Addisu Tulu Wodajo (Numer 67) holte sich beim Fränkische Schweiz-Marathon in Ebermannstadt seinen ersten bayerischen Titel. Foto: Theo Kiefner

06.09.2016 10:10 // Von: Dieter Claus

Bayerische Marathonmeisterschaften Ebermannstadt: Gold für Addisu Wodajo und Kristina Sendel

Im Frühjahr Silber, im Herbst Gold: Der Äthiopier Addisu Tulu Wodajo (TV 1848 Coburg) ist gut bei den Meisterschaften auf den bayerischen Langdistanzen unterwegs. In Bad Staffelstein auf der Halbmarathonstrecke holte er Silber, am vergangenen Sonntag beim Fränkische Schweiz-Marathon in Ebermannstadt mit den Bayerischen Marathonmeisterschaften war der Titel fällig. In der Frauenkonkurrenz siegte Kristina Sendel (Team Icehouse) mit einer Zeit von 3:06:14 Stunden.

In einer Dilemmasituation befindet sich der Bayerische Leichtathletik-Verband (BLV) mit der Vergabe seiner Marathonmeisterschaften. Sowohl im Frühjahr als auch im Herbst stehen die Titelkämpfe stets im Schatten bevorstehender großer Citymarathons. Schon in den vergangenen Jahren versammelten sich nicht alle der leistungsstarken Marathonis aus dem Freistaat an der Startlinie. Dieses Jahr verzichteten ebenfalls viele Spitzenläufer auf eine Teilnahme, weil zum Beispiel Veranstaltungen in Hamburg, Berlin, München und Frankfurt in den nächsten Wochen anstehen. Insgesamt kamen 59 Finisher bei den Bayerischen Marathonmeisterschaften ins Ziel.

Bis zur ersten Zwischenzeitmessung beim Kilometer zehn liefen noch vier Läufer an der Spitze: der Äthiopier Berhano Diro (LAC Quelle Fürth), der noch keine Startberechtigung zu den Meisterschaften besitzt, Sven Ehrhardt (Team Memmert) sowie die beiden Coburg-Läufer Timo Gieck und Addisu Tulu Wodajo. Doch dann konnten die beiden Deutschen das Tempo nicht mehr halten. Das afrikanische Duo überquerte bereits mit vier Minuten Vorsprung nach 1:51:22 Stunden und 31 Kilometern eine weitere Wendemarke.

Als Berhano Diro langsamer wurde, wartete Addisu Tulu Wodajo auf seinen Landsmann. Am Ende gehörte ihm freilich der Titel mit einer Zeit von 2:29:35 Stunden. Eine Einstellung des Streckenrekordes verfehlte er jedoch. Bayerischer Vizemeister wurde mit 2:36:06 Stunden Sven Ehrhardt, der realistisch resümierte: "Die Äthiopier haben mit uns gespielt." Für die Läufer des TV 1848 Coburg war der Wettbewerb ein äußerst erfolgreicher Tag, gelang es ihnen doch, gleich drei Athleten unter den ersten fünf Meisterschaftsteilnehmern zu positionieren.

Eher selten laufen auf der Langstrecke die Frauen gemeinsam, sondern halten sich in Männergruppen auf. So verhielt es sich bei den beiden schnellsten Läuferinnen des Marathons in der Fränkischen Schweiz, der Kroatin Marija Vrajic und der Rumänin Maria Magdalena Veliscu. Fast die gleiche Zeit liefen die ersten zehn Kilometer Eva Scheu (Team Finishline), die jedoch nicht für die Meisterschaften gemeldet hatte, und Kristina Sendel (Team Icehouse). Doch dann musste sie ihre Konkurrentin ziehen lassen. Am Ende war Kristina Sendel über ihren ersten bayerischen Meistertitel sicherlich überrascht.

Nicht alle der bayerischen Seniorenläufer und -läuferinnen aus dem Spitzenbereich ließen das fränkische Marathonerlebnis links liegen. So werden sich die Sieger in der M 35, M 45, M 50 und M 60 Markus-Kristan Siegler (LG Erlangen), Alexander Sellner (LG Passau), Jürgen Steiner (DJK Weiden) und Rainer Leyendecker (SV Schwindegg) mit ihren Zeiten in den Bestenlisten 2016 wieder finden. "Schade, dass die Bayerischen Marathonmeisterschaften nicht von vielen Spitzenläufern angenommen werden, es war doch eine supergute Veranstaltung", meint der Sieger in der W 65 Manfred Dormann (TV Bad Brückenau). Dormann setzte sich mit seiner Siegerzeit von 3:11:36 Stunden an die Spitze der bayerischen Bestenliste 2016. Gleiches gilt für den Bayerischen Marathonmeister 2016 in der M 70, Jürgen Garrandt (PTSV Rosenheim). Seine Zeit über 42,195 Kilometer belief sich auf 3:38:56 Stunden.

Insgesamt war die Veranstaltung aus der Sicht des verantwortlichen BLV-Laufwarts Hans-Peter Schneider eine gelungene. Für die Läufer war die Organisation perfekt, auch das Wetter konnte man diesmal gegenüber den Vorjahren weitgehend als „Läuferwetter“ bezeichnen. Schneider meinte: "Viele sehen einen Vorteil, durch das Tal entlang der Wiesent einen Marathon zu laufen und tragen sich für eine Bayerische Meisterschaft ein. Andere bevorzugen lieber größere Events wie München oder Frankfurt ohne eine Chance für einen Titel. Schade! Überdies geht der Trend wohl insgesamt vom Marathon auf Halbmarathon über, was hier die Teilnehmerzahlen beim Halbmarathon von über 600 belegen."