Anne Wallebohr holte sich überraschend die Goldmedaillen bei den Frauen über 800 Meter.

Jetzt gehört ihr wieder der bayerische U 18-Kugelstoßrekord: Amelie Döbler. Fotos: Theo Kiefner

29.06.2016 11:49 // Von: Reinhard Köchl

Süddeutsche Meisterschaften Heilbronn: Bayern drücken Titelkämpfen ihren Stempel auf

Terminstau in der Olympiasaison, dazu noch das unberechenbare Wetter: Die Vorzeichen für die Leichtathleten stehen 2016 alles andere als günstig. Um so erfreulicher ist deshalb die erstaunlich hohe Resonanz der bayerischen Sportler auf die Süddeutschen Meisterschaften in Heilbronn zu bewerten. Fünf Titel bei den Aktiven, sechs bei den U 18-Jugendlichen und eine überragende Amelie Döbler mit neuem bayerischen Kugelstoßrekord werfen ein rundum positives Licht auf den Freistaat.

Vielleicht lag es ja auch daran, dass Heilbronn gerade mal "um die Ecke" liegt, knapp 100 Kilometer von der westlichen Grenze Bayerns entfernt. Auf jeden Fall hatte eine durchaus bemerkenswerte Zahl von weißblauen Leichtathleten die diesjährigen süddeutschen Titelkämpfe auf dem Wettkampfplan, und entsprechend gestaltete sich auch das Ergebnis. Die alles überragenden Resulate für die weißblaue Leichtathletik-Familie kamen diesmal aus der Altersklasse U 18. Amelie Döbler (LG Stadtwerke München), eines der größten Wurftalente seit Jahrzehnten, hatte am Sonntag einen wahren Sahnetag und "Kassierte" in einem spannenden vereinsinternen Duell mit ihrer Trainingspartnerin Selina Dantzler (LG Stadtwerke München) wieder deren vor vier Wochen aufgestellten bayerischen Kugelstoßrekord (17,02 Meter). Im sechsten Versuch kam Döbler auf 17,11 Meter, während Dantzler mit nicht minder hochklassigen 16,74 Meter auf den zweiten Rang kam.

Jetzt gehört der bayerische U 18-Kugelstoß-Rekord wieder Amelie Döbler

Dass Amelie Döbler obendrein auch noch ihre Bestleistung mit dem Diskus auf sagenhafte 51,20 Meter nach oben schraubte, damit souverän die deutsche U 18-Bestenliste und dem bayerischen Uralt-Rekord von Cornelia Sulek (LG Lech-Ammersee) von 1977 (!) von 51,64 Meter bedrohlich auf die Pelle rückte, setzte dem rundum gelungenen Trip nach Heilbronn die Krone auf. Amelie Döbler ist zumindest im Diskuswerfen für die U 18-Europameisterschaften in Tiflis (Georgien; 14. bis 17. Juli) gesetzt. Im Kugelstoßen haben sie und Selina Dantzler trotz erfüllter Norm allerdings noch zwei andere Stoßerin vor sich.

Den Titel "Süddeutscher Meister" durften an diesem Wochenende auch noch Diskuswerfer Christian Zimmermann (Kirchheimer SC) mit bärenstarken 54,17 Meter sowie Hochspringer Sven Glück (TV Schierling) mit übersprungenen 2,03 Meter (Dritter wurde hier Manuel Marko, LAC Quelle Fürth mit 1,95 Meter) mit nach Hause nehmen. Den weißblauen Doppelsieg im Diskuswerfen machte Neu-Bayer Benjamin Behling (TSV Unterhaching) perfekt, der in einem hochklassigen Wettbewerb ebenfalls noch die 50-Meter-Grenze übertraf. Für Zimmermann gab es gleichermaßen eine Silbermedaille, und zwar im Kugelstoßen hinter dem überragenden Tobias Dahm (VfL Sindelfingen; 20,36 Meter) mit einem neuen, prächtigen Hausrekord von 18,61 Meter. Valentin Döbler (LG Stadtwerke München) kam dabei auf Rang vier (17,33 Meter).

Patrick Schneider (LAC Quelle Fürth) hat momentan im wahrsten Sinn des Wortes einen Lauf. Nur zwei Tage nach seiner 200-Bestzeit beim Meet-IN in Ingolstadt verbesserte er sich als Dritter des Endlaufes in Heilbronn erneut, und zwar auf 21,02 Sekunden. Der EM-Teilnehmer in der 4 x 400-Meter-Staffel verzichtete diesmal auf seine Paradestrecke, in der sich der frühere Deutsche U 23-Meister Stefan Gorol (DJK Friedberg) nach langer Verletzungspause wieder seiner alten Form nähert. Bei den Süddeutschen Meisterschaften wurde er nach starkem Finish Zweiter in 48,04 Sekunden. Auch Laurin Walter (LG Stadtwerke München) kommt allmählich wieder in die Spur. Auch er sucht nach einem Seuchenjahr den Anschluss an seine frühere Form. Als Viertem gelangen dem 19-Jährigen 48,26 Sekunden.

Reiche Beute machte im Schwäbischen ein anderer aus der Quelle-Trainingsgruppe von Harald Schmaus. Eshetu Zewudie holte sich über 800 Meter Silber (1:51,98 Minuten) vor Gabriel Genck (LG Telis Finanz Regensburg; 1:52,47 Minuten), gewann über 1500 Meter Bronze (3:57,08 Minuten) und machte mit dem Sieg in der Fürther 4 x 400-Meter-Staffel (mit Patrick Schneider, Jamie Williamson und Dario Tippmann) in 3:14,98 Minuten seinen persönlichen Medaillensatz perfekt.

Flotte Langstaffeln

Überhaupt waren die bayerischen Staffel an diesem Wochenende in Heilbronn eine Bank. Das Trio der LG Stadtwerke München mit Henry Heller, Adrian König-Rannenberg und Clemens Bleistein holte sich den Titel über 3 x 1000 Meter in 7:35,47 Minuten vor dem LSC Höchstadt/Aisch (7:36,14 Minuten). Ebenfalls eine der großen Gewinnerinnen der Süddeutschen Meisterschaften hieß Anne Wallebohr (LG Mittlere Isar). Mit ihrem Sieg über 800 Meter in feinen 2:10,77 Minuten vor der favorisierten Katharina Trost (LG Festina Rupertiwinkel; 2:11,06 Minuten) hatten am Sonntag nur wenige gerechnet. Dabei schnappte sich Wallebohr tags zuvor bereits Silber über 1500 Meter in 4:32,93 Minuten.

Auch für andere Sportler aus dem Freistaat regnete es Edelmetall. Jeweils Silber und Bronze umgehängt bekamen über 3000 Meter Hindernis Zacharias Wedel (LSC Höchstadt/Aisch; 9:39,36 Minuten) und Florian Wenzler (LG Würm Athletik; 9:51,99 Minuten) sowie über 200 Meter Franziska Wahl (LAC Quelle Fürth; 24,29 Sekunden) und Katharina Eich (DJK Weiden; 24,49 Sekunden). Süddeutsche Vizemeister wurden die Hammerwerferin Anna Arlt (LG Stadtwerke München) mit 54,61 Meter und Tristan Schwandke (TV Hindelang) mit 67,78 Meter. Über einen guten dritten Stockerlplatz freuen konnten sich Evi Weber (TSV 1862 Erding), die im Diskuswerfen einmal mehr die 50-Meter-Marke übertraf (50,45 Meter), die beiden 400-Meter-Hürdenläufer vom TSV Penzberg, Andreas Kölbl (54,54 Sekunden) und Sharon Müller (62,42 Sekunden) und Weitspringer Sebastian Spinnler (LG Landkreis Aschaffenburg), der sich auf 7,21 Meter verbesserte.

Nur die Plätze unmittelbar neben dem Siegertreppchen gab es für Sprinter Lucien Aubry (LG Erlangen) über 100 Meter (10,72 Sekunden), Kugelstoßerin Sabrina Zeug (LG Oberland), die sich immer mehr der 14-Meter-Marke nähert (13,81 Meter) und die U 20-Jugendliche Louisa Rieger (LG Stadtwerke München) über 400 Meter bei den Frauen (57,25 Sekunden).

Julia Zintl gewinnt U 18-Stabhochsprung

Die Jüngste kam im Stabhochsprung der weiblichen Jugend U 18 am höchsten: Julia Zintl (LG Stadtwerke München) - eigentlich in der U 16 startberechtigt - holte sich den Süddeutschen Titel mit ausgezeichneten 3,55 Meter. Für weitere U 18-Goldmedaillen in der blitzsauberen bayerischen Bilanz sorgten Julia Schraml über 800 Meter (2:15,13 Minuten), Andreas Maulberger (TSV Vilsbiburg) über 100 Meter (10,96 Sekunden) vor Nick Kocevar (LG Stadtwerke München) auf Rang drei (11,07 Sekunden) und Anna Hirt (LG Bamberg) über 3000 Meter (10:27,92 Minuten).

Eine Nachwuchssprinterin mit einer vielversprechenden Persoektive ist Nina Bauch (LG Augsburg). Bei den Süddeutschen Meisterschaften ihrer Altersklasse U 18 wurde die 16-Jährige Dritte über 100 Meter (12,20 Sekunden) und schnupperte über 200 Meter einige Sekunden sogar am Titel, bevor sie eine Verletzung zurückwarf. Über Platz zwei in 25,29 Sekunden konnte sie sich anschließend nicht mehr freuen. Bronze schimmerte das Edelmetall, das Hannes Burger (Läuferclub Buchendorf) über 1500 Meter (4:11,65 Minuten), Paul Tretter (TV 1860 Gunzenhausen) im Stabhochsprung (4,10 Meter) und Johanna Ostermair (LG Aichach-Rehling) über 400 Meter Hürden (65,31 Sekunden) bei der Siegerehrung umgehängt wurde. Im 1500-Meter-Hindernisrennen der Mädchen ergatterte Johanna Beck (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) den Vizetitel (5:14,24 Minuten), während Luca-Anna Liersch (LG Würm Athletik) in 5:16,60 Minuten Dritte wurde.