guten Stimmung ändern. Tag zwei brachte dann gar hochsommerliche Temperaturen, allerdings diesmal mit empfindlichem Gegenwind. Dennoch waren nahezu alle Teilnehmer und Betreuer aus den südlichen Bundesländern voll des Lobes über die perfekte Organisation, die einmal mehr in den Händen von Jochen Schweitzer, seines Zeichens auch Vizepräsident des Süddeutschen Leichtathletik-Verbandes lag.

Die mithin wertvollste Leistung aus Sicht des Veranstalters wie auch aus dem bayerischen Blickwinkel gelang Maren Kock (LG Telis Finanz Regensburg) über 5000 Meter bei den Frauen. Die Deutsche 3000-Meter-Hallenmeisterin siegte souverän in 15:39,88 Minuten und zog damit die Österreicherin Jennifer Wenth (15:43,31 Minuten) zur EM-Norm für Zürich. Beide sind nun in Besitz der internationalen Norm, nachdem sie den nationalen Richtwert in einem gemischten Rennen bereits am 28. Mai in Koblenz abgeliefert hatten. Auf Platz drei landete Domenika Weiß (Skivereinigung Amberg) in 17:00,70 Minuten. Bei den Männern holte sich Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) den Titel über diese Strecke in 14:12,13 Minuten, und das obwohl er Stunden zuvor noch als bester Bayer Platz drei über 1500 Meter (3:50,00 Minuten) belegt hatte. Er benutzte die Meisterschaften, um sich an die nötige Tempohärte für den 5000-Meter-Lauf in Heusden (19. Juli) anzueignen. Silber holte sich hinter Pflieger in 14:18,01 Minuten Tobias Schreindl (LG Passau).

Nur drei Tage nach seinem Rennen in Lausanne (Schweiz), wo er in 46,36 Sekunden Saisonbestleistung über 400 Meter gelaufen war, zeigte sich David Gollnow (LG Stadtwerke München) am Sonntag im Unistadion schon wieder gut erholt. In 46,83 Sekunden verwies er Stefan Gorol (DJK Friedberg; 47,45 Sekunden), den Deutschen U 23-Meister des vergangenen Jahres, und seinen Vereinskollegen Tobias Giehl (47,81 Sekunden) auf die Plätze. Giehl seinerseits war tags zuvor ausgerechnet in der Regenphase als neuer Süddeutscher Meister über 400 Meter Hürden respektable 51,57 Sekunden gelaufen, wobei für Mario Saur (LAC Quelle Fürth) noch Bronze in 52,00 Sekunden abfiel.

Seiner Favoritenrolle im eigenen Stadion gerecht wurde Dreispringer Manuel Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg), der mit guten 16,02 Meter knapp die Nase vor zwei anderen 16-Meter-Springern, nämlich Mattias Uhrig (VfL Sindelfingen; 15,97 Meter) und Martin Jasper (LLC Rehlingen; 15,92 Meter) hatte. Eine weißblaue Übermacht gab es auf dem Treppchen der 3000-Meter-Hindernis-Siegerehrung, wo Konstatin Wedel (LSC Höchstadt/Aisch) in 9:06,24 Minuten die beste Zeit ablieferte und Bernhard Weinländer (LAC Quelle Fürth) auf den dritten Rang kam (9:43,48 Minuten). Mit großem Vorsprung holte sich Wedel auch noch sein zweites Gold gemeinsam mit Marco Kürzdörfer und Bastian Grau in der Höchstädter 3 x 1000-Meter-Staffel, wo eine Zeit 7:36,70 Minuten zum Süddeutschen Titel vor der LG Bamberg (7:42,88 Minuten) und dem LAC Quelle Fürth (7:43,64 Minuten) reichte. Marco Kürzdörfer durfte sich obendrein über Silber auf der 800-Meter-Strecke (1:51,53 Minuten) freuen.

Leider nur mit dem Prädikat „Vizemeister“ durften sich am Wochenende die bayerischen Werfer schmücken. Hammerwerfer Simon Lang (LG Stadtwerke München) musste die Überlegenheit von Alexander Ziegler (LG Staufen) anerkennen, der das 7,26 Kilo schwere Gerät auf stattliche 73,39 Meter schleuderte. Für Lang blieben immerhin 67,89 Meter. Ebenfalls mit der Silbermedaille bescheiden musste sich Speerwerfer Kim-Dominik Seyfried (LG Augsburg), der mit seinen 67,40 Metern nur vier Zentimeter hinter dem Sieger Eric Uder (SV Schlau.Com Saar 05) landete, aber noch den ehemaligen 80-Meter-Werfer Peter Esenwein (LAZ Salamander Kornwestheim; 66,94 Meter) hinter sich lassen konnte. Beim Diskuswerfen gelang Markus Schwertfeger (LAZ Kreis Würzburg) mit 50,05 Meter zum ersten Mal ein Resultat über der 50-Meter-Marke (ebenfalls Rang zwei). Eine neue Bestleistung mit der Kugel gab es für Christian Zimmermann (Kirchheimer SC). Seine 16,51 Meter wurden mit der Bronzemedaille belohnt.

Lederer dominiert den Frauensprint

Immer deutlicher seiner früheren Form nähert sich Christian Rasp (LG Stadtwerke München). Der ehemalige Deutsche Sprint-Juniorenmeister passierte im Endlauf nach 10,56 Sekunden die Lichtschranke, musste sich jedoch in einem superschnellen Rennen, das Timothy Abeyie (SV Schlau.Com Saar 05) mit 10,33 Sekunden für sich entschied, mit dem undankbaren vierten Platz begnügen. Bei den Frauen kam die Siegerin dagegen aus Bayern. Amelie-Sophie Lederer (LAC Quelle Fürth) galt bereits vor dem Endlauf als klare Favoritin. Nach einer vielversprechenden Erstrundenzeit von 11,86 Sekunden bei Windstille gab es im Finale den erhofften Rückenwind (+1,1) und entsprechende Konkurrenz in Gestalt von Carlotta Buckel (ABC Ludwigshafen). Das Resultat war eine neue Bestmarke für Lederer von 11,71 Sekunden und der Süddeutsche Titel. „Dafür, dass vor zwei Wochen die Saison fast schon zu Ende war, ist das super“ freute sich Lederer-Trainer Helmut Vetter in Anspielung auf diverse Knieprobleme.

Auch über die schnelle Stadionrunde kam die neue Meisterin aus Fürth. Dass Regina Straub über 400 Meter in 56,45 Sekunden knapp die Nase vorne haben würde, galt dagegen schon als kleine Überraschung. Standesgemäß war dagegen schon wieder der Dreisprung-Erfolg von Julia Hennemann (TSV Ebensfeld), die mit ihren 12,53 Metern nahe an ihre persönliche Bestleistung kam und die stark verbesserte Sabine Hoja (SWC Regensburg; 12,21 Meter) auf den zweiten Rang verwies. Überhaupt war es für Hoja ein Wochenende der persönlichen Rekorde. Auch im Weitsprung stellte sie als Zweite mit 6,03 Meter eine neue Bestmarke auf.

Ebenfalls Silber mit nach Hause nehmen durften Diskuswerferin Ulrike Giesa (LAC Quelle Fürth (53,18 Meter), Hochspringerin Nadine Niemann (LAZ Obernburg-Miltenberg; 1,74 Meter) und 100-Meter-Hürdensprinterin Elisabeth Glonegger (MTV 1881 Ingolstadt; 13,82 Sekunden). Jeweils die Plätze zwei und drei im Klassement belegten im Stabhochsprung Salome Schlemmer (3,80 Meter) und Franziska Heiß (3,70 Meter; beide TSV Gräfelfing), über 1500 Meter Cornelia Griesche (DJK Ingolstadt; 4:28,58 Minuten) und Julia Kick (LG Telis Finanz Regensburg; 4:29,31 Minuten) sowie die Speerwerferinnen Susanne Siebert (LG Augsburg), die mit großartigen 57,36 Meter auftrumpfte und nur von der übermächtigen Ex-U 18-Weltmeisterin Christin Hussong (LAZ Zweibrücken; 58,91 Meter) in die Knie gezwungen wurde, sowie Sarah Leidl (1, FC Passau; 50,83 Meter). Zu Bronze reichte es immerhin noch für Kugelstoßerin Johanna Höcketstaller (SWC Regensburg; 14,47 Meter), Hammerwerferin Anna Arlt (LG Stadtwerke München; 48,66 Meter), 400-Meter-Hürdenläuferin Julia Liedl (SWC Regensburg; 63,48 Sekunden) sowie die 4 x 100-Meter-Frauenstaffel der LG Region Landshut (48,94 Sekunden).

Felix Straub schiebt sich auf Platz zwei der DLV-Rangliste

Bayern kann sich nach Lucien Aubry auf die Entwicklung eines weiteren männlichen Sprinttalentes freuen. Paul Straub (TV 1909 Dietenhofen) dreht momentan Woche für Woche an der Schraube zu seiner 100-Meter-Bestzeit. In Regensburg wurde der 17-Jährige überlegen Süddeutscher Meister in der Klasse U 18 mit inzwischen 10,76 Sekunden, was gleichzeitig den zweiten Rang in der aktuellen DLV-Rangliste bedeutet. Über 200 Meter schnappte sich Straub seine zweite Goldmedaille mit großen Vorsprung, blieb jedoch aufgrund des extremen Gegenwindes (-1,8) über der 22er-Marke (22,20 Sekunden). Ebenfalls zwei Mal Edelmetall gab es in dieser Altersklasse für Tim Engelbrecht (LG Telis Finanz Regensburg). Über 800 Meter triumphierte der junge Oberpfälzer in 1:57,55 Minuten, während es über 1500 Meter zum zweiten Platz (4:06,73 Minuten) reichte.

In den technischen Disziplinen gab es zwei Meister aus dem Freistaat. Speerwerfer Justin Polster (TSV Bad Endorf) konnte seinen Hausrekord auf sehr gute 63,00 Meter steigern, was an diesem Tag das Maß aller Dinge darstellte. Und Stabhochspringer Korbinian Suckfüll (TSV Gräfelfing) hatte aufgrund der geringeren Anzahl von Fehlversuchen im Stabhochsprung mit 4,40 Meter die Nase vorne. Knapp am Titel vorbei schrammten im Dreisprung Gabriel Wiertz (TuS 1860 Pfarrkirchen), der 13,34 Meter weiter sprang, Brian Weisheit (LG Augsburg) über 2000 Meter Hindernis (6:16,65 Minuten), Fabian Müller (TSV 1880 Schwandorf) über 400 Meter (50,55 Sekunden), Gabriel Allgayer (ESV München) über 3000 Meter (8:54,43 Minuten) und Dominik Maaß (LAV Neustadt) im Hammerwerfen (57,85 Meter). Dort langte es für Alexander Attila Gleißner (LG Landkreis Aschaffenburg) zu Bronze (55,82 Meter), die gleiche Farbe, die auch Philipp Deutsch (LG Augsburg) nach seinem 110-Meter-Hürdenrennen (14,43 Sekunden) umgehängt bekam.

Jacqueline Sterk zum ersten Mal über sechs Meter

Bei den U 18-Mädchen ragten aus bayerischer Sicht vor allen zwei Athletinnen heraus. Johanna Windmaier (TSV 1880 Wasserburg) konnte sich als neue Süddeutsche Meisterin über 100 Meter Hürden auf exzellente 13,85 Sekunden steigern, ihren Dreisprungsieg hatten jedoch die wenigsten erwartet. Mit 12,36 Meter hielt sie die klare Favoritin Stefanie Aeschlimann (MTV 1881 Ingolstadt), die sich immerhin auch noch auf 12,23 Meter steigern konnte. Die beiden jungen Damen belegen damit in der DLV-Rangliste die Ränge vier und fünf. Auf deutschlandweit den sechsten Platz in einem sehr starken Weitsprung-Jahrgang vorschieben konnte sich Jacqueline Sterk (SWC Regensburg), die mit ihrem Goldsprung von 6,03 Meter zum ersten Mal die Sechs-Meter-Grenze übertreffen konnte. Windmaier kam hier mit neuer persönlicher Bestleistung von 5,77 Meter auf Rang vier.

Ebenfalls nicht auf der Rechnung hatten die Experten einen Sieg im Diskuswerfen der weiblichen U 18. Ausgerechnet die Jüngste im Feld, die erst 15-jährige Amelie Döbler (LG Stadtwerke München) übertraf gleich drei Mal ihre bisherige Bestleistung und hielt schließlich sogar die starke Alina Kenzel (VfL Waiblingen; 43,74 Meter) in Schach. Pech hatte Rebecca Zimmer (LG Bamberg), die mit 43,10 Meter die Medaillenränge als Vierte nur hauchdünn verpasste. Dafür gelang Zimmer wenigstens im Hammerwerfen mit Platz drei der Sprung aufs Treppchen (50,26 Meter).

Zwei Läuferinnen dürfen sich ebenfalls ab sofort Süddeutsche Meisterinnen nennen: Lena Göstl (TV Zwiesel) holte sich mit einem starken Finish souverän den Titel (4:49,22 Minuten) über 1500 Meter und Nada Balcarczyk (LG Würm Athletik; 5:02,92 Minuten) ließ in einem vereinsinternen Duell Lisa-Marie Hering (LG Würm Athletik; 5:24,25 Minuten) über 2000 Meter deutlich hinter sich.

Einen starken Eindruck hinterließen auch bei den U 18-Mädchen die Kurz- und Langsprinterinnen. Über 100 Meter schafften gleich vier Bayerinnen den Sprung in den Endlauf, wobei sich Assunta Kienzler (LG Würm Athletik) in 12,22 Sekunden Silber schnappte und Corinna Schwab (TV 1861 Amberg; 12,27 Sekunden) und Elina Pagliarini (LG Stadtwerke München; 12,28 Sekunden) mit den Plätzen vier und fünf bescheiden durften. Siebte wurde Maresa Klingert (TG Kitzingen; 12,45 Sekunden). Schwab gelang dann tags darauf über 200 Meter ebenfalls noch die Vizemeisterschaft (25,14 Sekunden). Die 400 Meter sahen Alica Schmidt (MTV 1881 Ingolstadt) in 58,81 Sekunden hauchdünn vor Elisa Jäger (TV Zeil; 58,82 Sekunden) auf dem Silberrang. Ebenfalls die Plätze zwei und drei gab es im Speerwerfen für Veronika Klimek (VfL Waldkraiburg; 45,65 Meter) und Stefanie Aeschlimann (MTV 1881 Ingolstadt; 41,36 Meter), während Laura Gröll (LG Eckental) im Hochsprung mit 1,67 Meter auf dem zweiten Rang landete.