Corinna Schwab war mit ihren drei Goldmedaillen und ihrem grandiosen Bayerischen Rekord über 300 Meter Hürden die überragende Athleten der Bayerischen Meisterschaften von Regensburg. Foto: Kiefner

Lucas Mihota lieferte eine beeindruckende Performance und übersprang zum ersten Mal 2,00 Meter. Foto: Stuffer

Mit der schnellsten 2000-Meter-Zeit seit Jahren holte sich Renee Havenga den Bayerntitel.

Doppelsieger über 80-Meter-Hürden und im Diskuswerfen: Yannick Bastian. Fotos: Theo Kiefner

24.07.2014 10:14 // Von: Reinhard Köchl

Bayerische MS U 16 Regensburg: Corinna Schwab knapp am Deutschen Rekord vorbei

Wenn es um die Top-Leistung bei den Bayerischen Meisterschaften der U 16 geht, fällt jedes Jahr eine Vorhersage schwer. Auch bei den diesjährigen Titelkämpfen am Regensburger Weinweg hatte wohl niemand mit Corinna Schwab (TV 1861 Amberg) gerechnet. Die junge Dame, die sich bislang vor allem als Sprinterin einen Namen gemacht hatte, flog über die 300 Meter Hürden förmlich über die Bahn und verpasste in sensationellen 42,50 Sekunden den Deutschen W 15-Rekord von 1983 nur um 48 Hundertstelsekunden.

W 15

Es war in der Tat ein ästhetischer Genuss, wie die 15-Jährige eine stimmige Balance zwischen Rhythmus und Tempo für diese technisch anspruchsvolle Strecke fand und ihre Gegnerinnen Johanna Ostermeier (LC Aichach-Rehling; 45,17 Sekunden) und Alena Kilian (TV Zwiesel; 45,24 Sekunden) um fast drei Sekunden hinter sich ließ. Logischerweise stellte sie damit auch einen neuen Bayerischen Rekord auf. Nicht der einzige Titel für Corinna Schwab an diesem Wochenende. Auch über 80 Meter Hürden lagen zwischen ihrer Siegeszeit von 11,49 Sekunden und der Zweiten Hanna Radspieler (TSV Plattling; 12,02 Sekunden) Welten. Die nimmersatte Medaillenhamsterin schnappte sich obendrein auch noch Gold über 100 Meter in 12,24 Sekunden vor Felicia Vasquez-Wacker (LG Kreis Dachau; 12,48 Sekunden) und Julia Buchberger (Athletik- und Sprintteam München; 12,60 Sekunden) und entwickelte sich damit zur erfolgreichsten Teilnehmerin der gesamten Meisterschaften, die U 23 mit eingerechnet.

Als nicht minder wertvoll entpuppte sich die Leistung von Renee Havenga (LAC Quelle Fürth) als Siegerin über 2000 Meter. Seit vielen Jahren schon kam kein Mädchen mehr mit einer ähnlichen Siegerzeit wie den 6:37,52 Minuten der 15-jährigerin Fürtherin ins Ziel. Auf ähnlichem Niveau bewegt sich die Höhe der neuen Bayerischen Meisterin im Hochsprung, Jasmine Maxbauer (LG Eckental). Mit 1,72 Meter vollbrachte sie im übertragenen wie direkten Sinn einen persönlichen Quantensprung, nachdem sie schon bei 1,40 Meter in den Wettkampf eingestiegen war. In der Reihe der bundesweit bemerkenswerten Vorzeigeleistungen darf natürlich auch Amelie Döbler (LG Stadtwerke München) nicht fehlen. Das Ausnahme-Wurftalent übertraf im Kugelstoßen zum ersten Mal die 15-Meter-Marke, und das gleich drei Mal, wobei ihr weitester Versuch mit 15,29 Meter vermessen wurde. Im Diskuswerfen übertraf Döbler abermals die 40-Meter-Marke (42,49 Meter). Mit beiden Leistungen ist sie nicht nur in Bayern, sondern im gesamten Bundesgebiet ohne Konkurrenz.

Erwähnenswert auf jeden Fall noch die Steigerung der Speerwurf-Goldmedaillengewinnerin Jasmin Sailer (LG Augsburg), die sich auf 42,42 Meter vor Cosima Gundermann (39,66 Meter) und Hanna Radspieler (39,31 Meter) steigern konnte. Den Weitsprung entschied nach einem nervenaufreibenden Finale buchstäblich mit dem letzten Sprung Helen Linke (MTV 1881 Ingolstadt) mit 5,38 Meter vor Eva-Maria Gruber (LG Landkreis Aschaffenburg) mit 5,34 Meter und Luisa Spitzley (TuS Geretsried; 5,33 Meter) für sich. Über 800 Meter holte sich Julia Schraml (DJK Weiden) nach ihrem Vorjahrestriumph in der W 14 vom vergangenen Jahr in Ingolstadt ihr zweites Gold in Serie (2:18,25 Minuten) vor der eigentlichen Favoritin Barbara Plötz (TV Bad Kötzting; 2:19,90 Minuten). Der Stabhoch-Titel ging an Anna Hollerung (LAC Quelle Fürth) mit 2,70 Meter, Gold im Hammerwerfen sicherte sich Stella Behnke (TB Jahn Wiesau) mit 31,14 Meter, während die Staffelmädels des LAC Quelle Fürth mit Sarah Schwab, Emily Haupt, Isabel Rieger und Michaela Blanck über 4 x 100 Meter in 50,42 Sekunden an diesem Tag einfach zu stark für die Konkurrenz (LSC Höchstadt/Aisch; 50,71 Sekunden, und SpVgg Auerbach/Streitheim; 50,90 Sekunden) war.

M 15

Im bunten Strauß der Top-Leistungen bei der U 16 muss sich Hochspringer Lucas Mihota (SB DJK Rosenheim) auf keinen Fall verstecken. Ähnlich wie seine weibliche Kollegin Jasmine Maxbauer lieferte der junge Oberbayer in der Hauptstadt der Oberpfalz eine bärenstarke Performance ab und schaffte zum ersten Mal in seiner Laufbahn einen Satz über 2,00 Meter. Das Besondere dieses im wahrsten Wortsinn „heißen“ Wettkampfes war jedoch die Tatsache, dass Mihota bis zu seinem neuen Hausrekord keinen einzigen Fehlversuch zu verzeichnen hatte.

Ansonsten zeigten sich in Regensburg einmal mehr die Nachwuchswerfer aus dem Freistaat von ihrer allerbesten Seite. Christoph Claudius Gleixner (LG Landkreis Aschaffenburg) schleuderte den Hammer als Bester auf starke 63,88 Meter vor Klemens Karg (TV Hindelang; 58,45 Meter) und Florian Wermbter (ATS Kulmbach; 51,07 Meter). Auch mit der Vier-Kilo-Kugel ohne Draht und Griff war der 15-jährige Unterfranke an diesem Tag nicht zu schlagen. 15,18 Meter reichten im Kugelstoßen, um die Konkurrenz fast um eineinhalb Meter zu distanzieren. Im Speerwerfen schnappte sich Tim Krönert (TS Lichtenfels) ebenfalls im allerletzten Versuch Gold. Mit 53,14 Meter setzte er sich um beinahe sechs Meter vor Leon Gottlöber (TSV Haar; 47,74 Meter) und Simon Lerche (TuS Bad Aibling; 47,44 Meter). Im Diskuswerfen bewies schließlich kurz vor dem großen Regen am späten Sonntagnachmittag Yannick Bastian (LAZ Kreis Würzburg) mit 47,08 Meter seine immenses Talent vor Gleixner, der auch hier ganz vorne mitmischte und mit 45,46 Meter fast Paroli bieten konnte. Für die Vielseitigkeit von Yannick Bastian spricht, dass er sich auch noch Gold über 80 Meter Hürden in starken 11,29 Sekunden, wenn auch nur mit einer Hundertstelsekunde Vorsprung vor Christoph Müller (TV Strössendorf; 11,30 Sekunden) und Luis Haimerl (TuS Geretsried; 11,35 Sekunden) schnappte.

Ganz nahe an die Sechs-Meter-Marke heran flog im Weitsprung Albin Pestisha (TSV Penzberg) mit seiner 5,95 Meter. Von seinen sechs gültigen Versuchen hätten fünf zum Titelgewinn vor Christoph Müller (5,79 Meter) und Stefan Reichenberger (LG Festina Rupertiwinkel; 5,74 Meter) gereicht. Im Dreisprung – einer Disziplin, die in Bayern vor allem bei den Jüngeren immer mehr Anhänger findet – kamen zwei Athleten über zwölf Meter. Für Christoph Müller (12,55 Meter) gab es Gold vor Dominik Päsold (TSV Burghaslach; 12,32 Meter). Der Stabhochsprung sah Philipp Geldhäuser (SWC Regensburg) bei seinem „Heimspiel“ mit 3,40 Meter vor Kilian Schlemer (TSV Bad Endorf; 3,30 Meter) und Robert Grau (LG Kreis Ansbach; 3,10 Meter) vorne.

Gleich fünf schnelle Jungs blieben im 100-Meter-Finale unter der Zwölf-Sekunden-Marke. Andreas Maulberger (TSV Vilsbiburg) hatte dabei in 11,65 Sekunden knapp die Brust vor Martin Pfeffer (TSV Regen; 11,68 Sekunden), Johannes Kraft (LG Stadtwerke München; 11,81 Sekunden), Hannes Sixt (LAG Mittlere Isar; 11,84 Sekunden) und Anton Gehring (ebenfalls TSV Vilsbiburg; 11,85 Sekunden). Pfeffer durfte sich dafür über 300 Meter eine Goldmedaille umhängen lassen. In guten 37,02 Sekunden hielt er sich Sixt (37,79 Sekunden) erfolgreich vom Leib.

Ausgesprochen dünn besetzt waren die 800 Meter mit nur vier Startern. Hier blieb mit Julian Kaiser (SpVgg Auerbach/Streitheim) nur ein Läufer unter 2:10 Minuten (2:08,34 Minuten). Die 3000 Meter sahen Nick Jaeger (TSV Penzberg) in 9:30,59 Minuten nach einem packenden Finish vor seinem Dauerrivalen Valentino Masi (LG Hof; 9:32,81 Minuten) vorne. Einsam seine Bahn zog über 4 x 100 Meter das Quartett der Startgemeinschaft Landshut-Vilsbiburg. Quirin Hillebrand, Simon Maier, Anton Gehring und Andreas Maulberger brauchten 45,80 Sekunden, um sich fortan Bayerischer Meister nennen zu können.

W 14

Zwei Doppelmeisterinnen prägen das Bild der Altersklasse W 14 bei den diesjährigen Bayerischen Meisterschaften. Selina Dantzler (LG Stadtwerke München) schickt sich an, die bereits überragenden Leistungen ihrer ein Jahr älteren Trainingspartnerin Amelie Döbler anzugreifen. Im Kugelstoßen, wo Döbler als W 14erin im Vorjahr 13,44 Meter zu Buche stehen hatte, ist ihr dies bereits gelungen. In Regensburg stieß Dantzler 13,79 Meter weit, ihre Bestleistung, erzielt beim Landesfinale „Jugend trainiert für Olympia“ einige Tage zuvor in Ingolstadt, steht bei 13,92 Meter. Zur Zweitplatzierten Antonia Kinzel (LAZ Kreis Günzburg; 11,91 Meter) fehlten fast zwei Meter. Auch im Diskuswerfen war Dantzler mit ihrer Siegesweite von 34,18 Meter eine Klasse für sich. Auch hier errang Kinzel mit 29,46 Meter Silber.

Zwei Mal ganz oben auf den Treppchen, einmal über 800 Meter, das andere Mal im Weitsprung: Dieses Kunststück muss Hannah Lehneis (LG Eckental) erst Mal jemand nachmachen. In einem packenden Finale über die beiden Stadionrunde musste sich Lehneis heftiger Gegenangriffe ihrer Rivalinnen Lisa Basener (MTV 1881 Ingolstadt; 2:19,88 Minuten) und Susanne Brüning (LG Landkreis Kelheim; 2:19,96 Minuten) erwehren, um selbst mit 2:19,21 Minuten als Erste durchs Ziel laufen zu können. Mit Glück und Können schnappte sie sich auch den Weitsprungtitel, wobei die Zweite Isabell Jahreiß (LG Hof) mit ihrem letzten Sprung von 5,15 Meter Lehneis, die 5,16 Meter erzielt hatte, noch einmal bedrohlich nahe kam.

Die bayerische Sprint-Prinzessin des jüngeren Schülerjahrgangs heißt 2014 Nina Bauch (LG Augsburg). In 12,64 Sekunden rang sie die vielseitige Emily Haupt (LAC Quelle Fürth; 12,74 Sekunden) nieder, die auch über 80 Meter Hürden Silber (12,46 Sekunden) hinter ihrer Vereinskollegin Sarah Schwab (LAC Quelle Fürth), die mit 12,16 Sekunden eine bärenstarke Zeit ablieferte, gewann. Beachtenswert auch noch Iris Herbst (LG Stadtwerke München) als Dritte mit 12,58 Sekunden, und das bei einem Gegenwind von 0,6 Sekunden.

Im Hammerwerfen blieb die Favoritin Nancy Randig (SWC Regensburg), die heuer schon mit einem Resultat über 50 Meter aufhorchen hatte lassen, ein wenig unter den Erwartungen (40,07 Meter). Janine Kupfer (TSV Schleißheim) holte den Titel in einem engen Speerwurf-Finale (35,44 Meter), Carolin Bauer (TSV Gräfelfing) brachte eine weitere Goldmedaille in die Stabhochsprung-Hochburg Gräfelfing, Angela Stockert (SpVgg Auerbach/Streitheim) gewann im Hochsprung mit 1,57 Meter vor der höhengleichen Leonie Polster (LG Landkreis Roth) den Titel und über 2000 Meter begeisterte mit der erst 13-jährigen Hanna Bruckmayer (TV Altötting) ein „Lauffloh“ die Zuschauer. Ihre Siegerzeit: 6:58,12 Minuten.

M 14

Eine Menge Talente tummelten sich auch in der Altersklasse M 14, wobei vor allem hier auffällt, dass vor in erster Linie kleine Verein aus allen bayerischen Bezirken ganz vorne zu finden sind und die Leichathletik-Hochburgen erstaunlicherweise fehlen. Kilian Fischer (TSV Rottach-Egern) ist einer davon. Er behielt im Speerwerfen mit sehr guten 48,03 Meter die Oberhand und holte sich auch den Kugel-Titel mit 12,33 Meter. Michael Wagenbauer (LG Chiemgau-Süd) ein anderer. Mit seiner Siegesweite von 46,66 Meter im Diskus-Endkampf hätte er auch eine Altersklasse höher ein gewichtiges Wörtchen im Kampf um Gold mitreden können.

Zwei Mal unter zwölf Sekunden über 100 Meter, und das bei leichtem Gegenwund – auch das kann sich in der M 14 allemal sehen lassen. Simon Kastner (SpVgg Auerbach/Streitheim) gewann in 11,83 Sekunden vor Thore Zimmer (SC Vöhringen; 11,95 Sekunden). 800-Meter-Sieger Linus Wiedenbauer (TuS Geretsried) hatte in einem ebenfalls schwach besetzten Finale (nur vier Teilnehmer) sogar eine bessere Zeit als der M 15-Sieger aufzuweisen (2:07,03 Minuten). Über 3000 Meter hieß der neue Bayerische Meister Florian Bremm (TV Leutershausen; 10:12,97 Minuten), über 80 Meter Hürden ging Gold an Lukas Radis (LAG Garmisch-Partenkirchen; 12,03 Sekunden). Thomas Leibelt (TSG Füssen) floppte im Hochsprung als Bester über 1,71 Meter, Oliver Naass (TV 1860 Gunzenhausen) gewann den Stabhochsprung mit 3,20 Meter, während der Weitsprung-Sieger vom TSV Bad Endorf kam und Nick Kocevar hieß (5,80 Meter). Der Hammerwurf-Titel der M 14 ging schließlich in ein klassisches „Wurf-Nest“: Sylvest Maugg vom TV Hindelang mit seinen 39,88 Metern der 40-Meter-Grenze schon sehr nahe.