Um ein Erinnerungsfoto in ihrem zwischenzeitlichen Trainingsasyl bat Olympiasiegerin Jennifer Suhr (Mitte) die jungen Stabis des TSV Gräfelfing.

Nach ihrem Stabbruch Anfang August wollte die Hallen-Weltrekordlerin in Gräfelfing vor allem wieder "ein Gefühl fürs Springen" bekommen. Fotos: privat

04.09.2014 23:12 // Von: Reinhard Köchl

Stabhochsprung-Olympiasiegerin Jennifer Suhr trainert zwei Tage lang in Gräfelfing

Eine waschechte Olympiasiegerin haben die Nachwuchs-Stabhochspringer des TSV Gräfelfing auch nicht alle Tage zu Gast. Am Dienstag und Mittwoch wurden für die leichtathletikbegeisterten Mädchen und Jungen aus dem Münchner Vorort dieser Traum jedoch tatsächlich wahr: Jennifer Suhr (USA), die 2012 bei den Olympischen Spielen in London Gold im Stabhochsprung gewann und außerdem den Hallen-Weltrekord mit 5,02 Meter hält, trainierte mit Ehemann und Trainer Rick zwei Tage lang in Gräfelfing.

Zustandegekommen war der spektakuläre Besuch durch Vermittlung von Stabhochsprung-Weltmeister Raphael Holzdeppe. Er hatte am Montag Matthias Schimmelpfennig, den Stabhochsprung-Diziplintrainer des Bayerischen Leichtathletik-Verbandes (BLV) und Stabi-Coach in Gräfelfing, per SMS kontaktiert, und nach einer passenden Trainingsstätte für Jennifer und Rick Suhr gefragt. Das Stabhochsprung-Ehepaar weilte zur Behandlung in der Praxis von Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt in München.

"Für uns war das natürlich überhaupt kein Problem", sagte Schimmelpfennig. "Wann hat man schon so hochkarätige Springer bei uns im Stützpunkt?" Und so reihte sich Jenn Suhr ganz selbstverständlich für zwei Tage in die Gräfelfinger Stabi-Trainingsgruppe ein. "Sie wollte gar keine eigene Anlage, sondern war sogar froh, mit uns trainieren zu können, weil sie zuhause sowieso immer alleine arbeitet", meinte der BLV-Coach verwundert. In der ersten Einheit standen Koordination und etwas Turnen auf dem Programm. Es sei ein "super entspanntes Training" gewesen, erzählte Schimmelpfennig begeistert. Dabei seien auf beiden Seiten Übungen ausgetauscht worden.

Am Mittwoch gab die Olympiasiegerin dann dem staunenden Gräfelfinger Nachwuchs eine Kostprobe ihrer springerischen Fähigkeiten. Aus sechs bis acht Anlaufschritten probierte Jenn Suhr einige Stäbe. Die Saison 2014 stand bislang unter keinem guten Stern für sie. Nach Problemen mit unterschiedlichen Stabhärten kam Anfang August beim Heimtraining in New York auch noch ein böser Unfall mit einem gebrochenen Stab dazu, den die 32-Jährige allerdings nahezu vollständig auskurieren konnte. Nun wolle sie einfach wieder ein gutes Gefühl fürs Springen bekommen, erklärte sie Schimmelpfennig und dessen Schützlingen.

Der Besuch in Gräfelfing habe ihr und ihrem Mann jedenfalls eine gute Grundlage für die noch ausstehenden Aufgaben in der laufenden Saison gegeben, so Suhr. Selbst das herbstliche deutsche Wetter machte den Suhrs wenig aus. In New York seien die äußeren Bedingungen momentan nicht anders. Bevor das Ehepaar ins englische Manchester weiterflog wollte Jenn Suhr mit den Gräfelfinger Stabis unbedingt noch ein Gruppenfoto schießen, das mittlerweile auf ihrem Twitter-Account steht.

https://twitter.com/JennSuhr/status/506876385546473472/photo/1

"Sie ist eine sehr umgängliche und tolle Springerin ohne jegliche Starallüren", kommentierte Matthias Schimmelpfennig den Besuch der derzeit weltbesten Stabartistin. "Es hat richtig Spaß mit den beiden gemacht und wir haben einige neue Impulse erhalten!"