Mit einem furiosen Sturmlauf nach Eskilstuna: Michael Adolf.

Lisa Marie Petkov darf nicht nur über 400 Meter, sondern auch in der Langstaffel bei der U 20-EM antreten.

Ein "Urbayer" darf nach Schweden: Mit Max Grieger hatte in Mannheim kaum einer gerechnet. Alle Fotos: Theo Kiefner

28.06.2015 19:04 // Von: Reinhard Köchl

Drei weitere Bayern lösen in Mannheim eine Fahrkarte für den U 20-EM-Zug nach Eskilstuna

Die Bauhaus-Junioren-Gala in Mannheim war für die bayerischen Nachwuchs-Leichtathleten eine Reise wert. Gleich drei von ihnen nutzten die letzte Chance, um doch noch an der U 20-EM in Eskilstuna (Schweden; 16. bis 19. Juli) teilzunehmen. Michael Adolf (DJK Ingolstadt), Max Grieger (1. FC Passau) und sogar Lisa-Marie Jacoby (LG Stadtwerke München) empfahlen sich nachdrücklich für eine Nominierung. Bereits so gut wie nominiert sind Lisa Marie Petkov, Franziska Reng und Patrick Karl.

Sechs bayerische U 20-Sportler starten höchstwahrscheinlich in Eskilstuna: Von dieser Quote durfte man in den vergangenen Wochen nicht unbedingt ausgehen. Fest stand bislang lediglich, dass Franziska Reng (LG Telis Finanz Regensburg) nach ihrer bravourösen Vorstellungen bei den Deutschen U 23-Meisterschaften in Wetzlar in Schweden über 5000 Meter starten wird und Patrick Karl (TV Ochsenfurt) über 3000 Meter Hindernis einen weiteren Start bei internationalen Meisterschaften auf sein Konto verbuchen darf.

Lisa-Marie Petkov (LG Stadtwerke München) hatte bereits in den Wochen zuvor drei Mal die EM-Norm über 400 Meter Hürden (59,75 Sekunden) unterboten. Auch in Mannheim blieb sie im vierten Rennen hintereinander mit 58,50 Sekunden deutlich unter dem geforderten Richtwert und und sicherte sich als Zweite mit hoher Wahrscheinlichkeit das begehrte Ticket nach Eskilstuna. Schon am Samstag konnte Petkov ihre exzellente Form auch über die 400 Meter unter Beweis stellen. Mit sehr guten 54,98 Sekunden katapultierte sie sich zudem in die deutsche 4 x 400 Meter–Staffel. Auch ihre Vereinskameradin Lisa-Marie Jacoby nutzte nach langer Verletzungspause die einzige Chance auf einen Schweden-Tripp. Mit sehr guten 55,44 Sekunden schob sie sich ebenfalls ins Blickfeld und - wie ihr Verein LG Stadtwerke München bereits in einer Presseerklärung verbreitete - mitten in die deutsche U 20-Langstaffel. Nun können die beiden frischgebackenen Abiturientinnen die kommenden zwei Wochen für die Ausprägung der Form für dieses internationale Highlight der Saison nutzen.

Für Michael Adolf (DJK Ingolstadt) endete in Mannheim eine lange Leidenszeit. Der frischgebackene Abiturient katapultierte sich mit einem fulminanten Lauf über 400 Meter Hürden in einen neue Dimension. Und auch die zehnte Hürde konnte den Ingolstädter nicht bremsen: Zwar trat der 19-Jährige in das letzte Hindernis, nahm dann aber noch einmal die Beine in die Hand und stürmte nach 51,77 Sekunden ins Ziel – damit hatte er die Norm für die U 20-EM (52,00 Sekunden) in die Tasche und setzte sich an die Spitze der deutschen U 20-Bestenliste. Für den Sieg reichte das allerdings nicht: Im letzten Lauf stürmte der Franzose Victori Coroller in 50,45 Sekunden zu einem neuen Meetingrekord, den zuvor Varg Königsmark (50,46 Sekunden) gehalten hatte.

Für eine mehr als erfreuliche Überraschung sorgte am Sonntag schließlich Max Grieger (1. FC Passau) über 200 Meter. Der junge Passauer, den leichtathletik.de - wohl wegen seines Dialekts - als "Urbayer" bezeichnete, und der erst seit gut einem Jahr ernsthaft Leichtathletik betreibt, verbesserte sich um 17 Hundertstel auf 21,25 Sekunden und erfüllte damit fast sensationell die DLV-Mindestleistung für die U 20-EM (21,30 Sekunden). "Ich wusste, dass die Norm möglich ist, aber so richtig daran geglaubt habe ich nicht", gestand Max Grieger fassungslos.

Trotz teils sehr guter Leistungen eher traurig zurück in den Freistaat fuhren dagegen zwei junge Werfer. Zwar hatte Valentin Döbler (LG Stadtwerke München) vor Mannheim den Eskilstuna-Wert (18,50 Meter) mit 18,65 Meter übertroffen. Doch ebenso wie seine jüngere Schwester Amelie in der weiblichen U 18 blieb auch ihm nichts anders übrig, als der enorm starken nationalen Konkurrenz in Person von Patrick Müller (SC Neubrandenburg) und Malte Dörner (LV 90 Erzgebirge) den Vortritt zu lassen. Döbler gelangen bei der Bauhaus-Gala 18,28 Meter. Sogar mit einer neuen persönlichen Bestleistung von 57,77 Meter (Norm: 56,00 Meter) gewann Lukas Koller (TSV 1880 Wasserburg) den Diskus-B-Wettbewerb. In Mannheim gab jedoch gleich drei deutsche Athleten, die noch weiter werfen: Henning Prüfer (SC Potsdam; 63,76 Meter), Tony Zeuke (LV 90 Erzgebirge; 60,45 Meter) und Clemens Prüfer (SC Potsdam; 59,02 Meter). Der Anerkennung durfte sich der junge Bayer angesichts seiner bemerkenswerten Weite jedoch sicher sein.

Zwei, die ursprünglich ebenfalls mit Eskilstuna geliebäugelt hatten, traten aus Verletzungsgründen gar nicht erst die Reise ins Badische an. Die Dreispringer Dimitri Antonov und Stefanie Aeschlimann (beide MTV 1881 Ingolstadt) wollen sich nun ganz auf die Deutschen U 20-Meisterschaften in Jena (31. Juli bis 2. August) konzentrieren.