Die alles überragende Athletin der ersten Deutschen U 16-Einzelmeisterschaften von Köln war Amelie Döbler. Sie gewann gleich zwei Mal Gold, und zwar im Diskuswerfen und im Kugelstoßen.

Auch Corina Schwab (Mitte) behielt die Nerven und wurde ihrer Favoritenrolle über 300 Meter Hürden vollauf gerecht. Fotos: Theo Kiefner

So hoch wie Lucas Mihotta sprang in Köln keiner. Der Rosenheimer wurde verdient Deutscher U 16-Meister. Foto: Stuffer

Barbara Plötz steigerte ihre 800-Meter-Bestzeit gleich um vier Sekunden und holte sich Silber. Foto: Theo Kiefner

Noch zwei heiße bayerische Laufeisen: Renee Havenga (links) überraschte alle mit ihrem Parforceritte über 3000 Meter und wurde Zweite, während Valentino Masi bei den Buben auf Platz drei einkam. Foto: privat

19.08.2014 08:55 // Von: Jörg Stäcker/Reinhard Köchl

Deutsche U 16-Meisterschaften Köln: Vier Mal Gold und sechs weitere Medaillen für bayerischen Nachwuchs

Auf die Jüngsten war Verlass. Angeführt von der überragenden Doppelmeisterin Amelie Döbler (LG Stadtwerke München) schnappte sich der weiß-blaue Nachwuchs bei den ersten Deutschen U 16-Meisterschaften in Köln auf Anhieb vier Goldmedaillen. Auch Corina Schwab (TV 1861 Amberg) und Lucas Mihota (SB DJK Rosenheim) wurden ihrer Favoritenrolle über 300 Meter Hürden und im Hochsprung vollauf gerecht. Insgesamt standen bei der viel diskutierten Meisterschaft zehn bayerische Medaillen auf der Habenseite.

Sie war die überragende Werferin bei den ersten Deutschen U 16-Einzelmeisterschaften in Köln. Mit einem Durchmarsch, bei dem gleich mehrere ihrer Versuche zu Gold gereicht hätten, sicherte sich Amelie Döbler überlegen die Titel mit der Kugel und im Diskuswurf. Im Kugelstoßen waren es mit Versuchen von 15,45, 15,38 und 15,17 Metern gleich drei Meisterstöße und einen neue Bestweite, die die Zweitplatzierte Hanna Meinikmann (LAV Rheine, 15,06 Meter) nicht erreichen konnte. Im Diskuswerfen lag die Athletin aus der Landeshauptstadt sogar mehr als zwei Meter vor der Zweitplatzierten. Am besten gelang ihr Versuch Nummer vier. Erst nach 42,66 Meter schlug die Ein-Kilo-Scheibe auf dem Rasen des vollbesetzten NetCologne-Stadion ein.

Auch Corina Schwab ließ sich nicht vom Gewusel auf und neben dem Platz beeindrucken. Sowohl in Vorlauf als auch in der ungewöhnlichen Addition zweiter Zeitendläufe war die Ambergerin klar überlegen. Lief sie in der ersten Runde noch auf Sicherheit und überquerte in 44,04 Sekunden den Zielstrich, gab sie im Finale mehr Gas. Nur die kühle Witterung am Finaltag verhinderte eine Verbesserung ihrer eigenen bayerischen Bestmarke. In 43,60 Sekunden hatte die 15-Jährige als neue Deutsche Meisterin einen komfortablen Vorsprung auf Charlotte Föller (SG Schlüchtern). Rang sieben konnte sich mit Alena Kilian (TV Zwiesel) noch eine weitere Langsprinterin aus dem Freistaat ergattern (45,65 Sekunden).

Das vierte bayerische Gold in Köln steuerte Hochspringer Lucas Mihota bei. Mit einer Bestleistung von glatten 2,00 Metern angereist, behielt der Springer vom SB DJK Rosenheim mit 1,98 Meter auch im Rheinland die Oberhand. Damit ist der Bayerische auch der Deutsche Schülermeister. Der Oberbayer nahm dabei als einziger erst bei 1,83 Meter den Wettkampf auf. Nachdem Mitkonkurrent Tomas Janda (USC Mainz) schon früh einen Fehlversuch hatte und auch später die Latte bei ihm häufig fiel, lag Lucas Mihota bei gleichen Höhen stets vorne, so dass er sich trotz Höhengleichheit von 1,98 Meter als alleiniger Titelträger feiern lassen konnte.

Bei den Läufern standen mit den 800 und 3000 Metern nur zwei Disziplinen auf dem Programm. Trotzdem sicherte sich der Läufernachwuchs hier gleich vier Medaillen. Bereits am ersten Tag zeigten Bayerns jüngste Langstreckler Flagge. Allen voran Renee Havenga (LAC Quelle Fürth). Die Schülerin der Bertolt-Brecht-Sportschule in Nürnberg nahm über 3000 Meter vom Start weg das Heft in die Hand und führte zeitweise mit bis zu 40 Meter Vorsprung die Konkurrenz an. Selbst als das kompakte Feld eine halbe Runde vor Ziel die Lücke schloss, konterte die 15-Jährige mit südafrikanischen Wurzeln und ließ sich im Spurt in 10:05,86 Minuten die Silbermedaille nicht mehr nehmen. Ihren alten Hausrekord verbesserte sie dabei um über 25 Sekunden.

Direkt im Anschluss trieben sich Valentino Masi (LG Hof) und Nick Jäger (TSV Penzberg) zu neuen Bestzeiten über die gleiche Distanz. Stets in der Führungsgruppe präsent, gingen beide jedes Tempo mit. Erst der Zielspurt brachte die Entscheidung. Hier hatte der Läufer aus Hof als Dritter in 9:17,37 Minuten die Nase vorn. Bayernmeister Nick aus der Läuferfamilie Jäger – Bruder Tom wurde in Bochum-Wattenscheid auf gleicher Strecke mit Bestleistung Zehnter - sicherte sich in 9:19.56 Minuten ebenso Platz vier wie Yannick Bastian (LAZ Kreis Würzburg) über 80 Meter Hürden in 11,27 Sekunden (Vorlauf 11,26 Sekunden).

Geschwisterarbeit auch bei Elisabeth und Barbara Plötz (TV Bad Kötzting). Während sich Elisabeth vor Wochenfrist im 800 Meter U 20-Finale in Wattenscheid mit Hausrekord (2:12,01 Minuten) Platz sechs sicherte, preschte Barbara in Köln zu Silber. Die hochaufgeschossene Oberpfälzerin zeigte sich im Finale selbstbewusst und steigerte ihre Bestzeit um gleich vier Sekunden. In 2:12,57 Minuten war sie kaum langsamer als ihre ältere Schwester unterwegs, die zu ihren ersten Gratulantinnen gehörte. Direkt dahinter mit Julia Schraml (DJK Weiden) eine weitere Oberpfälzerin. Die Bayerische und Süddeutsche Meisterin konnte im Verfolgerfeld auf ihren Spurt vertrauen und holte sich mit einer Verbesserung auf 2:15,66 Minuten die Bronzemedaille. „Ich glaube, wir haben es auf den 800 Metern gut gemacht“, meinte Alois Brandl, Chefcoach des TV Bad Kötzting.

Auch Martin Pfeffer (TSV Regen) könnte die 800 Meter bedienen. Hier führt er in der AK 15 die bayerische Bestenliste an. In Köln entschied sich der Allrounder – er kann die 100 Meter in 11,68 Sekunden zurücklegen - für die 300 Meter. Mit 37,47 Sekunden qualifizierte er sich sicher für den ersten der beiden Zeitendläufe. Hier legte der Niederbayer trotz des störenden Winds mit neuem Hausrekord von 36,33 Sekunden als Dritter noch eine ganze Schippe drauf. Nach dem der Sieger des zweiten Zeitendlaufs mit 36,43 Sekunden nicht schneller unterwegs war, ging die Bronzemedaille verdient an Pfeffer.

Ein spannendes Duell lieferten sich Christoph Claudius Gleixner (LG LKr Aschaffenburg) und Fabio Hessling (LAC Saarlouis) im Hammerwerfen. Mehrere ungültige Versuche und wechselnde Führungen hatten Krimi-Charakter. Fast hätte es für den Bayer mit 62,90 Meter im vierten Versuch zum Titelgewinn gereicht, doch der Saarländer parierte umgehend und ließ 63,07 Meter folgen. Nach dem die nächsten Versuche keine Änderung mehr einbrachten und der Drittplatzierte mit 59,82 Metern deutlicher zurück lag, blieb der zweite Rang für den Aschaffenburger unangefochten.

Der Dreisprung in Bayern befindet sich eindeutig im Aufwärtstrend. Nach den guten Ergebnissen bei den Deutschen Aktiven- und Jugendmeisterschaften konnten sich nun auch zwei Nachwuchsathleten unter den besten Acht bei der M 15 platzieren. Dominik Päsold (TSV Burghaslach) wurde Fünfter mit 12,40 Meter. Die gleiche Weite erreichte Christoph Müller (TV Strössendorf). Seine schwächerer zweiter Versuch brachte ihm allerdings Rang sechs ein. Beiden Dreispringern fehlten nur 27 Zentimeter zu Bronze. In dieses positive Bild passt auch der siebte Rang von Katharina Weinberger (LAC Quelle Fürth; 10,48 Meter).

Die gleichen Platzierung stehen nach den Endläufen über 100 Meter für Julia Buchberger (Athletik- und Sprintteam München; 12,51 Sekunden) und Hanna Radspieler (TSV Plattling; 12,53 Sekunden) zu Buche. Zufrieden sein darf auch Jasmin Sailer (LG Augsburg). Im Speerwerfen kam sie in den Endkampf und wurde gute Achte mit 40,13 Meter. Ebenfalls auf dem achten Platz in der Addition beider Endläufe landete das Buben-Staffelquartett der Startgemeinschaft Landshut-Vilsbiburg (46,07 Sekunden).

In der komplexen und durchaus kontroversen Diskussion um die Deutschen U 16-Einzelmeisterschaften darf aus bayerischer Sicht allerdings auch nicht übersehen werden, dass eine ganze Reihe von Disziplinen ohne einen Teilnehmer aus dem Freistaat blieb. Bei den Jungen waren dies die 300 Meter Hürden, der Stabhochsprung, der Weitsprung, das Kugelstoßen sowie das Diskus- und Speerwerfen, bei den Mädchen die 80 Meter Hürden, der Hochsprung, der Weitsprung und das Hammerwerfen. Ob dies an den durchaus anspruchsvollen Qualifikationsnormen oder der geforderten Zusatzleistung in einem anderen Disziplinblock lag, sei einmal dahingestellt.