Evi Weber steigerte in einem hochklassigen Wettkampf ihre persönliche Bestleistung auf 51,50 Meter.

Die U 20-Jugendliche Rebecca Zimmer warf zum ersten Mal über 50 Meter.

Amelie-Sophie Lederer gewann mit dem Rückenwind des Staffel-Goldes bei der U 23-EM souverän die 100 Meter.

Mareike Bauer war über 400 Meter nicht zu schlagen.

Im Aufwind: Stefanie Aeschlimann tastet sich im Dreisprung langsam wieder an große Weiten heran.

Tina Präger holte bei den Bayerischen U 23-Meisterschaften einen kompletten Medaillensatz. Alle Fotos: Theo Kiefner

Wieder um ein paar Zentimeter weiter kam in Augsburg Hammerwerfer Simon Lang. Die 70-Meter-Marke muss indes noch warten. Foto: Michael Straub

21.07.2015 16:49 // Von: Reinhard Köchl

Bayerische MS U 23 Aichach: Höhere Teilnehmerzahlen und grandiose Diskus-Wettbewerbe

Bayerische Meisterschaften in der Altersklasse U 23? Auf jeden Fall! Obwohl ein Teil der Funktionäre und Trainer seit geraumer Zeit vehement deren Streichung fordert, gab es bei den diesjährigen Titelkämpfen im schmucken Aichacher Josef-Bestler-Stadion trotz der bevorstehenden Deutschen Meisterschaften in Nürnberg sowie der parallel stattfindenden U 20-EM in Eskilstuna erstaunlicherweise sogar höhere Teilnehmerzahlen als 2014 in Regensburg. Und die Leistungen waren dabei zum Teil bemerkenswert.

Mit insgesamt 196 (101 männlich, 95 weiblich) Startern kamen in diesem Jahr deutlich mehr Sportler ins bayerische Schwaben, um sich in den Medaillenkampf bei der Altersklasse U 23 einzureihen. Im vergangenen Sommer waren es noch 166 gewesen. Das spricht eine klare Sprache für die durchaus vorhandene Attraktivität der früheren Junioren-Titelkämpfe und beim Blick auf die Ergebnisliste auch gegen die immer wieder aufkeimende Behauptung, hier bekomme lediglich die „zweite Garde“ eine Gelegenheit, Edelmetall zu ergattern. Mehrere Leistungsträger der bayerischen Leichtathletik nützten die Gelegenheit, um vor Nürnberg und bei einer Reihe von U 20-Athleten auch vor den Deutschen Jugendmeisterschaften in Jena (31. Juli bis 2. August) noch einmal ihre Form zu testen. Dabei bot die gastgebende LG Aichach-Rehling über zwei Tage hinweg einen nahezu perfekten Rahmen mit schnellen Ergebnisauswertungen, engagierten Kampfrichter und Helfern sowie würdevollen Siegerehrungen. Im 25 Kilometer entfernten Augsburg suchten derweil die Hammerwerfer auf der Rasenkraftsportanlage am Koblweg ihre Meister.

In allen Disziplinbereichen überraschten die U 23-Athleten aus dem Freistaat mit recht ansprechenden Resultaten, die in einigen Fällen sogar besser waren, als eine Woche zuvor bei den „großen“ Bayerischen Meisterschaften in Markt Schwaben. Dass dort wie in Aichach die Werfer für die dicksten Ausrufezeichen sorgten, spricht nicht zuletzt für die gute Nachwuchsarbeit in diesem Bereich. Als der hochklassigste Wettbewerb erwies sich Sonntagvormittag der Diskuswurf auf dem Nebenplatz des Josef-Bestler-Stadions, der sich einmal mehr als exzellente Segelwiese erwies und so manchen Traum von einer großen Weite in Erfüllung gehen ließ. Bei den Männern dominierte der U 20-Jugendliche Lukas Koller (TSV 1880 Wasserburg), der sich nun auch mit der Zwei-Kilo-Scheibe auf ausgezeichnete 54,49 Meter verbesserte, vor Christian Zimmermann, der auf glatte 52,00 Meter kam, und Markus Schwertfeger (LAZ Kreis Würzburg) mit 48,35 Meter.

Grandioses Duell zwischen Evi Weber und Rebecca Zimmer

Dass man (Frau) bei der weiblichen U 23 mit der „Hammerweite“ von 50,76 Meter in diesem Jahr nur Silber bei den Bayerischen Meisterschaften mit nach Hause nehmen kann, hätte wahrscheinlich auf niemand für möglich gehalten. Doch Rebecca Zimmer (LG Bamberg) war dies herzlich egal. Gleich im ersten Versuch überwand die frischgebackene Abiturientin zum ersten Mal überhaupt die 50-Meter-Marke und quittierte dies mit einem spitzen Schrei. Immerhin schaffte die 18-Jährige damit „nachträglich“ auch noch die EM-Norm und darf sich nun als Siegerin einer launigen Wette feiern innerhalb des Wurfstützpunktes Stadtsteinach feiern lassen. Ihr Trainingspartner Markus Schwertfeger muss nun bei Zimmers Abi-Ball Rebeccas High-Heels tragen, weil sie an diesem Tag weiter warf als er.

Dass dies allerdings nicht zum Sieg reichte, war einer Evi Weber (TSV 1862 Erding) in absoluter Bestform zu verdanken. Mit gleich fünf Würfen über 50 Meter, wovon der weiteste bei 51,50 Meter niederging, unterstrich die vorjährige deutsche U 20-Vizemeisterin, dass sie bestens vorbereitet in die Titelkämpfe von Nürnberg geht. Auf Platz drei landete Julia Rothfischer (LAG Mittlere Isar; 40,27 Meter).

Im Kugelstoßen der jungen Männer ließ dann Christian Zimmermann (Kirchheimer SC) nichts anbrennen und holte sich in starken 17,55 Meter ohne Probleme den Titel vor Valentin Döbler (LG Stadtwerke München), der mit der 7,25-Kilo-Kugel auf 16,20 Meter kam und bei den Deutschen Jugendmeisterschaften nach einer Medaille schielt. Dennis Edelmann (LG Augsburg; 13,98 Meter) wurde Dritter. Laura Renner (TV Altötting) dominierte die Frauenkonkurrenz mit einem Stoß über die 13-Meter-Marke (13,08 Meter). Auf den Plätzen landeten Annemarie Schlueter (LG Stadtwerke München; 11,93 Meter) und Anna Schmid (TV Dingolfing; 11,91 Meter).

Lucien Aubry ohne Probleme

Über 100 Meter überquerte Favorit Lucien Aubry (LG Erlangen) ohne Mühen als erster die Ziellinie. Obwohl die offiziellen Windwerte bei 0,0 gemessen wurden, mussten vor allem die Sprinter und die Weitspringer am ersten Tag mit kleineren kreiselnden Luftwirbeln fertig werden. Dies beinhaltete, dass der Wind innerhalb weniger Sekunden von Seite und dann von vorne kam. Aubry schaffte unter diesen Vorzeichen vorzeigbare 10,73 Sekunden. Jonas Wohlfahrt (LAZ Kreis Würzburg), der im Finale Zweiter in 10,94 Sekunden wurde (Platz drei ging an Alexander Schmidt, ESV Nürnberg Rangierbahnhof in 11,03 Sekunden), sicherte sich dann tags darauf unter besseren Bedingungen die Goldmedaille über 200 Meter (21,81 Sekunden) in einem spannenden Duell mit Samuel Aßmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr; 21,87 Sekunden) Auf Platz drei landete Felix Mittermeier (SWC Regensburg; 22,16 Sekunden). Zwei Läufer blieben über die Stadionrunde unter 50 Sekunden. Gold ging an Aßmanns Teamkollegen Philipp Finsterwalder (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) in 49,51 Sekunden, Silber holte sich Raphael Bauer (DJK Friedberg) in 49,90 Sekunden, Bronze ging an Arthur Voigt (LAC Quelle Fürth; 50,55 Sekunden).

Spannende Rennen mit ansprechenden Zeiten sahen die Zuschauer trotz der drückenden Schwüle auf den Mittelstrecken, wobei sich jeweils packende Duelle um den Titel entwickelten. Die 800 Meter gingen an Adrian König-Rannenberg (LG Stadtwerke München), der in 1:53,62 Minuten Tim Englbrecht (LG Telis Finanz Regensburg; 1:53,71 Minuten) niederrang. Arthur Voigt gewann hier abermals Bronze (1:57,39 Minuten). Erst auf den letzten Zentimetern schob sich Tim Ramdane Cherif (LG Telis Finanz Regensburg) über 1500 Meter über 1500 Meter an U 23-EM-Teilnehmer Konstantin Wedel (LAC Quelle Fürth) vorbei und gewann in 3:51,19 zu 3:51,36 Minuten (Dritter: Hiob Gebisso, TG Viktoria Augsburg, 3:57,42 Minuten).

David Faltenbacher vier Mal über sieben Meter

Weitspringer David Faltenbacher (LG Stadtwerke München) dominierte seine Spezialdisziplin mit vier Versuchen über die Sieben-Meter-Marke, wobei der weiteste bei 7,18 Meter gemessen wurde. Zwei knapp übergetretene Versuche lassen für die Deutschen Jugendmeisterschaften auf noch bessere Weiten hoffen. Zudem gewann Faltenbacher gemeinsam mit Daniel Trossmann – der sich beim Weitsprung als Mitfavorit unglücklich verletzte, souverän mit seinem Verein die Goldmedaille mit der 4 x 100 Meter-Staffel (42,50 Sekunden). Im Weitsprung kratzte Sebastian Spinnler (LG Landkreis Aschaffenburg) als Zweiter an der Sieben-Meter-Marke (6,98 Meter), während Bronze an Lukas Aufinger (TSV Ottobrunn) mit 6,75 Meter ging. Die weiteren Staffelmedaillen holten sich die LG Erlangen (43,45 Sekunden) und die SpVgg Auerbach/Streitheim (43,59 Sekunden).

Es wäre das Tüpfelchen auf dem i gewesen: Stabhochsprungmeister Simon Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) versuchte sich nach im zweiten Versuch übersprungen 4,90 Meter sogar an 5,00-Metern, scheiterte aber drei Mal. Auch Julian Meuer als Zweiter mit 4,80 Meter und Korbinian Suckfüll (beide TSV Gräfelfing) als Dritter mit 4,70 Meter hatten gute Höhen zu Buche stehen. Im Hochsprung schnappte sich Sven Glück (TSV Schierling) nach dem U 20-Titel das nächste Gold (2,00 Meter) vor Andreas Plößl (SWC Regensburg) und Florian Richter (TV 1884 Marktheidenfeld), für die 1,93 Meter notiert wurden. Im Dreisprung wurde Dimitri Antonov junior (MTV 1881 Ingolstadt) mit fast zwei Metern Vorsprung mit nur einem gültigen Versuch (14,58 Meter) U 23-Meister. Dahinter belegten Sebastian Lohdal (LAG Mittlere Isar; 12,74 Meter) und Domink Hager (TuS Geretsried; 12,25 Meter) die weiteren Medaillenplätze.

Im 110-Meter-Hürden-Finale setzte sich Paul Bobinger (TSV 1860 München) in 15,38 Sekunden vor André Zahl (TS Herzogenaurach; 15,42 Sekunden) und Christian Kolb (SC Vöhringen; 15,50 Sekunden) durch, über die längere 400-Meter-Hürdendistanz hieß der Sieger Andreas Kölbl (TSV Penzberg) in 54,14 Sekunden. Paul Bobinger und Victor Schmieder (MTV 1881 Ingolstadt) teilten sich Silber in jeweils 55,61 Sekunden. Das Speerwerfen litt unter dem einzigen starken Regenschauer zwei Tage von Aichach. Gold ging an den Jugendlichen Justin Polster (TSV Bad Endorf), der auf 53,88 Meter kam, vor Emanuel Koncar (LG Telis Finanz Regensburg; 52,30 Meter) und Julias Rapp (MTV 1862 Pfaffenhofen; 49,74 Meter).

Staffel-Europameisterin Amelie Sophie Lederer holt auch bayerisches U 23-Gold

Eine frischgebackene Europameisterin gab dem Aichacher Publikum und den Bayerischen U 23-Meisterschaften die Ehre. Keine Frage, dass Amelie-Sophie Lederer (LAC Quelle Fürth) problemlos eine Woche nach ihrem bislang größten sportlichen Erfolg bei der U 23-EM in Tallinn auch auf Platz eins über 100 Meter sprintete (11,91 Sekunden). Sophia Eberle (MTV 1881 Ingolstadt) verhinderte durch ihren zweiten Rang (12,28 Sekunden) vor Sinéad Ebert (12,30 Sekunden) einen Fürther Doppelsieg. Dafür konnte Ebert tags darauf über 200 Meter (24,70 Sekunden) keine das Wasser reichen. Hinter reihten sich Marina Tomic (LAG Mittlere Isar; 25,60 Sekunden) und abermals Sophia Eberle (25,64 Sekunden) ein. Katharina Winkler (LAC Quelle Fürth) blieb über 100 Meter Hürden wieder einmal unter 14 Sekunden (13,96 Sekunden) vor Johanna Windmaier (TSV 1880 Wasserburg; 14,27 Sekunden) und Isabel Mayer (SWC Regensburg; 14,58 Sekunden). Für Lederer, Ebert und Winkler gab es freilich noch eine zweite Goldmedaille, und zwar mit der Fürther Frauenstaffel über 4 x 100-Meter, wo sie mit Kerstin Schellenberger deutlich in 47,05 Sekunden vor dem MTV 1881 Ingolstadt (48,30 Sekunden) und der LG Region Landshut (49,81 Sekunden) ins Ziel kamen.

Eine ebenso souveräne Vorstellung bot Mareike Bauer (LG Karlstadt.Gambach-Lohr) über die 400 Meter, wo sie in 56,65 Sekunden klar vor Dorothee Weißenseel (LG Haßberge; 57,35 Sekunden) und Antonia Ellenrieder (LG ESV Augsburg-TSV Neusäß; 59,73 Sekunden) blieb. Der 400-Meter-Hürden-Titel ging an Luisa Miorin (SC Vöhringen) in 63,60 Sekunden. Dahinter: Antonia Ellenrieder (64,24 Sekunden) und Christina Schlee (TSV Burghaslach; 66,75 Sekunden).

Christine Gess testet

Ihre Form vor Nürnberg testen wollte noch einmal Christine Gess (LG Stadtwerke München). Das Ergebnis: zwei U 23-Titel. Den einen gewann die 21-Jährige in ihrer Paradedisziplin 800 Meter in einem beherzten Sololauf von der Spitze weg in 2:10,79 Minuten vor Elisbaeth Plötz (TV Bad Kötzting; 2:13,51 Minuten) und Felicia Körner (LG Sempt; 2:22,90 Minuten). Den anderen nahm sie in einer Überdistanz, nämlich den 1500 Metern, mit nach Hause. Hier blieben die Uhren für sie nach 4:42,70 Minuten stehen. Silber ging an Lena Göstl (LAC Quelle Fürth; 4:45,15 Minuten), Bronze blieb für Katrin Geiger (SV Steinheim; 4:45,85 Minuten). Am Rande absolvierte mit Gess? Trainingspartnerin Christina Hering (LG Stadtwerke München) eine weitere EM-Medaillengewinnerin in Aichach Tempoläufe, ohne dabei aktiv ins Wettkampfgeschehen einzugreifen.

Ein Klasse für sich ist auf den Langdistanzen in Bayern, aber auch in Deutschland, mittlerweile Regina Högl (LG Region Landshut). Die 3000 Meter absolvierte sie als Einzige unter zehn Minuten (9:47,25 Minuten) vor Ann-Kathrin Wiertz (LAC Quelle Fürth; 10:01,17 Minuten) und Katrin Geiger (10:09,17 Minuten).

Nur zwei Stabhochspringerinnen buhlten um den bayerischen U 23-Titel – mit dem besseren Ende für Annika Treffehn (TV 1848 Schwabach), die 3,20 Meter überquerte und Daniela Weichselgartner (TSV 1880 Wasserburg; 3,00 Meter) hinter sich ließ. Wieder nach oben zeigte die Formkurve der Deutschen U 20-Dreisprung-Hallenmeisterin Stefanie Aeschlimann (MTV 1881 Ingolstadt). Nach überstandenen Rückenbeschwerden sicherte sich die Gold in 12,22 Meter vor Tina Pröger (11,61 Meter) und Sarah Wimmer (beide LAC Quelle Fürth; 11,04 Meter). Präger ihrerseits wurde ihrer Favoritenrolle im Weitsprung mit 5,84 Meter vor Johanna Windmeier (5,66 Meter) und Kerstin Schellenberger (5,56 Meter) vollauf gerecht. Im Hochsprung reichten Carina Dörr (Athletik- und Sprintteam München) 1,66 Meter zu Gold. Isabel Mayer und aber Tina Pröger, die als Dritte ihren Medaillensatz komplettierte, übersprangen 1,63 Meter.

Im Speerwerfen schob sich mit dem buchstäblichen letzten Wurf Titelverteidigerin Magdalena Scheffel (LG Würm Athletik) vom vierten auf den ersten Rang (43,27 Meter) und verwehrte Anna Seitz (1. FC Pleinfeld; 42,78 Meter) eine Woche nach ihrem U 20-Titel das Double. Simone Schramm (LG Bamberg) wurde Dritte mit 41,34 Metern.

Simon Lang mit neuer Bestleistung

Bei den nach Augsburg ausgelagerten Meisterschaften der Hammerwerfer konnte Simon Lang (LG Stadtwerke München mit neuer persönlicher Bestleistung von 69,70 Metern überzeugen. Die 70-Meter-Marke soll nun in Nürnberg fallen. Sebastian Staudacher junior (SV Achenmühle) gewann mit 59,57 Meter Silber, Sebastian Schramm (LG Stadtwerke München) belegte mit 56,70 Metern Platz drei. Ganz schwach das Teilnehmerfeld bei den Frauen. Hier gab es mit Anna Arlt (LG Stadtwerke München) nur eine einzige Teilnehmerin. Sie warf 52,06 Meter.