Katrin Fehm kann es nicht fassen: In Schweinfurt löste sie das Ticket für die U 18-WM in Cali - und das, obwohl sie erst seit einem Jahr Leichtathletik betreibt!

Zweiter Amberger Rohdiamant: Auch Corinna Schwab darf über 400 Meter Hürden mit zur U 18-WM.

Kraftvoller Laufstil: Katrin Fehm sprintete die 100 Meter in 11,80 Sekunden.

Im Höhenflug: Lucas Mihota zeigte sein enormes Potenzial im Hochsprung genau zum richtigen Zeitpunkt und qualifizierte sich für die U 18-WM in Cali.

Der Triumphator: An Patrick Karl führt derzeit bei den Jugendlichen in Bayern über die Hindernisse kein Weg vorbei.

Nada Balcarczyk kann nicht nur Berglauf. Auch über die "Böcke" wurde sie in Schweinfurt überlegen Bayerische U 20-Meisterin.

Renee Havenga triumphierte über 1500 Meter Hindernis bei den U 18-Mädchen.

Niklas Buchholz behielt nach spannendem Kampf bei den U 18-Jungs die Oberhand. Alle Fotos: Theo Kiefner

22.06.2015 11:03 // Von: Reinhard Köchl

DLV-BLV-U 18-Gala Schweinfurt: Katrin Fehm und Lucas Mihota springen auf den WM-Zug

Letzte Ausfahrt Cali: Wer bei der DLV-BLV-U 18-Gala in Schweinfurt die Chance beim Schopf ergriff, der darf auch mit zur U 18- WM in Cali (Kolumbien; 15. bis 19. Juli) fahren. Alle zwei Jahre treffen sich die besten Nachwuchsleichtathleten Deutschlands, um ihre WM-Teilnehmer zu ermitteln. Einige hatten die Norm bereits in der Tasche, andere wie Sprinterin Katrin Fehm (SG Siemens Amberg) und Hochspringer Lucas Mihota (SB DJK Rosenheim) schafften im Willy-Sachs-Stadion eine Punktlandung.

Fehm und Mihota durften im Anschluss an ihren Wettkampf gleich zur Einkleidung auf dem Nebenplatz, ebenso wie Corinna Schwab (TV 1861 Amberg), die die Norm über 400 Meter Hürden bereits beim U 18-Länderkampf an Pfingsten in Brixen (Italien) geschafft hatte. In Schweinfurt gewann die 16-Jährige souverän in 60,83 Sekunden. Dass neben Schwab mit Katrin Fehm nun auch eine zweite Ambergerin nach Kolumbien fahren darf, gehört zu den Phänomenen dieses U 18-Jahrgangs. Die 17-Jährige betreibt erst seit einem Jahr Leichtathletik und kam als Quereinsteigerin vom Fußball. Zwar kam sie bereits im vergangenen Jahr bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Wattenscheid unter die Zwölf-Sekunden-Marke, allerdings blies der Rückenwind damals zu stark. Nach ihren regulären 11,91 Sekunden bei der Regensburger Sparkassen-Gala nützte Katrin Fehm nun die Gunst der Stunde und stürmt im 100-Vorlauf bei optimaler Windunterstützung von +1,9 zu 11,80 Sekunden. Im Finale musste sie sich dann nur der überragenden Keshia Kwadwo (TV Wattenscheid 01) beugen, die mit 11,60 Sekunden ebenfalls eine neue persönliche Bestzeit erzielte. Fehm blieb als Zweite mit 11,84 Sekunden erneut unter der WM-Norm (11,85 Sekunden).

Lucas Mihota hatten allenfalls Insider auf ihrer Rechnung. Zwar war der hochtalentierte Oberbayer in der Halle beim Essinger Dreikönigsspringen auf Schwingboden bereits über 2,08 Meter gefloppt, aber ein vergleichbarer Satz im Freien fehlte dem 16-Jährigen bislang. Bis Schweinfurt. Hier strapazierte Mihota die Nerven seiner mitgereisten Anhänger bis aufs Äußerste. Für 1,95 Meter brauchte er drei Versuche, für 2,03 Meter ebenfalls, und auch die geforderten 2,08 Meter schaffte der lange Schlacks erst mit dem allerletzten Anlauf. Ende gut, alles gut: Dass Remo Cagliesi (TLV Germania Überruhr) mit 2,10 Meter nur einen Tick höher sprang, wird Lucas Mihota verschmerzen. Er darf sich nun auf den Abenteuertrip nach Cali freuen.

Darf Amelie Döbler nach Tiflis?

Ebenfalls im Besitz gleich zweier WM-Normen, aber realistisch gesehen ohne Chance, die Reise nach Kolumbien antreten zu dürfen, war Nachwuchs-Werferin Amelie Döbler (LG Stadtwerke München). Sowohl im Kugelstoßen (Ranglistenplatz vier) wie auch im Diskuswerfen (Ranglistenplatz drei) übertraf die 16-Jährige schon vor einigen Wochen die geforderten Normweiten. In Schweinfurt trat Döbler zum Kugelstoßen gar nicht erst an, während sie im Diskuswerfen als Sechste mit 38,92 Meter unter ihren eigenen Erwartungen blieb. Weil der DLV in jeder Disziplin maximal zwei Starterinnen nach Cali schickt, hofft die Münchnerin nun auf ein Trostpflaster: Sie möchte gerne bei den European Youth Olympic Festival vom 25. Juli bis 1. August in Tiflis/Georgien teilnehmen. Hier ist ausschließlich der jüngere U 18-Jahrgang 1999 startberechtigt.

Ein klein wenig auf die Norm geschielt hatte im Willy-Sachs-Stadion auch noch Paul Walschburger (LAZ Kreis Günzburg) im Weitsprung (7,30 Meter). Zwar gelang dem 17-Jährigen mit 6,98 Meter ein neuer Hausrekord, der ihn auf Rang fünf eines gutklassigen Feldes katapultierte. Der lang ersehnte Satz über sieben Meter blieb jedoch diesmal noch aus. Für Hammerwerferin Jessyka Schneider (TV Hindelang) lange es trotz einer Steigerung auf 61,77 Meter, womit sie die nationale Konkurrenz klar dominierte, und einer starken Serie nicht ganz zur Cali-Fahrkarte, die es für 63,50 Meter gegeben hätte.

Ein weiterer Teil der bayerischen U 18-Topathleten verkaufte sich in Schweinfurt so teuer wie möglich und unterstrich seine Anwartschaft, auch auf Bundesebene ein Wörtchen mitzureden. Martin Knauer (LG Stadtwerke München) kam mit der Kugel auf 17,16 Meter und reihte sich auf Rang vier ein. Hammerwerfer Christoph Claudius Gleixner (LG Landkreis Aschaffenburg) wurde mit 56,40 Meter Sechster, die 100-Meter-Sprinter Nick Przeliorz (TSV Münnerstadt) und Luis Windpassinger (MTV 1881 Ingolstadt) erreichten im Finale die Plätze vier (11,01 Sekunden) und fünf (11,05 Sekunden), wobei Przeliorz im Vorlauf mit 10,98 Sekunden erstmals unter elf Sekunden blieb. Über 200 Meter wurde er Sechster in 22,50 Sekunden. Auf das Stockerl schafften es als jeweils Dritte sogar Tim Wenisch (TSV Dietmannsried) über 3000 Meter in 9:07,90 Minuten sowie Zrdavko Petrovic (LG Stadtwerke München) im Dreisprung mit 12,65 Meter, während Yannick Limmer (LG Stadtwerke München) im Speerwerfen mit 54,11 Meter Rang sieben belegte.

Ebenfalls einen positiven Eindruck hinterließen bei den U 18-Mädchen über 400 Meter Alica Schmidt (MTV 1881 Ingolstadt) als Vierte mit neuer Bestzeit von 57,63 Sekunden, Lena Schröder (LAZ Obernburg-Miltenberg) über 200 Meter als Fünfte (25,97 Sekunden) sowie Julia Schraml (DJK Weiden), der über 800 Meter ebenfalls ein neuer Hausrekord gelang (Sechste in 2:13,82 Minuten). Ana-Maria Miljevic (LAC Quelle Fürth) wurde im Dreisprung Fünfte mit 10,49 Meter und Sabrina Reusch schleuderte den 500-Gramm-Speer auf ansehnliche 43,13 Meter, was zur gleichen Platzierung reichte.

Nach erfolgreichem Wettkampf lotste U 18-Bundestrainer Jörg Peter vor allem die neuen Athleten für ihren bevorstehenden internationalen Einsatz zu den nächsten Stationen: Anprobe der Nationalmannschaftskleidung, Aufnahme von Formalien, medizinischer Check und Kennenlernen der Physiotherapeuten, die auch in Cali die Betreuung übernehmen. Das Gala-Fazit von Jörg Peter: „Wie zu erwarten haben wir viele sehr gute Leistungen im Normbereich gesehen."

Vier starke Sieger bei Bayerischen Hindernis-Meisterschaften

Parallel zur U 18-Gala wurden in Schweinfurt auch die Bayerischen Jugendmeisterschaften über die Hindernisse ausgetragen. Wer anders als Patrick Karl (TV Ochsenfurt) und Nada Balcarczyk (LG Würm Athletik) sollte auch die Titel über 2000 Meter Hindernis in der Altersklasse U 20 gewinnen? Beiden blieben mangels Konkurrenz mit 5:50,19 Minuten (Karl) beziehungsweise 7:12,06 Minuten (Balcarczyk) unter ihren Bestzeiten von Pliezhausen. In der weiblichen U 18 zog mit Renee Havanga (LAC Quelle Fürth) über 1500 Meter Hindernis ebenfalls eine Läuferin einsam ihre Bahnen (5:06,21 Minuten), während sich die Jungs in dieser Altersklasse ein heißes Duell lieferten. Letztlich obsiegte hier Niklas Buchholz (TV Hemhofen) in 6:11,44 Minuten vor Theodor Schell (TSV Burghaslach), der 6:15,38 Minuten benötigte.