Sieg des Ausrichters durch Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg)

16.08.2010 07:43 // Von: Gerd Raithel

Junioren-DM Regensburg, Tag 2: Goldener Sonntag für Bayern

Nach der nicht gerade üppigen Medaillenausbeute am Samstag (bei freilich nicht sehr vielen Entscheidungen) drehten die bayerischen Athleten und Athletinnen bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften in Regensburg am zweiten Tag so richtig auf: Fünf Meistertitel, eine Silbermedaille und drei bronzene, dazu weitere gute Platzierungen unter den ersten Acht - eine Bilanz, die sich sehen lassen kann.

Schon am ersten Tag hatte Christian Rasp (LG Karlstadt/Gambach/Lohr) mit seinem klaren Sieg im 100-Meter-Lauf verblüfft, doch das Staunen über den 21-jährigen Sprinter hielt auch 24 Stunden später noch an. Mit einer geradezu sensationellen Steigerung seiner Bestzeit von 21,66 auf 21,05 Sekunden gewann er auch den Endlauf über 200 Meter vor Jan Quade (TV Wattenscheid/21,25 Sekunden) und einem A-Jugendlichen, der die Freude im bayerischen Lager noch steigerte: Benedikt Wiesend (TSV 1862 Erding), vor einer Woche bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Ulm Zweiter über 400 Meter, belegte mit für ihn sehr guten 21,27 Sekunden Rang drei.

Christian Rasp war in Regensburg der einzige Teilnehmer, der zwei Goldmedaillen in Einzelwettbewerben gewann. Nach seinem ersten Triumph war er der Meinung gewesen, dass eine noch bessere Zeit durch den Gegenwind von 0,8 m/Sekunde verhindert wurde: „Eigentlich bin ich ja in Regensburg Rückenwind gewöhnt.“ Da konnte er sich am Sonntag bei 1,4 m/Sek. von hinten kommenden Wind nicht mehr beklagen. „Zu der Regensburger Bahn habe ich ein besonderes Verhältnis“, meinte er und sprach nach seinen Erfolgen von „einem unbeschreiblichen Gefühl“. Für die nächste Saison hat sich der vom TV Etwashausen zu Jahresbeginn zu der unterfränkischen LG gewechselte Sprinter die Teilnahme an den U 23-Europmeisterschaften zum Ziel gesetzt. Den ersten Start bei einer internationalen  Meisterschaft hat Benedikt Wiesend schon hinter sich; bei der diesjährigen U 20-WM im kanadischen Moncton wurde er im Vorlauf in der deutschen 4 x 400-Meter-Staffel eingesetzt.

"Prunkstück" Fabienne Kohlmann

Rasp ist das eine Prunkstück der LG Karlstadt/Gambach/Lohr - das andere heißt Fabienne Kohlmann. Die Psychologiestudentin kann sich ihre Strecken nach Belieben aussuchen, ihre Erfolge sprechen für sich. Bei der EM in Barcelona gewann sie mit der deutschen 4 x 400-Meter-Staffel eine Silbermedaille, sie ist die Deutsche Meisterin 2010 über 400 Meter Hürden und sie hält die deutsche Jahresbestzeit über 800 Meter. Bei den Titelkämpfen der Juniorinnen entschied sie sich nun für eben diese 800 Meter. Sie übernahm vom Beginn an die Initiative, ging an die Spitze und gab diese nicht mehr ab - es war ein Start-Ziel-Sieg, wie er im Buche steht. Fabienne Kohlmann gewann in 2:05,04 Minuten vor Anja Clausnitzer (LAC Erdgas Chemnitz/2:05,35) und Alina Krebs (LAZ Zweibrücken/2:05,46). Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg) hatte am Samstag die zweitbeste Vorlaufzeit erzielt und galt als Medaillenanwärterin, doch im Endlauf bekam man nicht die wahre Corinna Harrer zu sehen. Bei der Jugend-DM in Ulm hatte sie bei ihrem spielerisch leicht herausgelaufenen Sieg über 1500 Meter einen Tritt in die Wade bekommen, nun schienen sich Spätfolgen bemerkbar zu machen. In 2:12,27 Minuten, einer Zeit, die nicht ihrem Leistungsniveau entspricht, wurde sie abgeschlagen Achte.

Florian Orth lässt Regensburg jubeln

Zwei Meistertitel gab es für die LG Karlstadt/Gambach/Lohr, aber auch zwei Goldmedaillen für die Regensburger Lokalmatadoren der LG Telis Finanz. Florian Orth erfüllte im 1500-Meter-Lauf die in ihn gesetzten Erwartungen und lief nach 3:55,05 Minuten als stürmisch umjubelter Erster durchs Ziel vor dem Vorjahressieger Artur Lenz (SC Magdeburg/3:55,05). Zwei weitere BLV-Vertreter hatten sich für das Finale qualifiziert: Karl-Georg Spitz (LG Erlangen) wurde in 3:57,53 Minuten Fünfter, Jonas Zweck (LG Telis Finanz Regensburg) in 4:03,36 Minuten Elfter. Florian Orth und Jonas Zweck bildeten zum Abschluss zusammen mit Felix Plinke das Regensburger Trio, das die 3 x 1000-Meter-Staffel in 7:18,94 Minuten gewann. Eine Woche zuvor war Orth übrigens auch der Schlussläufer der 3 x 1000-Meter-Staffel der LG Telis Finanz Regensburg gewesen, die in Ulm den deutschen Meistertitel bei den Männern gewann.

Das fünfte Gold des Sonntags für Bayern kam etwas überraschend und machte deshalb um so mehr Spaß. Felix Hentschel (LG Bamberg) gewann den 3000-Meter-Hindernislauf in 9:02,12 Minuten vor Benedikt Karus (LC Badenova Nordschwarzwald/9:04,85) und seinem fränkischen Mitstreiter David Götz (LAC Quelle Fürth/9:08,64). Siebter wurde Christian Siepl (TSV 1860 Rosenheim/9:41,09). Die Zeiten waren sicherlich nicht umwerfend, doch was soll’s - das Wichtigste waren in diesem Fall die Medaillen für Hentschel und Götz.

David Gollnow (TSV 1862 Erding) hatte kürzlich bei den Bayerischen Meisterschaften in München überzeugende Vorstellungen als Meister über 400 Meter Hürden und sogar noch mehr über 200 Meter (21,06 Sekunden) geboten. In Regensburg wählte er seine Spezialstrecke 400 Meter Hürden und er erreichte auch sein Ziel, eine Medaille. Es war die silberne, denn mit 51,28 Sekunden hatte Gollnow an diesem Tag gegen den Deutschen Meister bei den Männern, Georg Fleischhauer (Dresdner SC), keine Chance. Der Sachse lief mit 49,85 Sekunden eine hervorragende deutsche Jahresbestzeit. Im B-Finale kam Michael Hofmeister (TSV Plattling) in 54,73 Sekunden auf Rang vier.

Zwei dritte Plätze, die von Benedikt Wiesend und David Götz, wurden erwähnt. Eine Bronzemedaille gab es auch für Manuel Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg), den mehrfachen Deutschen Jugend- und Juniorenmeister. Ausgerechnet  bei seinem „Heimspiel“ konnte er seinen Titel nicht verteidigen, die Entscheidung fiel sehr knapp aus. Der Sieg fiel an Matthias Uhrig (VfL Sindelfingen), und mit seinem letzten Versuch schnappte Thomas Vogel (FC Germania Dürrwiss) dem Oberpfälzer mit einem einzigen Zentimeter mehr auch noch den zweiten Platz weg. Vogel erreichte 15,66 Meter, Zieglers bester Versuch war mit 15,65 Metern vermessen worden. Maximilian König (LAZ Kreis Günzburg) übertraf mit seinem vierten Platz (14,90 Meter) die Erwartungen.

Einige gute Leistungen, die nicht mit Medaillen belohnt wurden, sollen auch gewürdigt werden. Im 400-Meter-Lauf der Männer, der erwartungsgemäß vom EM-Teilnehmer und Deutschen Meister der Männer Thomas Schneider (SC Potsdam) in 46,50 Sekunden gewonnen wurde, qualifizierten sich Tobias Giehl (Würm Athletik) und Stefan Gorol (DJK Friedberg) für das B-Finale; es waren die beiden A-Jugendlichen, denen das gelang. Tobias Giehl, im Vorjahr U 20-Europameister über 400 Meter Hürden, der heuer wegen einer langen, verletzungsbedingten Trainingspause erst spät wieder an Wettkämpfen teilnehmen konnte, gewann dieses „kleine Finale“ in 47,53 Sekunden vor Gorol in 57,58 Sekunden.

Gorol. der Ältere

Andreas Gorol (DJK Friedberg), der ältere Bruder von Stefan Gorol, war der einzige bayerische Teilnehmer am 800-Meter-Endlauf. Nach 1:50,94 Minuten im Vorlauf reichten 1:52,66 Minuten im Finale jedoch nur zum achten Platz. In der 4 x 100-Meter-Staffel der Junioren schrammte die LG Karlstadt/Gambach/Lohr mit dem Doppelmeister Christian Rasp knapp an einer Medaille vorbei. Mit 41,68 Sekunden belegten die Unterfranken den vierten Platz, für die LAG 1860 München/GPK blieb mit 42,83 Sekunden Rang neun. Über 4 x 400 Meter landete das Quartett der LG Stadtwerke München in 3:20,82 Minuten auf dem siebten Platz.

Stabhochspringer Lucas Schwaiblmair (TSV Gräfelfing) wurde mit 4,70 Metern auf dem zehnten Platz eingestuft, Joschua Deckert (LAZ Kreis Würzburg) wurde im Diskuswurf mit 47,79 Metern ebenfalls Zehnter.

Bei den Juniorinnen war der BLV im 200-Meter-Lauf besonders stark vertreten. Hier gewann Titelverteidigerin Esther Cremer (TV Wattenscheid 01), die wie Fabienne Kohlmann auch zur deutschen 4 x 400-Meter-Silberstaffel in Barcelona gehörte, in deutscher Jahresbestzeit und persönlicher Bestleistung von 23,10 Sekunden . Im A-Endlauf wurden Rebekka Eberle (TV 1860 Gunzenhausen) in 24,07 Sekunden Fünfte und Julia Riedl (SV Vöhringen) in 24,38 Sekunden Fünfte. Auch im B-Endlauf waren zwei Sprinterinnen aus bayerischen Vereinen  dabei. Susi Zimanyi (LG Telis Finanz Regensburg) siegte mit 24,58 Sekunden, Mona Schilhanneck (TS Lichtenfels) ist mit 24,84 Sekunden als Vierte verzeichnet. Marleen Eberle (TV 1860 Gunzenhausen), die Zwillingsschwester von Rebekka Eberle, kam im B-Finale des 400-Meter-Laufs in 56,55 Sekunden auf den vierten Platz. Im 1500-Meter-Endlauf bewährte sich Jannika John (LAC Quelle Fürth), mit noch 17 Jahren die jüngste Teilnehmerin an diesem Finale. Mit 4:34,85 Minuten kam sie auf den sechsten Platz. Gleich vier Athletinnen aus Bayern waren am 3000-Meter-Hindernislauf beteiligt. An die großen Erfolge der inzwischen dem Juniorinnenalter entwachsenen Julia Hiller (LAC Quelle Fürth) und Susi Lutz (LG Telis Finanz Regensburg) konnten sie freilich noch nicht anschließen. Ihre Platzierungen: 6.Jelena Tancic, 7. Katrin Seeger (beide LAC Quelle Fürth), 8. Julia Kick (LG Telis Finanz Regensburg), 11.Lea Süß (LAC Quelle Fürth).

Im 100-Meter-Hürdensprint, den die EM-Halbfinalistin Cindy Roleder (LAZ Leipzig) wie erwartet in guten 13,12 Sekunden gewann, musste sich Jennifer Reinelt (1. FC Passau) in 13,63 Sekunden mit dem nicht sehr begehrten vierten Platz zufrieden geben. Im Dreisprung war es sicherlich schon ein Erfolg für die 18-jährige Julia Auer (LAZ Inn), sich für den Endkampf qualifiziert zu haben, in dem sie mit 12,29 Metern Achte wurde. Ebenfalls den achten Platz erreichte die gleichaltrige Johanna Höcketstaller (TSV 1880 Wasserburg) mit 13,28 Metern im Kugelstoßen.

Alle Fotos: Theo Kiefner