Gala bei der U 18-Gala: Mona Mayer steigerte sich enorm und kann schon mit der EM in Györ planen.

Mit viel Fleiß und Talent ins Nationaltrikot: Fabian Olbert startet bei den Kontinentaltitelkämpfer über 100 Meter.

Johanna Beck (links) war über 2000 Meter Hindernis der U 20 die schnellste und gewann Gold bei den Bayerischen Meisterschaften.

Daria Michel wurde Meisterin über 1500 Meter Hindernis der weiblichen U 18. Alle Fotos: Theo Kiefner

18.06.2018 13:47 // Von: Reinhard Köchl

U 18-Gala Schweinfurt: Mona Mayer und Fabian Olbert dürfen auf EM-Nominierung hoffen

Auf den Punkt fit zu sein: Darum geht es bei der traditionellen internationalen U 18-Gala im Schweinfurter Willi-Sachs-Stadion. Schließlich besitzen versammeln die Wettkämpfe die besten 16- und 17-jährigen Leichtathleten Deutschlands, weil diese sich im Trail-Charakter für internationale Titelkämpfe qualifizieren wollen. Diesmal ging es um die U 18-EM in Györ (Ungarn; 5. bis 8. Juli). Die besten Karten hatten nach der gelungenen Veranstaltung Viertelmeilerin Mona Mayer und Sprinter Fabian Olbert.

Die äußeren Bedingungen, die in Schweinfurt in der Vergangenheit nicht immer optimal waren, taten diesmal das Ihre, um ein wahres Füllhorn an guten Leistungen bei den besten U 18-Jugendlichen Deutschlands und Bayerns auszuschütten. Warme Temperaturen und meist Schiebewind bei den Sprints und Weitsprüngen sorgten für gleich mehrere Highlights bei der diesmal bestens organisierten Gala. Die Glanzpunkte aus bayerischer Sicht gingen auf das Konto zweier junger Sportler, die vor fast genau zwei Jahren gemeinsam ihren ersten Deutschen Meistertitel in der U 16 einfuhren - allerdings in anderen Disziplinen und in anderen Vereinsfarben.

Während die Entwicklung von Mona Mayer (MTV 1881 Ingolstadt) von den 300 auf die 400 Meter eine eher logische Entwicklung darstellt, hatte Fabian Olbert (LG Stadtwerke München) mehr mit den 110 Metern Hürden als mit den 100 Metern spekuliert. Das Finale über diese Distanz verlief für ihn am frühen Nachmittag jedenfalls mit 14,20 Sekunden und Platz sechs eher enttäuschend. Nachdem sich der 17-Jährige im Laufe der vergangenen Wochen jedoch im Kurzsprint von Mal zu Mal verbesserte und sieben Tage zuvor bei den Oberbayerischen Meisterschaften mit 10,73 Sekunden zum ersten Mal die EM-Norm knackte, gehörte er plötzlich zum erweiterten Kreis der Györ-Fahrer. Dass dieser Traum allerdings tatsächlich wahr werden würde, damit hatten weder Olbert noch sein Trainer Michael Ehrenreich gedacht.

Ein Blitzstart im Finale, mit dem sich der Münchner bereits deutlich vom Feld absetzen konnte, ließ leise Hoffnung keimen. Obwohl ihn Malte Stangenberg (LC Jena) noch auf der Ziellinie in 10,67 Sekunden abfangen konnte, blieb Fabian Olbert mit 10,69 Sekunden trotz leichtem Gegenwind ebenfalls unter der 10,70-Sekunden-Marke. Die Nominierungsrichtlinien des DLV sind jedenfalls eindeutig: Die Top Zwei jeder Disziplin mit erfüllter Norm im Vorfeld oder in Schweinfurt selbst qualifizierten sich automatisch für die U 18-Europameisterschaften in Györ. Groß war die Enttäuschung bei Florian Knerlein (LG Stadtwerke München), der sich als Vieter (10,82 Sekunden) ebenfalls noch Chancen ausgerechnet hatte.

Fabian Olbert kann schon genauso seine Koffer packen wie Mona Mayer über 400 Meter bei der weiblichen U 18. Hier hatten die Ingolstädterin und Marie Scheppan (LC Cottbus) bereits die Norm erfüllt, mit der amtierenden Deutschen U 18-Meisterin Brenda Cararia-Byll (CVL Siegerland; BL: 54,00 Sekunden) warf jedoch noch eine Dritte ihren Hut für die zwei Startplätze in den Ring. Dass der 400er bei den Mädchen zu einem echten Tages-Highlight wurde, lag nicht zuletzt auch an Mayer. Hinter der überragenden Marie Scheppan, die sich in 53,37 Sekunden an die Spitze der europäischen Rangliste katapultierte, steigerte sich die erst 16-Jährige nach kluger Renneinteilung und mit einem starken Kämpferherz um fast eine Sekunde auf 53,99 Sekunden.

Knapp fünf Stunden später ging Mona Mayer noch einmal in die Startblöcke; "zum Spaß" und mit - im doppelten Wortsinn - Rückenwind leistete sie sich über die 200 Meter ein weiteres Bravourstück. Auf der ungünstigen Außenbahn trommelte die frischgebackene EM-Teilnehmerin 24,26 Sekunden auf das Tartan und setzte sich damit auf Rang eins der aktuellen deutschen Rangliste, noch vor der amtierenden U 18-Weltmeisterin über diese Strecke, Talea Prepens (TV Cloppenburg). Höchst erfreulich war die Tatsache, dass Svenja Pfetsch (SC Vöhringen) hier in 24,33 Sekunden den bayerischen Doppelsieg perfekt machte. Die Schwäbin hatte zuvor als EM-Normerfüllerin in einem hauchdünnen Zieleinlauf über 100 Meter als Vierte in 11,96 Sekunden ihre großes Ziel nur denkbar knapp verpasst, darf sich aber als Ersatzläuferin noch leichte Hoffnungen auf einen EM-Start machen.

Cassandra Bailey fehlt ein Zentimeter

Die traurigste bayerische Athletin gab es dagegen beim Kugelstoßerin, wo Cassandra Bailey (LG Stadtwerke München) nur um einen Zentimeter geschlagen als Dritte mit 15,54 Meter die EM-Teilnahme verfehlte. Mit 15,55 Meter fährt stattdessen Josefine Klisch (Hannover 96) nach Györ. Sina Prüfer (Hallesche Leichtathletik-Freunde) gewann souverän mit 16,13 Meter. Ähnlich knapp und zu Ungunsten des Mannes aus dem Freistaat verlief die Entscheidung im Hammerwerfen, wo Merlin Hummel (UAC Kulmbach) als Dritter (69,36 Meter) seinen Konkurrenten Sören Hilbig (VfR Evesen; 70,07 Meter) und Raphael Winkelvoss (Einbecker SV; 72,46 Meter) den Vortritt lassen musste. Ebenfalls die EM-Norm abgehakt hatte bereits Speerwerferin Maxime Kirschner (LG Kreis Dachau). Ihr Problem: Mit ihr war dies auch fünf anderen jungen Damen in diesem Jahr gelungen. Deshalb stellte ihr dritter Platz von Schweinfurt (46,65 Meter) mehr als nur einen Achtungserfolg dar.

Acht Zehntelsekunden von der EM-Norm über 400 Meter (48,50 Sekunden) entfernt kam Alessandro Rastelli (DJK Waldram-Wolfratshausen) ins Ziel. Seine Zeit von 49,30 Sekunden, die Tatsache, dass der vorjährige Deutsche U 16-Meister über 300 Meter noch dem jüngeren U 18-Jahrgang angehört und der Sieg in der Gesamtwertung geben jedoch für die Zukunft zur Hoffnung Anlass. Einen schönen Erfolg landete über die 2000 Meter Hindernis der spätestens seit dem Vergleichskampf von Brixen für seinen gefürchteten Schlussspurt bekannte Paul Feuerer (1. FC Passau) über die 2000 Meter Hindernis in 6:07,91 Minuten. Auch bei der U 18-Gala setzte er sich am Ende souverän durch und wurde außerdem auch Bayerischer Meister.

Eine starke Vorstellung boten Bayerns U 18-Langhürdensprinter Korbinian Wiesend (LG Sempt) und Viviane Heilmann (DJK Hammelburg) mit neuen Hausrekorden von 55,32 beziehungsweise 62,95 Sekunden und jeweils dritten Plätzen. Julia Zintel (LG Stadtwerke München) wurde im Stabhochsprung mit 3,80 Meter Vierte.

Deutscher U 18-Rekord über 100 Meter Hürden

Einen kleinen Paukenschlag gab es im 100 Meter Hürden-Rennen der Mädels. Amelie Braun (CLV Siegerland; 13,48 Sekunden) und Antonia Buschendorf (SC Magdeburg), beide hatten die EM-Norm schon im Vorfeld erfüllt, lieferten sich ein packendes Duell. Am Ende blieb die Magdeburgerin bei leichtem Rückenwind (+0,8 m/sec) in 13,30 Sekunden unter der 19 Jahre alten deutschen U 18-Bestleistung, die seit 1999 Maren Freisen (TV Rheinbach; 13,33 Sekunden) hielt.

Bayerische Meisterschaften gab es neben den 2000 Meter Hindernis bei der männlichen U 18 über dieselbe Distanz auch bei der weiblichen und männlichen U 20, während die weibliche U 18 die Medaillen über 1500 Hindernis verteilte. Gold gewann in der männlichen U 20 Valentino Masi (LG Hof) in 6:10,08 Minuten, bei der weiblichen U 20 schnappte sich Johanna Beck (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) in 7:02,77 Minuten den Titel, während die Meisterin in der weiblichen U 18 Daria Michel (TuS Traunreut) hieß. Ihre Zeit: 5:15,82 Minuten.