Nach seinem Zehnkampf-Coup von Garmisch freute sich der neue Bayerische Meister Mario Saur (rechts) mit seinem Trainer Uwe Zill.

Julia Schneider verteidigte erfolgreich ihren Titel. Fotos: privat

04.07.2018 13:59 // Von: Reinhard Köchl

Bayerische Mehrkampfmeisterschaften Garmisch: Mario Saur knackt die 7000-Punkte-Marke

Garmisch-Partenkirchen besitzt den Ruf eines bayerischen Mehrkampf-Mekkas. Die am Fuße der Berge gelegene Anlage bot den Vielseitigkeitsathleten auch am vergangenen Wochenende wieder eine nahezu ideale Plattform zur Verrichtung ihrer kräftezehrenden Freizeitbeschäftigung. Die beste Leistung ging dabei auf das Konto eines Sportlers, dem man bislang eher von den 400 Meter Hürden kann: Mit Mario Saur schaffte zum ersten Mal seit Jahren wieder ein Bayerischer Meister die 7000-Punkte-Marke.

Die 7117 Zähler des 29-Jährigen, der seine Karriere einst in Dinkelsbühl als Mehrkämpfer startete und seit 2015 das Trikot des MTV 1881 Ingolstadt trägt, überraschte allerhöchstens Außenstehende. Zumindest innerhalb seines Vereines war längst bekannt, dass Saur über erstaunliche Fähigkeiten im Sprung wie im Wurf verfügt und im vergangenen Jahr am Gewinn der Ultra-Mehrkampf-WM in Belgien (20 Disziplinen in zwei Tagen) nur durch eine Verletzung ausgebremst wurde. In Garmisch schob er sich mit seiner Leistung auf Rang 17 in der sowie überaus stark besetzten deutschen Zehnkampf-Rangliste. Als herausragende Ergebnisse konnte der Ingolstädter 1,96 Meter im Hochsprung, 48,77 Sekunden über 400 Meter, 15,48 Sekunden über die 110 Meter Hürden, 37,47 Meter mit dem Diskus und 4:26,30 Minuten über 1500 Meter auf seinem Konto verbuchen. Mit gehörigem Abstand holten sich Johannes Carl (TSV Altenberg; 6765) Silber und Philip Bonnaire (LG Stadtwerke München; 6753) Bronze.

Die U 23-Wertung im Zehnkampf gewann Marius Laib (TS Herzogenaurach) mit 6238 Punkten vor seinen Vereinskameraden Niklas Wiesener (5778) und Lars Meschede (5728). Beinahe logisch war es da, dass die TS Herzogenaurach in der Mannschaftswertung sowohl Gold (18 590) wie auch Selber (15626) holte.

Eine ähnliche Dominanz, und zwar durch die LG Stadtwerke München, gab es im Siebenkampf der Frauen. Alle drei Plätze auf dem Podium gingen an Sportlerinnen aus der Landeshauptstadt. Die alte und neue Bayerische Meisterin hieß Julia Schneider (5086), die ihre Stärken im 100-Meter-Hürdensprint (14,17 Sekunden), über 200 Meter (25,65 Sekunden) und im weitsprung (5,63 Meter) hatte. Auf den Plätzen folgten ihre Trainingskameradinnen Carlotta Schraub (5004) und Jana Rieger (4834). Dies ließ, genauso wie bei den Männern, unausweichlich auch eine Goldmedaille in der Mannschaftswertung folgen (14 924) vor der LG Region Landshut (12 423) folgen.

Interessante Fußnote: Die Siegerin in der U 23- Wertung, Katharina Sasse (TSV Schleißheim) kam mit 5100 Zählern auf ein besseres Ergebnis als die Meisterin bei den Frauen. Dies hatte Sasse vor allem ihrem 200-Meter-Sprint (25,60 Sekunden), ihrem Weitsprung (5,55 Meter) und ihrem Speerwurf (37,46 Meter) zu verdanken. Silber ging an Katharina Grimm (FC Aschheim; 4413), während sich Stefanie Stemplinger (TV Hauzenberg) über eine Bronzemedaille freuen durfte (4343).

In den Nachwuchsklassen fällt die Suche nach einer Nachfolgerin für Carolin Schäfer oder einem Erben von Kai Kazmirek seit Jahren in Bayern schwer. Dennoch gab es auch heuer wieder einige durchaus respektable Ergebnisse bei allerdings erneut verbesserungswürdigen Meldezahlen. In der männlichen U 20 zum Beispiel durften die drei (!) angetretenen Zehnkämpfer die Medaillen unter sich ausmachen. Gold ging an Jonas Kell (TSV Schwabmünchen; 5653), Silber holte sich Samuel Vohl (SWC Regensburg; 5109) während Bronze für Kilian Schlemer (TSV Bad Endorf; 4229). Im Fünfkampf kamen immerhin sechs Athleten in die Wertung, wobei der Favorit Nick Braune (LG Sempt) nach drei ungültigen Versuchen im Hochsprung aufgeben musste. Hier gewann Lucas Moser (LG Stadtwerke München) mit 3336 Zähler vor Samuel Düsel (LG Bamberg; 3169) und Jonas Kell (3020).

Die Bayerische Meisterin im Siebenkampf der weiblichen U 20 heißt in diesem Jahr Hannah Gasser (FC Aschheim). Vor allem ihr starker Hochsprung von 1,60 Meter verhalf ihr zu einem Punkteergebnis von 4144. Dahinter landeten Jasmin Sailer (LG Augsburg; 3901) und Franziska Aderbauer (TSV Peißenberg; 3878). Während Andrea Schmitt (TV Altötting) hier auf dem fünften Rang landete (3750), schnappte sie sich im Fünfkampf überlegen den Titel mit 2749 Punkten vor Hannah Gasser (2502) und Jasmin Sailer (2312).

In der männlichen U 18 konnte sich Jules Fräger (LAC Quelle Fürth) mit 5782 Zähler vor Korbinian Wiesend (LG Sempt; 5615) und Sebastian Oertel (TS Herzogenaurach; 5324) durchsetzen. Der "Jung-König der Athleten" bestach vor allem durch seinen exzellenten Kugelstoß von 13,36 Meter und seine Weite mit dem Diskus von 38,45 Metern. Wiesend - eigentlich ein Talent über 400 und 400 Meter Hürden - zeigte, dass er auch auf anderen Feldern bestehen kann. Mit 11,22 Sekunden übe 100 Meter, 50,72 Sekunden über 400 Meter und 14,52 Sekunden über 110 Meter Hürden konnte er "nebenbei" auch drei DM-Einzelqualis abhaken. Außerdem holte sich der "kleine Wiesend" den Fünfkampftitel mit 3133 Zählern vor Sebastian Oertel (3051) und Jules Fräger (3024).

Starke Meldezahlen bei den Mädchen

Nahezu inflationär und völlig gegenläufig zu den eher zurückgehenden Feldern der anderen Altersklassen gestalteten sich in Garmisch-Partenkirchen die Teilnehmerzahlen der weiblichen U 18. Sage und schreibe 31 Mädchen kamen im Siebenkampf in die Landeswertung, dazu traten noch drei Gäste an. Als Beste schloss die beiden Tage Emily Schuster (SpVgg Auerbach/Streitheim) ab, die sich mit 5164 Punkten hauchdünn vor Luisa Tremel (TSV 1909 Gersthofen) mit 5154. Beide sind gute Hochspringerinnen (Schuster: 1,54 Meter, Tremel: 1,63 Meter), können exzellent Hürden (14,55 und 14,37 Sekunden) und 100 Meter (12,42 und 12,85 Sekunden) laufen, Kugelstoßen (11,32 und 12,84 Meter) sowie Weitspringen (5,41 und 5,40 Meter). Den Ausschlag für Schuster gaben schließlich der bessere Speerwurf (41,08 Meter) und ihr 800 Meter-Lauf (2:25,93 Minuten). Dritte wurde im Siebenkampf Anna Hofmann (TV Bad Kötzting; 4862). Im Vierkampf dreht Tremel den Spieß um und holte sich Gold mit 3211 Punkte vor Mara Barwitzki (LG Eckental; 3080), die über 100 Meter mit 12,25 Sekunden glänzte, und Schuster (3057). Die Mannschaftswertung im Siebkampf ging an die LG Eckental (12 289) vor dem TV 1884 Marktheidenfeld (11 213) und dem TSV Wiggensbach (11 054).

Einige hoffnungsvolle Mehrkampftalente wachsen in der U 16 heran. Den Titel im Neunkampf der M 15 schnappte sich Roman Jocher (TSV Königsbrunn) mit 5296 Punkten vor Moritz Haberger (LG Stadtwerke München; 4929) und Christian Lino Tomkpe (LAC Quelle Fürth; 4874). Bei der M 14 erreichte Jonas Perner (LG Fichtelgebirge) als Bester 4858 Zähler. Dahinter bekamen Lukas Beran (TSV Schwabmünchen; 4680) und Nils Kremling (LG Landkreis Roth; 4450) Silber und Bronze.Doch noch Gold gab es für Haberger in der Mannschaftswertung, wo die LG Stadtwerke München mit 14 407 Punkten vor der LG Landkreis Roth (13 696) die Nase vorne hatte.

Bei den U 16-Mädchen konnte sich im Siebenkampf in der W 15 Katja Davidowske (Kirchheimer SC) mit 3664 Punkten gegenüber Amélie Unkel (LG 90 Ebersberg-Grafing; 3605) und Anna Stilling (FC Aschheim; 3569) durchsetzen. Auch hier überzeugte wieder das Meldeergebnis: 30 Teilnehmerinnen traten an. 21 waren es immerhin in der W 14, wo der Titel an Hannah Wörlein (TSV Ochenbruck) ging. Ihre Punktzahl lag mit 3693 höher als die in der älteren Mädchenklasse und bedeutete gleichzeitig auch einen neuen bayerischen Rekord. Damit konnte sie sich vor Ronja Wohlfahrt (TuS Feuchtwangen; 3538) und Kaya Russler (LAC Quelle Fürth; 3488) durchsetzen.

Die Mannschaftswertung schnappte sich die LG Sempt (10 250) vor dem LAC Quelle Fürth (10 034) und dem TuS Geretsried (9945).