Die große alte Damen des deutschen Lauffsport, Sabrina Mockenhaupt, will sich in Regensburg unbedingt noch einmal für die EM qualifizieren. Foto: Theo Kiefner

23.06.2018 06:45 // Von: Kurt Ring

Läufer-Showdown am Oberen Wöhrd: Deutschlands beste Frauen laufen um die drei EM-Tickets für Berlin

Da es in Deutschland im Hochsommer praktisch keine Rennen über die 25 Runden gibt, der DLV auf dieser Strecke aber seine Athletinnen für die EM noch nicht endgültig nominiert hat, kommt es am Samstag, 23. Juni, in Regensburg zum Quali-Showdown. Im Mittelpunkt dabei: Lokalmatadorin Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg), die auf Altmeisterin Sabrina Mockenhaupt, die lange verletzt gewesene U 23-Cross-Europameisterin Alina Reh und die Deutsche Meisterin Anna Gehring trifft.

Die neue Kunststoffbahn am Regensburger Oberen Wöhrd ist eine Lauf-Idylle ohne Stadionatmosphäre und eigentlich praktisch ohne große Infrastruktur. Es ist eben nur das Trainingsgelände der im Lauf so erfolgreichen LG Telis Finanz Regensburg. Zwei Dinge hat die Stelle auf der Regensburger Donauinsel, die für schnelle Zeiten im Sommer, speziell denen auf der Langstrecke, unabdingbar sind: ideale klimatische Voraussetzungen und eine Flutlichtanlage.

„Langstreckenrennen bei hohen Temperaturen im grellen Sonnenlicht und stickiger Luft gehen gar nicht. Die Rennen müssen in die Nacht“, sagt dazu Teamchef Kurt Ring. Dass das mit der Nacht an den längsten Tagen des Jahres am 23. Juni, beim Mittsommerlauf gar nicht so einfach ist, versteht sich von selbst. Deshalb ist die Startzeit der beiden 10 000-Meter-Läufe nach Sonnenuntergang gegen 22 Uhr absolut schlüssig.

„Die Situation ist vor allem aus Regensburger Sicht besonders pikant", erklärt Ring. Die bereits mit Normerfüllung versehenen Miriam Dattke, Sabrina Mockenhaupt (LT haspa Marathon Hamburg) und die in Amerika lebende Nathalie Tanner (LG Eintracht Frankfurt) liegen mit ihren Bestzeiten innerhalb von lediglich vier Sekunden mit Zeiten zwischen 32:36,15 und 32:40,58 Minuten, leider mit der langsamsten für die Telis-Läuferin. "Laufen nun Alina Reh (SSV Ulm) oder Anna Gehring (ASV Köln) schneller als 32:40,58 Minuten und Miri ist langsam, ist unser Mädel draußen. Da klopfen dann schon zwei Herzen in deiner Brust: Allein die mögliche Durchführung eines gemischten Rennens wegen zu geringer Teilnahme bei den Frauen würde jede weitere Qualifikationsmöglichkeit zunichtemachen. Anderseits gebieten es die Regeln der sportlichen Fairness, auch jenen Läuferinnen, die bisher noch keine echte Qualifikationschance -  warum auch immer -  hatten, alle Möglichkeiten offen zu halten. Emotional ist das schon ein kleines Stück Selbstzerfleischung“, stöhnt der Dattke-Trainer Ring über die schwierige Ausgangslage seines Schützlings, der seine Bestleistung im Fegefeuer des diesjährigen Londoner Europacups als Deutschlands damalig Beste vor Tanner und Mockenhaupt erzielt hatte.

Da verliert das Männerrennen, das im vergangenen Jahr bei der Premiere immerhin gleich vier 29-er Zeiten hervorbrachte, fast ein wenig an Bedeutung. Immerhin will dort der Deutsche Halbmarathonmeister Carsten Meier (LG Braunschweig), Ende April äußerst knapp an der EM-Quali im Marathon gescheitert, jene 28:44,65 Minuten des Deutschen Meisters Sebastian Hendel (LG Vogtland), gelaufen vor 14 Tagen im holländischen Leiden und derzeit die drittbeste sowie für Berlin absolut relevante Zeit, angreifen. Er hofft dabei auf die Unterstützung des Telis-Berlin-Starters im Marathon, Philipp Pflieger, der sich nach seinen 13:50,61 Minuten über 5000 Meter, gelaufen am vergangenen Samstag in Tübingen, bärenstark fühlt.

„Klar, bei Erfüllung der EM-Norm muss man zumindest über einen Doppelstart in Berlin nachdenken dürfen, nachdem mir 2014 trotz ähnlicher Leistung der EM-Start über die 25 Runden vom DLV nicht gewährt wurden. Ich bin freier Laufprofi, der sich alles ohne Verbandsunterstützung selbst finanziert“, orakelt der Schwabe im Telis-Trikot, längst in der alten Domstadt angekommen und dort schon seit elf Jahren lebend, über seine hoffentlich erfolgreichen Samstagabend-Auftritt.

Mit im Rennen sind natürlich seine Teamkollegen Tim Ramdane Cherif und Jonas Koller, beide routinierte Läufer der 29-er-Klasse,sowie Telis-Senkrechtstarter Kevin Key, der endlich die 30er-Zeit will. Schmerzlich vermissen wird man den Deutschen Vizemeister von 2018 und nationalen Titelträger von 2017, Simon Boch, ebenso wie seinen Teamkollegen Dominik Notz (LG Telis Finanz Regensburg), die beide gesundheitlich noch ein wenig angeschlagen sind und deshalb passen müssen. Moritz Beinlich wird zirka vier Kilometer lang die Pace machen.