Das sechste Rennen in fünf Tagen: Corinna Schwab (rechts) gab auch in der 4 x 400-Meter-Staffel alles. Foto: DLV

15.07.2018 21:08 // Von: leichtathletik.de

U 20-WM Tampere: Schwab und Lepplsack beleben deutsche 4 x 400-Meter-Staffeln

Das war aus bayerischer Sicht ein gelungener Abschluss einer ereignisreichen U 20-WM in Tampere. Dank der Hilfe der frischgebackenen 4 x 100-Meter-Weltmeisterin Corinna Schwab (TV 1861 Amberg) und Arne Lepplsack (LG Stadtwerke München) haben die deutschen 4 x 400-Meter-Staffeln am Abschlusstag noch einmal für ein kräftiges Ausrufezeichen gesorgt.

Seit dem Jahr 2002 und damit in allen acht vergangenen Ausgaben von U 20-Weltmeisterschaften in Folge kommen die Staffel-Weltmeisterinnen über 4x400 Meter aus den USA. Das war auch in Tampere nicht anders. In 3:28,74 Minuten hatte das Quartett nach vier Runden einen deutlichen Vorsprung herausgelaufen. Doch dahinter wurde es spannend.

Bis 150 Meter vor dem Ziel sah es noch aus, als hätte Jamaika Silber sicher. Doch dann gingen Schlussläuferin Calisha Taylor die Kräfte aus. Gleich drei Staffeln hatten auf der Zielgeraden die Lücke zu ihr fast zugelaufen, darunter auch die deutsche Schlussläuferin Corinna Schwab. Die Bayerin machte das nächste glänzende Rennen. Nach drei 200-Meter-Starts sowie zwei Starts mit der Sprintstaffel fehlte im sechsten Rennen nur am Ende der allerletzte Kick. Australien (3:31,36 Minuten) konnte Jamaika (3:31,90 Minuten) noch überspurten, dahinter gingen Rang vier mit Landesrekord an Kanada (3:31,93 Minuten) und Rang fünf an Deutschland (3:32,84 Minuten).

Pfeilschnelle Zeit

„Wir sind Fünfte der Welt!“ freute sich Lisa Sophie Hartmann (SpVgg Renningen), die den Stab ungefähr auf Position sechs von Startläuferin Anna-Maria Hofmann (SG Motor Gohlis Nord) übernommen hatte und auf derselben Position an Einzelstarterin Laura Kaufmann (LG Ohra Energie) übergab: „Heute ging’s besser als im Halbfinale“, konnte diese nach ihrem insgesamt vierten 400-Meter-Rennen feststellen, und so schickte sie Corinna Schwab ungefähr auf Position fünf auf die letzte Runde. Diese pirschte sich zwar näher an die Führenden heran, aber bei der Position blieb es.

„Wir haben alle viel in den Beinen“, sagte Lisa Sophie Hartmann, „wir haben uns um vier Sekunden gesteigert, wir können uns nichts vorwerfen, wir haben das richtig gut gemacht.“ Diese Aussage untermauert auch die Tatsache, dass die Zeit der Staffel in drei der vergangenen fünf Meisterschaften für Bronze gereicht hätte. 2014 war ein deutsches Quartett auf Rang drei gelaufen – in 3:33,02 Minuten war es zwei Zehntel langsamer gewesen als Hofmann, Hartmann, Kaufmann und Schwab in Tampere. Diese Vier erzielten am Sonntag die beste deutsche Zeit bei einer U20-WM seit 1996.

Jungen-Staffel auf Platz sechs

Platz sechs in einem starken Feld, in dem die USA nach verlorenem Staffelstab Italien den Vortritt lassen mussten: Die deutschen Langsprinter haben mit Rang sechs in der 4 x 400-Meter-Staffel den Schlusspunkt unter die U 20-Weltmeisterschaften von Tampere gesetzt.

Die deutsche 4 x 400-Meter-Staffel stand in derselben Besetzung am Start wie im Vorlauf: Justus Ringel (SC Potsdam) machte den Auftakt, es folgten Joscha Bretschneider (LAC Erfurt), Arne Leppelsack und Einzelstarter Jean-Paul Bredau (SC Potsdam). "Wir haben alles gegeben!", war einhellig die Meinung, als alle erschöpft im Ziel waren.

Tatsächlich war das Quartett in 3:07,80 Minuten noch einmal rund eine Sekunde schneller als 24 Stunden zuvor, das erhoffte Rennen in Richtung Medaillen gab es damit jedoch nicht: Auf Position sieben bis acht wurden die ersten Runden absolviert, Arne Leppelsack kämpfte sich auf der Zielgerade noch einen Rang nach vorn, Jean-Paul Bredau ließ als Schlussläufer die Führenden nicht wegziehen und sicherte Platz sechs ab. Mehr war beim vielumjubelten und mit Gesängen begleiteten Sieg von Italien (3:04,05 Minuten) nicht drin.

Die Italiener nutzten ihre Chance, nachdem Favorit USA den ersten Wechsel verpatzt hatte und erst einmal hinterherlaufen musste. Mit läuferischer Klasse rannten die US-Amerikaner immerhin wieder vor bis auf Rang zwei (3:05,26 Minuten), Bronze ging an Großbritannien (3:05,64 Minuten). Bei einem Blick auf diese Zeiten ordneten die DLV-Athleten ihre Leistung realistisch ein: "Wir hatten auf mehr gehofft", gestand der Jüngste im Bunde Joscha Bretschneider, "wir haben das Beste draus gemacht, aber es hat nicht gereicht."