Corinna Schwab holte sich ihren ersten Hallentitel über 400 Meter, war aber nicht ganz zufrieden.

Starke Würfe trotz Eiseskälte: Amelie Döbler blickt nach ihrem Titel hoffnungsvoll auf die Sommersaison.

Die Latte und die U 20-WM fest im Blick: Lavinja Jürgens holte in Halle Silber.

Nancy Randig sicherte sich im Hammerwerfen der weiblichen U 20 den deutschen Vizetitel.

Die Überraschung des zweiten Tages aus bayerischer Sicht lieferte Hannes Burger über 3000 Meter, wo er sich nach hartem Kampf mit den dritten Rang sichern konnte.

Nach harten Kampf blieb für 400-Meter-Läufer Arne Lepplsack als Lohn der Mühen die Bronzemedaille. Fotos: Theo Kiefner (5), Michael Straub

25.02.2018 19:07 // Von: Reinhard Köchl/Dietrich Mauersberg

Jugend-Hallen-DM Halle Tag zwei: Amelie Döbler und Corinna Schwab polieren Bayerns Titelbilanz auf

Die Bilanz der bayerischen Nachwuchsathleten bei den Deutschen Jugendhallen- und Winterwurfmeisterschaften in Halle/Saale kann sich sehen lassen. Nach zwei weiteren Titeln am Sonntag durch Amelie Döbler (LG Stadtwerke München) im Diskuswerfen und Corinna Schwab (TV 1861 Amberg) über 400 Meter gab es insgesamt drei Mal Gold. Aufs Treppchen schafften es auch Hannes Burger, Arne Lepplsack, Lavinja Jürgens, Elisabeth Hafenrichter, Nancy Randig sowie die Staffel der LG Stadtwerke München.

Es gab auch schon Deutsche Jugend-Hallenmeisterschaften, bei denen die bayerischen Sportler schlechter abschnitten. 14 Mal Edelmetall liest sich eigentlich nicht schlecht. Doch wer genauer die Meldelisten studierte, stieß auf das einmal mehr dünne Teilnehmerfeld aus dem Freistaat, für das es eigentlich kaum plausible Erklärung gibt. Natürlich hat die aktuelle Grippewelle auch Bayern erreicht und nahm einige aussichtsreiche Starter wie Langsprint-Hoffnung Mona Mayer (MTV 1881 Ingolstadt) von vorne herein aus dem Spiel. Auch die Terminkollision mit den parallel stattfinden Bayerischen Mehrkampfmeisterschaften und den Bayerischen Titelkämpfen im Crosslauf kann man durchaus als unglücklich bezeichnen. Warum aber dennoch einige aussichtsreiche weißblaue Starter gleich ganz auf die Fahrt nach Sachsen-Anhalt verzichten, bleibt ein ungelöstes Rätsel.

Amelie Döbler, die tags zuvor hinter ihrer Vereinskameradin Selina Dantzler bereits Silber mit der Kugel gewonnen hatte, focht dies alles jedoch nicht an. Am Sonntag trumpfte die 17-Jährige im Diskuswurf groß aus auf. Trotz eisiger Temperaturen wurde sie dank Handschuhen und Handwärmern ihrer Favoritenrolle gerecht und schnappte sich den Titel mit exakt 51,00 Metern – ein Fingerzeig in Richtung Sommer. Dort sind dann 50,50 Meter für die Qualifikation zu den U 20-Weltmeisterschaften gefordert. Sandy Uhlig (LG Mittweida) wurde Zweite (48,72 Meter) vor Charleen Zoschke (SCC Berlin; 48,31 Meter). Selina Dantzler verzichtete kurzfristig auf einen Start im Diskuswurf-Wettbewerb.

Über 400 Meter Corinna Schwab wie erwartet davon und holte das dritte Gold für Bayern. Im Ziel wollte die Vize-Europameisterin mit der 4 x 400-Meter-Staffel nach 54,81 Sekunden aber gar nicht so recht strahlen. „Über den Titel freue ich mich, mit der Zeit aber bin ich unzufrieden“, sagte die Vierte der U 20-EM. „Das ist nicht mein Anspruch, vor allem weil ich im Vorlauf deutlich schneller war und weiß, dass ich eine 53 draufhabe.“ In der Tat hatte Schwab am Samstag die beiden Hallenrunden in 54,29 Sekunden absolviert.

Nichts mit dem erhofften Titelgewinn im Hochsprung der weiblichen U 20 wurde es für die zweimalige Deutsche U 18-Meisterin und WM-Dritte Lavinja Jürgens (TSV Kranzegg). Bianca Stichling (TSG Weinheim), die U18-WM-Fünfte , nahm alle Höhen auf Anhieb – die Siegeshöhe von 1,80 Meter inklusive. Bei der U 20-WM hält sie einen Finaleinzug ebenso für realistisch wie Jürgens, die diesmal an den 1,80 Meter scheiterte und sich mit 1,78 Meter DM-Silber sicherte.

U 20-Speerwerferin Elisabeth Hafenrichter (LG Stadtwerke München) bestätigte als Vizemeisterin die schon bei den bayerischen Winterwurf-Meisterschaft getätigte Bemerkung ihres Trainers Stephan Seeck, dass ihre Formkurve stetig ansteigt. Einzig Julia Ulbricht (1. LAV Rostock; 47,14 Meter) ließ den Speer weiter durch die Luft fliegen, Hafenrichters bester Wurf von 46,47 Meter bedeutete Silber vor Jana Marie Lowka (LG Eintracht Frankfurt; 46,02 Meter).

Ebenfalls über Silber freuen durfte sich Hammerwerferin Nancy Randig (SWC Regensburg) in der weiblichen U 20.Mit ihren 52,69 Meter hatte die 17-Jährige zwar gegen Samantha Borutta (TSG Mutterstadt; 57,80 Meter) keine Chance, konnte sich aber knapp gegen Lilly Lützner (Dresdner SC 1898; 52,23 Meter) durchsetzen. Auf Platz fünf landete mit Lucie Holzapfel (LG Landkreis Aschaffenburg; 48,27 Meter) eine weitere Bayerin.

In Arne Leppelsack besitzt die LG Stadtwerke München einen jungen 400-Meter-Läufer mit großen Perspektiven in ihren Reihen. Exakt 49,00 Sekunden – so schnell war der 19-Jährige in der Halle noch nie – war der Schützling von Trainer Peter Rabenseifner im A-Finale unterwegs und gewann Bronze. In einem packenden Finish schmiss sich Leppelsack förmlich über die Ziellinie, um Justus Baumgarten (48,98 Sekunden, SCL Heel Baden-Baden) die Silbermedaille noch streitig zu machen, doch dieser rettete sich mit zwei Hundertstelsekunden Vorsprung ins Ziel. Ungefährdet Deutscher Hallenmeister wurde Jean Paul Bredau (SC Potsdam; 48,46 Sekunden).

Rang drei eingefahren hat auch die männliche 4 x 200-Meter-Staffel der LG Stadtwerke München in der Besetzung Nicolai Trageser, Fabian Olbert, Jonas Lohmaier und Florian Knerlein. Nach 1:29,34 Minuten im Vorlauf war das Münchner Quartett im Endlauf 1:29,74 Minuten unterwegs. Einzig die Sprinter der Startgemeinschaft LAC Erfurt (1:26,78 Minuten) und die des SCC Berlin (1:27,48 Minuten) waren im A-Finale schneller.

Die Überraschung des zweiten Tages aus bayerischer Sicht war sicherlich die Bronzemedaille für Hannes Burger (Läuferclub Buchendorf) über 3000 Meter. Nachdem am ersten Tag schon Stabhochspringer Oliver Naaß mit seinem dritten Platz für einen unerwarteten Coup gesorgt hatte. Nach einem spannenden Finish kam Burger mit 8:30,21 Minuten hinter dem frischgebackenen Meister Mohamend Mohumed (LG Olympia Dortmund; 8:27,53 Minuten) und Malte Propp (TC Fiko Rostock; 8:28,10 Minuten)ins Ziel.

Hochsprung-Titelverteidiger Lucas Mihota (LG Stadtwerke München) hatte sich für den Wettkampf in Halle viel vorgenommen, zumal er im Januar mit 2,17 Metern vielversprechend in die Saison gestartet war und seitdem die Jahresbestenliste der U 20 anführte. Doch eine Fußverletzung zwang ihn zuletzt zu einer vierwöchigen Trainingspause, so dass ausgerechnet beim Winter-Saisonhöhepunkt schon nach drei Fehlversuchen bei einer Höhe von 2,06 Metern Schluss war. Mihota musste sich also mit übersprungenen 2,00 Metern und dem undankbaren vierten Platz zufrieden geben.

Still leise und heimlich hat sich Salome Kircher (SC Vöhringen) in die Spitze der deutschen 1500-Meter-Läuferinnen vorgepirscht. Im DM-Finale verpasste sie als Vierte in 4:37,83 Minuten nur knapp eine Medaille. Einen Achtungserfolg gab es für Marina Scherzl (LG Kreis Dachau), die über 200 Meter einen der beiden Finalläufe erreichte und in der Endabrechung gute Fünfte wurde (24,79 Sekunden). Svenja Pfetsch (SC Vöhringen) kam hier auf den achten Platz (25,99 Sekunden, Vorlauf: 24,92 Sekunden). Lukas Moser (LG Stadtwerke München) wurde im Dreisprung mit 14,22 Metern Fünfter, sein Vereinskamerad Linus Limmer kam im Speerwerfen der U 20 auf Rang sechs (58,25 Meter).

Aufgrund der gezeigten Leistungen in Halle/Saale dürfen sich Corinna Schwab, Selina Dantzler, Amelie Döbler, Lavinja Jürgens, Nancy Randig, Elisabeth Hafenrichter und Yannick Wolf berechtigte Hoffnungen machen, den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) am kommenden Wochenende beim Nachwuchs-Länderkampf im französischen Nantes zu vertreten.