Die Finisher des Zehnkampfs von Ingolstadt in bester Stimmung. Foto: Tanja Rolle

Carlotta Schraub gewann den Siebenkampf der U 23. Foto: Dirk Fußwinkel

23.08.2015 08:37 // Von: Karl Becker

Der ausgefallenen Mehrkampf-DM zum Trotz: Vielseitigkeitsathleten treffen sich in Ingolstadt

Die besten Zehnkämpfer und Siebenkämpferinnen der Republik waren schlichtweg sauer: Trotz großer Bemühungen hatte der DLV in diesem Jahr keinen Ausrichter für die Deutschen Mehrkampfmeisterschaften der Aktiven und der U 23 gefunden, nachdem die Titelkämpfe noch 2014 in Vaterstetten stattfanden. Aus diesem Grund nahm nun das LFZ München das Heft in die Hand und organisierte auf dem Gelände des MTV 1881 Ingolstadt eine Ersatzveranstaltung. Eine Nachlese von LFZ-Chef Karl Becker.

Die WM in Peking zieht derzeit wieder alle Blicke auf sich. Die Leichtathletik hat wieder die Gelegenheit, sich von den negativen Schlagzeilen zu verabschieden, um den Sport an sich wieder in den Fokus zu rücken. Jedoch sollte die Problematik Doping nicht wieder unter den Tisch fallen, aber jetzt sind die Sportlerinnen und Sportler wieder im Fokus, die diese Aufmerksamkeit mehr als verdient haben. Sicherlich kann der Deutsche Leichtathletik Verband (DLV) stolz sein auf die Qualität, die in den zurückliegenden Jahren im Spitzensport aufgebaut wurde – vor allem auch im Mehrkampf, der leichtathletischen Königsdisziplin.

Jedoch kann und darf der Verband nicht stolz sein, dass es dieses Jahr keinen nationalen Höhepunkt der Erwachsenen gab – weder in der Halle, noch im Freien. Etliche Trainer und Athleten der "zweiten und dritten Reihe", die eventuell in den kommenden Jahren in die Spitze stoßen könnten, wurden quasi im Regen stehen gelassen. Und gerade dies kann sich ein Verband nicht leisten, da die Leichtathletik eh schon einen schweren Weg gehen muss, und uns in Zukunft weitere Probleme – besonders im ehrenamtlichen Bereich – bevorstehen. Woher soll der Verband in Zukunft seine Stars rekrutieren? Wie sollen Trainer, Funktionäre und Fans gefunden werden, wenn diese nicht selber begeistert an nationalen Wettkämpfen teilnahmen, und den Sport auf individuell höchstem Niveau betrieben haben? Woher soll diese Leidenschaft kommen, wenn man zwar trainieren darf, aber sich nicht mehr gegeneinander messen darf?

Letztendlich ist es ja die Quintessenz der Leichtathletik: Schneller zu laufen, weiter oder höher zu springen beziehungsweise weiter zu werfen als die anderen. Wir müssen die Breite fördern, um die Spitze und das nötige Umfeld qualitativ erhalten und fördern zu können. Diese Erkenntnis ist sicherlich nicht neu, aber anscheinend im Verband in Vergessenheit geraten, wenn man von aktuellen Ereignissen (DM-Ausfall) und zukünftigen Tendenzen hört.

Die "zweite und dritte Reihe" hat sich dieses Jahr nicht entmutigen lassen. Mehrkämpfer geben im Normalfall auch nicht so schnell auf, so dass es sich 31 Athleten nicht nehmen lassen wollten, zum vorgesehenen Termin der Deutschen Meisterschaften eine inoffizielle "Mini-DM" zu veranstalten. Das Leichtathletik Förderzentrum München (LFZ) hat sich bereit erklärt diese Veranstaltung zu organisieren. Dieser kleine Wettkampf fand in Ingolstadt auf der Bezirkssportanlage Mitte, der Heimstädte des MTV 1881 Ingolstadt, statt. Bei guten Bedingungen zeigten vor allem die Männer eine tolle Show. Es kamen etliche Bestleistungen heraus – wie bei einem trainingsplanerischen Höhepunkt auch zu erwarten war – über die sich alle sehr freuten.

Armin Treichel (6904 Punkte; TV Wattenscheid 01), Simon Hosten (7250 Punkte; Deutsche Bestenliste Platz 20; ASC Düsseldorf), Meike Holtkamp (4823 Punkte; LG Olympia Dortmund) und Carlotta Schraub (4827 Punkte; LT DSHS Köln) waren die Gewinner dieses Wochenendes. Die Stimmung war unglaublich gut und jeder freute sich, doch noch eine Startgelegenheit bekommen zu haben.

Und genau das sollte das Ziel sein! Der Sport dient dem Athleten, und nicht dem Geld oder den Medien. Wir brauchen einen Ruck, ausgehend von der Basis, nicht nur aufgrund der Doping-Problematik, sondern auch, um die olympische Kernsportart weiter in der Erfolgsspur zu halten.