25.07.2010 22:13 // Von: Gerd Raithel

Bayerische MS München, Teil 2: Mit der Sonne kommen die Leistungen

Welch ein Unterschied: Dem verregneten, kühlen ersten Tag bei den Bayerischen Meisterschaften im Münchner Dantestadion folgte ein Sonntag mit strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Die stimmungsvolle Atmosphäre animierte die Aktiven zu zahlreichen beachtlichen Leistungen. Höhepunkt war der 200-Meter-Lauf der Männer, den David Gollnow in hervorragenden 21,06 Sekunden gewann.

Auch in anderen Disziplinen verzeichnete man bei optimalen Bedingungen zum Teil recht gute Leistungen und spannende Entscheidungen, einige Schwachstellen konnten allerdings nicht übersehen werden. Eine Übersicht über die Wettkämpfe des zweiten Tages:

Männer

200 Meter: Die Fans wollten ihren Augen kaum trauen, als die elektronische Zeitmessung bei der Siegerzeit von 21,06 Sekunden stehenblieb, und selbst der junge Mann, der dieses Staunen ausgelöst hatte, war überrascht. David Gollnow (TSV 1862 Erding), am Samstag schon überlegener Sieger über 400 Meter Hürden, hatte den 200-Meter-Endlauf in bestechendem Stil gewonnen - vor dem keineswegs enttäuschenden Favoriten Florian Rentz (LG Stadtwerke München/21,27 Sekunden) und dem ebenfalls starken Christian Rasp (LG Karlstadt-Gambach-Lohr/21,66 Sekunden). „Eine Verbesserung meiner bisherigen 200-Meter-Bestzeit von 21,79 Sekunden hatte ich mir schon zugetraut, aber nicht gleich um mehr als sieben Zehntel“, sagte der 21-jährige Erdinger. David Gollnows nächstes Ziel ist ein gutes Abschneiden bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften am 14./.15. August in Regensburg. Er sieht sich weiterhin als 400-Meter-Hürden-Spezialisten, aber „ich laufe auch die 200 Meter sehr gerne, da kann man so richtig Gas geben“.

400 Meter: Gerade erst in diesem Jahr in die A-Jugend aufgestiegen, wurde damals Stefan Gorol (DJK Friedberg) 2009 bayerischer Meister bei den Männern über eine Stadionrunde. Diesen Erfolg wiederholte er, immer noch in der Jugendklasse startberechtigt, jetzt in beeindruckender Weise mit neuer persönlicher Bestzeit von 48,00 Sekunden. Martin Conrad (LAC Quelle Fürth), am Tag zuvor nach dem 800-Meter-Endlauf mit der Goldmedaille dekoriert, musste sich in 48,68 Sekunden mit Rang zwei begnügen, aber mit einem Meistertitel und einen zweiten Platz war er sichtlich zufrieden. Dritter wurde Johannes Graf (LG Telis Finanz Regensburg) in 49,09 Sekunden.

1500 Meter: Im letzten Lauf dieser Meisterschaften gab es ein Ergebnis, das man so in dieser Form erwarten konnte. Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg), bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig Bronzemedaillengewinner im 5000-Meter-Lauf, und Falko Zauber (LAC Quelle Fürth) machten die Entscheidung unter sich aus. Pflieger wehrte auf der Zielgeraden die Attacke von Zauber ab und siegte in 3:51,36 Minuten vor dem Fürther mit der Zeit von 3:51,60 Minuten. Auf den dritten Platz kam Felix Plinke (LG Telis Finanz Regensburg) in 3:35,85 Minuten, dahinter folgten in einem recht dichten Feld sechs Läufer innerhalb von nicht einmal zweieinhalb Sekunden.

110 Meter Hürden: Der BLV-Jahresbeste Christian Balke (DJK Weiden) konnte wegen einer Verletzung seine Meldung nicht erfüllen, für ihn sprang durchaus erwartungsgemäß Maximilian Bayer (LG Donau/Ilm) in die Bresche. Der 20-Jährige, schon im Vorlauf der Schnellste, gewann den Hürdensprint in 14,47 Sekunden sicher vor Florian Geyer (LAG 1860 München/GPK) in 14,86 Sekunden.

Hochsprung: Sieben Teilnehmer traten an, vier davon außer Wertung. Das Resultat entsprach schließlich auch der schwachen Beteiligung. Der A-Jugendliche Simon Potye (FC Aschheim) siegte mit 1,95 Metern vor Alexander Skusa (LAC Quelle Fürth/1,90 Meter), einem weiteren Vertreter der Jugendklasse. Fabian Fleischmann (1.FC Passau) wäre nach den Leistungen der letzten Monate klarer Favorit gewesen, doch bei ihm stand eine Klassenfahrt auf dem Programm.

Dreisprung: Auch dieser Wettbewerb war mit nur vier Teilnehmern recht übersichtlich und schnell beendet. Manuel Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) wäre bei Wetten auf den Sieger eine sichere Bank gewesen, doch der mehrfache deutsche Jugend- und Juniorenmeister, vor einer Woche Sechster bei den deutschen Titelkämpfen der Männer, verzichtete auf den Start. Den Titel sicherte sich Maximilian König (LAZ Kreis Günzburg) mit 14,82 Metern vor dem A-Jugendlichen Felix Bär (LAC Quelle Fürth/13,97 Meter).

Kugelstoßen: Wie gehabt - seit 2003 bereits zum achten Mal in Folge wurde der erst 26 Jahre alte Robert Dippl (LAC Quelle Fürth) bayerischer Meister bei den Männern. Mit seiner Weite  (18,44 Meter) war der DM-Sechste jedoch unzufrieden, hatte er doch kürzlich mit 19,20 Metern eine neue persönliche Bestmarke aufgestellt. „Nach meinen Trainingsleistungen müsste ich eigentlich auch noch weiter als 19,20 stoßen können“, meinte Dippl. Immerhin lag er um mehr als drei Meter vor dem Zweiten Joschua Deckert (LAZ Kreis Würzburg/15,07 Meter) und dem Dritten Alexander Brosche (LG Hof/14,89 Meter). Bayerns erstem 20-Meter-Stoßer und oftmaligem Meister, dem mittlerweile 43-jährigen Oliver Dück (jetzt TSV Bad Endorf), macht es immer noch Spaß, seine Kräfte mit wesentlich jüngeren Athleten zu messen. Mit 14,83 Metern wurde er Vierter.

Diskuswurf: Wieder ein Bayerischer Meister, der noch zur Jugend zählt. Sebastian Dietl (LAZ Obernburg-Miltenberg) siegte mit 48,40 Metern vor dem auch eben erst altersmäßig zu den Junioren aufgestiegenen Joschua Deckert (LAZ Kreis Würzburg/48,32 Meter) und dessen Vereinskameraden Patrick Werner (43,53 Meter). Auf dem Siegerpodest waren also drei Unterfranken unter sich.

Hammerwurf: Der 23-jährige Jerrit Lipske (LG Stadtwerke München) hätte zu gerne endlich die 70-Meter-Marke geknackt, nachdem er in Braunschweig mit 69,47 Metern DM-Fünfter geworden war. Der Sohn der BLV-Wurftrainers erzielte auf dem Nebenplatz des Dantestadion dann „nur“ 67,67 Meter, sein neuer Titelgewinn vor dem drei Jahre jüngeren Johannes Bichler (SV Achenmühle/64,33 Meter) war jedoch nie in Frage gestellt.

 

Frauen

200 Meter: Rebekka Eberle (TV 1860 Gunzenhausen), die bayerische Jugendmeisterin 2009 auf dieser Strecke, hatte bei der DM in Braunschweig vor einer Woche bei den Frauen in 24,47 Sekunden den achten Platz belegt. Das hatte ihren Optimismus bestärkt, schon bald die 200 Meter unter 24 Sekunden laufen zu können. Das schaffte sie in München nicht ganz, doch mit der neuen persönlichen Bestzeit von 24,14 Sekunden holte sich sie ganz überlegen den Meistertitel vor Mona Schilhanneck (TS Lichtenfels/24,75 Sekunden) nd Susi Zimanyi (LG Telis Finanz Regensburg/24,87 Sekunden).

400 Meter: Die in zwei Zeitläufen ermittelte Meisterin ist Sandra Keil (LAC Quelle Fürth). In 56,82 Sekunden setzte sie sich vor der 36-jährigen Corina Pape (MTV 1881 Ingolstadt/56,95 Sekunden) und Katharina Heinle (TV Memmingen/57,07 Sekunden) durch.

1500 Meter: Es fehlte nicht an Spannung in diesem Finale mit 13 Teilnehmerinnen. Recht selbstbewusst und couragiert hatte die junge Jannika John (Jahrgang 1992/LAC Quelle Fürth) in Zusammenarbeit mit ihrer Vereinskollegin Julia Hiller vom Start weg das Feld angeführt, Anja Schneider (DJK Weiden) und Christiane Danner (LG Telis Finanz Regensburg), die beiden gemeinsamen 800-Meter-Meisterinnen vom Vortag, hielten den Anschluss - und diese Vierergruppe blieb bis zur Zielgerade zusammen. Jannika John behauptete sich auch im Endspurt mit 4:36,82 Minuten ganz knapp vor Anja Schneider, die wieder bis auf drei Hundertstel auf die neue Meisterin herankam, Dritte wurde Julia Hiller, deren Saisonaufbau vor allem durch starke Beanspruchung im Medizinstudium beeinträchtigt wurde, in 4:37,16 Minuten vor Christiane Danner in 4:37,59 Minuten. Nicht ganz mithalten mit der Vierergruppe konnte die neue deutsche Meisterin im 3000-Meter-Hindernislauf, Susi Lutz (LG Telis Finanz Regensburg), die in 4:41,52 Minuten Fünfte wurde.

100 Meter Hürden: Vor einer Woche hatte Jennifer Reinelt (1. FC Passau) als Achte bei den Deutschen Meisterschaften mit 13,47 Sekunden (im Vorlauf) einen neuen bayerischen Juniorinnenrekord aufgestellt. Diese Zeit wollte sie natürlich daheim in Bayern bestätigen, die Form schien zu stimmen, wie sie am Samstag bei ihrem fulminanten Sprint als Schlußläuferin der siegreichen Passauer 4 x 100-Meter-Staffel zeigte. Doch dann kam der unerklärliche Einbruch im Vorlauf über 100 Meter Hürden. War sie geschockt vom Blitzstart der außer Konkurrenz laufenden Indonesierin Dedeh Erawati, die in 13,47 Sekunden über die Hürden hinweghuschte?  Jennifer Reinelt wirkte unkonzentiert, kam nie in ihren Rhythmus und blieb deutlich um über zwei Sekunden hinter ihrer Bestzeit zurück. Damit verpasste sie den Endlauf, in dem sie als haushohe Favoritin gegolten hätte. Neue Meisterin im Hürdensprint wurde die vielseitige Sunita Kumar (Kirchheimer SC) in 14,30 Sekunden vor Anna Biller (1. FC Passau/14,41 Sekunden), Elisabeth Glonegger (MTV 1881 Ingolstadt/14,53 Sekunden) sowie der Vorlaufschnellsten, der 18-jährigen Julia Auer  (LAZ Inn/14,56 Sekunden).

Hochsprung: Am Speerwurf, also ihrer Spezialdisziplin, hatte die ehemalige Junioren-Weltmeisterin Sandra Schaffarzik (ESV Nürnberg Rangierbahnhof), verletzungsbedingt nicht teilnehmen können, dafür hielt sie sich einen Tag später im Hochsprung schadlos. Als Hochspringerin war sie früher auch schon in der Jugend und bei den Juniorinnen erfolgreich gewesen. Nun gewann sie bei den Frauen die Goldmedaille mit 1,66 Metern in einer freilich leistungsschwachen Konkurrenz, in der 1,61 Meter für die nächsten vier Plätze reichten. Zweite wurde Melanie Singer (LG Würm Athletik) vor Wanda Müller (A-Jugend/LAZ Kreis Günzburg).

Stabhochsprung: Daniela Höllwarth war kürzlich in ihrer österreichischen Heimat mit 4,10 Metern Staatsmeisterin geworden. Eine solche Höhe musste sie in München nicht bewältigen, um im Trikot der LG Stadtwerke München auch Bayerische Meisterin zu werden. 3,90 Meter genügten ihr zum Titelgewinn vor der oftmaligen bayerischen Meisterin Simone Langhirt (LAZ Kreis Würzburg/3,80 Meter) und Elena Horn (LG Telis Finanz Regensburg/3,60 Meter).

Dreisprung: Die seit einigen Jahren in Bayern tonangebende Dreispringer Katharina Schreck (TS Herzogenaurach) hatte in dieser Saison Anlaufschwierigkeiten. Ihr Trainer Peter Müller nannte die Gründe: Examens-Schlussarbeiten an der Fachhochschule in Hof sowie eine Umstellung der Dreisprung-Technik. Nach nur bisher wenigen Wettkämpfen in diesem Jahr war sie nun trotzdem der Konkurrenz klar überlegen. Mit 12,87 Metern im letzten Versuch kam sie bis auf zwei Zentimeter an ihre bei der DM in Braunschweig erzielte Saisonbestweite heran. Silber gab es für Sabina Hoja (LG Erlangen/11,73 Meter), die vorher im Weitsprung Dritte geworden war, und Bronze für Svenja Stoll (MTV 1881 Ingolstadt/11,83 Meter).

Kugelstoßen: Nach der Saison 2002 hatte sie ihre erfolgreiche Karriere als Werferin mit zahlreichen bayerischen Meistertiteln beendet, in diesem Jahr tauchte sie plötzlich bei Wettkämpfen auf - und jetzt wurde sie als Hobbysportlerin überraschend  wieder Bayernmeisterin im Kugelstoßen: Die 35-jährige, aus Oberbayern stammende Martina Greithanner, die es aus beruflichen Gründen (sie ist Lehrerin für Sport und Latein am Gymnasium in Münnerstadt) nach Unterfranken verschlagen hatte, stellte gleich mit dem ersten Versuch die Weichen zum Sieg mit 14,29 Metern vor der vermeintlichen Favoritin Alexandra Raabe (LG Festina Rupertiwinkel/13,91 Meter) und dem Nachwuchstalent Johanna Höcketstaller (TSV 1880 Wasserburg/13,70 Meter),

Diskuswurf: Nur wenige Stunden nach ihrem Triumph im Kugelstoßen feierte Martina Greithanner (TSV Münnerstadt) mit dem Diskus noch einen Erfolg. Damit war sie neben David Gollnow die einzige Doppelsiegerin dieser Meisterschaften. Mit 48,76 Metern hatte Martina Greithanner im Diskuswurf einen deutliche Vorsprung vor den beiden anderen Medaillengewinnerinnen Melanie Dörr (TSV Ochenbruck/45,43 Meter) und Johanna Höcketstaller (TSV 1880 Wasserburg/42,01 Meter).

Hammerwurf: Von den nur fünf in der Wertung startenden Werferinnen war Veronika Ferg (SpVgg Hebertshausen) - ebenfalls noch der Jugendklasse angehörend - mit Abstand die Beste. Ihre Siegerweite und gleichzeitig neue persönliche Bestleistung: 53,51 Meter. Betina Gabler (LG Stadtwerke München/46,62 Meter) und Joanna Jaskulski (TB Jahn Wiesau/43,98 Meter) folgten auf den Plätzen.