Die Formkurve zeigt wieder nach oben: Maximilian Entholzner gewann den Süddeutschen Titel im Weitsprung.

Mit Wut im Bauch nach der Enttäuschung von Ulm schaffte Johannes Trefz seine zweitbeste 400-Meter-Zeit überhaupt.

Vom Kreisklassen-Fußball direkt zum Süddeutschen Vizemeister: Die Karriere von Patrock Schneider liest sich wie ein Leichtathletik-Märchen.

Hauchdünn im Finale über 100 Meter geschlagen wurde Titelverteidiger Tobias Schneider (schwarzes Trikot).

Amelie Döbler beherrscht die deutsche Wurfszene in ihrer Altersklasse nach Belieben.

Spannung pur gab es auch bei den Jüngsten: Nicolas Smith (rechts) setzte sich im Finish über 800 Meter durch. Alle Fotos: Theo Kiefner

05.08.2014 18:33 // Von: Reinhard Köchl

Süddeutsche Meisterschaften Augsburg: Ein neuer Teilnehmerrekord und eine neue Ausstragungsstätte

Mit dem schmucken Ernst-Lehner-Stadion im Zentrum von Augsburg ist der Leichtathletik ein neuer, absolut vielversprechender Ort für Großveranstaltungen erwachsen. Dieses Fazit zogen über 1100 Starter bei den Süddeutschen Meisterschaften der U 23 und U 16. Die DJK Friedberg als Ausrichter bewältigte die Herkulesaufgabe mit seinem engagierten Team unaufgeregt und kompetent. Für Bayern verliefen die Meisterschaften mit 14 Titeln in der U 23 sowie 15 bei der U 16 erfolgreich wie selten zuvor.

Dass die Süddeutschen Meisterschaften in der Fuggerstadt obendrein auch noch in absolute Rekorddimensionen von der Teilnehmerzahl vorstießen, lag vor allem am erstmals startberechtigten Jahrgang M/W 14. Auch der sonst schwächelnde U 23-Bereich bot diesmal zufriedenstellende Meldezahlen. Das Wetter tat sein übrigens, um zum Beginn der Sommerferien sowie zwischen den „großen“ Deutschen Meisterschaften in Ulm und den Titelkämpfen der Jugend in Wattenscheid-Bochum am kommenden Wochenende noch einmal ein Fest der Leichtathletik auf bayerischem Boden über die Bühne gehen zu lassen. Bis auf einen halbstündigen Regenguss am Samstag blieben die „Süddeutschen“ bei warmen bis schwülen Temperaturen trocken, was sich auf viele Leistungen positiv auswirkte.

Auch zwei der U 20-WM-Teilnehmer aus dem Freistaat hatten es sich nicht nehmen lassen, kurz nach ihrer Rückkehr aus Eugene (USA) trotz des Jetlags noch einmal für Wattenscheid zu testen. Evi Weber (TSV 1862 Erding) gewann deshalb auch erwartungsgemäß das Diskuswerfen mit 47,39 Meter vor der persönliche Bestleistung werfenden Sabrina Zeug (LG Oberland), die auf 44,72 Meter kam. Für die 4 x 100-Meter-Staffel der LG Stadtwerke München hatte sich Laurin Walter als Schlussläufer zur Verfügung gestellt – ein Job, den er auch bei der U 20-WM in der deutschen 4 x 400-Meter-Staffel verrichtete. Diesmal beendete er nach dem U 18-Jugendlichen Daniel Troßmann, Tobias Schneider und Dimitrios Salassidis seine Arbeit und brachte den Stab nach 41,11 Sekunden über die Ziellinie. Schneller war an diesem Tag niemand, das Quartett von der LG Staufen hatten als Zweiter über 1,8 Sekunden Rückstand.

Männer U 23

Besagter Tobias Schneider hatte tags zuvor nur um einige Tausendstelsekunden das 100-Meter-Finale verloren, lieferte aber nach den Bayerischen U 23-Meisterschaften in Regensburg erneut einen Beweis seiner derzeit guten Form. Bei Zeitgleichheit von 10,83 Sekunden musste seinen im Vorjahr in Forst errungenen Titel an Johannes Wieser (VfL Sindelfingen) weitergeben. „Wäre das Rennen einen Meter länger gewesen, hätte ich gewonnen“, haderte der 22-Jährige nach dem Zieleinlauf. Dafür gab es über 400 Meter einen bayerischen Doppelerfolg. Eine Woche nach der Enttäuschung von Ulm, als er den Einzug ins Finale und damit auch die Chance für die Teilnahme an der EM in Zürich verpasst hatte, meldete sich Johannes Trefz (LG Stadtwerke München) eindrucksvoll zurück. In 46,52 Sekunden lief er um nur zwei Hundertstel an seiner Bestleistung vorbei und sicherte sich mit großem Abstand den Titel. Dahinter gewann mit Patrick Schneider (TSV Burghaslach; 48,60 Sekunden) ein Sportler die Silbermedaille, der normalerweise beim TSV Aschbach in der Fußball-Kreisklasse die rechte Außenbahn beackert. „Am 7. März dieses Jahres bin ich zum ersten Mal zu einem Leichtathletik-Training gegangen“, erzählte der 21-Jährige am Rande der Bahn in Augsburg. In nur fünf Monaten konnte er sich vom Anfänger zum Medaillengewinner verbessern.

Langsam wieder auf die Erfolgsspur kommt der deutsche U 23-Vizemeister im Weitsprung, Maximilian Entholzner (1. FC Passau). Nach seinem Wahnsinnssprung von Wesel (7,70 Meter) und seinem enttäuschenden Abschneiden bei den Deutschen Meisterschaften in der Vorwoche in Ulm holte sich der 20-jährige Niederbayer nun den Süddeutschen Titel mit guten 7,20 Meter. Eine ähnlich starke Performance lieferte im Hochsprung Sven Glück (TV Schierling), der als einziger Teilnehmer über zwei Meter kam (2,02 Meter) und sich souverän die Goldmedaille holte.

Traditionell stark präsentierten sich in Augsburg die bayerischen Werfer. Sowohl im Diskus- wie im Hammerwerfen gab es sogar Doppelsiege. Mit der Zwei-Kilo-Scheibe behielt Markus Schwertfeger (LAZ Kreis Würzburg; 49,67 Meter) nur knapp vor Christian Zimmermann (Kirchheimer SC; 49,47 Meter) die Oberhand. Nicht die einzige Silbermedaille für Zimmermann, der im Kugelstoßen seinen Hausrekord als Zweiter auf 16,67 Meter schraubte. Beim Hammerwerfen gewann Tristan Schwandke (TV Hindelang) in seinem letzten U 23-Jahr noch einmal den süddeutschen Titel mit genau 68,00 Metern vor Simon Lang (LG Stadtwerke München), der 66,52 Meter kam. Das Speerwerfen wurde schließlich eine klare Angelegenheit für Kim-Dominik Seyfried (LG Augsburg), auch wenn seine 67,99 Meter nicht wie erhofft über 70 Meter gingen.

Edelmetall gab es bei den U 23-Männern noch für Stabhochspringer Simon Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg; Zweiter mit übersprungenen 4,60 Meter), 1500-Meter-Läufer Hiob Gebisso (LG Augsburg; Zweiter mit 3:59,65 Minuten) und Dreispringer Sebastian Ratzinger (SWC Regensburg; Dritter mit 14,30 Meter). Nicht unter den Tisch gekehrt werden sollte auch der Süddeutsche Titel für Andreas Janker (LG Röthenbach/Pegnitz) im 10 000-Meter-Bahngehen  der Männerklasse. In einem fast rein bayerischen Finale blieb der 31-Jährige mit seiner Zeit von 50:30,40 Minuten 22 Sekunden vor Steffen Meyer und Joachim Meier (beide SV Breitenbrunn).

Frauen U 23

Die Kleinste war bei den U 23-Frauen über 1500 Meter wieder einmal die Größte. Regina Högl (LG Region Landshut) hielt sich erfolgreich alle ihre Kontrahentinnen vom Leib und gewann in 4:34,11 Minuten Gold. Bronze blieb ebenfalls nach Bayern, und zwar an Katrin Geiger (SV Steinheim; 4:37,30 Minuten), die auch noch Platz fünf über 800 Meter belegte (2:17,16 Minuten). Auch die Siegerinnen im Hochsprung, im Stabhochsprung und im Dreisprung kamen diesmal aus dem Freistaat. Nadine Niemann (LAZ Obernburg-Miltenberg) triumphierte trotz Höhengleichheit mit 1,72 Meter gegenüber Monika Wensing (TSV Gomaringen). Für Karen Ettinger (LAZ Kreis Würzburg) gab es mit dem Stab im Gegensatz zu den Bayerischen Meisterschaften diesmal gleich fünf Mitbewerberinnen, wobei die ebenfalls aussichtsreichen Bayerinnen Franziska Heiß und Salome Schlemer (beide TSV Gräfelfing) jeweils einen „Salto Nullo“ hinlegten. So reichten Ettinger 3,70 Meter zum Titelgewinn. Zwei Medaillen gab es im Dreisprung, wobei Julia Hennemann (TSV Ebensfeld) mit 12,64 Meter eine neue persönliche Bestleistung gelang. Auf dem Bronzerang näherte sich Anna Dupke (TS Herzogenaurach) mit 11,95 Meter der Zwölf-Meter-Marke. Dass Julia Hennemann auch eine exzellente Weitspringerin ist, bewies die 22-Jährige mit einem zweiten Platz und 5,76 Meter.

Erfreuliches gibt es auch vom Kugelstoßen zu berichten, wo sich Sabrina Zeug augenscheinlich im 13-Meter-Bereich stabilisiert und mit 13,42 Meter ihre zweite Silbermedaille ergattern. Dass es auch im den Nachwuchs mitnichten schlecht bestellt ist, untermauerte die 18-jährige Laura Renner (TV Altötting) als Dritte mit 12,90 Meter. Hammerwerferin Anna Arlt (LG Stadtwerke München) wurde ebenfalls dank 49,09 Meter mit Bronze dekoriert. Die gleiche Stockerl-Positionen gab es auch Tamara Stüllein (LAC Quelle Fürth) über 400 Meter Hürden (63,13 Sekunden) und Martina Riedl (LG Stadtwerke München) in einem starken 200-Meter-Finale (24,16 Sekunden). Die Süddeutschen Meisterschaften im 5000 Meter Bahngehen hätte man getrost auch als Bayerische Meisterschaften werten können, stammten sämtliche vier Teilnehmerinnen doch aus dem Freistaat. Den Titel gewann Maria Unterholzner (SpVgg Niederaichbach; 29:13,79 Minuten) vor Andrea Maier (SV Breitenbrunn) und Monika Bader (LAZ Kreis Günzburg).

Männliche Jugend M 15

Zwei Süddeutsche Meisterschaften gingen in Augsburg auf das Konto der Männlichen Jugend M 15. Im Hammerwerfen halten Martin Gleixners Söhne Alexander und Christoph den bekannten Familiennamen weiter im Gespräch. Der jüngere der beiden, nämlich Christoph (LG Landkreis Aschaffenburg), konnte jetzt mit Platz eins in der männlichen M 15 mit 65,75 Metern seinen ersten großen Titel erringen. Im Dreisprung tat es ihm Christoph Müller (TV Strössendorf) mit seinem Goldsprung von 12,41 Meter gleich.

Jeweils Silber und Bronze gab es im Speerwerfen für Philipp von Schwartzenberg (LG Augsburg) bei seinem „Heimspiel“ (47,28 Meter) und David Schweiger (LG Festina Rupertiwinkel; 47,13 Meter) sowie im Stabhochsprung durch Philipp Geldhäuser (SWC Regensburg; 3,50 Meter) und Kilian Schlemer (TSV Bad Endorf; 3,50 Meter). Über 300 Meter wurde Martin Pfeffer (TSV Regen) Vizemeister in 36,36 Sekunden, ebenso wie die Startgemeinschaft Landshut-Vilsbiburg über  4 x 100 Meter (46,00 Sekunden). Bronze gab es schließlich noch für Weitspringer Albin Pestisha (TSV Penzberg), der zum ersten Mal über die Sechs-Meter-Marke flog (6,07 Meter) und Thaddäus Weißhaar (DJK Friedberg) über 800 Meter in 2:04,88 Minuten.

Weibliche Jugend W 15

Einmal mehr als das wahre „starke Geschlecht“ entpuppten sich bei den zweitägigen Titelkämpfen in Bayerisch Schwaben die jungen Frauen der Klasse W 15. Auf ihr Konto gingen allein sechs Süddeutsche Titel, ein Drittel davon heimste die überragende Amelie Döbler (LG Stadtwerke München) ein. Obwohl sie diesmal keine weiteren Steigerungen zu verbuchen hatte, bleibt die großgewachsene Tochter des BLV-Vizepräsidenten Finanzen, Jörg Döbler, auch mit ihren Augsburger Leistungen in Deutschland absolut konkurrenzlos. 43,59 Meter standen mit dem Diskus zu Buche (fast acht Meter Abstand zu Zweitplatzierten) und 15,15 Meter weit flog ihre Kugel (was über zwei Meter Differenz zur Nächsten ausmachte.

1,66 Meter langten Jasmin Maxbauer (LG Eckental) diesmal zum Sieg im Hochsprung. Im Weitsprung ergatterte die 15-Jährige noch Bronze mit einer Steigerung auf 5,32 Meter vor der ebenfalls verbesserten Luisa Spitzley (TuS Geretsried) auf Platz zwei (5,36 Meter). Einen bayerischen Doppelsieg gab es über 800 Meter durch das beherzte Solo von Julia Schraml (DJK Weiden), die sich auf 2:18,16 Minuten verbesserte, und Leila Kilian (LG Augsburg; 2:22,41 Minuten). Erneut eine Klasse für sich war Corinna Schwab (TV 1861 Amberg), die diesmal mit weitem Abstand die 300 Meter flach in hervorragenden 39,93 Sekunden für sich entschied. Über 300 Meter, wo Schwab bei den Bayerischen Meisterschaften in Regensburg nur knapp am Deutschen Rekord vorbeigelaufen war, hielt sich dafür Johanna Ostermair (LG Aichach-Rehling) in 44,51 Sekunden als Süddeutsche Meisterin schadlos. Dritte wurde hier Alena Kilian (TV Zwiesel) in 45,51 Sekunden. In einem spannenden Sprintfinale erreichte Hanna Radspieler (TSV Plattling) in 12,54 Sekunden Rang zwei, ebenso wie Jasmin Sailer (LG Augsburg) im Speerwerfen mit 41,16 Meter im allerletzten Durchgang, während sich Katharina Weinberger (LAC Quelle Fürth) über ihren dritten Platz im Dreisprung freute (10,74 Meter).

Männliche Jugend M 14

Drei Mal Gold gab es bei den Jüngsten für bayerische Starter. Im Diskuswerfen erwies sich Michael Wagenbauer (LG Chiemgau-Süd) als großes Talent. Mit jedem seiner gültigen Würfe hätte er den Titel mit in die oberbayerische Grenzregion nehmen können. Der weiteste schlug mit starken 48,69 Meter auf. Im Stabhochsprung überraschte Felix Holzheu (LG Reischenau-Zusamtal) mit einem Sprung über 3,50 Meter und Platz eins, während Nicolas Snith (DJK Weiden) über 3000 Meter in einem Spurtfinale mit 10:06,27 Minuten die Nase knapp vor Marius Abele (SSC Hanau-Rodenbach) hatte. Zu Platz zwei reichte es immerhin für Speerwerfer Paul Schäfer (LG Stadtwerke München) mit 46,74 Meter und für Hammerwerfer Sylvest Maugg (TV Hindelang), der auf 40,71 Meter kam. Dritte wurde Valentin Fuchs (1. FC Passau) über 800 Meter (2:13,29 Minuten) und Thomas Leibelt (TSG Füssen) im Hochsprung mit 1,70 Meter.

Weibliche Jugend W 14

Die Überlegenheit, die in der W 15 Amelie Döbler ausstrahlt, lässt sich eine Klasse tiefer problemlos auf Selina Dantzler (LG Stadtwerke München) übertragen. Die beiden Trainingskameradinnen beherrschen das Diskuswerfen und das Kugelstoßen in ihrer Klasse nach Belieben, wobei Dantzler sich bereits anschickt, Döblers Leistungen in der W 14 zu übertreffen. Im Kugelstoßen ist ihr dies zuvor bereits gelungen, in Augsburg reichten 13,53 Meter zu souveränen Sieg. Beim Diskuswerfen setzte sich die 14-Jährige allerdings erst im fünften Durchgang mit einer Weite von 36,22 Meter an die Spitze.

Eine weitere große Wurfhoffnung mischt zurzeit die Hammerwurfszene auf: Nancy Randig (SWC Regensburg) übertraf abermals die 50 Meter (50,12 Meter) und hielt sich die anderen Mädchen deutlich vom Leib. Ebenfalls mit Gold in der Sporttasche durfte Carolin Bauer (TSV Gräfelfing) nach Hause fahren. Sie gewann im Stabhochsprung mit 3,10 Meter und setzt damit die Himmelsstürmer-Tradition der Gruppe um Coach Matthias Schimmelpfennig fort. Nach Silber bei den Bayerischen Meisterschaften gab es für Lisa Basener (MTV 1881 Ingolstadt) über 800 Meter auch bei den Süddeutschen Meisterschaften die gleiche Medaillenfarbe. Mit 2:21,09 Minuten kam sie vor der Deutschen Block Lauf-Meisterin Johanna Berrens (SV Steinheim; 2:21,30 Minuten) auf Rang zwei.

Mit Bronze in der weiblichen W 14 dekoriert wurden ferner Nina Bauch (LG Augsburg) über 100 Meter (12,51 Sekunden), Hannah Lehneis (LG Eckental) im Weitsprung (5,33 Meter), Antonia Kinzel (LAZ Kreis Günzburg) im Kugelstoßen (11,98 Meter) und Janine Kupfer (TSV Schleißheim) im Speerwerfen (37,34 Meter).